Rudolf Diesel Superstar |
Geschrieben von Franz Weinberger | |
Heft bestellen - Zum 150. Geburtstag des Erfnders Text: Franz Weinberger Rudolf Diesel wurde am 18. März 1858 als Sohn deutscher Emigranten in Paris geboren. Nach der Flucht aus Frankreich wegen des Deutsch-Französischen Krieges wurde er mit zwölf Jahren zu Tante und Onkel nach Augsburg geschickt. Dort zeigte sich bereits in der technischen Mittelschule sein überdurchschnittliches Talent. Er bekam ein Stipendium und studierte an der Königlich Bayerischen Technischen Hochschule in München. Das Examen schloss er mit der besten Leistung seit Gründung dieser Institution ab. In den Vorlesungen von Prof. Carl Linde zur Thermodynamik hatte er vom schlechten Wirkungsgrad der Dampfmaschinen erfahren. Dadurch angeregt entstand die Idee eine "rationelle Wärmekraftmaschine" zu entwickeln. Im Jahr 1892 erhielt er für sein theoretisches Konzept sein erstes Patent, dass er ein Jahr später etwas abgeändert erneuerte. Damit hatte er jedoch nur die Grundlage gelegt. Bis zur Realisierung in Form eines laufenden Motors war es jedoch noch ein entbehrungsreicher und mühevoller Weg. Man braucht schon eine große Portion Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen, wenn man mit einer völlig neuen Idee die Welt verändern will. Man muss sich vor Augen halten, dass Ende des 19. Jahrhunderts alles von Dampfmaschinen beherrscht wurde. Ob beim Güter- und Personentransport, auf der Schiene, oder in den Manufakturen und Industriebetrieben, überall lieferten die riesigen dampfenden und qualmenden Ungetüme die nötige Antriebsenergie. In dieser Zeit kam ein 34jähriger Ingenieur zu einem Dampfmaschinen-Hersteller mit einer revolutionären Idee. Er behauptete eine Maschine bauen zu können, die wesentlich effizienter arbeiten würde als seine aktuellen Produkte. Tatsächlich setzten die Dampfmaschinen nur etwa 6 bis 10 % der Energie, die in der Kohle steckt, in mechanische Arbeit um. Der junge Ingenieur versprach einen theoretischen Wirkungsgrad von mehr als 70 %. Die Skepsis des Generaldirektors der Maschinenfabrik Augsburg war groß. Nach mehreren Anläufen bekam Rudolf Diesel jedoch seine Chance. Er bekam die notwendigen Mittel zum Bau des ersten selbstzündenden Motors zur Verfügung gestellt. Es dauerte beinahe vier Jahre bis der Motor zufrieden stellend lief. Dieses Ungetüm konnte seine Ähnlichkeit mit den Dampfmaschinen nicht verbergen. Drei Meter ragte die massive 4,5 Tonnen schwere Stahlkonstruktion in die Höhe. Es wurde mit Petroleum betrieben, das mittels Druckluft in den Zylinder eingeblasen wurde. Als Leistung wurden stattliche 18 Pferdestärken gemessen und der Wirkungsgrad lag bei erstaunlichen 26,2 %. Damit stellte Diesels "rationelle Wärmekraftmaschine" alle anderen Antriebsmaschinen in den Schatten. Sie arbeitet ohne Zündapparat, benötigt keine Kesselanlagen und auch keinen Kohlenbunker. Gegenüber dem Ottomotor hatte der Dieselmotor drei entscheidende Vorteile: Er war robuster, da er aus weniger Teilen bestand, er war in der Lage Schweröl zu verbrennen, das billiger als Benzin war - und sein Wirkungsgrad übertraf auch den Fremdzündungsmotor bei weitem. Damit gab Rudolf Diesel den Anstoß für ein neues Zeitalter: Die Dampfmaschinen wurden abgelöst und damit die Kohle vom Erdöl verdrängt. Sehr rasch verbreitete sich die neue Antriebsmaschine in Industrie und Wirtschaft sowie in der Schifffahrt. Bis der erste Dieselmotor in einen Lkw eingebaut wurde dauerte es allerdings bis nach dem ersten Weltkrieg. MAN präsentierte 1924 auf der Berliner Ausstellung den ersten Diesel Lkw, der bald darauf in Kleinserie hergestellt wurde. Bis zum heutigen Stand der Technik war es ein weiter Weg. Die zündende Idee von einst hat sich in der Welt des Transports längst zum Antrieb Nummer eins entwickelt - Nutzfahrzeuge - kleine wie große - und Schiffe werden beinahe ausschließlich mit Dieselmotoren betrieben. Selbst bei Personenwagen beträgt die Diesel-Ausrüstungsquote heute mehr als 40 %. Geht es um Transport, ist der hoch effiziente Selbstzünder nicht mehr wegzudenken. Und was wurde aus dem genialen Erfinder Rudolf Diesel? Die erfolgreiche Realisierung seiner Idee machte ihn zu einem reichen Mann. Er vergab weltweit Lizenzen, deren Erträge ihm und seiner Familie einen großbürgerlichen Lebensstil im Münchner Nobelviertel Bogenhausen ermöglichten. Die Kehrseite seines Erfolges waren hohe Verluste aus Grundstücksspekulationen, falsche Freunde und endlose Patentprozesse. Diese Misserfolge zehrten an dem sensiblen Technikgenie der in wirtschaftlichen Dingen keine so glückliche Hand hatte. Am 29. September 1913 stürzte Rudolf Diesel auf einer Schiffspassage nach England ins Meer und ertrank. Ein bis heute ungeklärter Tod um den sich zahlreiche Mythen ranken. Vieles deutet auf Selbstmord hin, Beweise gibt es bis heute keine dafür. Ein tragisches Ende für einen herausragenden Menschen, der sich seiner Idee bis zur völligen körperlichen Erschöpfung gewidmet hat. |
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