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Freitag, 29. März 2024
Rolls-Royce Silver Shadow des Josef Meinrad Drucken E-Mail
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

Heft bestellen - Rolls-Royce Silver Shadow des Josef Meinrad

Wir fahren Geschichte:
Der Rolls Royce des Kammerschauspielers

Wolfgang M. Buchta durfte recherchieren und fahren, Ulli Buchta hat photographiert

 

ImageAm 21. April 1913 wurde in Wien Josef Mouc?ka als jüngstes Kind eines Wiener Straßenbahnfahrers geboren. Der kleine Josef besuchte zuerst die Volksschule und danach das Redemptoristen-Gymnasium Katzelsdorf bei Wiener Neustadt und wollte eigentlich Priester werden.  1929 verließ er das Internat und begann eine kaufmännische Lehre und, das sollte für die weitere Geschichte wichtiger sein, Schauspielunterricht.  1930 trat der junge Schauspieler, der sich jetzt Josef Meinrad nannte, erstmals öffentlich auf - bei den Hans-Sachs-Festspielen in Korneuburg.  Bereits vor dem Krieg hatte Meinrad ein kurzes Engagement am Wiener Burgtheater gehabt, eher er 1940 zu einem "Fronttheater" zur Truppenbetreuung abkommandiert wurde.
Bereits am 22. Oktober 1945 stand Meinrad wieder auf der Bühne der Burgtheaters und war bald eine "fixe Größe" im österreichischen Theaterleben - Burgtheater, Salzburger Festspiele, Bregenzer Festspiele, Theater an der Wien, ...
Als Würdigung seiner schauspielerischen Leistungen bekam Meinrad 1959 den Iffland-Ring, die vielleicht höchste Auszeichnung für deutsprachige Schauspieler, verliehen.
Aber nicht nur auf "den Brettern, die die Welt bedeuten" war Meinrad ein Star. Bekannt wurde er auch durch drei Sissy-Filme an der Seite von Romy Schneider, wo er Oberst Böckel, den Adjutanten der Kaiserin, spielte, und durch seine Rolle als Pater Brown in der gleichnamigen Fernsehserie.
Persönlich wird Josef Meinrad, der umjubelte Burgschauspieler und Filmstar, als überaus bescheiden beschrieben, was ihn aber nicht daran hinderte, insbesondere bei seinen Film- und Fernsehauftritten ein gefürchteter Verhandler zu sein, wenn es um seine Gagen ging.
ImageUnd Meinrad wusste seine Einnahmen auch gut anzulegen und so konnte er sich 1966 seinen automobilen Lebenstraum erfüllen - einen Rolls Royce. Es handelte sich um einen Silver Shadow, der damals am Beginn seiner Bauzeit stand, in elegantem Grau - schließlich war man ja auf die Bescheidenheit bedacht. Anlässlich der Anschaffung des Luxuswagen ist von Meinrads scharfzüngiger Kollegin Adrienne Gessner ein Zitat überliefert: "Ja, seit der Herr Meinrad den Rolls-Royce hat, ist er noch bescheidener."
Mit seinem 65. Geburtstag im Jahr 1978 beendete Meinrad seine Zugehörigkeit im Ensemble des Burgtheaters und stand bis Mitte der 80er an verschiedenen Theatern auf der Bühne.  Aber seinen Silver Shadow hegte und pflegte er über all die Jahre hinweg und blieb dem Wagen natürlich auch in seiner Wahlheimat Großgmein bei Salzburg treu.
Als Meinrad aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit seinem geliebten Wagen fahren konnte, parkte er diesen im Wohnzimmer seines Hauses, um zumindest den Fernsehabend von dessen Ledersitzen aus genießen zu können.  1996 verstarb Meinrad an einem Krebsleiden und wurde in Großgmein beigesetzt. Sein Rolls Royce landete bei Johann Bachmaier, wo er bis heute gehegt und gepflegt wird, auch wenn eraus dem Wohnzimmer wieder in die Garage "übersiedeln" musste.
Der Silver Shadow wurde 1965 präsentiert und löste den Silver Cloud ab. Der Silver Shadow war technisch - erster Rolls Royce mit selbsttragender Karosserie - und optisch ein Bruch mit alten Taditionen. Der Silver Shadow, der in der Projektphase eigentlich "Silver Mist" heißen sollte - ratet einmal, warum der Name dann doch nicht verwendet wurde - war auch der erste Rolls Royce mit "single bow"-Karosserie, wie im Englischen die "Pontonkarosserie" genannt wird.
Der Silver Shadow war um rund 10 cm schmäler und um 20 cm kürzer als sein Vorgänger, bot aber dank der modernen Karosserie deutlich mehr Passagier- und Gepäckraum. Und dank des zeitlos gelungenen Designs von John Polwhele Blatchley war der Wagen auch optisch durchaus beeindruckend.
ImageUnter der gelungenen Karosserie sorgte der bewährte V-8-Motor aus dem Silver Cloud III - 6.2 Liter Hubraum und "ausreichend" (= 178 PS) Leistung für den Vortrieb. Das von GM zugekaufte Automatikgetriebe übertrug die Kraft auf die Hinterachse, die jetzt auch Einzelradaufhängung hatte. Scheibenbremsen und eine aufwändige hydraulische Federung (Lizenz Citroen) vervollständigten das technische "Modernisierungspaket".
1966 kostete der Silver Shadow in Österreich öS 497.300,-. Ob Meinrad den Listenpreis bezahlt hat oder einen "Prominentenbonus" bekommen hat, ist nicht überliefert.
Mit dieser Form war Blatchley tatsächlich ein Meisterwerk gelungen, das bis 1980 in optisch praktisch unveränderter Form (und mit vorsichtigen technischen Änderungen) gebaut wurde und mit rund 30.000 Exemplaren (25.000 Standard Steel Saloon und 5.000 Long Wheel Base) zum erfolgreichsten Rolls Royce bis dato werden sollte.
Dieses geschichtsträchtige Exemplar ist übrigens "vielleicht zu verkaufen" - der Besitzer ist unter 0664/22 09 284 zu erreichen ...
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