Home arrow Archiv arrow AC 2013/06 arrow Südtirol Classic Schenna  
Donnerstag, 28. März 2024
Südtirol Classic Schenna Drucken E-Mail
Geschrieben von Redaktion   

Heft bestellen - Südtirol Classic Schenna - Doppelt hält besser

Unter wechselndem Namen ist die "Südtirol Classic" in Schenna eine traditionsreiche Veranstaltung, die kommendes Jahr ihr 25-Jahr-Jubiläum feiert.  Und seit einigen Jahren gibt es im Herbst eine zweite "Südtirol Classic", die "Golden Edition".  Am Vorabend des "Silver Jubilee" wollten wir uns die Sache ganz genau ansehen, und zwei Teams von Austro Classic waren bei beiden Ausgaben ...

 

Schenna Classic - "Rallye der Sympathie"

Text: Hans Jürgen Ginter
Photos: H. J. Ginter & Martina Ginter

ImageSchenna/Südtirol. Schon die Anfahrt nach Schenna mutet an wie in den schönsten Reisekatalogen.  Da wurde nichts geschönt. Malerisch schmiegt sich der Ort in fast 700 m Höhenlage an die Berge. Schon auf halber Höhe von Meran kommend, bietet sich ein atemberaubendes Panorama. Und das herrliche Sommerwetter tut das übrige dazu. Schon lange steht eine Alpen Rallye auf meiner "must have"-Liste ganz oben und jetzt weiß ich, dass diese Südtirol Classic die richtige Wahl gewesen ist. Und genauso dachten wohl viele Oldtimerfreunde auch, denn auf den Straßen rund um Meran und Schenna ist die Oldtimerdichte, abgesehen von den 120 gemeldeten Teilnehmern, extrem hoch.  Nicht wenige Liebhaber klassischer Automobile, besonders aus Deutschland, sind zu dieser Alpenrallye im eigenen Oldtimer angereist, und begleiten die Rallye begeistert auf den jeweiligen Tagesetappen, durch die atemberaubende Bergwelt Südtirols. Den Fokus dieser Veranstaltung mit Tradition, haben die Verantwortlichen bewusst auf Genuss ausgerichtet. Wenn nicht die Kombination aus feiner Technik, anmutigem historischem Fahrzeugbau und Design, von Enthusiasten präsentiert auf den schönsten Panoramastrecken Europas, - was sonst könnte man als Genuss in diesem Genre bezeichnen?  Enge Alpentäler, kurvige Passstraßen bis über 2000 m Höhe und das Weltkulturerbe Dolomiten standen auf dem Programm. Eine Fahrstrecke von insgesamt 729 km, verteilt auf 5 Tagesetappen war von den Teilnehmern zu bewältigen.

ImageDabei war die Dolomitenrundfahrt am Freitag mit 238 km die Königsetappe, auf die sich alle am meisten freuten. Aber auch an den anderen Tagen waren die Strecken von besonderem Reiz, zum einen für die Motoren der wahrlich automobilen Legenden die bei hochsommerlichen Temperaturen extreme Höhenunterschiede überwinden mussten, ohne selber allzu sehr zu überhitzen. Zum anderen wegen der einzigartigen Bergpanoramen, die man so nur selten erleben kann. Die Streckenführung, mit Eisacktal, Jauffenpass, Passeiertal, Sarntal, Etschtal, Geislerspitzen, liest sich ehrfürchtig in der Programmvorschau und genauso empfindet man es dann auch. Am Freitag, bei der Dolomitenrundfahrt, passierte der Tross, der mit allen Begleitfahrzeugen und Helfern aus rund 250 Personen in ihren Fahrzeugen bestand, Gipfelschönheiten wie Rosengarten, Langkofel und Sellajoch.  Geschickt eingestreut in 3 der Tagesetappen gab es für die Piloten und Copiloten noch 10 Sonderprüfungen zu meistern, bei denen vorgegebene Distanzen, jeweils mit einer festgelegten Durchschnittsgeschwindigkeit, zu befahren waren.
Entsprechend der Abweichung vom Sollwert, wurde eine Wertung in Punkten vergeben. Fahrerisches Geschick und Kooperation mit dem Copiloten zählten dabei besonders.  Ein gelungenes umfangreiches Rahmenprogramm vervollständigte diese erlebnisreiche Woche. Neben dem Besuch einer Weinkellerei und weiteren Besichtigungen, rundete das traditionelle Galadiner im Schloss Rametz, das Event auch kulinarisch ab. Bei der Classic Party am Donnerstagabend sorgte die Queen & Freddy Mercury Tribute Band für ein musikalisches Highlight, ebenso wie die Org. Südtiroler Spitzbuam, die am Sonntag zum Frühschoppen mit Siegerehrung aufspielten. Des angesichts des Dargebotenen alle Teilnehmer ein traumhaftes Oldtimerevent bei Kaiserwetter erleben durften, dazu kann man den Initiatoren und allen Helfern nur gratulieren. Auch deswegen sind eine Vielzahl der Teilnehmer Wiederholungstäter.
ImageAber nicht nur die Teilnehmer dieser alpinen "Rallye der Sympathien", wie sie von Insidern genannt wird, kommen hier voll auf ihre Kosten, sondern auch die vielen Fans und Zuschauer in und um Schenna und Meran und natürlich auch an den Strecken, sind begeistert. Einige der im eigenen Oldtimer angereisten Enthusiasten werden sich sicherlich zukünftig auch um eine Teilnahme bewerben. So trafen wir beispielsweise Familie Görg aus Montabaur/Deutschland, die bereits seit 15 Jahren regelmäßig zur Südtirol Classic, abwechselnd in einem ihrer 10 eigenen Oldtimer, anreist. Edgar Görg lobte die Veranstalter dahingehend, dass die Teilnahmebedingungen an der Südtirol Classic beispielhaft durchdacht sind und in ihrer Staffelung in Bezug auf Kosten, zu belegende Etappen, Kost und Logie usw., für jeden Interessenten individuell gewählt werden kann.
Dazu möchte ich anmerken, das in der Vergangenheit viele Oldtimerveranstaltungen, gerade auch in Deutschland, angesichts extrem hoher Nenngelder in die Kritik geraten sind. Eigentlich schon fest etablierte Veranstaltungen wurden u. a. wegen dieser und anderer Kostenfragen, abgesagt. Eine Entwicklung, die zu überdenken ist. Nicht so bei dieser Südtirol Classic.  Beim täglichen Start der Boliden im 30-Sekunden-Takt, morgens um 8 Uhr 30 auf dem Raiffeisenplatz in Schenna und bei der Rückkehr des Starterfeldes am Nachmittag, jubelten die Menschen dem Retro Corso zu. Nicht jede gepriesene Rallye kann auf ein solch hochkarätiges Starterfeld verweisen, wie die Südtirol Classic. Die Euphorie Aller, angesichts Fahrzeugen vom Kaliber eines Bentley Speed Six oder Delahaye Le Mans, Lagonda LM 45, Mercedes Benz 300 SL Roadster und Porsche Speedster, alle zum Anfassen nah, wird da nur allzu begreiflich. Wann und wo kommt der Oldtimerfreund einem von nur noch rund 30 Exemplaren existierenden Bugatti Typ 37 A, je wieder so nahe, und wann bietet sich je die Gelegenheit mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen? Hier in Schenna war das möglich.
ImageBemerkenswert war der Anteil an Vorkriegsfahrzeugen bei den Nennungen. Raritäten wie Riley Ulster, BMW 328 Roadster, Jaguar SS 100, Ford Modell A, Morgan Three Wheeler, um nur einige zu nennen, gaben sich hier ein Stelldichein. All das trägt maßgeblich zum Erfolg dieses Events bei. Das Gesamtpaket Südtirol Classic ist in jeder Hinsicht stilvoll und von ganz eigenem Charakter und meine Empfehlung wert. Warum man sie die "Rallye der Sympathien" nennt wird einem hier unmissverständlich klar. Grundsätzlich sind Oldtimer und Oldtimerfahrer unbestritten ganz besondere Sympathieträger, unabhängig von Wert und gesellschaftlicher Stellung. Unbestreitbar auch die sympathische und ursprüngliche Ausstrahlung der Region Südtirol in ihrer Einzigartigkeit der Alpen. Bringt man dies nun zusammen, so wie es hier bei der Südtirol Classic geschieht, wird die Sympathie zum Ausdruck dieser Veranstaltung.
Wer von Ihnen, liebe Leser, es nun bedauert dieses Highlight im Oldtimerveranstaltungskalender versäumt zu haben, den kann ich auf zweifache Weise trösten. Im nächsten Jahr findet die Südtirol Classic natürlich auch wieder statt.  Ich werde sicher wieder dabei sein. Für kurzentschlossene- Lastminute-Traveller aber kann ich die "kleine Südtirol Classic", empfehlen. Diese 7. Südtirol Classic - Golden Edition Schenna findet vom 2. bis 6. Oktober statt und ist gleichermaßen Ihren Besuch wert.

Schenna Classic Golden Edition

Text: Wolfgang M. Buchta
Photos: Wolfgang & Ulli Buchta

Wolfgang & Ulli Buchta hatten gehört, dass der Herbst die schönste Jahreszeit sein soll und dieser Herbst in Südtirol besonders schön sei, und so haben sie sich auf den weiten Weg in den Süden gemacht ...

ImageDie Anreise erfolgte bei prächtigem Wetter, einem Wetter das so prächtig war, dass auch tausende (oder wie viele auch immer) andere Autofahrer den goldenen Herbst auf der Brennerautobahn zwischen Sterzing und Brixen mit einem stundenlangen Stau genießen wollten ...  Was uns zu Lektion Nr. 1 verhalf: Auch mit Anhänger ist der Weg über die Dutzenden Serpentinen des Jaufenpass nicht nur netter als Stau, sondern auch schneller.
Schenna ist ein reizender Ort hoch am Berg über Meran, der nur einen kleinen Nachteil hat: Für dicke Anhänger herrscht ein eklatanter Mangel an Parkplätzen, was uns zu Lektion Nr. 2 führt: Erfahrene Schenna-Stammgäste lassen ihre unhandlichen Anhänger gleich etwas außerhalb, am Parkplatz der Seilbahnstation stehen ...  Was uns zum gemütlichen Kennenlernen mit den anderen Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz führte, die praktisch durchwegs solche Stammgäste waren, die in Summe wohl etliche hundert Südtirol-Besuche hinter sich hatten. Also bitte Vorsicht: Wie es scheint haben Südtirol im allgemeinen, Schenna im besonderen und die Südtirol Classic im ganz speziellen ein hohes Suchtpotential.
Dem abendlichen Apero im Weinkeller folgten drei Fahrtage - Donnerstag bis Samstag - die in die schönsten Dörfer und Orte Südtirols führten - Hafling, Steinegg, Bozen, Brixen, Kurtatsch, ... Und für Genießer wie unsereins (manche mögen von "faulen Säcken" sprechen) ist die "Golden Edition" deutlich besser geeignet, als die sommerliche "Südtirol Classic", denn da gibt es Zeitwertungen statt Weinkeller, Buschenschanken und Brotmarkt.
Ja, sprechen wir es aus: Die "Golden Edition" ist eine kleine, feine und absolut wertungsfreie Ausfahrt, bei der natürlich über wunderbare, winzige Straßen gefahren wird, aber nie so weit oder so lange, dass man ernsthaft hungrig oder durstig werden könnte ...

Image

 
< voriger Eintrag   weiter >