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Donnerstag, 28. März 2024
Renault, die nächsten 60 Jahre... Drucken E-Mail
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

Heft bestellen - Renault, die nächsten 60 Jahre...

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Wie im letzten Heft versprochen: Die 120-jährige Geschichte von Renault endet nicht im Jahre 1960, sondern erstreckt sich bis in die Gegenwart.  Voilà, die Jahre 1960–2018!
Photos: Yannick Brossard, Ulli Buchta und Benoist Girard

 

Die siebte Dekade 1960–1969 Renault R4


Der auf der IAA in Frankfurt im September 1961 präsentierte Renault 4 und sein schwächerer Bruder (mit nur 603 ccm) Renault 3 waren die Antwort auf den Erfolg des 2 CV von Citroen. Der Renault 3 war aggressiv gepreist und sogar ein wenig billiger, als der billigste 2 CV.

Der Renault 4 war das erste Großserienfahrzeug mit Heckklappe und der erste Renault mit Frontantrieb. Der direkte Nachfolger des 4 CV – dessen Motor er auch weiter verwendete – war als „klassenloses Auto“ konzipiert und sollte die Bedürfnisse von Studenten und Familien, Frauen und Landwirten, Städtern und Dorfbewohnern gleichermaßen befriedigen.

Was, wenn man sich die Verkaufszahlen ansieht – bis 1965 500.000 Stück, bis 1966 1 Mio., bis Dezember 1977 5 Mio. und bis zur Produktionseinstellung Ende 1992 8.135.424 Exemplare – offenbar gelungen war.

Im Laufe von 31 Jahren wurde der R4 resp. „Quatrelle“ (für 4L) in aller Welt – von Algerien bis Jugoslawien, von Australien bis Kolumbien und natürlich in Frankreich – gebaut. Die Fülle der Varianten, von der (kurzlebigen) Sparversion Renault 3 bis zum luxuriösen GTL, vom Sinpar 4x4 bis zum Pickup und natürlich zahllose Sondermodelle wie Safari, Sixties, Jogging, … – füllen heute ganze Bücher.

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Die achte Dekade 1970–1979 Renault R5


Als der Renault 5 – der „Spatz von Paris“, wie er in der Werbung genannt wurde, im März 1972 auf den Markt kam, war er als gemeinsamer Nachfolger von Renault 4 und Renault 6 geplant, und wurde dank moderner Technik – selbsttragende Karosserie statt Plattformrahmen – kompakter Abmessungen und günstiger (Betriebs)-Kosten zu einem überwältigenden Erfolg.

Anfangs war der R5 aussschließlich als Dreitürer erhältlich. Die fünftürige Version wurde ab Sommer 1979 angeboten.

Der Renault 5 war vorerst ein typisches „französisches“ Auto – bequem, gut gefedert, sparsam, … – aber die anfangs angebotene Motorisierung mit 782 ccm und 34 PS wuchs im Laufe der Jahre auf 1.397 ccm mit 93 PS (im Alpine) resp. 108 PS im Alpine Turbo.

Diese sportlichen Modelle mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu gut 190 km/h waren auch im Motorsport erfolgreich, und ein eigener „Renault 5 Cup“ war für zahlreiche Rennfahrer der Einstieg.

Ein eigenes Kapitel war der Renault 5 Turbo, ein Mittelmotor-Sportgerät, dessen Karosserie jener des Renault 5 glich. Mit 160 PS aus 1.397 ccm lagen die Fahrleistungen – 6,9 Sekunden auf 100 km/h und einer Spitze von 205 km/h – auf Sportwagenniveau. Der Preis allerdings auch: Um DM 42.000 gab’s 1980 auch die billigste Mercedes S-Klasse oder vier normale R5 ...

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Die neunte Dekade 1980–1989 Renault Espace


In den Jahren 1978–1982 entwickelte Matra eine Großraumlimousine für Talbot, aber der PSA-Konzern sah keine großen Marktchancen und lehnte dankend ab; so kam Renault mit dem Espace zu einem seiner größten kommerziellen Erfolge.

Der Renault Espace – wahlweise mit sieben Sitzen oder 3 Kubikmeter Laderaum – verfügte über einen Rahmen und ein Gerippe aus Stahlblech, das mit Kunststoffteilen verplankt war. Bei einer Länge von 4,25 m begügte sich der Espace mit einem Gewicht von 1.200 kg. Dank aerodynamischer Karosserie mit geneigter Frontscheibe reichten 110 PS aus 2 Liter Hubraum für eine Spitze von 175 km/h. Anfangs waren die Verkaufszahlen bescheiden und von der ersten Generation, 1984–1990, sollten es nur gut 190.000 Exemplare werden.  
 
Der um 18 cm vergrößerte Espace II war wahlweise mit Motoren von 2,0 bis 2,8 Liter Hubraum und als Allradversion „Quadra“ erhältlich. Obwohl auch andere Hersteller diese Fahrzeugkategorie entdeckt hatten, kam der bis 1996 gebaute Espace II auf über 316.000 Stück. Einer davon war der „Espace F1“, der unter der Espace-Karosserie einen Formel-1-V10-Motor mit 810 PS hatte.

Mit den Baureihen Espace II (1996–2002), Espace IV (2002–2014, die erste Baureihe mit Stahlkarosserie) und Espace V (seit 2015) wird die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben …

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Die zehnte Dekade 1990–1999 Sport Spider


In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre durchlebte Renault durchwachsene Zeiten und wollte das Image mit einem sportlichen Modell wieder etwas aufpolieren. Das „Project W94“, später bekannt als Renault Sport Spider, nahm Mitte 1994 mit dem ersten Prototyp Gestalt an und im folgenden Jahr stand ein „Concept Car“ am Automobilsalon in Genf.

Ab Anfang 1996 konnte man den in der ehemaligen Alpine Fabrik in Dieppe gebauten Sport Spider auch käuflich erwerben. Der offene Zweisitzer hatte ein Aluminiumchassis und eine Karosserie aus GfK. Der 2-Liter-16V-Mittelmotor leistet 147 PS und verlieh dem rund 950 kg schweren Wagen beachtliche Fahrleistungen.

215 km/h und 6,9 Sekunden auf 100, resp. 250 km/h und 0–100 km/h in 5,8 Sekunden für die Motorsportversion, denn für den Motorsport war das erste Produkt von „Renault Sport“ ja gedacht. Einige Jahre lang begleitete die „Spider Trophy“ größere Rennserien wie die British Touring Car Championship.

 Viele der rund 1.800 gebauten Sport Spider blieben als höchst begehrenswerte Sportwagen „auf der Straße“ und wurden in zwei Versionen, mit Frontscheibe oder mit einem patentierten Windabweiser, angeboten. Das Tragen eines Helms wurde offiziell empfohlen …

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Die elfte Dekade 2000–2009 Renault Vel Satis


Der Vel Satis – ein Akronym aus „VELocité“ und „SATISfaction“, Geschwindigkeit und Zufriedenheit – saß auf der Plattform des Renault

Laguna resp. Espace und wurde wie diese in Sandouville bei Le Havre gebaut. Optisch erinnerte die Limousine an den exotischen Renault Avantime und wich damit deutlich von dem üblichen Bild einer Luxuslimousine ab, vielleicht all zu sehr für den Mehrheitsgeschmack.

Als Motorisierung wurden zwei Benzin-, 2.0 Liter Vierzylinder oder 3,5 Liter V6, und drei Dieselmotore angeboten.

Ranghohe französische Politiker vom Präsidenten abwärts fanden am Vel Satis als Staatskarossen Gefallen und im Dan-Brown-Film „The Da Vinci Code – Sakrileg“ kam der Vel Satis zu cineastischen Ehren.

Im Ausland blieben die Verkäufe bescheiden; in Deutschland waren es 2003 ganze 1.570 Stück und auch in Großbritannien, wo sich Renault 3.500 Stück pro Jahr erwartet hatte, lagen die Verkaufszahlen bei einem Drittel.

Die 2005 durchgeführte Modellpflege konnte daran auch nichts ändern und am 12. November 2009 rollte der letzte Vel Satis nach nur 62.202 gebauten Exemplaren vom Band ...

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Die zwölfte Dekade 2010 bis heute Renault Zoe


Am Genfer Salon von 2005 tauchte erstmals ein City Car Concept von Renault mit dem Namen Zoe auf – ein 3,45 m langer Dreisitzer, der außer dem Namen, mit dem späteren Elektroauto nichts gemein hatte.

2009 stand eine elektrisch angetriebene Renault Zoe Concept auf der IAA in Frankfurt, die sich durch Flügeltüren und einem durchsichtigen Dach auszeichnete. Ein Jahr später stand ein fast serienreifer, konventioneller Kleinwagen – ohne Flügeltüren, mit normalem Dach, … – in Paris – und seit 2012 kann man die Zoe – ein rein elektrischer kompakter, fünftüriger „Supermini“ – käuflich erwerben. Der 66 kW (90 PS) Synchronmotor treibt die Vorderräder bis zu einer (abgeregelten) Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h. Bei der ersten Baureihe betrug die Kapazität der Batterien 22 kWh, was nach NEFZ für eine Reichweite von 210 km reichte. Die aktuellen Modelle haben eine Batteriekapazität von 41 kWh.

Bemerkenswert ist, dass im Gegensatz zu anderen Anbietern, Renault die Akkus gegen eine Monatsmiete – anfangs verpflichtend, später optional – anbietet.

Dass die Zoe am französischen Markt der Bestseller unter den Elektroautos ist, sollte nicht überraschen, aber auch international gehört der Wagen zu den erfolgreichsten Elektrofahrzeugen.

Erwähnenswert vielleicht auch, dass eine Zoe Renault aus Paris im Mai 2010 auf Unterlassung klagte – und verlor …

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