Lieber Herr Eder !
Bin völlig Ihrer Meinung, Messtoleranzen etc. in dieser Größenordnung kommen bei jeder Rallye vor und stellen auch die erfahrenen Teilnehmer vor keinerlei Probleme. Selbst bei einem Schnitt von 40 kmh wäre das schlimmstenfalls eine halbe Sekunde. Bei der 1000er 2009 waren wir allerdings mit anderen Größenordnungen konfrontiert. Natürlich kann das Wetter eine Rolle spielen, und natürlich werden sich auch routinierte Fahrer immer wieder bei den Schnitt-Tabellen vergreifen, alles schon dagewesen. Nur: da gab es Sonderprüfungen, in denen tatsächlich das gesamte Feld zu langsam war, Durchschnittsfehler 5 Sekunden. Mit anderen Worten: da gab es am hinteren Ende noch ganz beträchtlichere Abweichungen. Nächste Sonderprüfung: plötzlich waren alle Teilnehmer zu schnell, im Durchschnitt um 2 Sekunden.
Wenn Sie dieses Abweichungen in Meter umrechnen sind Sie meilenweit von Meßtoleranzen weg. Auch scheint es den verantwortlichen Zeinehmern keinen erhellenden Kommentar wert, warum diese o.a. Zeitabweichungen ausschliesslich einmal in die eine und 30 km weiter in die andere Richtung weisen. Noch immer Messtoleranz ? Weitere Ungereimtheiten sind den Schreiben anderer Teilnehmer zu entnehmen, die im übrigen nur die briefschreibende Spitze des Eisbergs waren.
Der in der letzten Austro Classic publizierte Antwortbrief eines Mitglieds des Organisationsteams ist ein Meisterstück an Schönfärberei. Die kapitalen Ausreisser bei manchen Sonderprüfungen werden nicht weiter kommentiert. Die gesammelten Tagesergebnisse werden in einen Topf geworfen (natürlich gab es auch Sonderprüfungen mit minimalen Abweichungen), und so ein optisch gerade noch akkzeptables sog. Durchschnitt-Tagesergebnis für das gesamte Feld präsentiert. Eine reichliche dünne Suppe, die da vom Veranstalter einer der bislang renommiertesten Traditionsrallies serviert wurde. Es bleibt zu hoffen, dass solche Verrenkungen im Krisenmanagement nicht Schule machen, denn obwohl ich mit der Nennung Unzulänglichkeiten akkzeptiere, gibt es meines Erachtens sowohl eine Schmerzgrenze als auch Verpflichtungen seitens des Veranstalters.
Nicht Ihrer Meinung bin ich mit der Entartung der Veranstaltungen im Allgemeinen. Wenn ich mir so den Kalender der letzten Jahre ansehe, gibt es Oldtimer-Rallies für jeden Geschmack, vom Korso bis zum sportlichen Fahren. Ich gehe davon aus, dass jeder freiwillig an der von ihm gewählten Veranstaltung teilnimmt: entpricht sie nicht seinen Erwartungen, dann wird er sich, die Nachfrage bestimmt ja ebenfalls den Markt, einer anderen Veranstaltung zuwenden. Bei der heurigen 1000er ist mir jedenfalls dieser Gedanke gekommen, bedauerlicherweise um einige Hundert Euro zu spät.
Reiner Simak
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