Happy Birthday, Ennstal Classic!
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

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Vor 20 Jahren standen 35 Autos am Start, die mit "Müh’ und Not" von befreundeten Händlern und Sammlern "zusammengekratzt" worden waren - heuer waren 230 Klassiker am Start, und schätzungsweise noch einmal so viele, die gerne mitgefahren wären ... Wolfgang und Ulli Buchta waren bei der Jubiläums-Ennstal-Classic dabei ...

Photos: Ulli Buchta, Alexandra Felts, Martin Huber, Marcus Kucera und Rudi Schulz

 

ImageEs war einmal, so beginnen ja viele Märchen, und so beginnt auch das Märchen von der Ennstal Classic, zwei Freunde. Helmut Zwickl, gelernter Drogist und Motorsport Enthusiast und Michael Glöckner, Student der Jurisprudenz und angehender Motorsport Photograph. Jahre später, Zwickl mittlerweilen einer der renomiertesten Motorsportjournalisten Österreichs und Michael Glöckner Tourismus-Chef von Gröbming im Ennstal, trafen die beiden wieder zusammen und heckten einen Plan aus, um alte Autos ins schöne Ennstal zu locken. "Ennstal Classic" sollte das ganze heißen...
Wobei unser dynamisches Duo natürlich ein besonderes Handycap hatte: Praktisch alle historischen Veranstaltungen - von der Alpenfahrt bis zum Braunsberg, von der Doppelhütte bis zum Gaisberg - berufen sich irgendwie auf die motorsportliche Vergangenheit. Zwickl & Glöckner, begannen - im wahrsten Sinn des Wortes - auf der sprichwörtlichen grünen Wiese. Zwar erklommen einst Sträflinge, Bergarbeiter und Peter Rosegger den Stoder Zinken, aber Bergrennen gab es - unseres Wissens - nie.
Und was so klein begonnen hat wuchs und wuchs und wuchs. Natürlich hatten unsere beiden Märchenfiguren und ihre mittlerweile fast 100 Mitarbeiter auch Glück. So konnte Zwickl dank seiner guten Kontakte in die Motorsportwelt Rennfahrergrößen wie Karl Wendlinger, Dieter Quester oder Franz Wittmann sowie einen gewissen Walter Röhrl ins Ennstal locken - ohne Startgeld natürlich. Röhrl kam mit seinem privaten Austin Healey und mit seiner Gattin Monika am Beifahrersitz. Familie Röhrl gewann die erste Ennstal Classic und das Interesse von Presse und "Weltöffentlichkeit" war geweckt.
ImageIm zweiten Jahr konnte eine weitere "Rennfahrer Familie" gewonnen werden: Sir Stirling Moss mit Gattin Susie. Haben wir schon erwähnt, dass Zwickl beste Kontakte zur Motorsportwelt hat?
Und so ging es weiter. Werksteams kamen mit raren Autos aus ihren Museen, 1996 stiftete Mercedes die "Alfred Neubauer-Trophäe" für den Gesamtsieger, 1997 gewann Walter Röhrl mit Peter Falk auf Porsche 356 die Ennstal zum zweiten Mal und 1998 stand Rallyelegende Rauno Aaltonen mit Mike Höll am Siegespodest ganz oben. Die ersten Jahre des neuen Jahrtausends dominierte der leider verstorbene Rudi Schraml mit Gesamtsiegen in den Jahren 2000, 2001, 2004 und 2005.
Und die Ennstal Classic wuchs noch immer - mehr Teilnehmer, exklusivere Autos und exklusivere Prominente. Seitenblicke & Co hatten die Veranstaltung ins Herz geschlossen und machten sie zur wohl einzigen international bedeutenden Veranstaltung in Österreich, über die man nicht nur in Austro Classic liest, sondern auch in internationalen Magazinen von "Octane" bis "Road & Track", von "Classic & Sportscar" bis "Motor Klassik".
Heuer nahmen nicht nur 230 Klassiker den Stoder Zinken, den Stadt-Grand-Prix, die eigentliche Rallye selbst und den Red Bull Ring unter die Räder, sondern es gab auch ein interessantes - und vielleicht zukunftsweisendes - Rahmenprogramm für zukünftige Klassiker. Und nach vielen Kilometern standen die Sieger fest:

1. Platz Helmut Schramke / Peter Umfahrer, Jaguar XK 150 DHC, 1960
2. Platz Karsten Wohlenberg / Monika Wohlenberg, Mercedes- Benz 230 SL, 1964
3. Platz Christian Mitterdorfer/ Isabella Barth, Jaguar E-Type S1 OTS, 1965

Wir gratulieren ihnen zum Erfolg und den Veranstaltern zum runden Geburtstag. Ad multos annos!

ImageMit dem Mazda Roadster auf der Ennstal Classic


Dass eine Veranstaltung von der Größe der Ennstal Classic ohne Sponsoren und nur von den Nenngeldern allein leben kann, glauben wohl nur ganz weltfremde Naturen. Also werden Firmen gewonnen, die dann einzelnen Wertungen den Namen geben, im Programm und auf Plakaten mit ihrem Logo aufscheinen und zu dem einen oder anderen Abendessen einladen dürfen. Einer dieser Sponsoren war heuer Mazda ... Soweit, so gut. Aber Mazda machte mehr daraus, viel mehr ...
Wer sind, so stellt man sich den Inhalt einer streng geheimen Strategiesitzung im Hause Mazda vor, eigentlich die Leute, die unseren feinen, kleinen Roadster, den MX-5 kaufen? Nun, das sind wohl nicht die typischen, desinteressierten Brot-und-Butter-Auto-Konsumenten, sondern jene, die dem Automobil Interesse, ja sogar Liebe entgegen bringen. Erinnert euch das an irgend jemanden? Richtig, an uns, die sogenannten "Oldtimer Fahrer".
Wenn ich mich so zurückerinnere, irgendwann Anfang der 80er Jahre war mein erster "Oldtimer" ein obskurer, 13 Jahrer alter, englischer Sportwagen mit ebensovielen Vorbesitzern wie Lebensjahren. Und warum gerade der? Hauptgrund war wohl, dass ich mir einen Mazda MX-5 - Ooops, den gab es ja damals noch nicht, also einen neuen Spitfire oder MG B -schlicht und einfach nicht leisten konnte. Und in Freundeskreis war es nicht viel anders. Und siehe, was aus uns geworden ist ...
ImageAlso lasst uns behaupten, dass die heutigen MX-5 Fahrer und die BMW Z4 Fahrer und die Porsche Boxster Fahrer und... - vielleicht(!) - die Hüter der Tradition von morgen, vulgo die Oldtimerfahrer, -pfleger und -liebhaber sind - also die zukünftigen Teilnehmer Starter bei Ennstal Classic & Co. Also haben Mazda und Ennstal Classic etwas geniales - keine Ahnung, ob ihnen das so bewußt war - ausgeheckt: Eine Gruppe von rund 30 MX-5 Fahrern durften im Rahmen der Ennstal Classic mitfahren und altes Benzin schnuppern - eine klassische Win-Win-Situation: Mazda hatte für seine Sponsorgelder maximalen Werbewert, die "jungen" Teilnehmer hatten ihre Freude und sind vielleicht auf den Geschmack gekommen und die Zuseher hat es auch nicht gestört - mit "unserem" nagelneuen MX-5 - Danke, Mazda! - bekamen wir fast soviel Applaus wie die "echten Oldtimer"...
Vielleicht ein Denkanstoß für andere Hersteller und Veranstalter? Wie wär es mit einer Sonderwertung für Mercedes SLK am Gaisberg, VW Beetle bei der Alpenfahrt, (moderne) Minis am Braunsberg, Hyundai Veloster bei den Vienna Classic Days oder...
Das wäre aus meiner Sicht gelebte Nachwuchsförderung und sympatische Öffentlichkeitsarbeit, Großes Kompliment and Mazda und Ennstal Classic! Und natürlich auch an die Firma Keusch und Ferrari, die in kleinerem Umfang auch dabei waren ...