Tour Auto Lissac 2008 |
Geschrieben von Werner Fessl | |
Heft bestellen - Tour Auto Lissac 2008 oder 2000 Rallyekilometer durch Frankreich Text: Werner Fessl Nach dem Nennschluss mit Jahresende 2007 musste ich mich, etwas überraschend, im Jänner kurzfristig um einen anderen Beifahrer umsehen. Mein Freund Wolfgang Stelzmüller ist spontan eingesprungen und hat seine Aufgabe hervorragend gelöst. Waren wir doch schon früher öfter in einem Auto zusammen erfolgreich unterwegs. Die Chemie stimmte einfach. Die logistischen Vorbereitungen begannen, wie oben angedeutet, mit dem Transport. Die erste Etappe am 12. April fuhren wir mit dem Autoreisezug. Zugfahrzeug, Anhänger und darauf das Einsatzfahrzeug von Wien bis Feldkirch/Vbg in einem Schlafwagenabteil. Weiter auf eigenen Achsen durch die Schweiz und Mittelfrankreich nach Beaune im Burgund. Dort kannte ich von einer früheren Veranstaltung Monsieur Michel Pont, den Besitzer von Chateau Savigny, der uns unser Gespann für die Dauer der Veranstaltung einstellen ließ. Beaune liegt zirka auf halbem Weg zwischen Paris (350 km) und Marseille (450 km), also ideal für unsere Zwecke. Sonntag, den 13. April fuhren wir mit unserem Abarth 124 rally gemütlich auf der Autobahn nach Paris und stellten das Fahrzeug im Grand-Palais zu den anderen 250 Teilnehmerfahrzeugen, wie immer „Vom Feinsten“. Aufzählung gefällig: 2 Ferrari 250 GTO, 35 Ferrari 275 GTB, SWB, TDF, Dino 246 usw., 25 Renault Alpine A110, davon einige 1800er und ein Modell 1800 mit 4-Ventil-Motor. Porsche war mit etwa 30 verschiedenen Modellen vom 550 RSK, 904, Carrera 6 bis Carrera 2,7 RS vertreten. Nicht zu vergessen die 8 OSCA-Modelle, da diesmal die Veranstaltung unter der Markendevise OSCA stand. Die Marke OSCA (Officine Specializzate Costruzione Automobili) wurde von den Brüdern Maserati gegründet und diese Fahrzeuge gelten als Vorläufer von späteren Maseratimodellen. Nach der Abnahme am Montag starteten wir Dienstag von Chateau de Fontainebleau Richtung Beaune zur ersten Etappe über ca. 350 km. Diese Etappe war durch nette Sonderprüfungen, z. B. Chablis, ja ja der Weinort, und einer Sonderprüfung in Dijon Prenois auf dem ehemaligen F1-Rundkurs gewürzt. Weitere Etappen nach Vichy mit der Sonderprüfung am Grand-Prix-Kurs in Magny Cours und Brive la Gaillarde mit der Sonderprüfung in Charade, dem ehemaligen Clermont Ferrand, forderten unsere ganze Konzentration. Der Veranstalter hatte jeden Tag einen guten Mix aus Rundstrecke und Rallyesonderprüfung vorbereitet und zog sein Programm mit großer Präzision durch. Wir hatten immer genug zu tun. Bei allen Sonderprüfungen feuerten uns zahlreiche Zuseher und Schlachtenbummler zu Höchstleistungen an. Deshalb gab es auf diesen engen und verwinkelten Strecken auch einige Ausritte, die unsere Konkurrenten dezimierten. Die vorletzte Etappe führte uns durch das Hochland von Aubrac und zurück zum Rhonetal nach Avignon, dem letzten Etappenort vor dem Ziel in Marseille. Als besonderes Schmankerl sollte die Sonderprüfung auf den Mont Ventoux gleich am Morgen des Samstages gefahren werden. Das musste leider ausfallen, weil Schnee die Strasse blockierte, sodass wir in Paul Ricard/Le Castellet, der letzten Rundstrecke, etwas mehr Zeit hatten für unsere Trainingsrunden. Wir nützten diese Chance und konnten uns durch eine gute Leistung noch um einige Plätze verbessern. Nach dem Zieleinlauf in Marseille am Abend des 19. April hatten wir insgesamt ca. 2000 Kilometer unter Wettbewerbsbedingungen absolviert und einen 10. Gesamtrang in der Regularity von 150 Teilnehmern erkämpft. Was uns besonders gefreut hat ist, dass wir eine Sonderprüfung sogar gewinnen konnten. Ein Wort noch zum Ablauf von Sonderprüfungen: Schon im Jänner mussten wir angeben, welchen Schnitt wir wählen würden. Nach Telefonaten mit dem Veranstalter über die Schnittgeschwindigkeiten bekamen wir nur die Auskunft: „Das hängt von der Straße, dem Wetter und wahrscheinlich der Laune des Rennleiters ab.“ Daraufhin wählten wir aus Slow, Medium und Fast natürlich Fast, dass uns nicht fad wird und vertrauten auf die Leistungsfähigkeit unseres Fiat Abarth. Das stellte sich zwar als sehr lustig heraus, war aber für ein Gesamtergebnis nicht sehr förderlich. Umso höher ist die Leistung meines Beifahrers zu werten, weil bei Schnitten zwischen 55 und 80 (achtzig) auf unbekannten, engen französischen Güterwegen, kann das ganz schön flott sein (alle 4,5 sek eine Ansage) und Wolfgang beschwerte sich nach den Sonderprüfungen immer über einen ausgetrockneten Mund. Die Siegesfeier im Palais Pharao in Marseille fiel dementsprechend entspannend aus und wir konnten unseren Flüssigkeitsmangel mit französischem Rotwein ausgleichen. Dabei lernten wir wieder viele neue Freunde kennen. Die Rückfahrt über die Autobahn von Marseille zu unserem Gespann nach Beaune verlief im Gedanken an eine tolle Veranstaltung, bei der wir erfolgreich mitfahren durften. Gewonnen hat das Ehepaar Linwood auf Porsche Carrera 2,7 RS vor Haquette/Vanlanduyt, Porsche 904 und Ruston/Haylock, Porsche 356. Platz 10 Fessl/Stelzmüller, Fiat Abarth 124 rally und, leider durch einen technischen Defekt zurückgeworfen, das zweite österreichische Team Feichtinger/Haberl auf Porsche 550 RSK auf Rang 73. |