BMW M3 - Das Herz der Marke
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

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Wolfgang M. Buchta (Text) und Ulli Buchta (Photos) haben sich drei Generationen des BMW M3 genauer angesehen.

 

ImageSeit 1922 sind unter dem Namen "BMW" eine Vielzahl von Produkten auf den Markt gekommen - Motorräder, Klein- und Luxuswagen, Flugmotoren, ... - aber woran denken Menschen spontan, wenn der Name BMW fällt? Die meisten vermutlich an kompakte, sportliche Automobile, wie etwa die klassische 02-Baureihe oder die bis heute so erfolgreiche 3-er Reihe. Und in diese kompakten, sportlichen Baureihen fand sich meist ein unumstrittener Star.
Die Geschichte der "Baureihe 114", wie die BMW 02-er Serie offiziell heißt, ist bekannt und wurde einst in AC 2002/01 ausführlich behandelt.
Interessant im Sinne unserer Geschichte hier wird es im Jahre 1973, als BMW - pünktlich zum Beginn der Ölkrise zum denkbar unglücklichsten Zeitpunkt - den BMW 2002 turbo präsentierte.  Der "E20" war der erste deutsche Serienwagen mit Turbomotor (vor dem Porsche 911 Turbo aber nach dem Chevrolet Corvair Monza Spyder von 1962) und leistete stolze 170 PS aus dem vom normalen 2002-er bekannten Motor mit 1.990 ccm.
Ausschließlich in den Farben Weiß und Silber erhältlich, war der Wagen wohl eher für eine extrovertierte Minderheit gedacht. 170 PS, Spitze 212 km/h, 0-100 km/h in 7,2 Sekunden und ein entsprechender Benzinverbrauch - und all das zu einer Zeit, als die berühmt-berüchtigten "MI" - (oder "DO" oder FR" oder ...) Pickerln auf der Windschutzscheibe, alle Autos für einen Tag in der Woche stilllegten ...
Endgültig verscherzte es sich der 2002-turbo-Fahrer mit allen braven Bürgern, der den optionalen Schriftzug "turbo 2002" am Spoiler bestellt und die angepasste Motorpresse sprach verächtlich von "Kriegsbemalung" - man merkt, schon vor knapp 40 Jahren gab es so etwas wie "political correctness" und der stärkste kleine BMW war definitiv nicht "political correct".
Dies (und wohl auch der Preis von DM 20.780,- bei Produktionsende 1974) beschränkte die Stückzahl auf 1.672 Exemplare, jeder einzelne von diesen heute eine gesuchte Rarität. Nach mehr als 10-jähriger Pause, die 02-er Reihe war schon lange Geschichte und von der 3-er Reihe abgelöst worden, präsentierte BMW wieder ein sportliches Spitzenmodell.
Als Homologationsmodell für die DTM verpflanzte BMW einen gedrosselten Rennmotor mit 2.302 ccm Hubraum in die Baureihe E30.  In der Straßenversion leistete der Motor 195 PS - ausreichend für eine Spitze von 228 km/h und eine Beschleunigung auf die magischen 100 km/h in 7,3 Sekunden. Bei der Vorstellung gab es den neuen, sportlichen BMW nur als Zweitürer und natürlich war auch die Karosserie kräftig modifiziert um höhere Verwindungssteifigkeit, und günstigere Aerodynamik zu erreichen. Zahllose kleinere Optimierungen - geklebte Frontscheibe, Kotflügelverbreiterungen, Kofferraumdeckel auf Kunststoff,... vervollständigten das Gesamtpaket.
Entwickelt wurde das Basismodell für den Rennsport von der "BMW M GmbH." womit der Name M3 (in Anlehnung n den legendären M1) naheliegend war.
ImageAb 1989 wurde der M3 auch als Cabrio angeboten.  Von dieser Variante entstanden allerdings weniger als 800 Exemplare. Speziell für den italienischen Markt - dort wurden Autos mit mehr als 2 Liter Hubraum dramatisch stärker besteuert - entstand eine Version mit nur 2 Liter Hubraum aber nur geringfügig geringerer Leistung.
1989 wurde die Leistung (der 2.3 Liter Modelle) auf 215 PS erhöht. 1991 endete die Produktion der ersten Generation des M3. Sondermodelle "Europameister", "Cecotto", "Ravaglia", "Evolution", ... boten teilweise gesteigerte Motorleistungen, zusätzliche Exklusivität und feierten die zahlreichen Erfolge im Motorsport.
Die Truppe von Alpina verpflanze in den M3 einen Sechszylinder mir 3.430 ccm und 254 PS.  Den "Alpina B6 3.5 S" genannten Wagen gab es nur 62 mal.  Als 1991 die Produktion des M3 E30 zu Ende ging, waren mehr als 18.000 Stück entstanden.
Bereits im Jahr darauf präsentierte die "Motorsport GmbH" den M3 der Baureihe E36, der bis 1999 produziert werden. Das neue Modell hatte jetzt serienmäßig den Sechszylinder mit zunächst 2.990 ccm Hubraum und 286 PS. Davon profitierten natürlich die Fahrleistungen: 250 km/h Spitze (elektronisch abgeregelt, wie es zu dieser Zeit in Mode kam, und 5.9 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h.
Zunächst wurde der M3 ausschließlich als zweitüriges Coupé angeboten. 1992 kam die viertürige Limousine und 1993 das Cabrio dazu. Letzteres hatte ein elektrisches Stoffdach und komplizierte Überrollbügel, die sich im Fall des Falles automatisch ausfuhren.
Image1996 wurde der Motor auf 3,2 Liter Hubraum vergrößert und die Motorleistung stieg auf 321 PS. Die Beschleunigung verbesserte sich um ein paar Zehhntel, die Spitze blieb, da abgeregelt, gleich.
Als der M3 ab 1997 mit SMG-Getriebe (Sequentielles Manuelles Getriebe) angeboten wurde, war er das erste Großserienfahrzeug mit automatisiertem Schaltgetriebe. Die Entwicklung hatte BMW zusammen mit Getrag bewerkstelligt.
Der Sechszylinder konnte den Erfolg seines Vorgängers bei weitem übertreffen. Von allen Modellen und Sondermodellen wurden in Summe 71.242 Einheiten gebaut, davon waren mehr als 12.000 Cabrios.
Im Jahre 2000 kam das Spitzenmodell der 3-er Reihe als Baureihe E46 auf den Markt. Der 3,2 Liter Motor leistete jetzt 343 PS, das Fahrwerk war optimiert worden und die Bremsanlage ebenso.  Die Beschleunigung verbesserte sich auf 5,1 Sekunden. Die Spitzengeschwindigkeit blieb, erraten, auf 250 km/h begrenzt.
Da das Leergewicht im Laufe der Jahre auf 1.570 kg (Coupé) resp. 1.730 kg (Cabrio) angewachsen waren, steuerte BMW mit dem limitiertes Sondermodell CSL gegen. Wie der Name "Coupé Sport Leichtbau" bereits andeutet - höhere Leistung (360 PS) und geringeres Gewicht (1.380 kg). Die Gewichtsreduktion wurde im wahrsten Sinn des Wortes teuer erkauft: Kohlefaser im Innenraum und im Dach, leichtere Heckscheibe, Wegfall zahlreicher dem Komfort dienenden Bauteile, Schalensitze,...
Von diesem exklusiven Fahrzeug wurden 1.383 Stück ausschließlich in Schwarz und Silber gebaut.  Für Fahrer mit Rennlizenz deaktivierte BMW die Begrenzung auf 250 km/h. An der Beschleunigung von 4,8 Sekunden konnten sich auch "Normalsterbliche" erfreuen.
In vermutlich nur einem einzigen Exemplar wurde die "Serienversion" des M3 GTR mit 4-Liter- V8 gebaut. Als Preis wurden EUR 250.000 angegeben, aber als trotz "Serienproduktion" die Rennwagen nicht zugelassen wurden, schlief das Projekt wieder ein.
ImageAber 2008 bekamen auch die Serienmodelle einen V-8 spendiert. Die aktuelle Genration ist von Anfang an als Limousiene (E90), Coupé (E92) und Cabrio (E93) erhältlich. Letzteres, das Cabrio, hat ein faltbares Blechdach, das unter den Fans durchaus umstritten ist - höheres Gewicht und minimaler Kofferraum (bei offenem Dach).
Der V-8 hat 3.999 ccm Hubraum und ist der "kleine Bruder" des aus dem M5 bekannten V- 10-Zylinder. Mit 420 PS hat sich die Beschleunigung selbst gegenüber dem CSL um 0,1 Sekunden verbessert. Die Höchstgeschwindigkeit hingegen bleibt eisern bei 250 km/h abgeregelt.
Interessanter als diese (zumindest auf der Straße) theoretischen Fahrwerte ist wohl das Getriebe: Seit Mai 2008 gibt es das wiederum mit Getrag entwickelten Doppelkupplungsgetriebe. Natürlich mit Schaltwippen zu bedienen, bietet das "M-DKG" genannte Getriebe Schaltvergnügen vom feinsten.
Wem das nicht genügt: Soeben ist der M3 GTS herausgekommen - mit 450 PS, 4,4 Sekunden und 250 km/h Spitze. Die Evolution dürfe noch nicht zu Ende sein ...