Geschichte der Drahtlosen Kommunikation
Geschrieben von Alexander Korab   

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Radioaktivität

Ein Bericht von Alexander Korab.

 

ImageIm äußersten Westen Europas an der Atlantikküste Irlands liegt das verträumte Städtchen Clifden. Hierher verschlägt es einen nur, wenn man weder Wind noch Wetter fürchtet und dem Trubel lärmender Metropolen oder übervölkerter Strände entkommen möchte. Bei Streifzügen durch die nähere Umgebung stößt man plötzlich mitten in der endlosen Moorlandschaft auf merkwürdige Betonfundamente. Eine Gedenktafel verrät, dass es sich dabei um die Reste einer Sendestation handelt, die 1907 von Guglielmo Marconi errichtet wurde.
Marconi wurde 1874 in Bologna geboren. Seine Mutter stammte aus Irland. Bereits 1890 experimentierte er mit Telegrafie und gilt als Pionier der drahtlosen Kommunikation. 1897 gründete er die Marconi Wireless Telegraph Company in London und eröffnete auf der Isle of Wight ein Labor. Am 27. März 1899 kam es zur ersten drahtlosen Verbindung über den Ärmelkanal.
Das System wurde von der englischen Kriegsmarine übernommen.
1901 gelang ihm bereits eine Funkübertragung von Cornwall nach Neufundland. Am 26.  Juni 1905 erhielt Island das erste Telegramm seiner Geschichte - noch bevor ein Seekabel verlegt wurde. Im Juli desselben Jahres suchte Marconi in Irland nach einem geeigneten Bauplatz, um einen drahtlosen transatlantischen Sendedienst für die Öffentlichkeit einzurichten.  Er entschied sich für den Ort Derrygimla bei Clifden. Hier gab es jede Menge günstigen Brennstoffs in Form von Torf für die dampfbetriebenen Generatoren, welche den enormen Energiebedarf der Sendeanlagen decken sollten. Eine eigene Transportbahn beförderte Baumaterial und Torf zur Sendestation, die aus vier Gebäuden bestand, einem Generatorhaus, einem Kondensatorhaus, einer Baracke für die Ingenieure und Arbeiter und einer Funk- und Schaltzentrale mit angeschlossenem Laboratorium.  Die Antenne der Anlage bestand aus insgesamt acht 70 Meter hohen Masten.
ImageAm 5. Oktober 1907 wurde die Sendestation eröffnet und bereits zwei Tage später empfing man die ersten Signale aus Glace Bay in Nova Scotia/ Canada. 1908 wurde eine Kabelverbindung nach London hergestellt und in Amerika von Glace Bay via Montreal nach New York. 1909 erhielt Marconi zusammen mit Karl Ferdinand Braun den Nobelpreis für Physik. Im ersten Weltkrieg wurde die Derrygimla-Station von der britischen Regierung übernommen. Die Marconi Company war überaus erfolgreich und hatte ihre Aktivitäten mittlerweile auf die ganze Welt ausgedehnt. Die Sendestation von Derrygimla wurde 1922 im Irischen Bürgerkrieg zerstört. Marconi verstarb 1937 in Rom. Heute liegen in den Ruinen nach fast 90 Jahren noch gigantische rostige Teile verstreut, die von den Generatoren stammen dürften.
Wissenswertes über Marconi und die Kindertage der Telegrafie erfährt man auch im "Olde Hurdy-Gurdy Museum" in Howth nahe Dublin - eine kuriose Sammlung alter Radios, die im Martello Tower untergebracht ist. Auch hier wurde Funk-Geschichte geschrieben. 1903 installierte der Amerikaner Lee de Forrest ein drahtloses Sendesystem und demonstrierte es der britischen Post. Seit 2003 sind in den beiden Etagen des Turms zahlreiche Röhren- und Transistorradios, urtümliche Fernsehgeräte, Gramophone, seltsame Musikgeneratoren, historische Amateurfunkanlagen sowie Fotos und Plakate zur Geschichte des Radios ausgestellt, welche im Laufe von 40 Jahren vom irischen Radio-Enthusiasten Pat Herbert zusammengetragen wurden.

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