Gilera 50 Trial
Geschrieben von Thomas Villinger   

Heft bestellen - Gilera 50 Trial - Und sie läuft und läuft und läuft ...

Dieser legendäre "Käfer"- Werbeslogan könnte für unsere Gilera 50 Trial geschrieben worden sein.

Text & Bilder: Thomas Villinger

 

ImageIch erinnere mich noch gut an das Überzeugungsgespräch meines älteren Bruder Markus mit meinem Vater: "... die Gilera ist doch viel besser, ... schau einmal die Ceriani-Gabel, der Doppelschleifenrahmen und das 5-Gang-Getriebe ...", und so wurde sie am 28. 02. 1973 gekauft. Die Eckdaten, wie eben das o. a. Fahrwerk, der Alu-Zylinder mit der verchromten Zylinderlaufbahn und der 19‘‘-Dellorto-Vergaser, sowie die Tatsache, dass die Maschine aus dem Hause Piaggio (Gilera ist seit 1969 bei Piaggio) stammt, überzeugen noch heute (Vmax 85 km/h, V-Reise 75 km/h, 3,5 l Verbrauch).  Die Gilera 50 Trial, wie auch die Gilera 50 RS Touring wurde in Tirol trotz des hohen Kaufpreises gut verkauft (wie in der "Kottan"-Folge "Nachttankstelle" zu sehen, war sie auch in Wien heimisch). Umso merkwürdiger ist es, dass es in Österreich nahezu keine Mopeds dieses Typs mehr gibt.
Bald hatte in der Clique von Markus jeder eine Gilera. Sie fuhren damit nicht nur auf der Straße herum. Auch im Gelände war sie gut einsetzbar und wurde manchmal hart rangenommen.  Trotz alle dem sorgte sich mein Bruder gut um das Moped. Ölwechseln, schmieren etc., sowie auch ein gefühlvoll bis beherztes ¾ - statt Vollgas, erhielten der Gilera ihre Gebrauchstauglichkeit.
In den wilden 70er Jahren waren auch die Jugendlichen ein bisschen wilder und so kam es, dass Markus mit seinen Freunden Fahrten bis ins nördliche Spanien und nach England machte (eine gedankliche Auflockerungsübung für die Eltern von heute). Die Clique war eine verschworene Gemeinschaft und so hegten sie den Plan einen gebrauchten "Baltic Trader", ein relativ günstiges 20 m langes Segelschiff, zu kaufen und damit eine Weltumsegelung zu machen. Im Sommer 74 sollte jeder von der Crew an einem anderen Küstenabschnitt des Mittelmeeres nach einem brauchbaren Schiff suchen.
Wie sich später herausstellte, war Markus der einzige, der zahlreiche Mittelmeerhäfen ansteuerte.  Mein Bruder ist sicher eine Ausnahmeerscheinung, denn nur so ist es zu erklären, dass er in einem Sommer ca. 17.000 km, einen Großteil der Küsten von Westeuropa abfuhr; - über den Gardasee an die Riviera, weiter zur Costa Brava bis Granada. Von Granada über Madrid quer durch Spanien, bis fast nach La Curonia, dem großen Hafen an der NW-Ecke Spaniens am Atlantik.
ImageDas schlechte Licht der Gilera und die große Kälte im spanischen Hochland zwangen ihn nach ca. 900 km (!) eine Pension aufzusuchen.  Dann weiter der spanischen und französischen Atlantikküste folgend, über die Bretagne bis nach Calais, über den Kanal nach England und rund um die ganze Insel, jeden Hafen ansteuernd!!!  Englandtypisch gab es jeden Tag eine Portion Regen. Markus fuhr teilweise stundenlang im eilig gekauften englischen "Fischer"-Ölzeug, welches an den Ärmeln und Hosenbünden mit Einweckgummi abgedichtet wurde. Mit dem Bewusstsein ein kleineres, leistbares Schiff kaufen zu müssen, kehrte er aber dann nach Hause zurück.
Die ganze Fahrt, wie auch die vorigen Fernfahrten überdauerte die Gilera anstandslos; - in konstanter Regelmäßigkeit verlangte sie ca. alle 2000 km eine neue Zündkerze und alle 4000 km eine neue Kette mit den selbstverständlichen Verschleißteilen wie Reifen und Bremsbelägen, das wars!
Der 18te Geburtstag und ein alter VW Bulli T1, der sofort als Campingmobil umgebaut wurde, waren der Grund für den einstweiligen Ruhestand des Maschinchens. Mit mittlerweile ca. 50.000 km am Tacho übernahm ich mit 15 Jahren die überarbeitungsbedürftige Gilera. Sie war technisch bis auf die Schwingenlagerung, einer neuen Ritzel-Zahnkranz-Ketten-Kombination gut in Schuss. Der Chrom und der Lack waren angegriffen und außerdem wollte ich auch eine andere Farbe; mir gefiel sie in Silber/ Rot, wie sie im nahegelegenen Italien zu sehen war.
Anfangs fuhr ich im Hof herum, bis ich es nicht mehr aushielt. Durch meine Körpergröße und meine vorbildhafte Ausstattung mit Helm, Nierengurt, Stiefel, etc. erzeugte ich einen gesetzteren Ausdruck und hatte in meiner Anfangsphase nie Probleme mit den Ordnungshütern.  Ich drehte täglich, Sommer wie Winter, nach der Schule meine Runde, meist im nahegelegenen Mittelgebirge. Die Gilera sah zwar keine fernen Länder mehr (außer den Gardasee), bis zum Ende meiner Jugendzeit kamen aber doch auch ca. 25.000 km zusammen.
ImageKurz bevor ich die Führerscheinprüfung absolvierte, wollte ich die Gilera noch einmal richtig schön herrichten, denn das Streusalz der vergangenen Winter haben ihr doch ziemlich zugesetzt.  Ich kaufte in Italien neue Laufräder und eine neue Auspuffanlage um günstiges Geld, besserte den Lack ein wenig aus und erneuerte sämtliche Gummiteile. Bald darauf stellte sich jedoch ein Zündungsproblem ein, das mir das Fahren verleidete; - war der Motor heiß, stellte er seinen Dienst ein.  Meine neue Vespa P200E hielt mich einstweilen von einer größeren Fehlersuchaktion an der Gilera ab.
So gingen die Jahre dahin. Ich startete sie alle paar Jahre und drehte eine kleine Runde.  Seit mein Sohn Valentin jedoch mit seiner Puch M50 unterwegs ist, muss ich immer häufiger an die schönen Fahrten mit meiner Gilera denken.  Heuer im Frühling habe ich den Günther kennengelernt, einen Edelschrauber, der seine Lehrzeit in einer Vespa-Werkstatt absolviert und später in einer richtigen Motorradwerkstatt gearbeitet hat. Das war die Gelegenheit meine Gilera wieder voll einsatzfähig zu machen. Ich habe 2 Jahre zuvor schon in England bei der Fa. Bob Wright sämtliche Zündungsbauteile bestellt.
Einen neuen Kolben und eine neue Kupplung habe ich mit dazu bestellt, obwohl ein Tausch nicht unbedingt nötig gewesen wäre.  Dann wollten es die Gilera und ich noch einmal wissen.
ImageMit einer erstarkten Maschine traten Valentin und ich am 5.August um 14.00 Uhr in Innsbruck die Fahrt zu meinen Schwiegereltern nach Riegersburg an. Die häufigen Gangwechsel und das sonore Schnurren der Gilera brachten mir meine Jugendzeit wieder zu Bewusstsein.  In Liezen dämmerte es bereits und ich sagte zu Valentin: " ...wenn du nicht mehr willst, übernachten wir in einer Pension". "Nein, nein, das geht schon", erwiderte der begeisterte Filius. So fuhren wir mit unseren 6 Volt-Funzeln um ca. ½ 2 in Riegersburg ein; - eine tolle Maschine!
14 Tage später fuhr ich mit meinem 38 Jahre alten Superding, mit ca. 76.000 km am Tacho und dem Originalmotor, die ca. 500 km lange Strecke wieder nach Hause zurück; - wenn das kein Grund zum Feiern ist.
Der rote Faden meiner Geschichte führt direkt zur "Weihnachts"-Aktion des EntwicklungshilfeKlubs, nämlich nach Nepal. Das war die darauffolgende Fernreise meines Bruders Markus (jedoch ohne Gilera). Hier wird Kindern armer Familien geholfen.  Öffnen Sie Ihr Herz und ein wenig Ihre Geldtasche um benachteiligten Menschen zu helfen und Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.  Beim EntwicklungshilfeKlub kommt nämlich der gesamte Betrag Ihrer Spende bei den bedürftigen Menschen an. Wer die handelnden Personen im EH-Klub kennt und ihre Räumlichkeiten sieht, kann das glauben.
Schöne Weihnachten und eine gute Zeit!