Retromobile 2012 Paris
Geschrieben von Alexander Trimmel   

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Bon appetit, Retromobile

Während Schneeschaufeln, Streusalz und Schiwachseln für die Semesterferien auf unsere automobilen Befindlichkeiten noch ein wenig bedrückend wirken, ist es an der Zeit, dem Lockruf aus Paris zu folgen ...

Text: Alexander Trimmel
Photos: Wolfgang & Ulli Buchta

 

ImageEine der weltweit feinsten Oldtimerpräsentationen mit all seinen so charmanten autoaffinen Begleiterscheinungen öffnet seine Pforten: "Retromobile, es ist angerichtet!"
Die Menükarte liest sich so, als würde man in die unfassbare Welt von vergleichsweise zehn Fünfhaubenlokalen, die sich zufällig an einem Ort versammeln, eintauchen, um den Charme, die Schönheit und Kunst der automobilen Welt des vorigen Jahrhunderts in vollen Zügen genießen zu können.
Im Gegensatz zu den vielen Oldtimermessen, die eine schier unüberschaubare Vielzahl von sehr schönen und hochwertigen "Mainstreamklassikern" der bekannten Premiummarken zeigen, wo man fast schon Statistiken von Preisund Qualitätsvergleichen unter gleich- bis verschiedenfarbigen XK’s, SL ’s und 356ern vornehmen kann, liest sich die automobile Speisekarte der "Retromobile" ganz anders:
Als Aperitif, gleich nach dem Eingang, zwei appetitlich geparkte Ferrari GTO , keine Repliken, keine "besser-als-neu"-aufgearbeitete Klone unter dickem "Klarlackhäubchen", sondern authentische Sammlerautos, die den patinösen Charme ihrer 50-jährigen Geschichte glaubhaft wiedergeben.
Als Garnitur in unmittelbarer Umgebung, der Porsche 917K in der violett-grünen "Psychodelicque-Lackierung" der 70er Jahre, Mario Andrettis glückloser, aber umso seltener CanAm-Ferrari 712, neben einem LeMans-erprobten Ferrari Daytona und den 30er Jahre Prätiosen am Delage-Club-Stand.
Zur Vorspeise werden von Renault, Peugeot und Citroen die seltensten, berühmtesten und ungewöhnlichsten Werke der Firmengeschichte präsentiert.
ImageFür mich am Geschmackvollsten: Die 50-jährige Renault-Alpine-Renngeschichte, mit den feinsten Renngeräten des 110ers, vom ersten Monte-Carlo-Sieger der Marke, bis zum Renault 5 Alpine-Cup-Auto, das auch in Österreich für so manchen von uns, den Grundstein zur Rennkarriere darstellte.
Aber auch internationale Küche befand sich im Hors-d’oevre-Bereich, sollte man mit französischen Spezialitäten nicht zurecht kommen: Mercedes, Porsche und BMW präsentieren sich teils ungewöhnlich, zum Beispiel Letzterer mit einem BMW 700 RS und dem BMW F2 von 1967 mit dem Apfelbeck-Motor.
Es wird Zeit zum Hauptgericht zu schreiten: Das "Mullin Automotive Museum" aus Kalifornien zelebrierte das erste Mal in Europa ein sagenhaftes Potpourrie von den außergewöhnlichsten französischen Autokunstwerken der Art-Deco-Zeit, eingekleidet von den berühmtesten Karossiers: Delage, Delahaye, Talbot, Bugatti und Hispano-Suiza gaben sich ein Stelldichein, modisch serviert von Figoni & Falaschi, Saoutchick, Labourdette und Chapron.
Die Beilagen, aufgedeckt zum Beispiel von "Hall & Hall": Frische Formel 1, wie der De Tomaso von 1970, der Ferrari 312 T3 von Villeneuve oder Vorkriegssaurier Auto Union D-Typ Zwölfzylinder ...
Schön langsam beginnt die Phase der Müdigkeit und Sättigung. Das unfassbare Angebot hat seine Wirkung getan.
Zum Dessert macht man sich über Bücher, hochwertige Modellautos, gemalte automobile Kunst oder sonstige Accessoires, die stilvoll auf unzähligen Ständen zum Mitnehmen einladen, her.
Aber dann sollte man die Karte zuklappen, oder, wenn man das nötige Kleingeld eingesteckt hat, kann man ja noch das Mitnahme-Menü, zusammengestellt von den Auktionshäusern Bonhams und Artcurial, wählen.
Ob Aston Martin DB4GT um EUR 1.000.000,- oder Sparmenü Renault Dauphine Gordini für EUR 9.200,-, unter diesem Riesenangebot wird schlussendlich jeder fündig, ... wenn er Appetit hat ...
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