Hyundai Coupes
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

Heft bestellen - Hyundai Coupes - Blumen aus Ulsan

Südkorea resp. die Republik Korea, wie der Staat offiziell heißt, ist ein erstaunliches Land. Auf einer Fläche von 99.392 km2 leben 50 Millionen Menschen, damit ist Südkorea eines der am dichtest besiedelten Länder der Erde.

Text: Wolfgang M. Buchta
Photos: Ulli Buchta, Hyundai

 

ImageErstaunlich ist auch die wirtschaftliche Entwicklung.  Das Land, das nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Koreakrieg praktische zerstört war, legte einen phänomenalen wirtschaftlichen Aufschwung hin und hat heute ein Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt, das dem eines durchschnittlichen EU-Landes entspricht. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hatten die "Jaebol" (oder Chaebol) genannten Riesenkonzerne, die vom Papiertaschentuch bis zum Supertanker alles produzieren, und die 1947 gegründete Hyundai Group war lange Zeit der größte von diesen. Das einsitge Bauunternehmen erzeugt heute Schiffe, Möbel, Elektronik und, jetzt wird es interessant, Automobile.
1967 begann die Hyundai Motor Company mit der Produktion von Automobilen mit der Lizenzfertigung des Ford Cortina, ehe 1975 mit dem Hyundai Pony das erste koranische Auto präsentiert wurde, das mit technologischer Hilfe von Mitsubishi entstanden war. Heute betreibt Hyundai in Ulsan die größte Automobilfabrik der Welt, die jährlich 1,6 Millionen Fahrzeuge produzieren kann. Im Jahre 2010 machten 3,6 Millionen weltweit produzierte Autos Hyundai zum fünftgrößten Automobilhersteller der Welt.
Allerdings haben die Autos - so wie alle anderen koreanischen Fahrzeuge - aus der Sicht des Enthusiasten einen Makel: Sie sind "nix für‘s G‘müt" - sie sind preiswert, zuverlässig und erfüllen vortrefflich ihren Zweck, aber sie wecken wenig bis keine Emotionen.
Dieses Problem haben die Manager von Hyundai natürlich auch erkannt, und den Motorsport - seit 1998 in der World Rally Championship - als Imagebringer ausgewählt. Und Hyundai hat auch ein jahrzehntelang erfolgreiches Rezept der englischen Automobilindustrie wieder belebt: Großserientechnik unter schicken Karosserien erfreut die Kunden und läßt die Kassa klingeln.
Begonnen hat unsere Geschichte im Jahr 1991 als das Hyundai Pony, mittlerweile unter dam Namen Hyundai Excel - Frontantrieb, 80 PS aus 1,5 Liter und als Drei- und Fünftürer erhältlich, also nicht unbedingt der Stoff aus dem die Träume sind - zum Hyundai S-Coupé mutierte.
ImageDer Name des zweitürige, viersitzige Coupé, das am britischen Markt meist "Scoupe" geschrieben und "scoop" gesprochen wird, während es auf den anderen Märkten "S-Coupé" geschrieben und auch gesprochen wird, ist ein Kunstwort aus "sporty" und "coupe", beides Begriffe die vor allem bei einem jungen und jung gebliebenen Käuferpublikum gut ankommen. Unter dem schicken Blechkleid blieb es vorerst bei 81 PS aus dem 1,5 Liter Vierzylinder aus dem Hause Mitsubhishi. Bereits 2 Jahre nach der Markteinführung wurde das S-Coupé in Front und Heck optisch überarbeitet und das S-Coupé LS bekam einen neuen, selbst entwickelten Motor, der aus ebenfalls 1,5 Liter Hubraum die Leistung auf 92 PS steigerte und mit Turboaufladung sogar 115 PS abgab. Australische Automobilzeitschriften testeten das S-Coupé GT Turbo auf Werte zwischen 9,0 und 9,5 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und sogar die legendäre TV-Sendung "Top Gear" testeten das S-Coupé auf der Suche nach dem perfekten Auto für einen enthusiastischen 17-jährigen - besser hätte auch die Marketingabteilung von Hyundai das Zielpublikum nicht umreißen können.
1996 wurde das S-Coupé durch den Hyundai Tiburon abgelöst, zumindest in Österreich und etlichen anderen Märkten. Am südkoreanischen Heimatmarkt hieß die dritte Generation des Coupé Tuscani resp. Turbulence und manche Märkte blieben beim schlichten "Hyundai Coupé".  Der "österreichische" Name leitet sich übrigens vom spanischen Namen für den Hai ab.
Die erste Generation, der Tiburon RD, wurde von 1996 bis 1999 gebaut und war wahlweise mit 1,6 oder 1,8 Liter Vierzylinder erhältlich,wobei der 1,8 Liter aus dem Elantra stammte und 130 PS leistete. Der später eingeführte 2.0 Liter Motor brachte es sogar auf 140 PS. Mit einem Gewicht von nur - je nach Ausstattung - rund 1.150 kg war der Tiburon für 8,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h gut und durcheilte die Viertelmeile, eine in den USA sehr beliebte Meßgröße, in 16 Sekunden.
Für sein Geld bekam der Käufer aber nicht nur gute Fahrleistungen und jede Menge Extras, sondern auch ein von Porsche optimiertes Fahrwerk, wie Auto, Motor und Sport 1996 enthüllte.
ImageMit dem Einstieg von Hyundai in die WRC kamen, vorerst einmal nur in England, die Sondermodelle F2 und F2 Evolution auf dem Markt, die mit speziellen Lackierungen, Felgen und Reifen die Kunden anlocken sollten. Als spezielles (und heute höchst gesuchtes) Extra bekamen die ersten 500 Käufer ein in Aluminium gebundenes Kunstdruckbuch über das Coupé inkl. Signatur von Rallye-Werksfahrer Kenneth Eriksson - falls jemand eines für unsere Sammlung übrig hat, so wollen wir uns ganz artig bedanken ... Für die Jahre 1999 bis 2001 wurde der RD zum RD2 "facegeliftet" mit leicht modifizierter Frontund Heckpartie sowie ein paar Verbesserungen im Inneren, ehe er 2003 durch die Baureihe GK abgelöst wurde.
Der GK war ein komplett neues Auto, das in allen Dimension gewachsen war und auch im Gewicht um knapp 100 kg zugelegt hatte. Dafür wurde optional ein V-6 Motor mit 2,7 Liter Hubraum und 172 PS angeboten, womit der neue Tiburon (oder Coupé) eine Klasse höher als der Vorgänger angesiedelt war. Für das Getriebe hatte man wieder die Wahl zwischen Automatic und Schaltgetriebe. Die Fahrleistungen lagen - je nach Motor - zwischen 183 km/h und 217 km/h. Mittlerweile hat der 2008 eingestellte Tiburon gleich drei Nachfolger.
Bereits 2007 wurde mit dem HND-3, dem dritten Concept Car aus dem Design and Technical Center in Namyang, ein kompaktes, asymetrisches Coupé präsentiert, dass dann wenig verändert 2011 als dreitüriger Hyundai Veloster präsentiert wurde. Dreitürig meint hier aber nicht zwei Türen und eine Heckklappe sondern wirklich drei Türen - eine große Fahrertür und zwei kleinere auf der Beifahrerseite; die Heckklappe gibt‘s sozusagen als Draufgabe.
ImageMit Frontantrieb, 1,6 Liter Vierzylinder mit 140 PS und Sechsganggetriebe ist der Veloster ein nettes Coupé, aber gegen seinen Vorgänger mit 2,7 Liter V-6 nicht gerade supersportlich unterwegs. Folgerichtig reichte Hyundai Ende 2012 - in Österreich - mit dem Veloster Turbo eien Version mit 186 Turbo-PS nach.
Und wem auch der Veloster Turbo nicht potent genug ist, auch für den hat Hyundai vielleicht das richtige. Das Genesis Coupé ist ein "richtiges" großes Coupé von 4,63 m Länge und einem Gewicht um die 1.500 kg, komplett mit Heckantrieb und zwei Motoren zur Auswahl: 2,0 Liter Turbo mit 275 PS und 3,8 Liter Sauger mit 347 PS. Die Kraftübertragung erfolgt wahlweise über ein 6-Gang-Schaltgetriebe oder eine Automatic, schließlich ist das Genesis Coupé ja primär für den US-Markt gedacht.
Die Fahrleistungen liegen mit dem großem Motor bei 6,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h und einer (abgeregelten) Spitze von 245 km/h. Der kleinere (und leichtere) Turbo ist sogar um einen Hauch schneller in der Beschleunigung, dafür beendet die Elektronik den Spaß schon bei 230 km/h. Der Status des Genesis Coupé wird auch dadurch unterstrichen, dass es bereits seinen Weg in einige Computerpiele gefunden hat.  Ganz aktuell hat das Genesis Coupé eine zartes Facelift bekommen ...
Und allen jenen, die jetzt vielleicht doch etwas "Angst vor dem eigenen Mut" bekommen, denen sei das neueste, das dritte Coupé aus dem Hause Hyundai ans Herz gelegt: Mit dem i30 Coupé hat nicht nur die i30 Familie nach Heckklappenlimousine und Kombi Zuwachs bekommen, sondern es wurde auch das zahmste Exemplar der sportlichen Modelle präsentiert: 1,4 oder 1,6 Liter, 90 bis 135 PS und praktische 5 Sitzplätze, unter - das Konzept kennen wir doch schon - einem schicken Blechkleid ...