Kroatien Auf den Spuren der Karl-May-Filme
Geschrieben von Erich Hammerler   

Heft bestellen - Kroatien Auf den Spuren der Karl-May-Filme - Vom Totental zum Nugget-tsil

Mit dem Mercedes SL K R 170-Roadster in den Wilden Westen Kroatiens.  Eine Reiseempfehlung der etwas ungewöhnlichen Art von Erich Hammerler.

Photos: © Monika Hammerler

  ImageSie sind DAS Traumpaar des Deutschen Films der 1960er Jahre schlechthin, bis heute unvergessen und zu Recht bereits Kultstatus besitzend: Winnetou und Old Shatterhand. Die heldenhaften Blutsbrüder, entsprungen der schier grenzenlosen Fantasie des sächsischen Schriftstellers Karl May (1842-1912) und von 1962 bis 1968 zu filmischem Leben erweckt durch die Berliner Produzenten Horst Wendlandt und Artur Brauner, begeisterten ganze Generationen und machten ihre Hauptprotagonisten - den US -Amerikaner Lex Barker (1919-1973) und den Franzosen Pierre Brice (*1929) - zu echten Ikonen des cineastischen Universums.
Maßgeblichen Anteil am beispiellosen Erfolg hatten neben den spannenden, May-inspirierten Geschichten natürlich auch die großartigen weiteren Darsteller (unter anderem wirkten neben Barker und Brice in den 11 "Winnetou"-Filmen so bekannte Namen wie Stewart Granger, Mario Adorf, Götz George, Marie Versini, Elke Sommer und Karin Dor mit), die so sehr ins Herz sich einbrennenden Filmmusiken von Martin Böttcher, die schönen, bunten Kostüme - und, ganz essentiell, die grandiosen, bildfüllenden "Cinemascope"-Landschaften Nordamerikas.  Nordamerika?
Nein - nicht wirklich! Gedreht wurden die Karl-May-Filme nämlich zum größten Teil im alten Jugoslawien (das echte Amerika hätte sich auch "Rialto"-Filmboss Wendlandt nicht leisten können!), und da wiederum zu einem guten Teil in der heutigen Republik Kroatien, dem jüngsten EU-Mitglied. Die Wild-West-Szenerien dieses Landes wurden vom Kinopublikum praktisch widerstandslos als die Originalheimat Winnetous akzeptiert. Genau so - und nicht anders - musste also der echte Wilde Westen aussehen. Die beeindruckende Natur Kroatiens mit ihren schroffen Karstgebirgen, wilden Wasserläufen, tiefen Schluchten und weiten Prärien wurde alsbald zum geheimen Hauptdarsteller dieser farbenprächtigen Kinostücke.
Der Verfasser der vorliegenden Zeilen hat als Inhaber des "Karl-May-Filmarchivs Wien" - einer der drei weltweit größten Materialsammlungen zum einschlägigen Thema - bereits in den 1980er Jahren die Drehorte der Karl-May-Filmabenteuer im damaligen Tito-Reich akribisch genau ausfindig gemacht und nach der Jahrtausendwende und dem unseligen Bürgerkrieg zahlreiche Winnetou-Filmfans in großen Gruppen im Rahmen seiner "Winnetouren" an die Locations geführt.
ImageAls Gründer und Leiter der "Mercedes SL K (R 170)-Freunde/Wien" (und ehemaliger vierfacher Sieger des "Steirischen Bergrallyecups") hat der frühere "Mister Escort" für die Leser der AUS - TRO -CLASSI C nun einen ganz speziellen Reisetipp auf Lager: Also, wie wär’s denn mit einer Spritztour hinunter an einige der attraktivsten Schauplätze der kultigen Indianerfilme - eventuell gleich in Kombination mit einem Badeurlaub am schönen Mittelmeer?
Optimal eignet sich dafür - ob der meist ziemlich heißen Temperaturen im "Winnetou"-Land - naturgemäß ein offenes Auto, wie zum Beispiel der Mercedes SL K R 170-Roadster, der nächste junge Klassiker der Marke mit dem Stern ...  Ein sehr gut geeigneter Ausgangsort für den Besuch der prägnantesten Szenerien ist dabei der kleine Ferien- und Fischerort Starigrad-Paklenica an der gleichnamigen Riviera in der mitteldalmatinischen Region Zadar. Man erreicht ihn heute problemlos nach gut 6 Stunden Fahrt von Wien aus über die neue, großartig ausgebaute (aber mautpflichtige) Autobahn, die - an Zagreb vorbeiführend - etwa 250 Kilometer später beim Exit "Maslenica" wieder verlassen wird.
Von dort aus - man hat hier bereits die blaue, kristallklare Adria erreicht - gelangt man in nur etwa 10 weiteren Minuten zum "Bluesun"-Hotel "ALAN" in der besagten Ortschaft. Dort gibt es übrigens - wichtig - auch eine der spärlichen Tankstellen in der Region. In dem damals ganz neu errichteten Hotel residierte 1968 schon die Filmcrew bei den Aufnahmen zum letzten großen May-Film "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten". Im direkt angrenzenden alten Motel ist heute ein nettes kleines "Winnetou"-Museum untergebracht, das man sich auf jeden Fall - man ist ja schließlich direkt vor Ort - kostenfrei anschauen sollte, bevor man mit dem Cabrio am nächsten Tag auf filmische Entdeckungsreise geht.
Man befindet sich nun praktisch im Kernland der Karl-May-Western und in quasi greifbarer Nähe liegen einige der schönsten Filmmotive, die auch dem nicht so ganz versierten Besucher zweifelsfrei einen gewissen Wiedererkennungswert bescheren. (Ein Tipp: Vor der Abreise nach Möglichkeit daheim noch rasch einige "Winnetou"-DVDs konsumieren, wie etwa den "Schatz im Silbersee", "Winnetou I", "Winnetou III ", "Unter Geiern", "Old Surehand" oder "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten".) Auf durchwegs asphaltierten Straßen (anders als zur Zeit der Dreharbeiten!) geht es zuerst einmal in die direkt am Ortsrand von Starigrad gelegene mächtige "Paklenica-Schlucht". Beim Eingang bekommt man auf Anfrage hin einen vom Autor dieses Berichts verfassten bunten Prospekt, in dem sämtliche Film-Schauplätze in der imposanten, etwa 3 Kilometer langen Schlucht genau beschrieben sind. (Zeitaufwand für die Besichtigungen: knapp 4 Stunden.)
ImageIn einer Entfernung von nur etwa 20 Kilometern östlich von Starigrad liegt dann das wahrscheinlich "klassischste" und beeindruckendste Motiv sämtlicher Winnetou-Streifen überhaupt. Die Rede ist vom sogenannten "Pueblo"-Plateau, der filmischen Heimat des Apachenhäuptlings. Man erreicht diesen mystischen Platz hoch oberhalb des Zrmanja-Flusses - sozusagen das "Monument Valley" der Karl-May-Filme (Zitat: Prof.  Dr. Hans Langsteiner, OR F) - über das Dorf Jasenice fahrend und weiter Richtung Obrovac.  Beim rechter Hand gelegenen Telegrafenmasten mit der Nummer 60 stellt man das Cabrio am Straßenrand ab und wandert etwa 15 Minuten lang über die rötliche Sandstraße (Bauxit!) Richtung Hügel. Bald danach eröffnet sich einem der überwältigende Blick auf den Zrmanja-Canyon, den 1963 auch Lex Barker und Pierre Brice genießen konnten, als sie genau dort im ersten Teil der Winnetou-Trilogie die berühmte Blutsbrüderschaftsszene drehten.
Blickt man nun vom Plateau aus zurück über die Schulter Richtung Land - sprich nach dem Norden zum Velebitgebirge hin - erblickt man DAS Bergmassiv der May-Western schlechthin: den "Berg der Berge", den über 1000 Meter hohen markanten Gipfel Tulove grede ("Spindelfelsen") am Mali-Alan-Paß. Im Film war dies der Goldberg der Apachen (der "Nugget-tsil"), auf dem zuerst Winnetous Vater und Schwester und später auch der Häuptling selbst ihr Leben lassen mussten. Der untere Streckenteil auf den Pass hinauf präsentiert sich in einem recht guten asphaltierten Zustand, das letzte Drittel dieser imposanten, kurvenreichen Passstraße ist jedoch noch im schottrigen Originalzustand und erinnert doch sehr an eine Sonderprüfung der griechischen "Akropolis"-Rallye. Dem, der hier sein Cabrio schonen möchte, wird geraten, im Hotel "ALAN" eine Jeep-Safari zu buchen, die interessierte Fans und Naturliebhaber sicher auf den "Mount Shatterhand" bringt.
Auch eine Bootsfahrt durch den Canyon des besagten Flusses Zrmanja - den "Rio Pecos" der Filme, in dessen grün-türkisen Fluten zum Beispiel der berühmte Zweikampf zwischen Shatterhand und Winnetous Vater gedreht wurde - ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Das Reisebüro im Hotel kann auch da gut weiterhelfen.  Für diese Aktion ist aber in jedem Fall ein ganzer Tag einzuplanen.
ImageIn der weiteren Umgebung des "Headquarters" Starigrad empfiehlt sich auch unbedingt eine Cabrio-Tagesfahrt hinunter an die Roski- Fälle des Flusses Krka, die zur Region Sibenik gehören. Nach etwa 1½ Stunden erreicht man diese Oase inmitten des öden Hinterlandes und genießt dabei eine absolut märchenhafte Szenerie, die offenbar auch schon vor rund 50 Jahren die Karl-May-Verfilmer in ihren Bann zog. Hier wurden nämlich Szenen für die Filme "Winnetou I", "Unter Geiern" und vor allem für den Abschlussfilm "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" gedreht. Die Route dorthin führt zunächst über Obrovac und vorbei am Meer von Karin nach dem Ort Benkovac. Dort biegt man bei der Ampel nach links ab, passiert bald darauf - über eine kaum frequentierte Landstraße fahrend - ein weiteres Motiv aus dem letzten Film, nämlich den linker Hand gelegenen sogenannten "Tafelberg" Macak bei Ostrovica und hält sich dann Richtung Kistanje. Im Dorf Devrska weist ein Schild den Weg nach rechts zu den besagten Wasserfällen, die man bald darauf auch schon erreicht. Der Besuch der Roski-Fälle ist allerdings gebührenpflichtig, da sie zum Komplex des Nationalparks Krka gehören. Wer noch mehr Zeit investieren möchte, fährt danach über Drnis nach Sibenik und besucht (allerdings im Strom von vielen Touristen) die wunderschönen, prachtvollen Hauptfälle, an denen damals ebenfalls ausgiebig gedreht wurde.
Die Rückfahrt zum Hotel "ALAN" sollte auf der gleichen Route erfolgen, da die Alternativ-Strecke über die Küstenstraße "Adria magistrale" meist ziemlich stark befahren ist.  Abschließend noch ein wohlgemeinter Tipp: Besonders stilecht wird die Fahrt durchs "Winnetou-Land" im offenen Auto, wenn man zur musikalischen Untermalung eine Sampler-CD mit den schönsten Karl-May-Filmmelodien von Martin Böttcher eingelegt hat.
Enjoy cruising at its best ...