BMW i3 & BMW 323i
Geschrieben von Gernot Kronberger   

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Von 323i zu i3.

Text: Gernot Kronberger
Photos: Wolfgang M. Buchta

  ImageAnfang der 60er Jahre definiert BMW mit der "Neuen Klasse", vom BMW 1500 bis zum 2000, ein neues Segment im Automobilbau.  Ein Auto, 4 verschiedene Leistungsstufen, das war noch nie wirklich da und sicherte BMW das Überleben. Ende der 60er folgt die nächste Stufe. Die 02er-Baureihe wird der Inbegriff für sportliche Limousinen. Viel Motor, wenig Auto.  Vor allem der 2002 mit den Versionen "ti" und "tii" erfreut seine Fahrer mit diesem Konzept, dementsprechender Leistung bei bescheidenen Fahrzeugmaßen und geringem Gewicht. Erstmals taucht der Begriff, "Aus Freude am Fahren", auf. Und zuletzt der Irrwitz auf 4 Rädern:
Der 2002 turbo, das erste brauchbare Serienauto mit Turboaufladung. 170 PS auf 1080 kg, 211 Spitze und 7,1 von 0-100, das ganze mit Krawall-Optik und Turbo-Spiegelschrift am Frontspoiler! Die drohende Gefahr im Rückspiegel, wie Feuerwehr und Rettung gemeinsam, nur mindestens doppelt so schnell!  1975 zündet BMW die nächste Stufe einer nicht enden wollenden Erfolgsstory, dem 3er BMW, erwachsener, reifer, aber immer noch zum Spielen aufgelegt. Zunächst als 316, 318 und 320i gebaut, kommen wir mit dem 323i als Topmodell endgültig auf der linken Spur aller Autobahnen an. Zwar komfortabler als im 02er, aber nicht minder sportlich. Das Dauerfeuer der Doppelscheinwerfer und der Blinker im permanenten Linksbetreib, sollten auf lange Zeit das Image des BMW-Fahrers prägen, knappes Auffahren inklusive. Fahraktiv und dynamisch, so versuchten die Marketingstrategen es höflich zu umschreiben. Und so war es dann auch. Entweder war man der Oberlehrer im Mercedes, Audi und Opel, oder war gemeinsam mit Porsche und Alfa Romeo der Held der linken Spur.
Tatsächlich waren serienmäßig etwas mehr als 190 Spitze angesagt, am Stammtisch durften es gerne etwas mehr sein. Und mit 9,5 Sekunden für den Sprint auf 100 wies man alles, was sich GTI oder so ähnlich nannte, sehr deutlich in die Schranken. Alles andere war Nebensache! Jeder der Autofahren konnte war zumindest gedanklich in der 3er Fraktion, der Rest galt als Verkehrshindernis.  Obgleich die "3" bei BMW noch immer eine tragende Rolle spielt, hat sich der 3er-Fahrer in den letzten Jahren grundlegend verändert.  Wir finden ihn im dieselbetriebenen Firmenauto vermehrt an der Spitze der Autokolonnen und mittlerweile ist er eher tief auf der rechten Spur der Autobahnen beheimatet. Ich bin mir nicht sicher, ob einem aktuellen 330d-Fahrer jemals die Fernlichtlampe durchbrennen wird!
Heute fragt man eher nach Verbrauch und Ausstattungsvarianten als nach Winkel und Länge des Drifts. Die Zulassungszahlen beweisen allerdings, dass dieser Imagewandel BMW gutgetan hat und BMW weiterhin, so wie in den frühen Jahren, als innovativer Image- und Technologieträger gilt. Das nimmt mir die Angst, aus meinem 323i der rotzigen Jahre in etwas völlig Neues einzusteigen, dem BMW i3! Das erste, von einem ernstzunehmenden Hersteller als Elektrofahrzeug konzipierte Auto.  Erste, vorsichtige Annäherung, die Optik ist irgendwo zwischen der Verwirrung des 5er GT und der Fadheit der X3-Reihe angesiedelt, allerdings ein wenig "designter". Ich gebe zu, mit dem durchschnittlichen Erscheinungsbild der heutigen SU V-artigen Autos nichts anfangen zu können, aber um positiv zu bleiben: Der Toyota Prius ist um die Welt hässlicher, als ein Maserati Granturismo dem i3 optisch überlegen ist. Alles klar? Für Technik-Freaks: Reifendimension: 155/70/R19! 2CV-Dimensionen, aber modern!  Irgendwie spannend, bringt aber trotzdem die nötige Traktion.
ImageEin erster Blick in den Innenraum und auf die verarbeiteten Materialien verrät: die Zeit des Bastelns ist vorbei! Elektrisch, nachhaltig, urban das sind die Gebote der Stunde. BMW-gewohnte Perfektion ohne Tadel, Carbon im Karosseriebereich und diverse nachhaltige Materialien im Innenraum verstärken diesen positiven Eindruck.  Neue Technologie in perfekt moderner Haptik, das i-Phone wirkt dagegen wie ein Relikt aus dem Apollo-Programm! Irgendwie ist man der Welt "BMW 4.yr.fun.2" (ist hiermit mein ©) verfallen. Das Fehlen eines Schalt- oder Automatik- Hebels lässt uns erahnen: da ist etwas grundlegend anders. Beim Starten, äh, Aktivieren des i3, fahren die Systeme hoch und ...  absolute Stille. Gas, pardon Strom via Pedal gegeben, ein leichtes Surren lässt den i3 so ruckfrei beschleunigen, wie wir es von unserer Märklin- Eisenbahn kannten. Der einzige Unterschied: wir beschleunigen im Bereich eines M3-BMW und das mit den BMW-typischen Eigenschaften, dynamisch, souverän, sicher. Zur Straßenlage sage ich als alter BMW-Fan nur: BMW halt und hinten und modern, beherrschbar, mit allen nur erdenklichen Hilfen! Der i3 zieht dich wie ein Gummiband, kein Getriebe, kein Schalten, kein Überlegen bei 60 km/h, einfach Pedal drücken und M3 bis ca. 150 km/h! Gewöhnungsbedürftig, aber ebenso nachhaltig: beim Verzögern geht es genauso, nur halt in die andere Richtung.
Keine Motorbremse und wahrscheinlich 80% aller Bremsen vermögen nicht das, was einfaches "Strom-Wegnehmen" bewirkt. Verzögerung pur und Energie wird rückgeführt! Jetzt wird uns klar, warum die vergleichsweise klein dimensionierten Bremsen völlig aus dem Testprogramm zu nehmen sind. Wir benötigen sie lediglich um unterstützend einzugreifen und auf punktgenau an die Ampel zu kommen. Alle Vorurteile, mit denen wir Elektroautos den Garaus machen wollten, wirken am fahrdynamischen Sektor fehl am Platz. Elektroautos, so wie sie BMW präsentiert, machen wirklich Spass, so dies heute noch sein darf.
Der BMW i3, ein geniales urbanes Konzept moderner Mobilität, wenn man: Im Speckgürtel einer Großstadt lebt.  Ein eigenes Haus, am besten mit Garage, für die Ladezeit besitzt.  Täglich nicht mehr als 100-120 km zurücklegen muss (160 km sind als Reichweite angegeben, aber denken wir an einen Stau auf der A23 im Winter, Verkehrsfunk ...).
Nicht permanent am Wochenende mehr als 150 km in eine Richtung mobil sein will (also für die meisten von uns nix Grado, nix Abazzia, nix Triest, nix Venedig, nix Piran, nix Wörther See ...) Vielleicht wird der i3 einmal das Zweitauto, welches für 90% der Tagesfahrten verwendet wird. BMW beweist einmal mehr Weitblick in der Entwicklung zukunftsweisender Technologien und stellt die e-Mobilität auf eine neue Basis.
Warum BMW ihn i3 genannt hat, erkläre ich mir folgendermaßen: es bleiben nur mehr 3 Probleme des Elektoautos zu lösen. 1. Die Reichweite 2. Die Ladezeit 3. Woher soll ökologischer Strom in großen Mengen kommen? Wie die Vergangenheit beweist, wird BMW die Probleme 1 und 2 lösen. Ob der i3 ein Meilenstein zur nächsten, echten Revolution, dem Wasserstoffantrieb, sein wird, liegt bei niemand anderem, als bei BMW selbst. Auch hier ist seit Jahren Pionierarbeit im Gange ... Bitte um Testauto und nennt es irgendetwas mit 3!!!