Eine Familienkutsche für Mr. und Mrs. James Bond
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

Heft bestellen - Eine Familienkutsche für Mr. und Mrs. James Bond

Familie Buchta durfte für ein Wochenende in die Haut der wohl berühmtesten und gleichzeitig geheimsten Familie der Filmwelt schlüpfen ...

Image

Auch wenn es in den Büchern und Filmen nicht den Eindruck vermittelt, auch ein Geheimagent Ihrer Majestät, wird einmal für den aufreibenden Dienst „an der Front“ gegen das Böse zu alt und sollte - wenn er so lange überlebt hat - seriös und sesshaft werden, sprich Innendienst statt Karibik und Ehestand statt in jedem Abenteuer ein paar Bondgirls.


Und so begab es sich, das irgendwann nach dem Abspann des Films Commander James Bond um die Hand von Miss Jane Eve Moneypenny anhielt und diese, welche Überraschung, auch bekam. Die Hochzeit in der uralten Kirche in einem malerischen, kleinen Ort in den Highlands fand im engsten Familien-, Geheimdienst- und Regierungskreis statt - und etwa neun Monate später musste auch Commander Bond feststellen, dass sein guter, alter Aston Martin mit Kinderwagen und Babysitz nur schwer vereinbar war ...


An der Seite der reizenden Miss Money-penny fiel- es James Bond wohl leicht, auf weitere „Bekannt-schaften“ mit leicht geschürzten Bond-Girls zu verzichten, aber der Abschied von seinem geliebten Aston Martin war da schon eine härtere Nuss.


Aber zum Glück hatten die Konstrukteure in Newport Pagnell resp. seit einiger Zeit in Gaydon für diesen Tag vorgesorgt - mit dem Aston Martin Rapide S.
Der Aston Martin Rapide S ist eindeutig als -Aston Martin zu identifizieren und unter der Motorhaube residiert der 6.0 Liter V-12, der seine 560 PS über eine Achtgangautomatik auf die Hinterräder abgibt.


Was man vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennt sind die vier Türen und die Heckklappe, die den luxuriösen Sportwagen ideal für Commander James Bond, seine Gattin Jane Eve -Moneypenny-Bond sowie Sohn James jr. und Tochter Jane jr. macht.


Sollte jetzt der eine oder andere Leser schockiert sein - ein echter Sportwagen mit vier Türen und Heckklappe? Da hat Aston Martin wohl etwas übertrieben, um die Marotten eines Ex-Geheimagenten zu befriedigen! All diese Zweifler seien informiert, dass sportliche Viertürer im Hause Aston Martin eine lange Tradition haben, die bis in die 1940er Jahre zurückgeht.


1947 übernahm Sir David Brown die Marke -Lagonda und integrierte die Neuerwerbung in die im gleichen Jahr erworbene Sportwagenmarke Aston Martin. Ab da war der Name „Lagonda“ für sportliche Limousinen reserviert.


Von 1948 bis 1953 wurde der Lagonda 2,6 Litre, in 510 Exemplaren gebaut. Angetrieben wurde das neue Modell von einem neu konstruierten 6-Zylinder-Reihenmotor, den kein Geringerer als Walter Owen Bentley entworfen hatte. Der 2,6 Litre wurde zuerst als viertürige Limousine angeboten. 1949 kam das zweitürige und viersitzige Cabrio dazu.


Image

Als „The Motor“ den Wagen testete kam er auf eine Spitze von 145 km/h und erreichte die 100-km/h-Marke nach 17,6 Sekunden - im Jahre 1949 Fahrleistungen, die durchaus eines Sportwagens würdig waren. 1953 wurde der 2,6 Litre durch den 3 Litre abgelöst, der mit vergrößertem Motor auf 140 PS Leistung kam. Der 2,6 Litre hatte bereits £ 3.420 gekostet und der als viertürige Limousine, zweitüriges Coupé und zweitüriges Cabrio angebotene 3 Litre war nochmals deutlich teurer - ein Preis der sich in einer Stückzahl von nur 270 Exemplaren niederschlug.


Image

1961 wagte David Brown den zweiten Versuch eine Luxuslimousine unter dem Namen Lagonda zu präsentieren. Der Lagonda Rapide, eine Typenbezeichnung, die Lagonda bereits in den 1930er Jahren verwendet hatte, basierte auf dem Aston Martin DB4, dessen verlängertes Chassis und Heck Verwendung fand. Die Front war -eine aktualisierte Frontpartie eines Lagondas. -Angetrieben wurde der Rapide von einem auf 4,0 Liter vergrößerten Sechzylinder, der bald darauf James Bond‘s bekanntesten Dienstwagen, den Aston Martin DB5, antreiben sollte.


Image

Zum exorbitanten Preis von £ 4.950 wurden bis 1964 nur 55 Stück auf Bestellung gebaut, von denen allerdings bemerkenswerte 48 Exemplare überlebt haben.

Image

Ende des Jahrzehnts, im Jahre 1969, wollte wieder einmal ein britischer Geheimagent eine Familie gründen, und David Brown kam ihm mit dem Aston Martin Lagonda - Lagonda jetzt als Modellbezeichnung - zu Hilfe.


Image

Auf Basis des DBS entstand eine viertürige Limousine mit dem neu entwickelten V-8-Motor. Der Prototyp wurde vorerst von David Brown persönlich genutzt, ehe fünf Jahre später die Serienversion im Oktober 1974 auf der London Motor Show präsentiert wurde. Mit einer Stückzahl von sieben(!) Exemplaren bis 1976 ist der heutige Klassiker-Wert hoch, aber der kommerzielle Erfolg blieb bescheiden.


Zwischen 1976 und 1989 wurde in drei Baureihen der legendäre keilförmige Aston Martin Lagonda mit einer komplett eigenständigen Karosserie von William Towns gebaut, der zu den teuersten Serienautos seiner Zeit gehörte. Trotz des Preises und einer, zumindest am Beginn, gleichermaßen futuristischen wie unzuverlässigen Elektronik, fanden im Laufe der Jahre 645 Exemplare ihre Kunden - für eine Marke wie Aston Martin durchaus respektable Stückzahlen.
Eher symbolisch hingegen war die nächste Generation - 1990 bis 1993 - von Viertürern - fünf auf Bestellung zum Viertürer umgebaute Aston Martin Virage, die als „Aston Martin Virage Lagonda“ einen Stückpreis von 250.000 Pfund hatten. Dazu kamen angeblich sieben fünftürige Shooting Brakes auf gleicher Plattform und zu ähnlichem Preis.


Image

Dann war für knapp 15 Jahre „Ruhe“, abgesehen von ein paar Studien, die die „Flamme der Viertürer“ am Brennen halten sollte. Eine dieser Studien war der 2006 am Councours d‘Elegance in Villa d‘Este präsentierte Aston Martin Rapide - der Name Lagonda war offenbar in Ungnade gefallen - der, zur Überraschung vieler Fans und Beobachter, ab Oktober 2009 bei Magna Steyr in Graz in Serienfertigung gehen sollte und im britischen Gaydon bis heute produziert wird.

Image