Die Glanzzeit der Bergrennen |
Geschrieben von Christian Sandler | |
Heft bestellen - Die Glanzzeit der Bergrennen Christian Sandler berichtet über die Bergrennen im oberösterreichischen Bad Mühllacken, von 1967 bis 1976, Photos: Archiv Christian Sandler Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre waren Bergrennen mit Autos und Motorrädern in Österreich groß in Mode. Man fuhr mit allem was laut und schnell war, egal ob Formel 1, Prototypen, Sportwagen, Formel Vau oder Tourenwagen, dem Gipfel entgegen. Legenden wie Siller, Stuppacher, Rabl, Manhalter, Rieder, Krammer, Gerin, Peter und Breinsberg fuhren – auf teils ungesicherten Pisten – die Berge im Kampf gegen die Zeit hinauf. Manche davon wie Koinigg, Lauda, Binder, Marko, Quester und Gartner schafften es später sogar bis in die Formel 1 und einige wenige davon begannen in Bad Mühllacken ihre Karriere. Bad Mühllacken, ein kleiner Kurort im Mühlviertel, etwa 20 km westlich von Linz, war einer dieser Schauplätze, wo sich zwischen 1967 und 1976 meistens zur Saisoneröffnung – sozusagen zur ersten Standortbestimmung – die in- und ausländische Bergelite versammelte. Die Strecke mit ihren 4 km war nicht sehr steil, hatte auch keine Haarnadelkurven, war aber mit ihren sehr flüssigen Passagen ausgesprochen schnell und tückisch. Die jeweilige Veranstaltung wurde in zwei Läufen durchgeführt und beide Zeiten addiert. Die örtlichen Hausbesitzer räumten ihre Garagen und Scheunen, um den Rennfahrzeugen Platz zu machen; so kam es, dass neben manchen Traktoren auch superschnelle Rennwagen die Nacht verbrachten. Geschraubt wurde oft die ganze Nacht in staubigen Hinterhöfen, um am Renntag die richtige Getriebeübersetzung zu haben. Als Fahrerlager verwendete man die Wiesen rund um den Startbereich. In diesem Artikel befassen wir uns aber nur mit den Automobilen. Die Streckensicherungsmaßnahmen wurden in den folgenden Jahren berechtigterweise immer strenger, Umweltaspekte kamen auch noch hinzu und so wurde es schön langsam still um die Bergrennen im Allgemeinen. 1976 war dann Schluss in Bad Mühllacken, 1977 zählten dann nur mehr drei Rennen zur ÖBM. Die einzigen Bergrennen, die überlebt haben, sind der Rechberg und St. Agatha. Das Publikumsinteresse ist dort gottlob sehr groß, leider berichten die Medien darüber viel zu spärlich. Was bleibt ist die Erinnerung und ein paar Fotos aus dieser wahrlich „geilen Zeit“. Am Sonntag, den 12. März 1967
fand die gelungene Motorsportpremiere des neugegründeten MSC Rottenegg statt. Dabei säumten 12.000 Zuschauer die 4,07 km lange Strecke von Bad Mühllacken nach Lacken, dem nächstgelegenen Ort Richtung Norden. Die Veranstaltung wurde unter den Namen „1. Grenzland-Bergrennen“ geführt und lockte 58 Fahrer an den Start, zählte aber nicht zur Österreichischen Bergmeisterschaft (ÖBM). Eine Woche vor dem Rennen gab es leider einen tödlichen Unfall in der Steinbruchkurve, bei dem ein 31-jähriger Linzer seinem BMW auf der nicht-abgesperrten Strecke testete und in ein Bachbett stürzte. 1968war das Jahr mit den meisten Bergrennen in Österreich – sage und schreibe 19-mal war ein Berg das Ziel. Die Elite hat auch entsprechend aufgerüstet: Richard Gerin legte sich einen Porsche 906 zu, Klaus Sterzinger kaufte sich von Franz Albert den erfolgreichen Albert RS samt Porsche 904-Motor und Albert wiederum legte sich einen Ford GT40 von der Scuderia Brescia Corse um 8.000 Dollar zu, der aber leider zum Saisonauftakt nicht rechtzeitig fertig wurde. Ein junger Wiener namens Niki Lauda kaufte den bekannt-schnellen Mini Cooper von Fritz Baumgartner, worauf dieser in Bad Mühllacken am 15. April 1968 sein erstes Autorennen bestritt und dabei sozusagen auf die Startrampe seiner Rennfahrerkarriere auffuhr. Im Programmheft stand Lauda unter „A. N. Lauder“ mit der Startnummer 128. 1969war nicht nur das Jahr der ersten Mondlandung, sondern auch jenes des ersten Antretens eines Formel 1-Rennwagens bei einem Bergrennen; und dies gelang dem Wörgler Franz Albert in Bad Mühllacken. Albert kaufte sich um 370.000 Schilling den 2 Jahre alten Brabham-Repco BT20 F1 (Chassis F1-2-66) vom Schweizer Charles Vögele. Der Formel 1-Champion von 1967 Denny Hulme fuhr mit exakt diesem Fahrzeug die erste Hälfte in seiner Weltmeistersaison, gewann damit den GP von Monaco und stieg dann zu Saisonmitte auf den BT24 um. Der Wagen wurde Mitte des Jahres 1967 an Guy Ligier verkauft, der ihn dann mit Jahresende an Charles Vögele veräußerte. Erst danach kam Franz Albert ins Spiel. Albert verkaufte Ende 1969 den Boliden an Jo Siffert; ab diesem Zeitpunkt wurde der Wagen unzählige Male verkauft und schließlich 2014 in Monaco um 1 Million Euro versteigert. 6.000 Fans wanderten am 16. März 1969 trotz Kälte, Schnee und Regen zur Rennstrecke, wo den 50 angetretenen Fahrzeugen und deren mutigen Fahrern aller Klassen Gewaltiges abverlangt wurde. Prominente Zuseher waren u. a. Niki Lauda, Wolfgang Stumpf und Gerhard Krammer. Leider musste das Rennen nach dem ersten Durchgang abgebrochen werden, da undisziplinierte Zuschauer sich wiederum nicht von der Piste vertreiben ließen. Tourenwagenbestzeit fuhr Klaus Reisch auf seinem Alfa Romeo GTA, der von Alfa Ascher prächtig präpariert wurde. Sensationell auch die Zeit von Sepp Manhalter welcher mit dem Ex-Quester-BMW 2000 ti antrat. Das Duell der Formel V war rein in oberösterreichischer Hand: Der Linzer Richard- Moser gewann knapp vor dem Vöcklabrucker Heinz Derflinger. Eine gewaltige Leistung boten auch Helmut Schachner auf Porsche 911 S und der Linzer Wolfgang Kowarik auf Lotus Elan, die sogar schneller waren als einerseits Sigi Pust auf den Ex-Greger Porsche 906 und andererseits Peter Prinzhorn auf den von Gerold Pankl ausgeliehenen Porsche 906. Helmut Koinigg legte auf den Ex-Baumgartner-, Ex-Lauda- und Ex-Stuppacher-Mini seine Talentprobe ab. Tagessieger wurde wie erwartet Franz Albert auf seinem Formel-1-Boliden, der aber auf der rutschigen Straße mit dem übermotorisierten Gefährt seine Probleme hatte, mit einem Schnitt von 124,2 km/h. Österreichischer Bergmeister wurde in diesem Jahr aber der Sieger von Bad Mühllacken 1967, Gerhard Krammer aus Sollenau. 1970 Bei winterlichen Verhältnissen führte der MSC Rottenegg am 15. März 1970 sein 4. Bergrennen in Bad Mühllacken durch. Diesmal waren von den 40 Nennungen infolge des ungastlichen Wetters auch nur 20 verwegene im Fahrerlager eingelangt. Die Sieger der letzten Jahre hatten sich alle der Rundstrecke verschrieben. Salzburgring und Zeltweg hießen die neuen Herausforderungen, wo aufgrund der Sicherheitsbestimmungen das Risiko etwas kalkulierbarer erschien. Auch der Todessturz des Italieners Toni Pelizzoni im letzten Jahr beim Gaisbergrennen trübte etwas das Interesse an österreichischen Bergrennen, vor allen für jene, welche nicht zur ÖBM zählten. Inzwischen ist auch der Kampf um den Formel-V-Europapokal zu einem österreichischen Duell mit ausländischer Beteiligung geworden. 1966 bis 1968 ging der Titel an die Salzburger Austro V Gruppe und 1970 erstmals an Erich Breinsberg auf Kaimann. Der Hype um Jochen Rindt erlangte in Österreich eine neue Dimension, bis zu seinem tragischen Ende in Monza. Wolfgang Stumpf ging mit seinem aus England importierten Lotus 35 F2 mit BMW-Motor als Favorit an den Start. Lokalmatador war Rupert Hanner mit einem 1300 ccm Austin-Cooper aus dem nahegelegenen St.Veit, der sogar in der örtlichen „Kerzen Bar“ Stammgast war. Er gewann seine Klasse und wurde Gesamtsechster. Leider aber endete sein kurzes und schnelles Leben einige Wochen später beim Bergrennen in Behamberg. Helmut Kaiser zerlegte seinen Ford Escort spektakulär vor dem Ziel und Walter Rudolph sprang mit dem Ex-Meisinger NSU in ein Bachbett, beide jedoch kamen mit leichten Blessuren davon. Der Linzer Heinz Huyer vom Racing Team Linz wurde hinter Herbert Steck Zweiter in der Formel Vau Klasse. Für die Überraschung sorgte der Steyrer Günther Hittinger, er fuhr auf Porsche 911 T Tagesbestzeit und verwies Wolfgang Stumpf auf Rang zwei.
1971 Erich Breinsberg, seines Zeichens Europa- und zweifacher Staatsmeister in der Formel V, erstürmte 1971 auch Österreichs Berge, einerseits mit dem neuen Super V von Kurt Bergmann und anderseits mit einem, in Eigenregie aufgebauten Brabham BT 21 F2 mit einem 3,5-Liter-V8-Alu-Motor. Dieses Aggregat wurde einem alten Buick-Taxi entnommen und in jenes Chassis gepflanzt, mit welchem Gerhard Krammer 1969 österreichischer Bergmeister wurde – gesponsert- von Rover Austria. So trat Breinsberg, der vor einigen Wochen den Formel-V-Weltcup in Daytona gewann mit zwei Wagen die Reise zum Saisonauftakt nach Bad Mühllacken an. 37 Autos waren gemeldet und 31 davon standen letztendlich am Start. Die Tourenwagenelite, allen voran Sepp Manhalter und die Formel V mit Heinz Huyer als Speerspitze stellten sich der Herausforderung. Rund 10.000 Zuschauer erlebten am 21. März 1971 wie der Doppelstarter Breinsberg, mit vier Zehntelsekunden Vorsprung auf Breinsberg gewann. Allerdings nur sehr knapp vor dem entfesselt gefahrenen BMW von Sepp Manhalter. Klaus Reisch, der in Bad Mühllacken diesmal nicht am Start war, wurde wie im Vorjahr österreichischer Bergmeister, verunglückte aber leider im September beim Interserien-Lauf in Imola tödlich. Am 19. März 1972einem herrlichen Frühlingstag, veranstaltete der MSC Rottenegg das sechste Bergrennen in Bad Mühllacken, welches nunmehr zum ersten Mal zur ÖBM (Bergmeisterschaft) zählte. Dieser Umstand zog alles, was im Automobilsport in Österreich Rang und Namen hatte in den verschlafenen Kneipp-Kurort. Breinsberg stellte den Siegerwagen vom Vorjahr an den Start. Kurt Bergmann, das Genie aus der Vorstadt, rückte mit seinem Werksteam - bestehend aus drei Kaimann Super V 1600 an. Helmut Koinigg, Günther Janger und Richard Moser, der für Horst Miedaner einsprang, fuhren die drei Geschoße mit dem Tyrrell – Look unter dem Banner von „Bosch Racing Team Vienna“. Otto Stuppacher trat mit dem Ex-Lauda Porsche 908/2 an. Franz Albert präparierte für Hanno Maurer-Stroh einen Brabham BT 35 Formel 3, gesponsert von HASAG - Polstermöbel. Insgesamt starteten 25 Formel V-Boliden in den Klassen bis 1300 ccm und bis 1600ccm. Außer den genannten “Kaimännern“ waren klingende Namen wie Huyer, Putz, Bussek, Steck, Hager, Moischitz, Stöger, Vogel, Gramann, Royer usw. auf der Strecke im Einsatz. Bei den Tourenwagenfahrern gab es unter Manhalter, Rabl, Fink, Stumpf und Tomic auch eine ganze Reihe von Siegesanwärtern. Trainingsschnellster war überraschenderweise der Ersatzmann Richard Moser aus Linz, der die Stars gehörig ins Schwitzen brachte. Am Renntag stürmten 15.000 Fans die Rennstrecke, natürlich gingen dem Veranstalter wieder die Karten aus, diesmal bei 10.000 verkauften Exemplaren. Siebzig Fahrzeuge waren gemeldet, 60 traten letztendlich bei dem vom Obmann Erich Kaiser hervorragend organisierten Rennen an, die Zuschauer bekamen ausgezeichneten Motorsport serviert. Otto Stuppacher gewann knapp vor Helmut Koinigg und Erich Breinsberg, dieser legte damit den Grundstein zum Sieg in der diesjährigen ÖBM. Sepp Manhalter war der schnellste Tourenwagen mit seinem BMW 2002 ti, Richard Moser wurde in seiner Klasse hinter Günther Janger Dritter. Fantastisch auch die Zeit von Hans Meier auf Formel Ford 1600, der knapp hinter Hanno Maurer-Stroh Fünfter wurde. Großartig und schnell war auch die Freiwillige Feuerwehr von Bad Mühllacken, die im ersten Lauf den Berg hochgejagt wurde, um einen kleineren Waldbrand zu löschen. Die üblichen Unfälle in der Steinbruchkurve - kurz vor dem Ziel gingen wieder einmal glimpflich aus, Josef Stiegler landete mit seinem Porsche 911 auf dem Dach eines Ford Taunus, den Heinrich Lietz schon im Training im Bach abstellte. Apropos Lietz: der Neffe von Heinrich Lietz, Richard Lietz, ist derzeit erfolgreich als Porsche-Werksfahrer in der WEC unterwegs.
Der zweite Lauf zur ÖBM am 25. März 1973 versammelte Österreichs Gipfelstürmer an der Strecke zwischen Bad Mühllacken und Lacken. Allen war natürlich klar, dass auf dieser Strecke nur PS gefragt waren. Somit kaufte sich Kurt Rieder einen Formel-3-Rennwagen und Erich Breinsberg brachte seinen erfolgreichen Brabham-Rover wieder mit ins Mühlviertel. Otto Stuppacher war auf einem Abarth Osella gemeldet, aber nicht zum Training erschienen. Helmut Koinigg hatte zwei Wagen im Gepäck: Einerseits einen March F2 in den „Masta“ Kurt Bergmann einen 2-Liter-Opel-Motor mit angeblich 260 PS einpflanzte und anderseits einen bestens bewährten Kaimann Super V. Sepp Manhalter war am selben Wochenende in Monza bei der Tourenwagen EM im Einsatz und somit nicht anwesend. 1974 Fast scheint es, als ob der MSC Rottenegg mit Petrus einen Vertrag abgeschlossen hätte. Strahlend schönes Frühlingswetter herrschte am 24. März 1974, als sich die Bergspezialisten zum ersten Waffengang der Saison trafen. Sepp Manhalter und Karl Wendlinger, Vater des ehemaligen Formel-1-Fahrers Karl Wendlinger, wechselten in das Kaimann-Team und traten somit erstmals in einem Monoposto an. Willi Rabl und Willi Siller waren die Pulikumslieblinge bei den Tourenwagen. Ludwig Gapp, Gerüstbauer aus Aldrans in Tirol, kam mit einen Porsche 906 angereist, den er im Winter bei Eisrennen mit Spikes einsetzte. Kurt Bergmann kam mit drei Werkswagen und Kurt Rieder rückte mit einem Abarth-Osella, gesponsert von Otto Mühlhofers Memphis Team, an. Der Wiener Karl Böhringer kam wie im letzten Jahr mit dem Ex-Lauda McNamara Formel 3, diesmal aber mit V8--Power. Erich Breinsberg übernahm von Helmut Koinigg den Kaimann Opel F2 und aus dem Ländle traten Janos Kiss und Walter Pedrazza die Reise ins Mühlviertel an. Am Vormittag war Training – Rieder vor Breinsberg. Auf diese beiden liefen auch stets die Siegerwetten an diesem Rennwochenende. Als zum ersten Lauf geblasen wurde, ging alles recht programmgemäß vor sich. Der Wiener Blondschopf Rieder presste den Abarth-Osella in 1:25,86 (Schnitt 165 km/h) den Berg hinauf nach Lacken, 5 Sekunden vor Breinsberg. Dahinter bot sich ein buntes Formel-Allerlei, welches nur die beiden fantastisch fahrenden Piloten Siller als vierter und Rabl als fünfter sprengen konnten. Das interne Kaimann-Duell gewann vorerst Lothar Schörg vor Karl Wendlinger und Sepp Manhalter im orangefarbenen Jägermeister Super V. Aber zusammengezählt wird nach dem zweiten Durchgang, der hatte es dieses Mal in sich. Willi Siller – einen Spitzenplatz in Reichweite, schaffte gerade die Startlinie, bevor sich das neue 16-Ventil-Triebwerk in einer dicken Rauchwolke verabschiedete. Etwas weiter ging die Fahrt von Kurt Rieder. Sein Motor hauchte in der berühmten Steinbruchkurve das Leben aus und Rieder drehte sich am eigenen Öl in die Felswand. Somit schien der Weg für Erich Breinsberg frei. Aber auch ihm war der Sieg nicht vergönnt, denn etwa bei Kilometer 2,5 brach an seinem Boliden eine Ölleitung – rien ne va plus! Abgesehen von technischen Gebrechen gab es diesmal nur einen Ausrutscher in der Steinbruchkurve. Im Training nämlich segelte Peter Lederhilger mit seinem Formel Ford in den „Tiefenbach“ – Fahrer OK, Auto hinüber. Da es Probleme mit der Zeitnahme gab, wurde erst um 19 Uhr das Geheimnis um den Sieger gelüftet. Lothar Schörg, der 29-jährige Fahrlehrer aus St. Johann im Pongau, gewann auf Kaimann Super V vor dem Niederösterreicher Willi Rabl auf Porsche Carrera 3.0 und Janos Kiss auf Brabham Cosworth F2 das spannungsgeladene Bergrennen. Aber Rieder hat sich vom Nuller in Bad Mühllacken erholt und sicherte sich zu Saisonende den Titel als österreichischer Bergmeister, mit dem Ex-Breinsberg Kaimann Opel F2. Helmut Koinigg, der Mühllacken-König vom letzten Jahr, hat sich 1974 zwei Jugendträume erfüllt: zuerst hatte er seine Gaby geheiratet und schließlich gelang ihm auch noch der Sprung in die Formel 1 auf einen Surtees TS 16. Leider konnte er seinen Lebenstraum nicht lange auskosten; am 6. Oktober 1974 verglühte der Traum unter einer Leitschiene beim GP der USA in Watkins Glen, als wahrscheinliche Ursache wurde ein Reifenschaden vermutet ... Helmut Koinigg wäre bestimmt ein ganz großer Rennfahrer geworden. 1975„Rieder versucht Weltrekord“ so stand es schon Wochen zuvor in den Schlagzeilen der zeitgenössischen Printmedien. Das Memphis-Team hatte sich von John Surtees einen Surtees TS14 Formel 1-Boliden um etwa 100.000 Schilling für Kurt Rieder ausgeborgt, nämlich jenes Auto, in dem der Argentinier Carlos Pace 1973 in der Formel 1 unterwegs war. Teamchef Erich Mühlhofer hat sich damals ausgerechnet, dass sein Pilot Rieder einen Schnitt von etwa 180 km/h fahren müsste, womit dieses Bergrennen dann als schnellstes der Welt zählen würde. Damals standen Helmut Koiniggs 168 km/h aus dem Jahre 1973 als Rekordwert zu Buche, der zu schlagen wäre. „Mit dem 490-PS-Monster sicher machbar“, verkündete Rieder. Im Vorfeld appellierte der MSC Rottenegg an die Zuseher, man sollte sich an die Anweisungen der Rennleitung penibel halten, auch Hunde seien anzuleinen und ganz speziell auf die Kinder wäre aufzupassen. Immerhin wurde auf der langen Gerade eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 280 km/h erreicht, die Piste wurde aus der Sicht des Fahrers schmal wie ein Güterweg. Der örtliche Bestatter stellte sein schwarzes Dienstfahrzeug aus der Garage, um für den Formel 1 Platz zu machen. Auch die anderen Teilnehmer waren allesamt heiße Kandidaten. Da waren Otto Stuppacher, der den GRD Ford Formel 2-Boliden von Jürgen Dubler pilotierte, oder Hans Meier, welcher sich von Stuppacher den Abarth-Osella ausborgte. Dann war da noch die Bergmanntruppe mit den neuen Super Vaus und nagelneuer Fahrertruppe, wie Prandstätter, Royer, Drugowitsch und Pfisterer. Zum erweiterten Kreis der Sieganwärter zählte man natürlich auch Willi Rabl mit seinem bewährten Porsche Carrera, Willi Siller auf dem infernalisch lauten 3-Pagen BMW und natürlich die Bergtruppe aus dem Ländle mit Kiss und Pedrazza. Georg Pacher brachte einen Mini mit zwei Motoren und August Deutsch seinen Porsche 908/2 (Deutsch Spezial) für Lothar Schörg nach Oberösterreich. Beide Fahrzeuge sollten das Training aber nicht überstehen. Sepp Manhalter war leider nur Zaungast, weil sein Triebwerk nicht rechtzeitig fertig wurde. Am Sonntag den 23. März stürmten bei eiskalten Wetter dann etwa 13.000 zur Strecke. Einige waren klarerweise enttäuscht, weil sie keinen Formel 1 mehr vorgefunden hatten. In Abwesenheit des Trainingsschnellsten waren die Fronten offen wie noch nie. Erster Höhepunkt war als Willi Siller den 16-Ventil-Bayrischen in neuer Tourenwagenbestzeit von 1:31,58 den Berg raufjagte. Gleich im Anschluss wurde auch diese Zeit sogar noch von Willi Rabl überboten. Hans Meier sorgte kurz darauf mit dem Abarth- Osella für die nächste Bestzeit, die wiederum ein paar Minuten später durch Janos Kiss auf Brabham Ford F2 pulverisiert wurde und löschte damit den Streckenrekord von Helmut Koinigg aus dem Jahre 1973 aus. Stuppacher verlor im ersten Heat eine Sekunde auf Kiss. Hannes Willenpart auf dem Kaimann Hochkar-Spezial war Viertschnellster, sogar noch vor den blauen Kaimännern aus Eßling. Der im März 2015 verstorbene Willenpart war bekennender Jochen-Rindt-Fan und machte in der USA als Geschäftsmann Karriere. Er besaß die größte Sammlung an Rindt-Rennwagen.
Am 21. März 1976, zu Frühlingsbeginn traten zum letzten Mal Rennautos gegen den Berg in Bad Mühllacken Richtung Lacken an. Kurt Bergmann schöpfte aus dem Vollen und brachte gleich vier seiner neuen Boliden ins Mühlviertel. Hans Royer, Dieter-Karl Anton, Hans Meier und Jo Gartner waren die Akteure im Kaimann-Team. Gartner war 1972 schon in Bergmanns Diensten, zuerst als Praktikant und dann ab 1975 als Konstrukteur, vor allem für Fahrwerksgeometrie im Hause Kaimann tätig. Vom Motorsportvirus infiziert reizte den sympatischen Wiener nunmehr der Außendienst und so kam es, dass Gartner ebenso wie Lauda und Koinigg in Bad Mühllacken ihr allererstes Autorennen fuhren. Quellennachweis: Zusätzliche Information lieferten die Magazine Autorevue und Powerslide sowie diverse Tageszeitungen des betreffenden Zeitraumes. |