Heiner Rössler vom Automuseum Melle wird mit dem „Goldenen Kolben 2018“ ausgezeichnet
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

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Das Forum für Fahrzeuggeschichte, besser bekannt als F-kubik, ehrt seit 2006 auf der Bremen Classic Motorshow eine Persönlichkeit, die sich für die lebendige Präsentation und Dokumentation der Fahrzeuggeschichte in der Öffentlichkeit besonders engagiert hat: Heiner Rössler vom Automuseum Melle erhält die Auszeichnung „Goldener Kolben“ des Jahres 2018.

Anfang Februar wird im Rahmen eines Festabends auf dem Bremer Messegelände in Anwesenheit ausgewählter Gäste und Medienvertreter der „Goldene Kolben 2018“ in Form einer Urkunde und eines polierten Motorkolbens Heiner Rössler überreicht. Die Laudatio würdigt seine vielen selbst gestellten Aufgaben und Verdienste zur Darstellung der Automobil- und Verkehrsgeschichte insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung und dem Betrieb des Automuseums Melle und der Initiativen zur Durchführung zahlreicher Veranstaltungen.

Heiner Rössler ist seit mehr als 40 Jahren in der Oldtimer-Szene engagiert. Er zählt zu den Mitbegründern des Auto- und Zweiradmuseums in Ibbenbüren und initiierte vor 20 Jahren erfolgreich einen Standortwechsel der Auto-Sammlung nach Melle. Nur so konnten räumliche Entwicklungsmöglichkeiten genutzt und der Zugang für die Öffentlichkeit verbessert werden.

In einer denkmalgeschützten ehemaligen Möbelfabrik bot sich die Gelegenheit für die Umsetzung des einmaligen Konzepts einer „Geschichte auf Rädern“. Die historische Immobilie neben einer Eisenbahnstrecke beherbergt seither auf 2.500 m2 in mehreren Etagen über 300 ständig wechselnde Exponate der vielfältigen Fahrzeuggeschichte. Für Heiner Rössler ist dabei eine der wichtigsten Bedingungen, dass die präsentierten Fahrzeuge auch ihre Mobilität beweisen können. So sind die technischen Zeitzeugen abwechselnd ebenso auf entsprechenden Veranstaltungen mobil im Einsatz und vermitteln der Öffentlichkeit neben Form, Farbe und Anmutung auch den Aspekt der Bewegung mit Schall und Rauch.

Diese Ansicht zur historischen Mobilität war zunächst fremd und nicht leicht durchzusetzen: Ein „Museumsamt“ wollte Rössler und seinem Team die Anerkennung als Museum verweigern, weil man der Ansicht war, dass die Exponate durch die mobile Präsentation Schaden nehmen und so dem „eigentlichen Museumszweck“ entzogen würden! Doch hier begann bereits die Aufklärungsarbeit für die heutige Oldtimerszene: Internationale Fachleute und Kenner der Materie setzten sich vehement für die Zielsetzung eines mobilen Museumsein und sorgten so für die vielfältige Darstellung der Fahrzeuggeschichte in einer breiten Öffentlichkeit.

Museumspädagogik war jedoch nicht das Berufsziel von Heiner Rössler. 1936 in Dresden geboren, arbeitete der gelernte Bankkaufmann viele Jahre in der Technik der Textilindustrie. Eine Branche, die ohne technische Bewegung nicht auskommt, stärkte auch seine Überzeugung, dass für Mensch und Material Bewegung gut tut. Eine Erkenntnis, die auch der amtlichen Kulturszene erst vermittelt werden musste. Dabei kam Rössler zugute, dass er seit Jugendzeiten keine Scheu vor öligen Fingern kennt, insbesondere wenn Maschinen im Textil- oder Fahrzeugbau repariert und gewartet werden mussten. Mit diesen Ambitionen ist Rössler noch immer der „innere Motor“ des Automuseums und zugleich motivierende Kraft für ein großes Team und deren begleitenden Aktivitäten – die übrigens von allen Beteiligten ehrenamtlich durchgeführt werden.


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Rössler fühlt sich geehrt durch den „Goldenen Kolben“ von F-kubik, den er sich als „Mehrzylinder“ gewünscht hätte: Nach seiner Meinung ist der Erfolg des Projekts „Geschichte auf Rädern“ als Ergebnis einer zuverlässigen und umfassenden Teamarbeit zu werten.

Dafür stehen auch die verschiedenen Erlebnisveranstaltungen wie „Dampf in Melle“, eine alljährlich im Mai stattfindende „Deutsche-Dampf-Automobil-Tour“. Hier treffen sich die technisch hoch interessanten, umweltfreundlichen und überaus leistungsfähigen Dampfautos der vergangenen Jahrzehnte zu einer viertägigen Veranstaltung. Auch das „Internationale- Schnauferl-Treffen“ mit einer „Schnauferl-Wander-Fahrt“ ist als fünftägige Veranstaltung in Deutschland einmalig. Entgegen dem bekannten „London-Brighton-Run“ zur nasskalten Jahreszeit treffen sich hier die ältesten Veteranen der Straße im sonnigen Juli - mit ein Grund, warum regelmäßig Teilnehmer sogar aus Hongkong, USA und Australien anreisen.

Die Gruppe F-kubik erweitert mit Heiner Rössler den Ehrenkreis der Kolbenbesitzer um eine anerkannte Persönlichkeit der Automobilgeschichte wie auch der Oldtimer-Szene. Die Personen und Institutionen mit dieser Auszeichnung sind nachstehend dokumentiert. Der „Goldene Kolben“ wird durch die Gruppe F-Kubik einstimmig und unabhängig seit 2006 jährlich an Personen verliehen, die durch ihr Wirken das Thema „Kraftfahrzeuggeschichte“ vorbildlich gefördert haben.

Zum Goldenen Kolben und seine Preisträger:


Der goldene Kolben ist eine Auszeichnung für besondere Leistungen zur Dokumentation der Fahrzeuggeschichte und ihrer Darstellung in der Öffentlichkeit. Seit 2006 werden jährlich Persönlichkeiten im Rahmen der Bremen Classic Motorshow von F-kubik ausgezeichnet.

2006:
Günther Krön für die Wiederbelebung und Durchführung der historischen Fahrt „2000 km durch Deutschland“.
2007:
Karl-August Almstadt für publizistische Leistungen als TV-Moderator und Publizist für AutoBild Klassik.
2008:
Winfried A. Seidel als Initiator und Betreiber der Veterama sowie des Automuseums Dr. Carl Benz in Ladenburg.
2009:
Prof. Dr. Peter Kirchberg für seine langjährige Arbeit an der Universität Dresden und seine Dokumentation zur Geschichte der Auto Union.
2010:
Dipl.-Ing. Mag. phil. Wolfgang M. Buchta als Herausgeber und Chefredakteur der Fachzeitschrift Austro-Classic.
2011:
Karl Reese als Experten und einer der ersten Publizisten der Motorradgeschichte in einer unbekannten Vielfalt.
2012:
Michael Graf Wolff Metternich als Interpret für die Maybach-Geschichte und entsprechende Dokumentationen und Veröffentlichungen.
2013:
Erika Kübler für ihren selbstlosen Einsatz zum Erhalt des Lebenswerks des Künstlers und Designers Louis L. Lepoix / Baden-Baden,
2014:
Ivan Mahy für seinen unermüdlichen Einsatz, eine einzigartige Fahrzeugsammlung in Belgien möglichst weitgehend der Öffentlichkeit zugänglich zu erhalten.
2015:
Roger Gloor aus der Schweiz für langjährige, fundierte Aufbereitung der automobilen Vergangenheit in der Automobil Revue sowie in der Zeitschrift auto exclusiv.
2016:
Karl Ludvigsen als Manager der Automobilwirtschaft mit den besonderen Fähigkeiten der systematischen Recherche, Aufarbeitung und Publikation automobilhistorischer Themen.
2017:
Johannes Th. Hübner als Automobilexperten, Publizisten und Designer, der seine Kenntnisse der Fahrzeuggeschichte durch ungewöhnliche kommunikative Fähigkeiten einer interessierten Öffentlichkeit vermitteln kann.

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Über F-kubik


Das „Forum für Fahrzeuggeschichte“ nennt sich in Kurzform F-kubik: eine seit 2001 wirkende Gruppe von Fahrzeug-Historikern, Motorjournalisten und Verlegern zur Stärkung der Bedeutung der Fahrzeuggeschichte in der Öffentlichkeit. Zur Gruppe zählen Eckhart Bartels, Lars Döhmann, Horst- Dieter Görg, Ulrich Knaack, Peter Kurze, Rainer Manthey, Burkhard Schäfer, Halwart Schrader, Udo Stünkel und Hans-Joachim Weise. Neben anerkannten eigenen Veröffentlichungen oder Expertisen zu historischen Fahrzeugen bündeln sie ihr Fachwissen zur Fahrzeuggeschichte bei der Mitarbeit in Projekten der Industrie, öffentlichen Einrichtungen und privaten Sammlungen sowie bei Oldtimer- Veranstaltungen und -Messen wie der Bremen Classic Motorshow. Für die interessierte Öffentlichkeit wird alle zwei Jahre ein Symposium zur Fahrzeuggeschichte an wechselnden Orten angeboten und durchgeführt. Die Beiträge namhafter Referenten werden in der Buchreihe „Archiv zur Fahrzeuggeschichte“ in begrenzter Auflage dokumentiert Weitere Informationen findet man unter www.f-kubik.de