Auf nach Norwich!
Geschrieben von Wolfgang Brandstetter   

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Fragt man als Tourist in Upstate New York nach der Kleinstadt Norwich, die rund 220 Meilen nördlich von New York City liegt (Woodstock mit dem Museum in Bethel Woods liegt auf halber Strecke), so wird man gleich auf das dortige „North Eastern Classic Car Museum“ angesprochen: eine umfangreiche Sammlung des Besten, was die amerikanische Autotechnik seit Beginn des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat.

In einer Stadt mit 6000 Einwohnern würde man ein solches Museum von internationaler Bedeutung nicht vermuten, aber es hat seine Logik.


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Norwich hatte früher einmal doppelt so viele Einwohner und viel Industrie, die jedoch vor rund 30 Jahren abgezogen ist, zumeist in Bundesstaaten mit niedrigerer Steuerbelastung. Zurück blieben viele ungenutzte Werkshallen, die für museale Zwecke genutzt werden konnten und es einem lokalen Milchbauern und Autoenthusiasten namens George E. Staley ermöglichten, seine beeindruckende Sammlung der Öffentlichkeit zu präsentieren.

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Staley sammelte vorzugsweise Autos, die tatsächlich einmal – wenn auch nur kurze Zeit – in dieser Region produziert wurden, wie Pierce, Lozier, Hatfield oder Cunningham, vor allem aber Modelle der interessanten und vergleichweise dauerhafteren Marke Franklin, die man in dieser Dichte und Qualität nur in Norwich findet.

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Dazu gesellen sich die schönsten amerikanischen Fahrzeuge der Zwischenkriegszeit wie Cadillac, Cord, Duesenberg, Ford Lincoln und der unglaubliche Graham („Sharknose“), stets flankiert von Schaufensterpuppen in zeitgenössischem Outfit. Wunderschöne Straßenkreuzer und Sportwagen aus den Fünfzigern und Sechzigern (Chrysler Monterey, Studebaker Hawk und Avanti, Chevrolet Impala etc.) bilden den reizvollen Übergang zur heurigen Sonderausstellung über die „Siebziger“.


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An Europäern findet man Porsche 356, Ponton Mercedes und einen wunderschön restaurierten Vauxhall Cresta, der über Kanada seinen Weg ins Museum gefunden hat.


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Die Stadt ist auch geprägt von wunderschönen älteren Häusern, die für die Kunstfertigkeit der dortigen Zimmerer sprechen, und in der dem oberen Waldviertel ähnlichen Region, die jetzt wieder Zuzug hat, findet man einige verlassene Farmen mit ebensolchen Fahrzeugen, die den Reiz des Vergänglichen dokumentieren.


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Eine Skurrilität zum Schluss: Man muss wirklich sehr weit fahren, um einen Ford Scorpio-Fetischisten und Sammler zu finden. In Upstate New York gibt es einen. Vielleicht steigt die Zuneigung zu einem Automodell exponentiell mit der Hässlichkeit seines Nachfolgers …

Alles in allem: Upstate New York ist wirklich eine Reise wert – auch der Autos wegen!

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