Kennen Sie DEN? |
Geschrieben von Alexander Trimmel | |
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FEI – Vorwärts in die Zukunft – Der brasilianische „Frontmotor-DeLorean“ von 1970 s ist dem fortschrittlich visionär denkenden Jesuitenpriester Roberto Sabóia de Medeiros zu verdanken, dass es die „FEI“ gibt. Dabei meine ich jedoch nicht die Automarke, deren Name von ebendort übernommen wurde, sondern die 1946 von ihm in Form einer Stiftung gegründeten „Faculdade de Engenharia Industrial“ in São Paulo, einer Schule für angewandte industrielle Wissenschaften, mit deren Hilfe Brasilien vom reinen Agrarland zur florierenden Industrienation aufsteigen sollte. Der Automobilsektor nahm eine immer wichtigere Rolle in der industriellen Entwicklung des Landes ein. Dank einer Landspende von Lavinia Gomes, der Frau des damaligen Bürgermeisters von São Paulo, konnte in den 1960er-Jahren ein neues Ausbildungszentrum der FEI, der „São Bernardo do Campo“, gegründet werden, welcher sich ausschließlich mit der Technologie und Entwicklung von Fahrzeugen beschäftigte. Einer der schillerndsten Schlüssellehrer der FEI war Rigoberto Soler Gisbert. Der gebürtige Spanier wanderte in den 50er-Jahren nach Brasilien aus. Davor war er beim staatlichen spanischen Automobilhersteller ENASA beschäftigt, der unter dem Namen „Pegaso“, vor allem LKWs und Busse herstellte. Gemeinsam mit Wifredo Ricart, dem ehemaligen Leiter der Entwicklungsabteilung von Alfa Romeo, entwarf er dort Sportwagen, die nicht nur die Leistungsfähigkeit der Marke in alle Welt hinausposaunen sollten, sondern auch zur innovativen Fortbildung der eigenen Mitarbeiter dienten. Sein erstes Schulprojekt von 1968, den FEI X-1, ein propellergetriebenes Amphibienfahrzeug mit einem Rumpf aus Holz, Renault-Gordini-Technik und Joystick zur Bedienung des hinteren Lenkruders, stellte er in nicht mehr als zwei Monaten Arbeitszeit mit seinen Schülern funktionsfähig auf die Räder. Gebremst wurde das Gefährt durch Umkehr der Propellerblätter. Zugegeben, dieses Fahrzeug war von einer möglichen Serienreife meilenweit entfernt, erweckte jedoch bei Regierungsvertretern mächtiges Aufsehen, um in FEI-Projekte und neue Technologien zu investieren. Obwohl der eigentliche Entwurf vorsah, den X-3 in Monococque-Bauweise auszuführen, verwarf man dieses Konzept, zugunsten einer Stahlrahmen-Konstruktion und mittragender Karosserie. Á la Lamborghini Miura, wie die Schüler stolz betonten. Als erstes brasilianisches Auto wurde der FEI X-3 einem Test im Windkanal des „Instituto Tecnológico da Aeronáutica“ unterzogen. Nicht nur, um dessen Windschlüpfrigkeit festzustellen (Cw-Wert 0,32), sondern hauptsächlich um die Wirkung des längs als halbes Flügelprofil ausgebildeten flachen Unterbodens zu testen. Der X-3 war eines der ersten Straßenautos, die den Venturi-Effekt nutzten, um unter dem Fahrzeug eine vertikal nach unten gerichtete Kraft, den sogenannten Abtrieb, zu erzeugen. Sechs kleine Rechteckscheinwerfer flankierten einen schmalen Kühlluftausschnitt in der vorderen Stoßstange, die Heckleuchten fanden ihren gut sichtbaren Platz in den hochgezogen hinteren Seitenflanken. Die Sitzposition befand sich im FEI X-3 nahezu über der Hinterachse. Auch der Motor wanderte, zwecks besserer Gewichtsverteilung, im Chassis weit nach hinten. Eine vollständige Instrumentierung platzierte man in einer ausladenden Mittelkonsole. Kühlbare, mehrfärbig gescheckte Ochsenhautledersitze erinnerten ein wenig an Brasiliens Agrarkultur. Als Rigoberto Soler Gisbert 1970 den gelben FEI X-3 von seinem Entstehungsort, dem „São Bernardo do Campo“ zur siebten brasilianischen „Automobile Show“ in die Ausstellungshalle des „Parque do Anhembi“ chauffierte, kannte die Begeisterung der Bevölkerung keine Grenzen. Selbst der Präsident, Emílio Garrastazu Médici, war von dem 240 km/h schnellen Gaucho-Flitzer hingerissen. Solers Ziel, optimale Aufmerksamkeit zu erregen, hatte sich vollends erfüllt. 1972 wurde der FEI X-3, nun zu Ehren der Schulgründerin „Lavinia“ genannt, nochmals auf dem „Salao do Automóvel“ präsentiert. Ein Studententeam machte sich in Tag- und Nachtarbeit daran, das Auto ein wenig „ziviler“ zu modifizieren. Der ochsige Innenraum fiel einfachem schwarzen Skai zum Opfer. Die grellgelbe Lackierung wich einer grün-weiß-goldenen. Danach verschwand der X-3 viele Jahre lang in den FEI-Katakomben.
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