Heft bestellen - Die Zehnte! Was dem historischen Vorbild knapp vorenthalten blieb, gelingt dem Revival. Die 1000 Minuten Klassik feiert ihre 10. Ausgabe! Text: Gernot Kronberger Photos: Fritz Berger www.bestmoments.at
Anfang der 60er Jahre reifte im damals noch sehr jungen RRC 13 (Recent Racing Club 13) die Idee eine offizielle Veranstaltung durchzuführen. Doch mit der österreichischen Welt der Wertungsfahrten mit ihren komplizierten Reglement und teilweise weltfremden Wertungsschemen wollte man nichts zu tun haben. Das Konzept der "Internationalen Rallye der 1000 Minuten" sollte sich an der harten und in die Zukunft weisenden "Spa-Sofia-Liege" orientieren. Ihre Ausrichtung brach in nahezu allen maßgebenden Punkten mit den brav geübten Traditionen. 14,6% angekommen. Gefahren wurde Ende Oktober, wo die Straßen so richtig feucht und rutschig sind, und der Nebel ständiger Begleiter ist. Völlig neu waren die extremen Längen der Strecken und ihre Abwicklung ohne Pausen. Entscheidende Streckenabschnitte wurden in der Nacht und auf Sandstraßen gefahren. Das Wertungsschema war denkbar einfach: Ankommen möglichst ohne Zeitüberschreitung unter Einbehaltung der Maximalzeiten. Aus den erzielten Differenzen wurden ohne Handicap-Wertung zum Gesamtklassement gewertet. Vom 1964 an galt die Rallye der 1000 Minuten als die ultimative Herausforderung an die Teilnehmer. Rallye Legenden der 60er Jahre, wie Arnulf Pillhatsch (1964, 65, 66) C. C. Schindler (1967, 68) und Günter Janger (1969) trugen sich in die Siegerlisten ein. Berühmte Namen wie Obrecht, Roser, Pöltinger, Bochnicek, Kaja, Wurz, Fischer, Neukom, Bennier, Weiner, Zwickl und noch unzählige mehr platzierten ich im Vorderfeld oder mussten das Schicksal des Scheiterns ertagen. Selten sahen mehr als 30% das Ziel, 1967 waren es gerade einmal 7! Teams (= 14,6%) die Wien wieder erreichten. Es wurde damals behauptet: "In Österreich weht der frische Wind erst seit es die Rallye der 1000 Minuten gibt." Eine kühne Behauptung? Ja, aber richtig! Die Wandlung zur Rallye mit Sonderprüfungen und Verbindungsetappen mit äußerst knappen Zeitfenstern brachte der Rallye der 1000 Minuten ab 1970 den EM- Status ein. Der vielleicht größte Erfolg des RRC 13 mit dem schon damaligen Mastermind Kurt Sasserak. Vor allem die Werkteams von Lancia und Fiat dominierten von nun an das Geschehen. Simo Lampinin (1970), der große Sandro Munari (1971) und Raffaele Pinto (1972) mussten hart gegen einen, im Salzburg- Käfer entfesselt fahrenden, Günter Janger um ihre Siege kämpfen. Janger fuhr stets die meisten Sonderprüfungsbestzeiten, scheiterte aber dann an den lächerlichsten Defekten. Seine wilden Ritte bleiben unvergessen, wie das plötzliche Ende der Rallye der 1000 Minuten. Eine fehlende Genehmigung aus den Bundesländern und die Tatsache, dass zur damaligen Zeit nur Telefon und Telex als Kommunikationsmittel zur Verfügung standen zwangen den Veranstalter 1973 die Rallye kurzerhand abzusagen. Als letztendlich die mündliche Genehmigung eintraf, man war bereits Mitten in den Absagen bei Rettung, Feuerwehr und Gendarmerie!, war es zu spät. Ein schriftlicher Bescheid für die Genehmigung wurde übrigens bis zum heutigen Tage nie zugestellt. Da nach der Ölkrise 1974 an eine Fortführung der Rallye nicht mehr zu denken war, blieb es bei 9 Internationalen Rallyes der 1000 Minuten. Phoenix aus der Asche. Aus der Entwicklung der Oldtimer- Begeisterung ab Mitte der 90er Jahre heraus, reifte im RRC 13 die Idee, die Traditions- Rallye wieder zum Leben zu erwecken. Von Anfang an geht die, jetzt "1000 Minuten Klassik" genannte, Rallye erneut andere Wege als alle Anderen. Und der Erfolg sollte sich von Anfang an einstellen und die zehnte Austragung, im Gegensatz zum historischen Vorbild, erreicht werden. Die 1000er ist und bleibt eine reine Gleichmäßigkeits-Rallye, gefahren auf selektiven Streckenabschnitten, unter Einbeziehung der schon damals legendären Sonderprüfungen. Bis auf die Abschlussprüfung, rund um das Kremser Kreisgericht, werden ausschließlich Schnitt- Prüfungen gefahren. Besonders beim diesjährigen Jubiläum nehmen knapp 80 teilnehmende Teams geweihten historischen Boden unter die Räder. "Reinsberg", "Ybbsitz-Opponitz" und die Königin aller Sonderprüfungen, die "Groß Hollenstein- Lassing" lassen die Leistungen der damaligen Teams erahnen. Doch auch heute ist es kein leichtes die geforderten Schnitte an allen Stellen exakt einzuhalten. Selbst mit Fahrzeugen vom Schlage eines Alfa Romeo 2000 GTV, einer Alpine A 110, eines BMW 2002 oder eines Volvo 123 GT stellt dies eine absolut ernstgemeinte Herausforderung dar. Wer es nicht glaubt, soll mit dem Alltagsauto die SP "Ötschergräben" mit einem 47er-Schnitt schaffen, ohne aus der idealen Sekunde zu kommen! Hier werden die "Beckenrand- Schwimmer" von den "Polizisten-Duzern" getrennt. Hart aber herzlich. Drei unvergessliche Fahrtage prägen sich tief in unseren Erinnerungen ein. Eine Schleife durch die Wachau bis tief in den Wiener Wald hinein begeistern ebenso, wie die landschaftlich unbeschreibliche Runde durch das Alpenvorland. Der abschließende Fahrtag bringt uns in die entlegendsten Gegenden des ohnehin schon dünn besiedelten Waldviertels. Wären nicht die anderen Teilnehmer, würde man kaum ein Auto sehen. Genuss gepaart mit Härte. Die bereits vorhin erwähnten Sonderprüfungen fordern viel, aber nicht das allerletzte ab. Das Tückische an der, von den Fans liebevoll kurz "1000er" genannten Rallye besteht in der Aufrechterhaltung der Konzentration. 1. Etappe: moderate Fahrzeit, wunderschöne Strecke, man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Fast ist man zum "Bummeln" verleitet. 2. Etappe: die Straßen werden enger und enger. Start in die SP, zahllose Kurven, Kehren und Abzweigungen sind ständiger Begleiter, der Schnitt wird zur Problemzone, durchschnaufen, es ist geschafft. Kurz darauf die nächsten 2 SP´s, die Etappenzeit erfordert jetzt zügiges Fahren. Roadbook und Schnitttabellen werden verzweifelt zu koordinieren versucht, schnelles Vorbereiten ist jetzt angesagt. Halda gezogen, Stoppuhr gedrückt? Dann wird es wieder gemütlicher, bis sich dieses Schauspiel erneut wiederholt. Die 1000 Minuten Klassik versprüht echt und ehrlich das Rallye Feeling längst vergangener Tage. Das gelingt keiner anderen Veranstaltung so exzellent, wie der "1000er". Vielleicht mag es auch daran liegen, dass sie die einzige Rallye Österreichs, vielleicht sogar Europa- weit, ist, bei der das Organisations- Team mit dem des historischen Vorbilden ident ist. Von Enthusiasten für Enthusiasten, dieses Motto wird hier gelebt. Auch wenn der eher zurückhaltende Kurt Sasserak allzu großes Lob nicht gerne annimmt, Herzliche Gratulation zum 10. Jubiläum, Danke für eine großartige Veranstaltung und alles Gute für die nächsten 10 Jahre!
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