Heft bestellen - Gediegen und schnell Die großen Coupés von Mercedes-Benz Text: Wolfgang M. Buchta Photos: Ulli Buchta, Franz Pulkert, DaimlerChrysler Archi
Seit nunmehr fünf Jahrzehnten sind die großen Coupés von Mercedes ein Inbegriff für Eleganz und Exklusivität im Automobilbau. Konservatives Design, exklusive Ausstattung und wegweisende Technologie bilden eine Einheit. Die Luxus-Coupés waren und sind dabei nicht bloße Variante der Limousinen, sondern sichtbar eigene Modellreihen. Sie bieten nicht nur Ansprechendes fürs Auge, sondern auch wegweisende Innovationen in der Automobiltechnik ihrer jeweiligen Zeit. Dieses Prinzip reicht vom 300 S Coupé, das 1952 in die Serienproduktion ging und den Übergang von der Nachkriegszeit zum Wirtschaftsboom symbolisierte, bis zum neuesten Spross der Ahnengalerie, dem CL 500 resp. CL 600, der im Jahre 2006 seine Premiere hatte. Active Body Control, Intelligent Light System und PRE-SAFE® sorgen dafür, dass auch das neueste große Coupé am sprichwörtlichen „Leading Edge of Technologie” im Automobilbau ist. 1952: Mercedes 300 S (W 188). Luxuriöse Automobile zu bauen war bei Mercedes schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg eine ebenso sorgsam wie intensiv gepflegte Tradition. Dazu gehören beispielsweise die seltenen Coupé-Versionen der Kompressorwagen der 20er und 30er Jahre. Heute sind sie echtes „technisches Kulturgut” und begehrte Zeitzeugen, die in ihrem Wert und in ihrer Bedeutung den Vergleich mit Gemälden und anderen Kunstwerken nicht scheuen müssen. An diese Tradition knüpfte Mercedes an, als nur wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, auf dem Pariser Autosalon im Oktober 1951, das 300 S Coupé präsentiert wurde, das Oberklasse- Coupé der Modellreihe W 188. Die allgemeine Begeisterung gipfelte im Urteil der Fachpresse; die Rede war vom „Wagen für die Weltelite”. Die interessierte Öffentlichkeit war aber auch überrascht, da niemand erwartet hatte, dass ein deutscher Automobilhersteller quasi aus dem Stand heraus den Übergang schafft von der Mangelwirtschaft in Kriegszeiten zur Produktion von exklusiven Oberklassefahrzeugen. Das 300 S Coupé, das im Sommer 1952 in Serie ging, setzte diesem optimistischen Fingerzeig für den wirtschaftlichen Aufbruch die Krone auf. Nicht nur, dass Mercedes unter Beweis stellte, dass das Untenehmen noch immer zu technischen Höchstleistungen fähig war, das 300 S Coupé zeigte auch, dass es in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen Markt für exklusive Produkte gibt. Auf dem verkürzten Chassis des „Adenauer” Mercedes wurden Roadster, Cabriolet A und Coupé angeboten. Allen drei gemeinsam war der Sechszylinder-Motor aus der Baureihe W 186 mit 2.998 ccm Hubraum. Dank der drei Solexvergaser lag die Leistung bei 150 PS. Aus heutiger Sicht erscheinen die 50er Jahre wie eine rückwärtsgewandte Utopie. Damals wusste niemand, was vor ihm lag. Klar war nur, dass die Überreste des Zweiten Weltkriegs so schnell wie möglich beseitigt werden sollten. Sichtbare Zeugen der Verwüstung waren vor allem die Straßenverhältnisse. Dafür war die Verkehrsdichte in Deutschland sehr gering; so betrug der Anteil an Personenwagen bezogen auf tausend Einwohner lediglich 19 Personenwagen. Aber es zeigten sich deutliche Anzeichen für einen vorwärtsgerichteten Geist. In der Kommunikationstechnik, eine noch ganz junge Branche, wurde bei Ferngesprächen der Selbstwähldienst eingerichtet. Das Fernsehen wurde für jedermann erschwinglich, allerdings zeigte es nur schwarzweiße Bilder. In jener Zeit entwickelte die japanische Firma Sony ihr Transistorradio zur Serienreife. Auch auf dem medizinischen Sektor kündigte sich rasanter Fortschritt an: die ersten Herzschrittmacher kamen erfolgreich zum Einsatz. Vor diesem Hintergrund trat Mercedes mit dem 300 S Coupé an die Öffentlichkeit, das auf dem Pariser Autosalon im Herbst 1951 vorgestellt wurde und im Sommer 1952 in die Serienproduktion ging. Das Stuttgarter Unternehmen bewies mit dem brandneuen Topmodell nicht nur herausragende Ingenieurleistung, sondern auch eine gehörige Portion Unternehmergeist. Das Coupé bestach durch sein Design. Die geschwungenen Kotflügel und die lang gezogene Kühlerhaube repräsentierten „traditionelle und in diesem Fall besonders edle Formen”, wie ein zeitgenössischer Kommentar lautete. Die „ruhige, vornehme Linienführung in ausgesuchter Harmonie mit moderner Gestaltung”, wie es weiter hieß, strahlte zudem eine spürbare Kraft aus. Damit symbolisierte es auch den Geist des Aufbruchs in jener Zeit. Das kultivierte, sportliche Coupé, groß, aber nicht wuchtig, stark, aber nicht schwerfällig, erreichte dank seines Sechszylinder-Motors eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h. Für jene unwegsamen Zeiten ein Wert, der nur auf wenigen Streckenabschnitten zu realisieren war. „Längste Strecken in kürzester Zeit mit größtmöglicher Schonung von Körper und Nerven” zurücklegen zu können, lautete die Botschaft an die Coupé-Klientel, zu der Berühmtheiten wie die amerikanischen Filmstars Gary Cooper und Errol Flynn zählten. Die „Sportmodelle” des Mercedes 300 kamen bis 1955 auf folgende Stückzahlen: Coupé 216 Stück, Cabriolet A 203 und Roadster 141 Exemplare. Einige wurden mit Sonderkarosserien von Pininfarina und anderen Designern versehen. Wie ernst man die enthusiastische Zielgruppe nahm, zeigte sich bereits 1955, als Mercedes ein überarbeitetes Modell, das 300 Sc Coupé (Baureihe W 188 II), vorstellte. Der Motor besaß nun eine Einspritzpumpe anstelle der Vergaser, was die Leistung auf 175 PS steigerte. Optisch verschönten verchromte Felgen und weitere Chromteile das Äußere. Zudem hatte das neue Coupé die Eingelenk-Pendelachse von der Limousine übernommen, was den Fahrkomfort merkbar verbesserte. Der durchaus berechtigte Stolz der Konstrukteure zeigte sich darin, dass der 300 Sc den Schriftzug „Einspritzmotor” auf dem Kofferraumdeckel trug. Trotz (für 1955) beeindruckenden Fahrleistungen von 180 km/h blieben die 300 Sc Modelle exklusiv: Coupé: 98 Stück, Cabriolet A: 49 Stück, Roadster: 53 Stück. Die Coupés 300 S und 300 Sc rundeten das Nachkriegsprogramm von Mercedes nach oben ab und griffen zugleich die Tradition der Vorkriegszeit wieder auf - repräsentative Wagen mit sportlicher Note für höchste Ansprüche. Die glückliche Verbindung von Höchstleistung und Fahrsicherheit mit Eleganz und Qualität wurde von den damaligen Fachleuten als „Maßstab für das heute im Automobilbau Erreichbare” angesehen. Dass zwischen 1951 und 1958 lediglich 314 Einheiten der Coupés der Modellreihe W 188 produziert wurden, ist auf den kleinen Markt der damaligen Zeit zurückzuführen. Die wenigen heute noch erhaltenen W 188-Coupés zählen zu den gesuchten Sammlerstücken und sind seltener (und vielfach teuerer) als der legendäre 300 SL. 1956: Mercedes 220 S (W 180). Mitte der Fünfzigerjahre waren die so genannten „Nachkriegsjahre” endgültig vorbei. Aus dem zaghaften wirtschaftlichen Aufbruch in Deutschland hatte sich ein Boom entwickelt, in die Geschichte eingegangen als „Wirtschaftswunder”. Die PKWDichte hatte sich in den vier Jahren seit 1952 mehr als verdoppelt; 1956 entfielen auf tausend Einwohner 40 Personenwagen. Arbeitslosigkeit war ein Fremdwort. Unter diesen positiven Vorzeichen ließ sich sogar die Politik auf Wagnisse ein. So trat bei den Olympischen Spielen im australischen Melbourne erstmals eine so genannte „Gesamtdeutsche Mannschaft” an. Ein politischer Kurs, der später zwar wieder revidiert wurde, der aber zeigte, dass Chancen ausgereizt werden müssen, wenn Fortschritte erzielt werden wollen. Als 1956 das erste transatlantische Telefonkabel in Betrieb ging, konnte jeder von zu Hause aus mit New York oder San Francisco telefonieren. Dies war der Startschuss für den globalen Siegeszug der Kommunikation. Kommunikation heißt auch Bewegung. Und Bewegung heißt auch Automobil. Als Mercedes 1956 das 220 S Coupé der Modellreihe W 180 vorstellte, vermissten Nostalgiker, die es auch schon damals gab, die geschwungenen Kotflügel des Vorgängers. Auch das 220 S Coupé zeigte sich mit seinen zwei Türen, dem fließenden Dach und der weit ausladenden, gewölbten Heckscheibe in eleganter Linie. Voluminöse Stoßstangen und Nebelscheinwerfer prägten das Gesicht des Coupés. Ganz deutlich aber war die Trennung von Fahrgastzelle, Vorbau und Heck zu einer charakteristischen Ponton-Form der Karosserie, was schnell zur griffigen Bezeichnung „Ponton-Mercedes” führte. Erstmals besaß mit dem 220 S Coupé ein Coupé von Mercedes eine selbsttragende Karosserie, die fest mit dem Rahmenboden verschweißt war. Die charakteristischen „Ponton”-Mercedes-Modelle dieser Modellreihe traten zunächst mit einem 100-PS starken Motor an, auch die Coupés. Kurze Zeit später konnte die Motorleistung auf 106 PS gesteigert werden. Eine verbesserte Vorderradaufhängung sorgte für erhöhten Fahrkomfort, ebenso wie die Eingelenk- Pendelachse mit tief liegendem Drehpunkt. Das 220 S Coupé schlug sich mit 21.500 Mark zu Buche. Ein stolzer Preis, wie einige Vergleichswerte zeigen: Mercedes 300c Limousine: 22.000 Mark, Mercedes 190 SL: 16.500 Mark, BMW 3200 S: 21.240 Mark, Jaguar XK 150: 21.500 Mark. Die entsprechende Ponton-Limousine kostete um 9.000 Mark weniger - die Preisdifferenz(!) hätte man auch in gleich zwei VW Käfer 1200 Export investieren können! Auf Wunsch und zum Aufpreis von 450 Mark erhielt der Kunde ab 1957 eine hydraulischautomatische Kupplung namens „Hydrak”. Auch die Innenausstattung war edel. So gehörten polierte Edelholzeinfassungen für die Armaturen und Lederpolsterung ebenso zum Coupé-Auftritt wie ein Standgebläse für Heizung und Lüftung. Als Einheit aus „moderner Technik und zweckvoller Eleganz” beschrieb die zeitgenössische Presse das Coupé. Zur von vielen Kunden erhofften Steigerung der Fahrleistungen bot Mercedes ab September 1958 eine Benzineinspritzung im 220 SE der Modellreihe W 128 zum Preis von 1.900 Mark an, was die Leistung auf 115 PS anhob. Die „Ponton”-Coupés der Modellreihen W 180 und W 128 stellten, wie schon das 300 S Coupé von 1952, unter Beweis, dass ambitioniertes Design, wegweisende Technik und genussvolles Fahren keine Gegensätze sind, sondern von der Kundschaft geradezu erwartet werden. Zwar wurden von den Coupés 220 S und 220 SE insgesamt nur 2081 Modelle gefertigt, aber auch die „Ponton”-Coupés zählen heute zu den gesuchten Sammlerobjekten. 1961: Mercedes 300 S (W 111). Jahr 1961 war reich an weltgeschichtlichen Ereignissen, die international enorme Resonanz fanden, weil sie dank der unaufhaltsam fortschreitenden Kommunikationstechnik jeden Haushalt erreichten, der einen Fernsehempfänger besaß. Für Deutschland wird der 13. August 1961 für immer und schmerzlich unvergessen bleiben: An diesem Tag begannen Bautrupps der DDR, eine Mauer zwischen Ost- und Westberlin hochzuziehen. Dies markierte den Beginn einer politischen Teilung, die 28 Jahre dauern sollte und erst mit dem überraschenden Fall der Mauer am 9. November 1989 endete. Zukunftsweisend in positiver Hinsicht, wenn auch mit viel Propaganda begleitet, war 1961 der erste bemannte Weltraumflug: Der Russe Juri Gagarin umrundete die Erde in einer „Wostok”-Rakete in 1 Stunde und 48 Minuten ein einziges Mal und wurde damit zum Helden der Sowjetunion. Tragisch dagegen der Tod des deutschen Rennfahrers Wolfgang Graf Berghe von Trips, der am 10. September 1961 beim Grand Prix von Italien in Monza mit seinem Ferrari in den Tod raste und 16 Zuschauer mitriss. Bei Mercedes stand in jenem Jahr erneut ein Coupé im Rampenlicht: Zur feierlichen Eröffnung des Museums im Werk Untertürkheim am 24. Februar 1961 wurde das 220 SEb Coupé der Modellreihe W111 präsentiert. Wieder einmal hatten die Konstrukteure Stilsicherheit bewiesen. Das elegante und repräsentative neue Coupé besaß eine unwiderstehliche Ausstrahlung von Kraft und Komfort, die schon äußerlich sichtbar war. Die Heckflossen, die der Limousine den Beinamen gegeben hatten, wurden nur noch angedeutet, die fließenden Linien dadurch verstärkt. Die ästhetische Ausgewogenheit verzichtete auf stilistische Spielereien. Für den vollwertigen Viersitzer mit reichlich Platz auch für längere Reisen wurde neben Motor und Fahrwerk auch die Sicherheitskarosserie von der viertürigen Limousine übernommen. Abgesehen davon war das Coupé eine komplette Neukonstruktion. 120 PS leistete der Sechszylinder, ausreichend auch für hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten auf Langstrecken. Dies waren keine theoretischen Werte mehr, denn die beginnenden 60er Jahre markierten auch einen Reiseboom in Deutschland. Die PKWDichte hatte sich in Deutschland seit 1956 nochmals mehr als verdoppelt; sie betrug nun 95 PKW pro tausend Einwohner. Die Straßenbeschaffenheiten indes zeigten sich noch recht unterschiedlich. Doch die Konstrukteure bei Mercedes hatten vorausgeplant: Das 220 SEb Coupé besaß als erster Serien- PKW von Mercedes Scheibenbremsen an den Vorderrädern. Außerdem ein gepolstertes Lenkrad und neuartige Keilzapfen-Türschlösser, die verhinderten, dass die Türen beim Aufprall aufsprangen. Hinzu kamen Dreipunktgurte. Diese sicherheitsrelevanten Einrichtungen, wie auch die Fahrleistungen, wurden von den Modellen der folgenden Jahre noch übertroffen. Das 300 SE Coupé der Modellreihe W 112 von 1962 besaß ein serienmäßiges Viergang- Automatikgetriebe, Luftfederung und Servolenkung. Diese Ausstattungen entsprachen auch den Erwartungen der Kunden, die in jenen Jahren vermehrt Kilometer zurücklegten. Wobei sich die Coupés nicht nur für die gehobene Freizeitgestaltung - Stichwort: Fahrspaß - empfahlen, sondern auch und gerade für berufliche Vielfahrer als ideal erwiesen. Im August 1965 wurde aus dem 220 SE der 250 SE und im Jänner 1968 der 280 SE. Der Motor mit 2.778 ccm Hubraum leistete jetzt 160 PS und damit nur 10 PS weniger als der 300 SE. Im November kam der 280 SE 3,5 auf den Markt. Die neue Frontpartie - niedrigerer und breiterer Grill und entsprechend eine flachere Motorhaube erhielten auch die Sechzylinder-Modelle, sodass die Unterscheidung nur an der Aufschrift möglich ist. Der verstärkte Zuspruch spiegelt sich in den Verkaufszahlen wider: Von den Coupé der Modellreihe W 111 und W 112 wurden mehr als zehn Mal so viel produziert, wie von der „Ponton”- Vorgängerreihe, nämlich genau 28.918 Stück. Als 1971 die Produktion der Baureihen W 111 und W 112 eingestellt wurde, mussten sich die Kunden für einige Zeit mit „kleinen Coupés” begnügen. 1969 war mit der Baureihe W 114 Coupés (250 C und 280 C resp. 250 CE und 280 CE) auf Basis der Strich-8 auf den Markt gekommen. Diese wurden bis Sommer 1976 gebaut. Die W 114 Coupés und die SL-Cabrios und die SLC-Coupés der Baureihen C 107 mussten die Fahnen bis Anfang der 80er Jahre hochhalten. 1981: Mercedes 380 SEC (C 126). Mit dem Jahr 1981 begann die Ära der neu entdeckten globalen Kommunikation. In der Technik wie in der Gesellschaft: So gelang einer noch jungen Softwarefirma namens Microsoft aus Seattle im amerikanischen Bundesstaat Washington mit ihrem Computer-Betriebssystem der globale Durchbruch: MS DOS wurde zum Standard für den Großteil aller PCs der Welt. Weit höher im Interesse der Medien stand damals jedoch ein ganz anderes Großereignis, eine Hochzeit: Prinz Charles und Lady Diana Spencer heirateten am 29. Juli 1981. Das royale Spektakel wurde von mehr TV-Stationen übertragen und von mehr Zuschauern begleitet als alle Olympischen Spiele: Mehr als eine Milliarde Menschen, so haben Statistiker errechnet, wohnten dem prinzlichen Jawort bei. Bei Autos vollziehen sich die Medienauftritte in kürzeren Intervallen als bei Königshochzeiten. Das schmälert nicht die Bedeutung der Fahrzeuge, stellen sie doch immer auch einen Maßstab des jeweiligen technischen Fortschritts dar. Als 1981 das 380 SEC Coupé und das 500 SEC der Modellreihe C 126 Coupé vorgestellt wurden, hatte man wieder zur S-Klasse als Basis der Coupés zurückgefunden, anstelle der SL-Klasse, die zwischen 1971 und 1981 auch als SLC-Coupé angeboten wurde. Dies bedeutete zunächst, dass sie in ihren Abmessungen etwas größer ausfielen. Das Design der neuen Coupés orientierte sich ebenfalls an den Viertürern mit eleganter, harmonischer Formgebung. Es strahlte jedoch mehr geballte Kraft und Agilität aus. Den Karosserieschneidern gelang das Kunststück, bildlich gesprochen, einen überaus muskulösen Leib in ein tailliertes Sakko zu kleiden. Wieder einmal hatte sich die PKW-Dichte in Deutschland rasant entwickelt: Im Jahre 1981 besaßen 385 von tausend Einwohnern einen PKW. Die Erwartungen der automobilen Kundschaft stiegen. Die Ansprüche an mehr Leistung bedienten die Ingenieure von Mercedes mit V8-Motoren für die neuen Coupés, die zudem im Rahmen des „Mercedes- Benz-Energiekonzepts” zur Verbrauchs- und Schadstoffreduzierung gründlich überarbeitet worden waren. 204 PS leistete das 380 SEC Coupé, 231 PS das 500 SEC Coupé. „Ganz hervorragend sind Raumgefühl und Übersichtlichkeit”, urteilte ein Fachmagazin seinerzeit und lobte „der SEC lässt sich spielerisch dirigieren”. Zu den technischen Modifikationen zählten, neben einer Erhöhung der Verdichtung, verbesserte Nockenwellen mit geänderten Steuerzeiten, luftumspülte Einspritzventile und eine elektronische Leerlaufregelung. Dank dieser ausgefeilten Eingriffe konnte der Kraftstoffverbrauch der SEC-Coupés im Vergleich zu ihren Vorgängertypen deutlich reduziert werden. Selbstverständlich entsprachen auch die Coupés dem hohen Sicherheitsstandard der S-Klasse-Limousinen. Ein interessantes Ausstattungsdetail stellten elektrisch betätigte Gurtbringer dar, die zum serienmäßigen Lieferumfang der SEC-Typen gehörten und die Aufgabe hatten, an allen vier Sitzen den Sicherheitsgurt ins Blickfeld und in eine für Fahrer bzw. Beifahrer gut erreichbare Position zu bringen. Auf Wunsch waren ein Airbag für den Fahrer und ein Gurtstraffer für den Beifahrer lieferbar. Deutlich wurde der Bedarf des Markts für ein neues großes Coupé von Mercedes nicht zuletzt an den Zahlen: Von der Modellreihe C 126 wurden insgesamt 74.060 Stück produziert. Diese Coupés, für manche Liebhaber „die Reisewagen schlechthin”, zählen heute zu den gesuchten „Youngtimern” aus dem Hauses Mercedes. Sie vereinen technischen Fortschritt in Sachen Fahrleistungen und Fahrsicherheit mit dem traditionellen Anspruch an Exklusivität und Komfort. 1992: Mercedes 500 SEC (C 140). Im Jahr 1992 traten Persönlichkeiten ins öffentliche Interesse, die auf ganz unterschiedliche Weise Geschichte machten: Bill Clinton leistete seinen Eid als 42. Präsident der USA, zum Zeitpunkt seines Amtsantritts 47 Jahre alt und damit ein vergleichsweise junger Präsident, mit viel Vorschusslorbeeren bedacht. In anderen Branchen traten Vertreter der Alten Garde ab. So starb die deutsche Schauspielerin Marlene Dietrich am 30. Mai 1992 im Alter von 91 Jahren. Im selben Jahr, am 8. Oktober, starb der ehemalige deutsche Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt im Alter von 79 Jahren. Als adäquate Bühne für eine Weltpremiere hatte Mercedes 1992 internationale Podien gewählt: Die Premiere des neuen SEC-Coupés der Modellreihe C 140 fand im Januar des Jahres auf der North American International Auto Show in Detroit statt, die Europapremiere erfolgte zwei Monate später am Genfer Automobilsalon. Zunächst wurden zwei Varianten angeboten: der 500 SEC mit einem V8-Motor und der 600 SEC mit einem V12-Motor, die in ihrer Motorisierung mit 320 PS beziehungsweise 394 PS den entsprechenden Limousinen glichen. Beide waren mit zahlreichen Extras ausgerüstet und stellten die Topmodelle des PKW-Programms dar. Obwohl die SEC-Coupés technische Anleihen bei den 1991 vorgestellten SKlasse- Limousinen machten, präsentierten sie sich in ihrem eleganten Design deutlich eigenständig. Mehr noch: Sie verdeutlichten die Tradition der Coupé- Geschichte bei Mercedes auf ganz außergewöhnliche Weise. Klare, ruhige Formen verströmten Dynamik und dezente Sportlichkeit. Eine gute Kombination für die Coupé-Enthusiasten, welche wieder einmal den Status der Mercedes-Coupés auf dem Weltmarkt unterstrich. Eine äußerliche Veränderung wurde im Juni 1993 eingeführt: Analog zu den anderen PKWTypen wurden auch bei den Coupés der S-Klasse neue Typenbezeichnungen eingeführt; aus dem 600 SEC beispielsweise wurde so das S 600 Coupé. Die Nachfrage nach den exklusiven Coupés von Mercedes war auch 1992 ungebrochen. Doch die Ansprüche der Kundschaft schienen parallel zur PKW-Dichte zu steigen, die 1992 mit 502 Personenwagen auf tausend Einwohner einen neuen Rekord erreicht hatte. Rechnerisch fanden nun sämtliche Einwohner Platz auf den Vordersitzen der deutschen PKW-Flotte. Um die große Nachfrage nach Oberklasse-Coupés zu bedienen, erhielt die Coupé- Familie im März 1994 mit dem S 420 Verstärkung, mit 279 PS. Das S 600 Coupé trat mit zwei grundlegenden technischen Neuerungen an: Im Mai 1995 wurde ein vollkommen neu entwickeltes Fünfgang-Automatikgetriebe mit schlupfgesteuerter Wandler-Überbrückungskupplung und elektronischer Steuerung eingeführt, das aufgrund seiner ausgeklügelten elektronischen Steuerung eine Senkung des Kraftstoffverbrauchs ermöglichte. Eine Innovation von noch grundlegenderer Bedeutung wurde zeitgleich eingeführt: das Elektronische Stabilitäts- Programm ESP®, das den Fahrer in kritischen Situationen unterstützt, indem es durch einen gezielten sensorgesteuerten Bremseingriff dem instabilen Moment entgegenwirkt und damit zur Fahrsicherheit beiträgt. Seither gilt ESP® als unentbehrliche Sicherheitstechnik im Fahrzeugbau. Mercedes hatte sich wieder einmal als Pionier in der Sicherheit erwiesen. Dieses Argument minderte die Begeisterung für die Coupés nicht, im Gegenteil. Wie emotional auch die Werbung vom Coupé sprach, zeigt eine Kampagne aus dem Jahr 1994, die mit den Worten warb: „Fahren Sie ihn, bevor er eines Tages zu schade dafür ist.” Abgebildet war, neben einem Kompressor-Mercedes Typ 500 K, einem 300 SL Roadster und einem Mercedes Typ 300 Sc, das S-Klasse-Coupé der damals aktuellen Modellreihe C 140. Die Botschaft war klar: Das neue Coupé steht in einer Reihe mit den Klassikern des Hauses. Recht ungewöhnlich kommentierte das amerikanische Fachmagazin Road & Track den Auftritt des Coupés: „Eines Königs würdig ist dieses S-Klasse-Coupé, es ist genau das, was zum Beispiel König Ludwig fahren würde, wenn er heute noch lebte ...”. Sicher zählten einige der lebenden Könige zur Kundschaft, aber dass eine Vielzahl von Normalsterblichen Begeisterung für das Coupé empfanden, zeigen die Produktionszahlen. Von der Modellreihe C 140 wurden 26.022 Einheiten gefertigt. 1999: Mercedes CL 500 (C 215). Die Zeiten standen 1999 wieder einmal auf Umbruch. Mehr Sorgen als die Umstellung von der Deutschen Mark auf das neue Zahlungsmittel Euro machten manchen Zeitgenossen jedoch die unbekannten Risiken, die sich möglicherweise durch den Jahrtausendwechsel in Computersysteme und Rechnernetze ergeben könnten. Wie wir heute wissen, ging die Umstellung von 1999 auf 2000 zumindest in den Rechensystemen glatt. Ein markantes Zeichen für ein neues Zeitalter war 1999 die Eröffnung des neuen Reichstags in Berlin. Damit wurde die Stadt auch sichtbar zur Hauptstadt eines wiedervereinten Deutschlands. Auch andere Ereignisse aus Deutschland machten Schlagzeilen: Der Schriftsteller Günter Grass erhielt den Nobelpreis für Literatur. Aber auch dieses Jahr kam nicht ohne Abschied aus: Die Tennis-Legenden Steffi Graf und Boris Becker gaben ihren Rücktritt vom aktiven Sport bekannt. Einen neuen Höchstwert vermeldete die PKWDichte in Deutschland: An der Schwelle zum neuen Jahrtausend betrug sie 516 PKW auf tausend Einwohner. Weltpremiere auch auf dem Genfer Automobilsalon im März 1999: Das innovative Mercedes Coupé der CL-Klasse der Modellreihe C 215, der CL 500, feierte seinen Auftritt. In Design, Motorisierung und Ausstattung lieferte es einen glanzvollen Beweis für die anhaltende Innovationskraft des Stuttgarter Autobauers. Auf den ersten Blick erkennbar war die neue Linienführung: Die lange, flache Motorhaube, die dynamische Dachlinie, das markante Heck und die Doppelscheinwerfer in der neuen Interpretation des wohl vertrauten „Vier-Augen-Gesichts” prägten eine Form, die gleichzeitig Sportlichkeit und Eleganz ausstrahlt. Athletik paarte sich mit Geschmeidigkeit. Durchgängige Seitenscheiben und der Verzicht auf B-Säulen ließen den Grundkörper leicht wirken. Das Coupé fand im elitären Coupé-Markt der Welt auf Anhieb seinen Platz und gehört zu den meistgefragten Coupés der Welt. Zum Auftritt des außergewöhnlichen Coupés passten die Motoren, die Mercedes für das Coupé anbot: Das Topmodell CL 600 war ausgestattet mit einem neu entwickelten, laufruhigen Zwölfzylindermotor, der 367 PS mobilisierte und ein Drehmoment von 530 Nm bot. Leichtbau, Dreiventil-Technik, Doppelzündung mit Wechselspannungs-Zündsystem und Ionenstrom-Diagnose, automatische Zylinderabschaltung, sechs Katalysatoren und acht Lambdasonden sind nur einige Beispiele für die aufwändige technische Ausstattung dieses hoch modernen Triebwerks. Das „kleinere” Coupé CL 500 ist mit dem 306 PS starken V8-Motor ausgestattet. Serienmäßig kamen im Mercedes-Coupé Innovationen zum Einsatz, die zum Zeitpunkt der Präsentation weltweit kein anderes Automobil aufwies. Allen voran das neuartige aktive Federungssystem Active Body Control (ABC), das ein bislang unerreichtes Optimum aus Sportlichkeit und Komfort darstellt. Auf Basis von Sensorsignalen und mithilfe spezieller Hydraulikzylinder an den Achsen kompensiert ABC Wank- und Nickbewegungen der Karosserie beim Anfahren, bei Kurvenfahrt oder beim Bremsen fast vollständig. So wird Autofahren zu einem neuen Erlebnis. Zur weiteren Serienausstattung des neuen großen Coupés gehörte ein umfangreiches Sicherheitspaket, das in seiner Komplettheit seinesgleichen sucht: Front- und Sidebags zählten dazu sowie Windowbags. ESP® war selbstverständlich; hinzu kam die Antriebs-Schlupf-Regelung ASR. Dies waren technische Konfigurationen, die sicheres Autofahren garantierten. Vorbildliche Aerodynamik (cW-Wert 0,28), konsequenter Leichtbau und eine neue Maßkonzeption waren weitere Kennzeichen des Mercedes CL-Coupés von 1999. Ein modernes Hybrid-Konzept, das den Einsatz verschiedener Leichtbau-Werkstoffe wie Aluminium, Magnesium, Stahl und Kunststoff ermöglicht, erbrachten im Vergleich zum Vorgänger eine Gewichtsersparnis von bis zu 340 Kilogramm. Bei der Ausstattung blieben keine Wünsche offen: Multifunktions-Lenkrad, Fünfgang-Automatik mit Tipp-Schaltung und Speedtronic, Klimatisierungsautomatik mit Aktivkohlefilter zählten dazu. Elektrisch verstellbare Ledersitze mit Memory- Funktion, Lederapplikationen, auch an Instrumententafel und Türen sowie edle Zierhölzer unterstreichen die Spitzenstellung dieses Coupés. Beim Topmodell CL 600 betonten zusätzlich das Bedienund Anzeigesystem COMAND, Telefon, Soundsystem, Polsterung in exklusivem Nappaleder sowie Säulenverkleidungen und Dachhimmel aus weichem Alcantara die besondere Klasse und die herausragende Stellung in der Automobilhierarchie. Im Jahr 2002 erhielt der V-12-Motor des CL 600 eine Biturbo-Aufladung und flankierende Maßnahmen, die ihn gleichfalls auf 500 PS erstarken ließen, er stellte bei einem Ladedruck von einem bar ab 1.800 U/min ein maximales Drehmoment von 800 Nm bereit - das waren 36 Prozent mehr Leistung und sogar 51 Prozent mehr Drehmoment als beim bisherigen Zwölfzylinder. Damit erreichte das Fahrzeug die 100-km/h-Marke aus dem Stand in 4,8 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit wurde elektronisch auf 250 km/h begrenzt. Im CL 55 AMG ging ab Herbst 2002 der von Mercedes-AMG entwickelte V-8-Kompressormotor mit 5,5 Liter Hubraum zu Werke. Er leistet wie der Zwölfzylinder 500 PS, jedoch hat er eine eher sportliche Charakteristik. Ein Fünfgang-Automatikgetriebe mit Schalteinrichtung im Lenkrad unterstrich das sportliche Fahrerlebnis. Abgesehen von verschiedenen Modellpflegemaßnahmen blieb der CL 500 unverändert im Programm. Für alle Varianten wurde im Herbst 2002 die Active Body Control (ABC) überarbeitet: Nun wird zusätzlich das aktuelle Gesamtgewicht des Fahrzeugs ermittelt und in die Berechnung der aktiven Fahrwerksregelung einbezogen. Damit wird das Fahrverhalten weitgehend unabhängig von der Beladung. Im Rahmen der Modellpflege wurde auch die Sicherheitsausstattung noch ausgefeilter, unter anderem mit so genannten Up-Front-Sensoren im Vorbau der Karosserie, die beim Crash frühzeitig die Aufprallschwere erkennen und damit den Beifahrer- Airbag situationsbedingt in zwei Stufen steuern. Überdies werden die Gurtstraffer dank der Sensoren noch früher aktiviert. Die Leistungsgrenze wurde 2003 noch einmal nach oben gerückt - mit dem CL 65 AMG, der 612 PS mobilisiert und zwischen 2000/min und 4.000 U/min ein Drehmoment von 1000 Nm bereitstellt. Das Produktionsvolumen der Coupés der Modellreihe C 215 zeigte, dass Mercedes den Weg der Coupé-Tradition erfolgreich beschreitet: Bis Mai 2006 wurden 46 800 Stück gefertigt. 2006: Mercedes CL 500 (C 216). Der 2006 präsentierte Nachfolger setzt die Tradition der Großen Coupés würdig fort. Drei Motoren stehen zur Auswahl - zwei mit acht Zylindern und ein Zwölfzylinder. Das „kleine” „große Coupé”, der CL 500, leistet 388 PS und bei 2.800 U/min ein Drehmoment von 530 Nm - beides eine deutliche Steigerung gegenüber dem direkten Vorgänger und ausreichend für eine Beschleunigung von 5,4 Sekunden auf 100 km/h. Im CL 600 geht ein Biturbo-Zwölfzylinder seiner Arbeit nach, der stolze 517 PS leistet. Das Drehmoment von 830 Nm bei bereits 1.900 U/min sorgt für einen Wert von 4,6 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei beiden Modellen mit 250 km/h begrenzt. Noch um acht Pferde mehr bringt der CL 63 AMG auf die Straße. Er hat zwar „nur” acht Zylinder, aber die PS-Schmiede AMG entlockt dem 6,2 Liter großen Triebwerk 526 PS. Im Inneren aller drei Modelle herrscht erwartungsgemäß Clubatmosphäre mit einem Übermaß an Holz, Leder, hochflorigen Teppichen und jeder Menge Unterhaltungselektronik. Elektronische Helferlein sorgen auch für höchstmögliche Sicherheit - Active Body Control, Intelligent Light System, PRE-SAFE® Bremssystem, Bremsassistent Plus (mittels Radar wird die Distanz zum Vordermann gemessen, in Relation zur Fahrtgeschwindigkeit gesetzt und gegebenenfalls wird der Fahrer mittels optischer und akustischer Warnsignale alarmiert. Reagiert, sprich bremst, dieser nicht, so erledigt auch dies das CL Coupé für uns.). Diese Tradition der Coupés mit ihrer Symbiose aus technischer Perfektion und elegantem Styling wird also auch in Zukunft fortgeführt. Seit 1952 hat Mercedes insgesamt über 178.000 Luxus-Coupés produziert. |