Heft bestellen - Methusalems unterwegs... Was 1996 anlässlich 100 Jahre Nutzfahrzeug mit 30 Fahrzeugen begann, ist mittlerweile zu einer Großveranstaltung geworden. Text und Photos: Herbert Koch
Die Methusalems der Wiederaufbauzeit waren wieder auf steirischen Straßen unterwegs. Wie würde unsere Wirtschaft aussehen, hätte es diese Fahrzeuge der Wiederaufbauzeit nicht gegeben. Die Größe eines Lastwagens nach dem 1.Weltkrieg, wäre heute höchstens ein Pick Up. Aber so ändern sich die Zeiten und es ist schön, diesen Werdegang zu verfolgen. Das älteste Fahrzeug war ein International Truck Bj. 1927, gelenkt von Herbert Meindl aus Linz. Dieser legte bei der Ausfahrt ein Tempo vor, dass so manch jüngerer und stärkerer Lkw zu tun hatte, ihm nachzukommen. 4200 Jahre hatten die 92 historischen Nutzfahrzeuge bei den "6. Leobener Historischen Nutzfahrzeugtagen" unter den Rädern. 24 verschiedene Marken waren dabei am Start. Unvergessliche Namen wie Austro Fiat, Berna, Büssing, DKW, Gräf & Stift, FBW, Fiat, Ford, Hanomag, Henschel, IHC International, Saurer, Steyr, MAN, Mercedes Benz, Magirus Deutz, Mack, Opel Blitz, ÖAF, Perl Auhof, Unimog, Volvo, VW und Western Star konnten dem begeisterten Publikum gezeigt werden. Bei der Ausfahrt mussten 140 km zurückgelegt werden, wobei einige Bergstraßen, wie der Rechberg, die Teichalm, Sommeralm und das Straßegg bezwungen wurden. Manche Fahrzeuge kamen dabei ganz schön ins Kochen. Besonders stark wurden aber die Bremsen bei den steilen Bergab-Passagen hergenommen und einer wirklichen Prüfung unterzogen. Schön anzusehen war hiebei die vorsichtige und vorausschauende Fahrweise der Fuhrwerker. Ruhig bedienten sie die Lenkung und die Bremsen, schalteten rechtzeitig zurück, um ja nicht die Bremsen zu überfordern. Hier sah man wie die alten Fahrzeuge respektvoll behandelt wurden. Ohne echte Probleme und vor allem unfallfrei ging die Fahrt am Leobener Hauptplatz zu Ende. Der Fachmann der österreichischen historischen Nutzfahrzeugszene, der Transportunternehmer KR Max Zottler, in der Szene unter "Diesel Max" bekannt, ein leidenschaftlicher Sammler und Restaurierer und das Sprachrohr der österreichischen Nutzfahrzeugszene, stellte nun alle Fahrzeuge dem staunenden Publikum vor. Er konnte über jedes Fahrzeug eine Anekdote zum Besten geben. Der absolute Publikumsliebling dabei war der Ford V8 Holzgaser, Bj. 1937, des Trofaiacher Kfz- Spenglermeisters Franz Leitner, der erst wenige Tage vor der Veranstaltung fertig restauriert wurde. Im Wasserkessel der Holzgasanlage kochte er Würstel für das Publikum. Ein Restaurierungsbericht folgt in einer der nächsten Ausgaben der Austro-Classic. Dass die "Leobener Historischen Nutzfahrzeugtage" auch im Ausland einen hervorragenden Ruf genießen zeigt die Tatsache, dass so bekannte Persönlichkeiten wie Dr. Konrad Auwärter (Neoplan) und Paul Ernst Strähle jun., 2.Vorsitzender der NVG (Nutzfahrzeug Veteranen Gemeinschaft) aus Deutschland, Cristiano Politi vom ASI (Automotoclub Storico Italiano) und der Präsident des ÖMVV, Ing. Hannes Rath, welcher selbst am Start war, zu dieser Ausfahrt kamen. Herr Ing. Rath war auch voll des Lobes über die Veranstaltung. Durch seine Teilnahme sieht er jetzt auch besser die Problematik, mit welcher die Nutzfahrzeugbesitzer von Gesetzesseite her konfrontiert sind und versprach, sich für die Anliegen der Nutzfahrzeuge einzusetzen wo es geht. Wenn wir es auch noch schaffen, die letzten Grabenkämpfer von der Gemeinsamkeit der Sache zu überzeugen, dann sind wir auf dem richtigen Weg, um auch noch in Zukunft mit den historischen Nutzfahrzeugen an Veranstaltungen teilnehmen zu können. Es war eine gelungene Veranstaltung, die bereits am Freitag mit einem Grillabend begann, am Samstag, nach der Ausfahrt, mit einem Festbankett im Alten Rathaus ihre Fortsetzung hatte und am Sonntag mit einer Oldtimerbusfahrt und einer Fahrt mit der Schmalspurbahn in die Breitenau, wo alle von der Feuerwehr verköstigt wurden, endete. Dies alles in einer wunderschönen Landschaft und mit netten Freunden. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in 3 Jahren in Leoben. In der Zwischenzeit haben alle jene noch Zeit ihre Pretiosen, die sie noch in diversen Remisen und Garagen versteckt halten, zu restaurieren, um sie bei der nächsten Veranstaltung dem begeisterten Publikum präsentieren zu können. Nochmals herzlichsten Dank an alle Mitarbeiter und Sponsoren, ohne die diese Veranstaltung nicht möglich wäre.
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