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Donnerstag, 28. März 2024
Flugtag Fischamend Drucken E-Mail
Geschrieben von Erich Fries   

Heft bestellen - 100 Jahre Luftfahrt in Österreich

"Ich hatte einen Traum und der wurde umgesetzt. Die Wirklichkeit hat alles bei weitem übertroffen." Dies waren die Worte von Organisator Franz Lorenz nach Abschluss der beiden Flugtage am 6. und 7. Juni 2009.

Text & Photos: Erich Fries

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ImageDen hundertsten Jahrestag der Gründung eines Flughafens in Fischamend nahmen die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe "Luftfahrt" des "Fischamender Heimatmuseums" zum Anlass, zusammen mit dem "Flughafen Wien-Schwechat" und dem "Österreichischen Bundesheer", eine große Flugschau zu veranstalten. Fischamend war der größte Flughafen der Monarchie. Gegründet wurde er 1909, als die "Militärisch-Aeronautische- Anstalt" vom Wiener Arsenal dorthin übersiedelte. Angeblich soll er sogar flächenmäßig größer gewesen sein als der derzeitige Flughafen Wien-Schwechat, eine Luftfahrtgeschichte Österreichs, die kaum bekannt sein dürfte.
Die Entwicklung der Luftfahrt war auch schon 1909 nicht vorstellbar ohne Forschung. Zusammen mit der TU Wien wurde deshalb ein Forschungszentrum mit Windkanal und Luftschrauben- Prüfanstalt installiert. Schließlich ist die Entwicklung der "drahtlosen Telegraphie" mit der Firma Siemens & Halske vorangetrieben worden. Darüber hinaus gab es auch erste Versuche mit dem Bau von Hubschraubern. Der Übergang von Ballonen und Luftschiffen zu Flächenflugzeugen fand aufgrund verschiedener Entwicklungen relativ bald statt. Import und Eigenproduktion bestimmten in der Folge die verschiedensten Typen der Flugzeuge. 1912 wurde die Produktion der Lohnerwerke mit den "Lohner-Pfeilfliegern" ausgeweitet und von Floridsdorf nach Fischamend verlegt. Auch Flugmotoren der "Hansa- Brandenburgischen-Flugzeugwerke AG" sind in Lizenz gefertigt worden. Im gleichen Jahr wurde allerdings der internationale Flughafen- Wien-Aspern eröffnet, was eine Verlagerung des Flugbetriebes nach sich zog. Nach dem Ersten Weltkrieg diente der Platz einige Zeit den Polizeifliegern. Nach Auflösung dieser Truppe wurde auch der Flugplatz geschlossen.
Nach 1938 wurde auf diesem Gelände zusammen mit Wiener Neustadt eine Produktion der Messerschmidt-Werke aufgebaut. Außerdem sind gleichzeitig in Schwechat-Ost (Heidfeld) die Heinkelwerke mit dem damaligen Werkflugplatz gegründet worden. 1944 wurden Flugplatz und Werk Fischamend fast zur Gänze zerstört.
Nach Kriegsende ist der Flugplatz Schwechat ein Fliegerhorst der Royal Air Force geworden. Durch Gründung der "Flughafen-Wien-Betriebsgesellschaft" im Jahre 1954 konnte 1955, nach dem Staatsvertrag, der Flughafen Wien-Schwechat so ausgebaut werden, wie wir ihn heute kennen.
Das Gelände des ehemaligen Areals Fischamend wurde einerseits verbaut und dient andererseits der landwirtschaftlichen Nutzung. Auf einem kleinen Teilstück wurde nur für diese Veranstaltung eine provisorische Start- und Landebahn 15/33 mit dem Kurztitel LOWF errichtet.
ImageEin mobiles Einsatzfahrzeug für Funkleitverkehr des Flughafen Wien-Schwechat koordinierte als Assistenz für den Tower die Flugbewegungen. Außerdem waren auch noch Rettung und Feuerwehr am Platz.
Das Programm selbst begann nach zehn Uhr. Leider hatten aufgrund des 40 Knoten starken und böigen Südwindes einige Piloten abgesagt. Dadurch entfielen einige Programmpunkte der einzelnen Piloten. Der Höhepunkt des Tages allerdings war sicher der Airbus 320, mit der Registrierung OE-LP. Sowohl mit als auch ohne ausgefahrenem Fahrwerk und eingeschaltetem Landescheinwerfer, brauste die Maschine im Tiefflug über die Köpfe der begeisterten Zuschauer hinweg. Zuletzt gab es zum Ausklang des ersten Tages ein fröhliches Clubbing des "Flight-Clubs" am "Flugplatzgelände".
Am Sonntag waren zuerst die Modellflugzeuge an der Reihe. Zirka 50 kleine Maschinen wurden vorgeführt, wobei sie ähnlich wie ihre großen Brüder mit dem Wind zu kämpfen hatten und manche einige Blessuren davontrugen. Ab 14 Uhr begannen, bei etwas weniger Wind als am Vortag, die Flugvorführungen. Der Höhepunkt diesmal, war der "Bombardier Challenger 300", OE-HNL aus Schwechat, der ebenfalls mit Tiefflügen das Publikum zu begeistern wusste.
Beim Endanflug auf die Piste 15 streifte die Ryan ST-3KR mit der Kennung N59GR durch eine Vertikalböe mit dem Fahrwerk die 15.000 Volt Verstärkungsleitung der Schnellbahn. Zur Sicherheit flog der Pilot zum Flugplatz Spitzerberg, wo am Fahrgestell leichte Beschädigungen festgestellt wurden. So kam auch dieser Tag zu einem guten Ende.
Wie jede Flugschau im In- und Ausland, war sie auch hier ein großes Volksfest. So war es auch bei diesen Flugtagen in Fischamend. 4.200 Besucher am Samstag und 4.600 Flugbegeisterte am Sonntag, die mit der gesamten Familie angereist waren, bevölkerten die zahlreichen Festzelte. In einem dieser Zelte wurde auch eine "Albatros" Baujahr 1916 gezeigt. Verschiedene Musikkapellen sorgten in den Pausen für die notwendige Stimmung.
Um 15.30 Uhr war der Flugtag zu Ende. Die Piloten flogen um 17.30 Uhr zu ihren Heimat- Flugplätzen zurück. Ähnlich wie der Flugplatz Aspern wird auch der historische Flugplatz Fischamend durch diese Flugschau in unserer Erinnerung bleiben.

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