Cooper - Motor hinten, Nase vorn |
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Geschrieben von Alexander Korab | |
Heft bestellen - Motor hinten, Nase vorn Zum 50-jährigen Jubiläum des ersten englischen WM-Titels in der Formel 1: Die Geschichte der Marke CooperText: Alexander Korab Photos: Alexander Korab, Wolfgang M. Buchta und aus "Cooper Cars" von Doug Nye ![]() 1922 heiratete Charles Cooper und am 17. Juli 1923 schenkte ihm seine Frau Elsie einen Sohn, der auf den Namen "John Newton" getauft wurde. Vater Charles trug einiges dazu bei, dass der "Auto-Virus" schon früh auf den kleinen John übersprang. ![]() ![]() Es entstanden Clubs, die eigene Regeln aufstellten und Rennen nur für Mitglieder veranstalteten. Im Dezember 1945 gründete eine Gruppe von Angestellten der Bristol Aeroplane Company den "Club 500". Da war eigentlich alles zugelassen, was vier Räder hatte, vorausgesetzt das Hubraumlimit von 500 ccm wurde nicht überschritten. Pioniere dieser Formel waren Clive Lones und Colin Strang. Lones verwendete ein Austin- 7-Chassis mit einem JAP-Einzylinder-Motorradmotor, der vorne eingebaut war. Strang’s Bolide bekam einen Fiat Topolino Rahmen, ein Vincent- HRD Motor befand sich im Heck. Die Initiative der "Bristol-Boys" inspirierte John Cooper zum Bau eines eigenen Rennwagens. Ein beschädigter Topolino diente als Teilespender. Den Motor - ein JAP mit 498 ccm, der mit Alkohol befüttert 38 PS leistete - installierte er hinter dem Fahrersitz. Die Hinterachse ohne Differenzial (!) wurde über eine Kette angetrieben. Charlie Robinson klopfte eine schlanke, stromlinienförmige Karosserie aus Aluminiumblech und im Frühjahr 1946 war der Cooper Mark I (T2) fertiggestellt. John meldete den Wagen zum damals schon legendären Prescott Hillclimb an. Dort überdrehte er den Motor und kam wegen eines verbogenen Ventils nicht an die Zeiten von Lones und Strang heran. Im September 1946 fand der erste Speed-Trial von Brighton nach dem Krieg statt. Eine 500er Klasse war noch nicht ausgeschrieben, da es ja erst drei Autos gab! Also musste sich John mit den 750ern, also mit Vorkriegs-MGs, Austin 7 Ulster und dergleichen messen. John holte sich den Klassensieg gefolgt von Lones. Die beiden waren schneller als so mancher 1100er. Eine Woche später schaffte John in Westcourt schon die achtbeste Zeit. Vor ihm lag kein Auto unter 1,5 Liter Hubraum. ![]() ![]() Am 19. Dezember 1947 wurde die Cooper Car Company offiziell gegründet. Werkzeuge wurden angeschafft, um Rahmen und Fahrwerksteile in Eigenregie herstellen zu können. Der Cooper Mark II (T5) glich seinem Vorgänger in vielen Details. Er wurde nach wie vor mit dem 38 PS starken JAP-Motor ausgestattet. Die Karosserie geriet etwas eleganter. Speziell für Cooper gefertigte Leichtmetallräder ersetzten die Fiat-Blechfelgen. Rennfertig brachte der T5 keine 260 kg auf die Waage. Einer der ersten Kunden war ein 18-jähriger Grünschnabel namens Stirling Crauford Moss. Moss Senior wollte die Bestellung seines Sohnes stornieren, doch Stirling setzte seinen Willen durch. Mit einem creme-weissen Cooper T5 startete er seine bemerkenswerte Rennkarriere und wurde 1948 zum Star der 500er-Klasse. Von den 15 Rennen gewann Moss 11. Die Serienproduktion des T5 war gerade in Gang gekommen, da war John schon mit dem nächsten Projekt beschäftigt. Er verlängerte den T5-Rahmen um einen JAP-V-2-Zylinder mit 1000 ccm und einer Leistung von 76 PS, einzupflanzen. Es wurde der schnellste Sprinter ohne Kompressor im ganzen Land. In Brighton schaffte er den stehenden Kilometer in einer Rekordzeit von 27,93 Sekunden - schneller waren nur Autos mit Kompressor. ![]() John entwickelte den 500er weiter. Der Mark III oder T7 wurde mit Sperrdifferenzial, Magnesiumfelgen und einem 9-Gallonen-Treibstofftank für längere Distanzen ausgeliefert. Es gab auch Interessenten für den "großen" Cooper. Stirling Moss bestellte einen 1000er, der nach seinen Vorstellungen modifiziert wurde. Mit der neuen Vincent- HRD-Black-Lightning-Maschine rechnete er sich gute Chancen bei internationalen Formel 2-Bewerben aus. Ein Rennen am Gardasee war sein erster Einsatz auf dem Kontinent. Es gelang ihm, einen sensationellen 3. Platz herauszufahren, vor den V12 Ferraris von Villoresi und Tadini, die den kleinen Cooper nicht abschütteln konnten. Die Leistung des 19-jährigen Engländers wurde von den Zuschauern frenetisch bejubelt. Auch die Saison 1949 war für Cooper mehr als zufriedenstellend gelaufen. Man konnte sich rühmen, jedes wichtige Rennen in der 500er- und 1000er- Klasse gewonnen zu haben. Die Auftragsbücher füllten sich und John war derart mit administrativen Tätigkeiten beschäftigt, dass er selbst immer seltener aktiv an Rennen teilnahm. ![]() Im Januar 1952 wurde der Cooper T20 oder Cooper-Bristol Mark I der Presse vorgestellt - technisch nicht wirklich revolutionär, dafür optisch durchaus gelungen. Rechtzeitig vor dem Oster-Meeting in Goodwood konnten drei Cooper-Bristols fertiggestellt werden. Das Debüt des neuen F2-Wagens war sensationell. Der 22-jährige Mike Hawthorn gewann den Lavant-Cup, gefolgt von Brown und Brandon: 1-2-3 für Cooper. Auch im Formula Libre- Chichester Cup siegte Hawthorn. Juan Manuel Fangio kam auf Platz 6. Der berühmte Argentinier hatte sich beeindruckt von dem neuen Cooper gezeigt, worauf ihm John einfach einen der drei Wagen ausprobieren ließ. Im Hauptbewerb, der Richmond Trophy, wurde Hawthorn Zweiter hinter dem ThinWall-Ferrari von Gonzales. Einige Runden lag er sogar in Führung. Abgesehen von Reg Parnells Platz 1 in Boreham gab es 1952 zwar keine F2-Siege mehr für Cooper, aber die Bilanz konnte sich sehen lassen. Am Ende des Jahres hatte man immerhin schon ein paar WM-Punkte gesammelt und Mike Hawthorn’s Performance war so überzeugend gewesen, dass ihm Enzo Ferrari für die kommende Saison ein Werks-Cockpit anbot. Mit leichterem Rohrrahmen erschien im Oktober 1952 ein neuer F2 Cooper Mark II, der 1953 mit Bristol- und Alta-Motoren ausgestattet wurde. Wieder gab es WM-Punkte, aber kaum Top- Platzierungen. Das F2-Engagement von Cooper 1952-53 war aber schon deshalb bemerkenswert, da es in jenen beiden Jahren keine Formel 1 gab und die Formel 2 als die Top-Formel galt. ![]() Für Formel 2-Rennen wurde der Rohrrahmen des Bob-tail seitlich zurechtgestutzt und mit einer Monoposto-Karosserie versehen. So entstand der Cooper T41, ein Mittelmotor-Rennwagen mit 1500er-Climax-FWB-Motor und einem Trockengewicht von nur 350 kg. Die Erfolgsbilanz des T41 war beachtlich: Roy Salvadori siegte 1956 in Silverstone, Brands Hatch, Goodwood und in Oulton Park. Im Winter 1956-57 wurde der T43 entwickelt. Mit dem 141 PS starken Climax FPF DOHC-Motor konnte Cooper 1957 die Mehrzahl aller Rennen und damit die neu ins Leben gerufene F2-Meisterschaft gewinnen. ![]() ![]() Auch John Cooper war nun bereit, den Sprung in die Königsklasse zu wagen. Das Cooper-Team nahm in diesem Jahr noch an weiteren F1-Rennen teil. Es gab noch keine Siege aber schon WMPunkte dank des 2. Platzes von Roy Salvadori beim Grand Prix von Caen (siehe Kasten). Abgesehen von einem kurzen aber sehr eindrucksvollen Zwischenspiel von Mercedes 1954 und 1955 hatten die Marken Alfa Romeo, Maserati und Ferrari seit Kriegsende in der Formel 1 regiert. Jetzt gerieten die Italiener gehörig unter Druck. Am 20. Juni 1957 kam es endlich zum lang ersehnten Triumph eines englischen Teams: Moss siegte in Aintree auf Vanwall. 1958 gewann Vanwall sechs WM-Läufe und Cooper holte sich die ersten beiden F1-Siege: in Argentinien mit Stirling Moss im T43 und in Monaco mit Maurice Trintignant im T45. Argentinien war die erste Top-Platzierung eines Mittelmotorrennwagens in der Geschichte der Formel 1. Das Duell England gegen Italien endete äußerst knapp. Weltmeister wurde Mike Hawthorn auf Ferrari mit nur einem Punkt Vorsprung auf Moss (Vanwall und Cooper). Es war die letzte WM, die ein Frontmotorwagen für sich entscheiden konnte. ![]() Der neue FPF-Motor brachte 243 PS und machte den Cooper T51 zum Auto mit dem geringsten Leistungsgewicht des Jahres 1959. Vanwall trat noch in Aintree an und zog sich danach aus der Formel 1 zurück. Damit war Cooper den härtesten Gegner aus dem eigenen Land los. Ferrari konnte sich mit dem 40 PS stärkeren V6-Motor nur mehr auf den schnellen Rennstrecken durchsetzen. Cooper gewann in diesem Jahr fünf WMLäufe. Jack Brabham siegte in Monaco und England, Moss in Italien und Portugal. Beim letzten Lauf der Saison in Sebring/US A setzte sich der 22-jährige Bruce McLaren an die Spitze. Möglicherweise wäre Moss Weltmeister geworden, hätte er nicht mehrfach die Marke gewechselt. Über die bemerkenswerte Karriere des überaus begabten Engländers, der nie Weltmeister wurde, gibt es bis heute viele Spekulationen. Am Ende des Jahres hatte Brabham die meisten Punkte gesammelt und Cooper war damit der erste englische Markenweltmeister in der Geschichte der Formel1. ![]() Cooper’s Mittelmotorbauweise hatte sich als die überlegene Konstruktion erwiesen. Schon 1959 war auch BRM mit einem Mittelmotorrennwagen dabei gewesen, der sich eindeutig an Cooper orientierte und 1960 kam der Lotus 18 hinzu, mit dem Stirling Moss überraschend den Grand Prix von Monaco gewinnen konnte. 1961 wurde die Formel 1 mit 1,5 Liter Hubraum limitiert, trotz heftigen Protests der Engländer, denen diese Entscheidung sehr ungelegen kam, da sie über keine geeigneten Motoren verfügten. Es war nichts anderes als die Formel 2 der Jahre 57-60 und hier hatten Ferrari und Porsche den Ton angegeben. Die meisten F1-Siege errang der Mittelmotor-Ferrari 156. Cooper ging leer aus und sollte auch in den Folgejahren keine tragende Rolle mehr in der Formel 1 spielen. Trendsetter im Motorsport wurde in den 60er Jahren der Lotus-Boss Colin Chapman. Jack Brabham fuhr im Oktober 1961 sein letztes Rennen für Cooper und gründete danach einen eigenen Rennstall. Mit Bruce McLaren hatte Cooper noch ein Ass im Ärmel. Der Neuseeländer wurde 1962 auf Cooper WM-Dritter. Auch McLaren produzierte später Rennwagen unter eigenem Namen. 1963 wurde John Cooper bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt und 1964 verstarb sein Vater Charles. Trotz dieser privaten Katastrophen und der Rückschläge in der Formel 1 lief das Geschäft bei Cooper nicht so schlecht. In Surbiton wurden Autos für die Formel Junior und die Formel 2 sowie der Rennsportwagen "Cooper Monaco" gebaut. John Cooper genoss nach wie vor einen hervorragenden Ruf. Dennoch entschied er sich, die Mehrheitsanteile der Firma 1965 an Chipstead Motors zu verkaufen. John blieb technischer Direktor, Roy Salvadori wurde neuer Rennleiter. 1966 kam die 3-Liter-Grand Prix-Formel. Coventry Climax zog sich endgültig als Motorenlieferant aus dem Rennsport zurück. Chipstead war Maserati-Importeur in England und diese Verbindung führte dazu, dass die Cooper F1-Wagen (T81) 1966 mit Maserati V12-Motoren ausgestattet wurden. ![]() 1963 erwarb Jochen Rindt von Curd Barry einen Cooper Formel Junior, mit dem er seine Monoposto-Karriere startete und das Rennen von Cesenatico gewann. 1964 sorgte er für Schlagzeilen, als er in Crystal Palace auf einem F2-Brabham den damaligen F1-Star Graham Hill besiegte. Rindt wurde 1965 als Werksfahrer in das Team von Cooper aufgenommen und fuhr sein erstes F1-Rennen in einem Cooper-Climax V8. 1966 war die letzte F1-Saison, in der Cooper noch beachtliche Erfolge feiern konnte. Rindt hatte seine Mühe mit dem etwas schwerfälligen Cooper-Maserati. Dennoch erkämpfte er sich damit seine ersten Podest-Plätze: Platz 3 am Nürburgring und Platz 2 sowohl in Belgien als auch in Watkins Glen/US A. Rindt wurde WM-Dritter hinter John Surtees, der von Ferrari zu Cooper gewechselt war. 1967 gewann Cooper ein letztes Mal und zwar mit Pedro Rodriguez beim Grand Prix von Süd-Afrika. Rindt’s beste Resultate waren zwei 4. Plätze in Belgien und in Monza. 1968 trat Cooper mit BRM-V12-Motoren an. Die Saison verlief jedoch enttäuschend. Rindt war zu Brabham gewechselt. Platz 3 für Lucien Bianchi in Monaco war das beste Ergebnis. In Monaco war es auch, als der letzte Werks-Cooper bei einem F1-Rennen an den Start ging. Vic Elford wurde am 18. Mai 1969 gesamt 7. auf dem Stadtkurs des Zwergfürstentums, wo 12 Jahre zuvor das F1-Kapitel der Cooper-Story begonnen hatte. ![]() |
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