KARO-Club Jubiläum |
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Geschrieben von Jürgen Splet | |
Heft bestellen - KARO-Club Jubiläum 50 Jahre KARO-Club - Eine kleine Fahrzeug- und Vereinsgeschichte ...
![]() Im Individualverkehr dominierte vorerst das Fahrrad und dessen schwach motorisierte Ableger - aber der Wunsch, bequem, "warm" und trocken befördert zu werden, war die Triebfeder für viele weitere private und industrielle Konstruktionen und deren Vermarktung - von irgendwas musste man ja leben! Die Menge der damaligen - meist heute nicht mehr bekannten - Vehikel war unüberschaubar, nur wenige schafften es, über die lokale Verbreitung einer Hinterhofwerkstätte hinauszukommen - und von diesen Wenigen war es wiederum nur eine Handvoll, die sich konstruktiv auch über einige Jahre durchsetzen konnten und nicht wieder spurlos verschwanden oder gar ihre Hersteller in den Ruin stürzten! Einer der konstruktiven Schöpfer dieser Zeit war Fritz Fend - er begann mit einer leichten Konstruktion eines überdachten Fahrrades mit ungewöhnlicher Sitzposition, dazu kam bald ein kleiner Motor - und aus diesem Vehikel entstand - auf seinen jeweiligen Kenntnissen aufbauend - die Idee des zweisitzigen Kabinenrollers. (Diese Bezeichnung gab es allerdings erst später, als auch Willy Messerschmitt seinen Kren dazugegeben hatte, wodurch eine Serienproduktion überhaupt erst ermöglicht wurde!) Viele Fabriken, deren Haupterzeugnisse in Rüstungsgütern bestanden hatten, waren nach dem Krieg nicht mehr existent oder von den Siegern mit Erzeugnisverbot belegt. So auch die Flugzeugfabrik des Prof. Willy Messerschmitt - und logischerweise suchten solche Fabriken ein neues Betätigungsfeld. So kam es (das ist jetzt die Kurzversion der Geschichte) zu der Zusammenarbeit Fritz Fend‘s mit den Messerschmitt-Werken Regensburg. Der Name des Konstrukterus ist heute nur noch Eingeweihten geläufig, die Welt kennt sein Fahrzeug unter der Bezeichnung: Messerschmitt-Kabinenroller! ![]() Zuerst in Deutschland. Dort waren auch die großen Absatzzahlen - in Österreich war dieses Fahrzeug nicht annähernd so erfolgreich! - und auch der entsprechende Markenclub formierte sich hier später - zu einem Zeitpunkt, als die Deutschen schon lange ihre werksseitig unterstützte Klubzeitung hatten ... ![]() Also, Herbst 1959, eine kleine Gruppe unentwegter versammelt sich, um die österreichische Vereinigung der Messerschmitt-Kabinenrollerfahrer zu gründen - in Anlehnung an die deutsche Organisation wurde hier ebenfalls der Name "KARO-CLUB" gewählt - und der Antrag zur offiziellen Eintragung ins Vereinsregister gestellt. Niemand weiß so genau, was damals in den Amtsstuben passierte - jedenfalls dauerte es dann mehrere Monate bis zur offiziellen Bestätigung, sodass seit damals der Februar 1960 als offizielles Gründungsdatum des Vereins geführt wird. In der Anfangszeit des Klubbestehens war es einfach ein Markenclub - man traf sich zum Informations- und Teiletausch, half sich bei nötigen Reparaturen (damals waren Serviceintervalle von 20.000 km nicht einmal vorstellbar - die Wahrheit lag um eine Zehnerpotenz darunter ...) und man fuhr gemeinsam in die Lande, vorzugsweise zu motorsportlichen Veranstaltungen, wo ein oder mehrere Clubmitglied(er) am Start waren. Es dauerte nur kurz, bis der Club auch ähnlich gebauten, aber von anderen Herstellern stammenden Fahrzeugen geöffnet wurde - die Gruppe der Kabinenrollerfahrer schrumpfte dazumals rapide dahin - es war und blieb für das Gros der Besitzer letztlich nur ein Zwischenschritt zum Automobil, und dieser Schritt vollzog sich in der ersten Hälfte der 60er rasant. ![]() In dieser Situation übernahm Kurt Tesar, der dem Club von Beginn an zugehörig war, die Obmannsrolle. Kein dankbarer Posten damals - aber letztlich ist es ihm zu verdanken, dass wir heute den 50er dieses Vereines feiern dürfen - ansonsten wäre dieser sang- und klanglos verschieden! Er aber sah, dass mit Ausfahrten alleine kein Blumentopf zu gewinnen war - und verlegte die Aktivitäten in den gesellschaftlichen Bereich. Die Liebe zu Kleinfahrzeugen war nur mehr ein Aspekt dieses Vereins, es ging auch um Bowling, Slotracing - speziell Anfang der 70er unglaublich populär, da gab‘s eigene Lokale mit riesig langen Bahnen (kann man sich heute nicht mehr vorstellen, wo es nur mehr beep, beep, sproing, düdelü auf kleinen Bildschirmen geht ...). So gelang es Kurt Tesar, einen kleinen Kern von mittlerweile über das Fahrzeuginteresse hinaus befreundeten Personen bei der Stange zu halten. So ab Mitte der 70er begann langsam das Interesse an alten Fahrzeugen zu steigen, Fahrzeugen, die sich von den damals doch schon sehr modernen Modellen grundsätzlich unterschieden, obwohl der zeitliche Abstand vergleichsweise minimal war. Der Fortschritt galoppierte damals dahin - und von den Bewahrern der reinen Lehre wurden diese Vehikel auch nicht als Oldtimer akzeptiert. Henry Goldhann z. B. wehrte sich zeitlebens mit Händen und Füßen gegen alles, was nach dem Krieg erzeugt wurde ... aus seiner Sicht sicher gerechtfertigt. Man muss sich nur vorstellen, dass 1975 ein Lloyd gerade mal zwischen 25 und 14 Jahren alt war, der NSU Prinz war vom Ro80 nur 10 Jahre entfernt und der erste Golf zeigte mit Riesenschritten Richtung Zukunft - der Käfer lief allerdings noch zu Millionen auf den Straßen. Unsere "Einstiegsdroge" 1979, ein MG-B, war auch kein Oldie, sondern ein 11 Jahre alter, ziemlich verbrauchter Anachronismus, den viele nicht mal geschenkt wollten - so gesehen habe ich auch zuviel dafür bezahlt, aber das ist ein anderes Thema ... Erich Schenkel, ein leidenschaftlicher Sammler der Kleinstfahrzeuge und Hauptfinanzier der späteren RRR-Sammlung in Eggenburg, kam damals zum Club - in seinem Gefolge auch N.G. Mylius, dem der Motorsport immer wichtiger war als gesellschaftliche Ereignisse und der daher den Club bis dato nur begleitet hatte. Es entstanden damals einige Oldtimer-Vereinigungen - teils durch Neugründung, teils durch Abspaltung - und jeder dieser Vereine hatte seine Veranstaltungen - bei denen wiederum die letzten verbliebenen KARO-Fahrer als bestaunte Exoten auftraten - Und sowohl Kurt Tesar als auch N.G. Mylius und Hannes Friessnig taten dies äußerst erfolgreich! Auch ich hatte mein erstes Berührungserlebnis beim Braunsberg, den der ESCC einmal mit dem AVCA gemeinsam durchführte - kurz danach erstand ich bei einem Flohmarkt einen ziemlich abgewohnten Heinkel- Trojan, Dreiradler hatten mich schon als Kind fasziniert ... ![]() Es folgte eine recht erfolgreiche Zeit, was die Aufmerksamkeit des Klubs in der Öffentlichkeit anbelangte, KARO‘s wurden schick - und diese Tatsache brachte auch die Preise in Bewegung - letztlich kann ein guter KARO heute einen Preis erzielen, für den es weit unbeschwerlichere Fahrzeuge gibt. Andererseits führte diese Preissituation dazu, dass Fahrzeugwracks wieder aufgebaut wurden, an deren Wiedererstehung zuvor nicht im Traume gedacht wurde - da waren das noch Ersatzteilspender, die liegen blieben, solange eben Platz war. Auch eine gewisse Nachfertigungsszene für Verschleißteile bildete sich vor diesem Hintergrund. Doch zurück zum Club. In diese Phase des Aufblühens traf ihn ein schwerer Schlag: 1987 verstarb völlig überraschend der jahrzehntelange Motor, Kurt Tesar, just zu dem Zeitpunkt, als die Früchte seiner Bemühungen geerntet werden konnten. Nun waren die gefragt, die bis dato in der zweiten Reihe gestanden hatten, den Club fortzuführen. Und sie taten dies - ein weiterer wichtiger Meilenstein am Weg zum 50er - es hätte damals ebensogut das Ende bedeuten können! Ab hier kann ich auch auf eigene Erinnerungen zurückgreifen, ich war zwar zuvor immer wieder von Kurt Tesar aufgefordert worden, dem Club beizutreten, aber es kam erst nach dem Kauf meines ersten Reliants dazu - 1988. Ich war damals ein wenig mit dem EÖKC über Kreuz - die waren mir damals einfach zu PUCH-lastig - und suchte nach einer Alternative für einen Kleinwagenfreak ... Meine erste Schneerosenfahrt mit Reliant im damals tief verschneiten Wienerwald - es war eines der Jahre, als es im März nochmal ordentlich Schneenachschub gab - wird mir wohl in Erinnerung bleiben, damals waren auch noch viele deutsche KARO-Freunde dabei - und auch mehr Dreiräder als heute. Auch in der Oldtimerszene wechseln eben Modetrends und es bleiben nur die Hartgesottenen bei ihren Spinnereien. Außerdem werden die Probanden nicht jünger ... und damit auch ein wenig bequemer! 1990 dann, die Großveranstaltung 30 Jahre KARO- Club, im oberösterreichischen Raum von einem damaligen Mitglied organisiert und auf dermaßen hohes Niveau gestellt, daß es im Anschluß zum nächsten großen Prüfstein für die Existenz des Clubs wurde. Es war ein Fest mit vielen alten deutschen "Gratulanten" und auch zwei junge Männer aus dem frisch geöffneten Osten fanden den Weg zu uns (aus dieser Zeit stammt der Ursprung der Berichte von Dreiradtreffen ), aber die nachfolgende Abrechnung bescherte dem Club ein Minus, das ihn in den Grundfesten erschütterte - da war nicht ausreichend kaufmännisch gedacht worden! ![]() Die 90er-Jahre dürfen aber allgemein als die erfolgreichsten Jahre der Clubgeschichte angesehen werden - speziell in der 1. Hälfte gab es noch eine Reihe sehr aktiver Altmitglieder und eine Gruppe "junger" Enthusiasten - auch andere Vereine schufen Veranstaltungen speziell für schwach motorisierte Fahrzeuge - und der Seiberer war ohnehin immer der Almauftrieb für den Club, von seinen eigenen Ausfahrten im Frühjahr und im Herbst einmal abgesehen. Zum Jahr 2000 hin machten sich dann wieder etwas Verschleißerscheinungen bemerkbar - abgesehen davon, dass es schier unmöglich ist, einen Haufen von Individualisten permanent beisammen zu halten, flaute auch das Interesse bei manchen wieder ab - andere Dinge erhielten im Leben Vorrang und so ergab sich letztlich - wie auch anderswo - ein harter Kern, der von wechselnden Trabanten umkreist wurde, Hinzu kam auch das biologische Element - teils durch Alter, teils aber auch durch Unfälle kamen immer wieder Mitglieder um‘s Leben - und wurden kaum durch Neuzugänge ersetzt - es war nicht mehr so hip, Dreirad zu fahren ... Im Jahr 2000 war dann der 40er mit entsprechend abgespeckter und leistbarer Feier - und seit damals hält sich der Verein ziemlich stabil bei etwas über 30 Mitgliedern - mit kaum merklicher Fluktuation - aber in guter Zusammenarbeit mit Clubs und Enthusiasten, die fahrzeugmäßig eine ähnliche Philosophie verfolgen wie wir - gleichzeitig öffnete sich auch der Club immer weiter, sodass ich als Mitglied heute nicht zwangsweise mit etwas Kleinem fahren muss - auch ein BMW-V8 ist gerne bei den Ausfahrten gesehen (es darf aber auch eine Isetta sein ...). Eine weitere wichtige Station für tragende Vereinsmitglieder (auch hier war der Tod leider unliebsamer Gast) war die Eröffnung der Sammlung RRR in Eggenburg - Erich Schenkel konnte diese Verwirklichung seiner Sammlungsvision leider nicht erleben - mittlerweile ist das Museum erweitert und umgestaltet und als RRRollipop weit über die Grenzen bekannt. Und nun bewegen wir uns auf den nächsten Meilenstein zu: im Jahre 2010 feiert der Verein sein offizielles 50-jähriges Bestehen - ein Jubiläum, welches in dieser Form bis dato in der österreichischen Szene wohl einmalig ist. Auch wenn dem Verein bei seiner Gründung der Oldtimergedanke nicht in die Wiege gelegt wurde, so ist er doch seit vielen Jahren anerkanntes Mitglied der so genannten Szene und die Fahrzeuge werden von vielen Veranstaltern als gerne gesehene Farbtupfen in der doch manchmal etwas eintönigen Fahrzeugpalette präsentiert. Die entsprechende Geburtstagsfeier soll diesmal im Ötscherland rund um Annaberg stattfinden - der Club hat sich nie gescheut, die Bergfähigkeit der schwachen Krachetln unter Beweis zu stellen - es sind aber die Besitzer ALLER alten Fahrzeuge herzlich zur Feier geladen - wobei natürlich die Freude über jeden bislang ungesehenen Dreiradler oder sonstigen Kleinwagen sehr groß ist! Daher ist auch die Wertung auf die Kleinen beschränkt ... Wir freuen uns schon darauf, in der Zeit vom 10. bis 13. Juni dieses Jahres das Land um den Ötscher unsicher zu machen ... Also dann, lasset uns anstoßen auf die nächsten 50 ... |
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