Donaumonitor S.M.S. Leitha |
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Geschrieben von Herbert Klein | |
Heft bestellen - Schiffsrestaurierung - Donaumonitor S.M.S. Leitha Das Fehlen mobiler und kampfkräftiger Einheiten auf der Hauptverkehrsader Donau zwang die k. u. k. Marine Mitte des 19. Jh. zum Aufbau einer schlagkräftigen Donauflottille. Ein Schiff dieser Flotte war S.M.S. Leitha - Geschichte, Rettung und Restaurierung dieses Donaumonitors ist hier beschrieben. Text & Photos: Herbert Klein ![]() S.M.S. LEITHA zu Beginn des 1. Weltkrieges 1914 (Foto: Archiv Margitay-Becht) Das Revier. Mit 2.860 km Länge ist die Donau nach der Wolga der zweitlängste Fluss Europas. Der zu dieser Zeit nur wenig regulierte Strom hatte im Oberlauf den Charakter eines Gebirgsflusses mit hoher Strömungsgeschwindigkeit, die durchschnittliche Wassertiefe betrug zwar rund zwei Meter, seichte Stellen, Furten und Schotterbänke erschwerten die Schifffahrt und begrenzten den Tiefgang auf etwa 1,2 m. Lediglich die mittlere Donau von Komarno bis zum Eisernen Tor galt als gut schiffbar. Dieses galt damals noch als nahezu unpassierbar und eine Bergfahrt schafften gerade einmal die stärksten Dampfschiffe mit einem einzigen Anhang. Zahlreiche flussbauliche Maßnahmen, der Bau des Sip-Kanals sowie die Regulierung der Donau im Wiener Raum schufen auf der oberen und mittleren Donau einigermaßen gleichbleibende Schifffahrtsbedingungen. Die untere Donau, damals noch türkisches Herrschaftsgebiet, erreicht eine beträchtliche Breite und Tiefe bei geringer Strömung, wobei aber auch heute noch die Schifffahrt durch Niedrigwasser gefährdet ist. ![]() Bau und Konstruktion. Und so dauerte es in der Monarchie auch bis 1871, bis erst das Schwesterschiff MAROS und wenig später die LEITHA vom Stapel der der "Pest Fiumaner Schiffbau Actien Gesellschaft" in Budapest lief. Wegen der Pleite der Werft ließ die Marine die Schiffe beschlagnahmen und in der Werft der 1. DDSG am anderen Donauufer fertig bauen. Konstrukteur war der k. k. Schiffbau-Inspector Josef Ritter von Romako, ein Bruder des bekannten Malers Anton R. Es gelang ihm, die knappen Parameter sehr geschickt auszunutzen: nur 1,1 m Tiefgang, etwa 8 bis 9 kn schnell (ca. 14 bis 16 km/h). Zwei Hochdruck-Verbundmaschinen mit 2 Lokomotivkesseln der Wiener Maschinenfabrik Siegel trieben das Schiff an. Um ausreichend große Schiffsschrauben verwenden zu können, ohne dadurch den Tiefgang zu erhöhen, wurden die beide Schiffsschrauben in Tunneln zu beiden Seiten des Kiels geführt, so weit mir bekannt ist, erstmalig weltweit. Leider ist dieses Detail bei einem späteren Umbau der LEITHA zum antriebslosen Elevator verloren gegangen. Die Bewaffnung bestand aus zwei gezogenen 24-pfündigen Hinterlader-Marinegeschützen (15cm) System Wahrendorf der Mariazeller Eisenwerke in Gußwerk. Ein Original befindet sich in Budapest, zwei weitere in Gußwerk. Die Panzerung sollte aus schmiedeeisernen Panzerplatten aus England bestehen. Eine österreichische Erfindung eines Verbundpanzers aus Schmiedeeisen und Stahl ergab aber bei geringerem Gewicht eine bessere Widerstandskraft, weshalb MAROS noch den englischen Schmiedeeisenpanzer erhielt und LEITHA den modernen österreichischen. Um Gewicht zu sparen, hatten die Bordwände wenig Freibord. Dafür war aber das Deck stark gewölbt, heute noch ein deutlich sichtbares Erkennungsmerkmal, womit die für Maschine und Bedienung erforderliche Höhe geschaffen wurde. Kommando- und Geschützturm (System Coles) wurden aus England bezogen. Der Geschützturm drehte sich um das Lager des Kommandoturmes. Leider war die Passung des Geschützturmes schlecht, so dass die Bedienung sehr personalaufwändig war. Der runde Kommandoturm befand sich über dem Geschützturm und bot lediglich gegen Gewehrfeuer Schutz, der Steuerstand achtern davon in Mittellinie und war gänzlich ungeschützt, die Sicht nach vorne war durch den Kommandoturm begrenzt. Trotz vieler Mängel, es war beispielsweise nicht möglich, das Feuer nach achtern zu richten, die Toiletten links und rechts vor dem Geschützturm mussten bei Gefechtsbereitschaft jeweils demontiert werden, keine leichte Bewaffnung, erhielt Österreich-Ungarn mit diesen beiden Schiffen die stärksten Einheiten auf der Donau, denen die anderen Anrainer erst zu Beginn des 20 Jh. gleichwertige Einheiten entgegenstellen konnten. In der Folge wurden Schiffe mehrfach umgebaut. ![]() S.M.S. LEITHA in der Werft Komarno während der Restaurierung 2010 (Foto: Klein) Ein Generalumbau 1893 brachte eine erneuerte Maschinenanlage sowie eine neue schwere Bewaffnung mit zwei 12 cm-Schnellfeuerkanonen L/35 von Krupp. 1897 wurden die beiden Mitrailleusen durch zwei 47 mm Hotchkiss-Revolverkanonen ersetzt, die mit einem größeren Kaliber und Sprenggeschoßen eine deutlich bessere Wirkung im Ziel hatten. Im Krieg wurde am Heck noch eine ältere 7 cm L/45-Schnellfeuerkanone aufgestellt. Militärischer Einsatz. Der militärische Einsatz vor dem WKI beschränkte sich auf eine Flottendemonstration vor Belgrad und eine aktive und verlustreiche Beteiligung an der Okkupation Bosniens. Die Monitoren wurden in der Save zur Unterstützung der Heereseinheiten eingesetzt und bildeten sie mit dem Spitalschiff TRAISEN I und dem Schleppdampfer TRAUN die "Save- Monitorgruppe" in Brcko. LEITHA beschoß am 12. September 1878 in Unterstützung der Operationen des 13. Armeekorps Brcko. Mehr schlecht als recht ausgestattet und erhalten, begann für den Monitor, zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 42 Jahre alt, 1914 der erste Weltkrieg. Eilig wurde sie ausgerüstet und dienstfähig gemacht und kam an der Save zu ersten Einsätzen. Trotz zahlreicher Beschädigungen überdauerte LEITHA den Krieg, wobei aber zur vertiefenden Lektüre auf Olaf Wulff (Flottillenkommandant der Donauflottille), "Die Donauflottille" verwiesen wird. 1917 wurde die LEITHA abgerüstet und in Budapest aufgelegt. ![]() Monitor LEITHA im St. Ilona-Arm in Neszmely (Foto: Klein) Ende der dreißiger Jahre änderte sich der Firmenname in "Delmár Emil, Walter és Tivadar építési vállalkozó Dunakotrási és Dunahajózási Vállalat". Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Elevator JÓZSEF LAJOS von der staatlichen Firma "Folyaszabalyozo es Kavicskotro Vallalat" (abgekürzt: FOKA) übernommen und unter der Bezeichnung FK 201 in Betrieb gesetzt. Viele Jahre baggerte sie Donauschotter aus den Bargen ans Ufer, bis 1981 Dr. Karoly Csonkareti und Prof. Fritz Prasky die FK 201 als LEITHA identifizieren konnten. Professor Prasky recherchierte die Geschichte der Donaumonitoren und auch dieser Bericht stützt sich im Wesentlichen auf seine Arbeit: "Donaumonitoren Österreich - Ungarns - Von 1872 bis zur Gegenwart" (Neuer Wissenschaftlicher Verlag, Wien, 2004, 224 Seiten, gebunden mit rund 240 s/w-Abbildungen. ISBN 3-7083-0124-2, EUR 64,-). ![]() Im Inneren der LEITHA 2007 (Foto: Klein) Aber Dr. Margitay-Becht konnte seinen "Liebling" unter kräftiger Mithilfe des jetzigen ungarischen Außenministers Dr. János Martonyi gerade nochmals retten. Jetzt hat Ungarn von der EU Geld für ein Projekt der Regionalförderung bekommen, das den Aufbau eines Schifffahrtsmuseums, eines Lehrzentrums für Binnenschiffer und eines Sommerlagers für die Shiplover in Neszmely, am rechten Ufer, bei Stromkilometer 1729, etwa 20 km unterhalb von Komarom, ermöglicht. Neben der LEITHA werden dort die Remorköre ZOLT AN (1869 Linz) und NESZMELY (ex BAKONY II, letztes in Ungarn gebautes Rad-Dampfschiff 1957), DEBRECEN ex KASSA (Fluss-See-Schiff 1939), PETÖFI ex SZENT LÁSZLÓ (1923), SOPRON (Kataraktenschlepper 1960), VÖCSÖK (Tragflächenboot 1963) zu sehen sein. Beteiligt am Projekt ist auch das neszmélyer Weinkombinat "Hill-Top", eine erste Empfehlung (http://www. hilltop.hu/index.php). Das Projekt ist mit 370 Millionen Forint (ca. EUR 13,5 Mio.) aus der EU finanziert, 10% der Kosten werden von Attila Sztankó, Eigentümer der "Európa Schifffahrt Gesellschaft" (Europahajó Budapest, http://europahajo. hu/europa-hajo) und Hill-Top aufgebracht. Die Taufe der LEITHA als LAJTA, allerdings mit der korrekten deutschen Beschriftung, wird am 18. oder 19. August 2010, 138 Jahre nach der Indienststellung, die Gattin des ungarischen Staatspräsidenten vornehmen. Ich wünsche der LAJTA (ex S. M. S. LEITHA), den anderen Museumsschiffen sowie dem gesamten Projekt immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel! |
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