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Dienstag, 16. April 2024
Reisebericht England Drucken E-Mail
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

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Summer Menu

Die Englische Küche hat in unseren Breiten je nicht gerade den besten Ruf - völlig zu Unrecht, wie der Autor dieser Zeilen meint.  Er hat eine Theorie, wie Englisches Essen bei uns in Verruf geraten ist, aber das ist eine andere Geschichte...
Wir aber wollen euch den Mund mit einem mehrgängigen, englischen Sommermenu wässrig machen ...
Wolfgang M. Buchta hat gekostet und Ulli Buchta und Georg Mayr-Harting haben photographiert

ImageAppetizers. Um auf den Geschmack zu kommen, kann eine gewissenhafte theoretische Vorbereitung nicht schaden - vielleicht mit dem einen oder anderen einschlägigen Buch.
Für das Gebiet, das uns allem am Herzen liegt, drängt sich, zumindest für englischsprachige Literatur, die in Hook im südenglischen Hampshire beheimate Buchhandlung "Chater's Motoring Bookseller" auf. Seit Jahrzehnten beschäftigen sich die Herrschaften mit Motorbüchern - Auto, Motorrad, Motorsport,... - und haben im neuen Geschäft eine unglaubliche Fülle aktueller und antiquarischer Bücher zusammengetragen.

Entrees. Wie wär's einmal mit etwas ganz anderem?  Vielleicht mit einer Bootsfahrt auf der Themse? In Cliveden in Berkshire liegt ein historisches Herrenhaus, das sich wie so viele andere in England, im Besitz des National Trust befindet.
Das Haus selbst ist schon sehenswert und ein kurzer Spaziergang führt uns an das Ufer der Themse, wo in einem historischen Bootshaus wunderschöne historische Boote liegen. Und gleich daneben liegen ein paar nicht so historische Boote, die man gegen mäßiges Entgelt für eine Rundfahrt mieten kann.

Starter. England zur Sommerzeit bietet eine Fülle von kleinen und größeren Rallyes und Treffen.  Eines davon liegt sicher ganz in der Nähe, z.B.  die "Pool Bay Classics Motoring Extravaganza" in Breamore House bei Fordingbridge in Hampshire.
Ein nettes, kleines Treffen mit einer erstaunlichen Vielfalt an interessanten Fahrzeugen. Und, wer mit einem interessanten Fahrzeug anreist, wird gleich spontan in den Ausstellungsbereich gebeten.

ImageMain Course. Euch, liebe Leser, etwas über das Goodwood Festival of Speed erzählen zu wollen hieße Eulen nach Athen tragen. Das Festival of Speed ist, um beim Kulinarischen zu bleiben, nicht nur ein ausgiebiges Hauptgericht, sondern gleich ein ganzes Buffet.
Die Frage, die sich der erfahrene Besucher jedes Jahr stellt, ist wohl, ob der Earl of March und sein Team den Standard des Vorjahrs halten können oder nicht.
Nun, wir können Euch beruhigen - zumindest heuer ist sogar eine Steigerung gelungen. Erstmals erstreckte sich das Festival auf vier Tage.  Am Donnerstag war die "Moving Motor Show" dazugekommen. In einem riesigen Zelt beim Start waren alle wichtigen Hersteller im Stile einer Automobilausstellung mit aktuellen Modellen präsent und diese konnte man nicht nur besichtigen sondern, mit etwas Glück, sogar den "Hügel" hinauffahren. Wie zu hören war, waren die ersten Probefahrwilligen schon um 4:30 des Morgens vor Ort ...
Der "Rest" des Festivals folgte dem vorgegebenen Muster - Concours d‘Elegance, Hillclimb, moderne Supercars, Rallye Stage, Flugshow, die Skulptur vor Goodwood Hause,...
Diese Skulptur war heuer ein riesiges "Quattrofoglio", an dem zwei komplette Alfa Romeos - ein P2 Grand Prix Wagen von 1924 und ein aktueller 8C Competizione - montiert waren.  Überhaupt stand das Festival im Zeichen von "100 Jahre Alfa Romeo" - die Marke war reichlich vertreten - das Museo Storico allein hatte 17 Fahrzeuge geschickt - und dem Tipo 33 war eine eigene Klasse gewidmet.
Die 176.000 Besucher waren natürlich bei den Britischen "Grand Prix Helden" Lewis Hamilton und Jenson Button "aus dem Häuschen" aber die Rock Helden Billie Gibbons, Jeff Beck und Jimmie Vaughn bekamen bei Ihrer Fahrt mit dem offenen Sattelschlepper (inkl. Konzert) fast genau so viel Applaus.

ImageSides. Wie wäre es als Beilage mit raren Ersatzteilen, seltenen Büchern, Zeitschriften, Modellen,...  Ein Fixpunkt im September ist wohl für jeden - mehr oder weniger verrückten - Sammler der "International Autojumble" beim National Motor Museum in Beaulieu, im Herz des New Forest - das ist nämlich Europas größter Markt für einschlägiges Altmetall und Altpapier.
2.000 Stände, 200 Fahrzeuge im "Automart", eine Auktion von Bonhams, eines der besten europäischen Automuseen, und einfach alles, ok fast alles, was unser Herz begehren könnte.
Beaulieu bietet nicht nur eine einmalige Veranstaltung mit einer mittlerweile jahrzehntelangen Tradition, sondern auch einen interessanten Kontrast zu den Veranstaltungen in Goodwood - dort ein durchgestyltes, perfekt organisiertes Event mit unzähligen Prominenten aus Motorsport und anderen Bereichen - hier eine organisch gewachsene Veranstaltung mit langer Tradition, die trotz etlicher zig-tausend Besuchern den Charme einer zwanglosen Clubveranstaltung bewahrt hat. Vielleicht gibt es da auch Prominente, die hier nach raren Teilen und vergilbten Papieren kramen, aber keiner erkennt sie hier...
Und beide Veranstaltungen, so unterschiedlich sie sind, sind zu recht weltbekannt.

Accompaniments. ...und weil wir schon in Beaulieu sind: Beaulieu ist nicht nur ein reizender, südenglischer Ort, mit einem großartigen Museum und dem Autojumble, sondern hat auch mit einem Autohändler.
Die Beaulieu Garage bietet einen Querschnitt durch die klassische, meist britische Automobiltechnik - Jaguar, MG, Triumph, Bentley, ... Zum Zeitpunkt unseres Besuches befand sich gerade ein wunderschöner Jaguar XK 150S Drophead Coupe im Angebot, den wir ein wenig im New Forest ausführen durften.

ImageDessert. Der Salon Prive im noblen Sportclub zu Hurlingham in Fulham hat sich in seinem fünften Jahr als Concours d'Eleganze und als Präsentationsplattform für moderne Luxus- und Supercars etabliert, und auch als Höhepunkt des Londoner Gesellschaftssommers.
Im idyllisch-noblen Ambiente präsentierten sich aktuelle automobile Leckerbissen - Rolls Royce, Bugatti, Maybach, Tesla, Lexus,... - neben historischen Klassikern, die heuer in fünf Klassen angetreten waren - 75 Jahre Jaguar, Maserati der Orsi Ära, Vorkriegs-Alfa Romeo, Bugatti und Heckflossen-Amerikaner der 50er Jahre.
Am Donnerstag, dem Damentag, waren nicht nur die Automobile zu bewundern, sondern auch (oder vor allem?) die Damen der Londoner Gesellschaft, die sich gewissenhaft herausgeputzt hatten, denn auch sie wurden prämiert.
Der Eintritt ist "geschmalzen", aber schon das lukullische Angebot ist einen guten Teil davon wert. Puristische Autoenthusiasten mögen bei derlei Veranstaltungen die Nase rümpfen, aber der Salon Prive hat seinen unbestreitbaren Reiz - und die Autos sind auch nicht schlecht. ...

Coffee and Tea. Na, wie war die Englische Küche?  Ihr habt euch überessen? Dabei haben wir nur in einem Umkreis von schätzungsweise 100 km gespeist.
Wie wäre es als kontrastierendes Digestiv mit z.  B. einem Besuch in Chichester, das neben der Kathedrale auch den "Ladies & Gentlemen‘s Tailors & Outfitters" Andrew McDowall zu bieten hat, wo sich Ladies und Gentlemen und solche die es werden wollen, trefflich einkleiden können.
Oder ihr wechselt von vier Rädern auf vier Hufe?  Im New Forest (und auch in anderen Gegenden Englands) gibt es jede Menge Reitställe, die auch für Anfänger geeignete Rösser bereit halten.
Oder, oder, oder,...

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