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Donnerstag, 28. März 2024
40 Jahre Range Rover Drucken E-Mail
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

Heft bestellen - 40 Jahre Range Rover

Über den Feldweg zur Oper

Der Range Rover feierte heuer seinen 40. Geburtstag.
Wolfgang M. Buchta gratuliert und Ulli Buchta liefert dazu die Photos.

 

ImageJedes Jahr werden dutzende neue Automodelle präsentiert, aber wie neu sind die Neuen wirklich?  Eine komplett neue Fahrzeugklasse gibt‘s nur fallweise. Im Juni 1970 wurde eine solche geboren.
Rover hatte 1948 Automobilgeschichte geschrieben, als mit dem Land Rover ein Fahrzeug vorgestellt wurde, das bis heute - nach mehr als 60 Jahren - noch immer in optisch (fast) unveränderter Form gebaut wird.
Mit dem Land Rover war die Firma gut mit Militärs in aller Welt im Geschäft und auch Expeditionsreisende, Ölsucher und (Britische) Landwirte wussten die Qualitäten des Allrad-Wunders zu schätzen. Im zivilisierten Ortsgebiet war damit weniger Staat zu machen.
Chefingenieur Charles Spencer King wurde beauftragt, ein allradgetriebenes Freizeitfahrzeug, heute würden wir SU V dazu sagen, zu entwickeln.  King und sein Team nahmen - vereinfacht gesprochen - das Chassis eines Land Rovers, den neu von Buick erworbenen 3,5 Liter V-8, veredelten das Fahrwerk mit Schraubenfedern und kleideten das ganze in eine selbstentworfene, zweitürige Karosserie mit Heckklappe.
Das Interieur war, aus heutiger Sicht, schlicht und funktional. Keine Spur von edlen Hölzern und Leder sondern robuster Kunststoff. Die ersten Range Rover konnten, so die Legende, auch im Inneren mit dem Schlauch ausgespritzt werden.
Zwischen 1967 und 1970 entstanden vierzig Vorserienmodelle, die zur Verschleierung der Identität den Namen "VELAR" trugen. "velare" ist das italienische Wort für "verschleiern" und Rover hatte extra eine Firma namens Velar gegründet, die für die Zulassung der Fahrzeuge zuständig war. Und es war sicher nur ein Zufall, dass "VELAR" ein Akronym für "Vee Eight LAnd Rover" war ...
Bei seiner Präsentation war der schließlich Range Rover getaufte Wagen eine Sensation - V-8- Motor mit 135 PS, permanenter Allradantrieb, vier Scheibenbremsen, gute Fahrleistungen,...  und dazu die Geländegängigkeit eines Land Rover.  Der angestrebte Preis von 2.000 Pfund war sogar unterboten worden - um ganze 2 Pfund, die vorgeschriebenen Sicherheitsgurten kosteten allerdings extra.
ImageAnfänglich verkaufte sich der Wagen nur in geringer Stückzahl - die meisten potentiellen Kunden konnten wohl mit der neuen Fahrzeugklasse noch nichts anfangen, aber schrittweise wurde am Grundkonzept gefeilt: Das Interieur bekam konventionelle Stoffsitze, die man jetzt nicht mehr ungestraft bewässern durfte, eine Servolenkung verbesserte die die Handlichkeit des großen Wagens und ab 1981 war der Range Rover als Viertürer erhältlich.
1984 kam die Benzineinspritzung, was die Motorleistung auf 155 PS erhöhte und den Verbrauch reduzierte. Schrittwiese wurde der Hubraum von 3,5 Liter auf 3,9 Liter und schließlich (1992) auf 4,2 Liter vergrößert. Im gleichen Jahr kam die Version "Vogue LS E" mit verlängertem Radstand auf den Markt.
Ab 1988 wurde als Alternative zum V-8 auch ein Dieselmotor angeboten. Damit konnte der Range Rover eine Reihe von Klassenrekorden erringen.  Mit Automatikgetriebe und Luftfederung hatte sich der Range Rover zum unumstrittenen König der Freizeitgeländewagen entwickelt und war immer öfter "vor der Oper" als "am Waldweg" zu sehen.
Seit Mitte der 1980-er Jahre arbeitete Rover unter dem Codenamen "Projekt Pegasus" am Nachfolger der Range Rover. Das neue Modell sollte jetzt ganz offiziell gegen Luxusautos vom Kaliber einer Mercedes S-Klasse antreten und gleichzeitig ein kompetenter Geländewagen sein. Der lange Radstand der LS E-Modelle, eine weitgehend verbesserte Luftfederung, eine aktualisierte Karosserie, die aber deutlich als Range Rover erkennbar sein sollte und eine Fülle an luxuriösen Details sollten diese Anforderungen abdecken.
ImageEigentlich sollte der Nachfolger 1991 präsentiert werden, aber technische Probleme (vor allem mit der Luftfederung) und wechselnde Besitzverhältnisse - Ford und/oder General Motors wurden als Interessenten gehandelt ehe ganz British Leyland schließlich 1988 bei British Aerospace, einem der weltweit größten Flugzeug- und Waffenbauer, unterkam. 1994 schließlich wurde die Rover Group von BMW übernommen - verzögerten die Fertigstellung um mehrere Jahre.
Unter der Typenbezeichnung P38A wurde der "New Range Rover" schließlich im Jahre 1994 in einer groß angelegten Kampagne präsentiert.  Anfänglich litt der P38A unter Qualitätsproblemen, die erst im laufe der Zeit ausgebügelt werden konnten. Der nunmehr "alte" Range Rover wurde übrigens parallel zum neuen Modell noch eine Zeit lang als "Classic" weitergebaut.
Für 1999 war für den P38A ein gründlicher "Facelift" geplant. Der Range Rover sollte Einzelradaufhängung, einen überarbeiteten Innenraum und eine Reihe von neuen Motoren von Konzernmutter BMW erhalten. Das Spitzenmodell sollte einen 5.0 Liter V-12 mit rund 300 PS bekommen.
Zu diesem Zeitpunkt war aber bereits klar, dass der Nachfolger in absehbarer Zeit einen Nachfolger benötigen würde. BMW begnügte sich daher für das Modelljahr 1999 mit geringfügigen Verbesserungen und versuchte die Kunden mit einer Vielzahl von Sondermodellen bei der Stange zu halten, während hinter den Kulissen bereits das Modelle L30 - mit den für 1999 geplanten Goodies - entwickelt wurde.
ImageAls die dritte Generation des Range Rover 2002 präsentiert wurde, war der Wagen wieder einmal größer. luxuriöser und teurer geworden - das Spitzenmodelle "V8 Vogue" schlug sich (in England) mit fast 60.000 Pfund zu Buche - und es hatten sich wieder einmal die Besitzverhältnisse geändert.
Im Jahre 2000 hatte BMW sich von der Rover Group trennen müssen und die Land Rover Ltd. war in Fords "Premier Auto Group" gelandet.  Nach dem Auslaufen der Lieferverträge mit BMW "verpflanzte" Ford unter anderem Motore von der Konzernschwester Jaguar in den Range Rover.
Allerdings sollte auch Ford sich nicht lange am Besitz von Land Rover erfreuen. Bereits im März 2008 musste Ford das Paket auf Land Rover und Jaguar an den indischen Automobilhersteller Tata verkaufen, der sich damals vertraglich zum Standort England und zum Weiterbestand der beiden Marken verpflichteten.
Und seit 2009 hat das Spitzenmodell des Range Rover zwar keinen V-12 Motor (den hat es nur in ein paar Prototypen für das oberste BMWManagement gegeben) aber einen 5.0 Liter V-8 von Jaguar, der dank Kompressor rund 500 PS leistet, ausreichend für eine Spitze von 225 km/h.  Geblieben sind aber bis heute die phänomenale Geländefähigkeit, die ja nicht zu Unrecht als "Markenzeichen" von Land Rover gilt ...

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