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Dienstag, 19. März 2024
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Geschrieben von Erich Fries   

Heft bestellen - Österreichische Luftfahrtgeschichte

Karl Illner

und sein Überlandflug Wien-Horn-Wien vor 100 Jahren (1910)

Text & Photos: Erich Fries

 

ImageLandung in Horn. "Als ich Horn unter mir hatte, befand ich mich noch in beträchtlicher Höhe. Ich ging in Schleifen zu Boden und erkannte leicht das Landungsfeld an dem dreieckigen Tuch, das in der Mitte der Wiese ausgespannt war." So beschrieb Illner den damaligen Landeanflug.
Dieser erste große Überlandflug am 10. Oktober 1910, war der Beweis, dass Flugzeuge nicht nur für ein Schaufliegen, sondern auch für die schnelle Überwindung größerer Strecken und für den Transport von Personen und Lasten geeignet zu sein schienen. Dies hatte Karl Illner mehrfach bewiesen und damit eine neue Ära der Luftfahrt eingeleitet. Dieser Flug war allerdings bereits mit der Etrich-Taube IV erfolgt. Sie war das erste Serienerzeugnis der Hofwagenfabrik Jakob Lohner & Co in Wien-Floridsdorf.

Ignaz und Igo Etrich. Begonnen hatte alles mit dem Tuchfabrikanten Ignaz Etrich und seinem Sohn Ignaz, genannt Igo, aus Trautenau, Böhmen, die sich für die Anfänge der Luftfahrt interessierten.  Nach dem Tode Lilienthals, der bei einem seiner Gleitflüge zu Tode stürzte, kaufte Ignaz Etrich seinen Nachlass auf. Durch Vermittlung von Wilhelm Kress, lernten die beiden Ing.  Franz Xaver Wels, geboren 1873 in Graz, kennen.  Sohn Igo und Ing. Wels, begannen nun die Idee des Hängegleiters Lilienthals weiter zu entwickeln.  Eine Version mit zu schwachem Motor scheiterte. Etrich trennte sich von Wels und so kam Illner ins Spiel.

ImageKarl Illner wurde am 14. Juli 1877 in Schatzlar, Nordböhmen, geboren. Von 1892 bis 1895 erlernte er das Schlosserhandwerk und war anschließend bei Maschinenfabriken in Böhmen und Dresden tätig.
Seine Interessen für die Anfänge der Luftfahrt waren früh geweckt und so konnte er seinen Fliegertraum bei Etrich verwirklichen.

Zusammenarbeit mit Etrich. 1906, Illner bereits Werkmeister und gerade 29 Jahre alt, wurde von Ignaz Etrich engagiert.
Man übersiedelte nun von Trautenau nach Wien, wo man in der damaligen "Rotunde", im Prater, Werkstättenräume anmietete. Zusammen mit Wels, baute Illner den sogenannten "Praterspatz" (Etrich I). Das Gelände des Praters, in der Nähe der damaligen Rotunde, war mit seinen Bäumen für Flugübungen nicht besonders geeignet. Das Militär hatte einen Teil des "Artillerieschießplatzes am Steinfeld" bei Wiener Neustadt als "Flugplatz" zur Verfügung gestellt. Später wurden von der Stadtgemeinde Wiener Neustadt zwei Hangars für die Flugmaschinen gebaut. Dies war der Anfang des derzeitigen "Militärflugplatzes West, Wiener Neustadt" mit der Kurzbezeichnung LOXN.
Am 4. Juli 1909 gelang Illner mit dem "Praterspatz 3" ein Flug 100 m weit und 40 m hoch.  Igo Etrich und Karl Illner bauten schließlich die Etrich II Taube. Am 6. April 1910 flog Igo Etrich zum ersten Mal mit der Taube. Da die Maschine schwanzlastig getrimmt war, verletzte er sich bei einem Unfall das Rückgrat. Sein Vater, Ignaz Etrich, erteilte daraufhin seinem Sohn ein Flugverbot, mit dem Hinweis, dass für das Einfliegen Illner zuständig sei. Dies führte in der Folge zu Unstimmigkeiten zwischen Ignaz Etrich und Karl Illner. Igo Etrich konnte aber diese bereinigen, sodass der weiteren Zusammenarbeit nichts mehr im Wege stand.
ImageEinige Tage später, am 25. April 1910, legte Karl Illner die Pilotenprüfung ab. Am 4. Mai 1910 erhielt er dann durch den Österreichischen Aero- Club den "Aviatischen Führerschein Nr 3". Vor ihm, am 22. und 24. April, legte Ingenieur Adolf Warchalowsk und Alfred Ritter von Pischof ihre Pilotenprüfungen mit der Nr.1 und Nr.2 ab.
Mit der Etrich II Taube führte Illner am 17. Mai 1910 seinen ersten Überlandflug in 400 Meter Höhe von Wiener Neustadt zur Wiener Simmeringer Heide in 30 Minuten durch. "Ich hielt jetzt direkt auf die Simmeringer Heide zu, die mir als weithin leuchtender, grüner Rasenfleck entgegen schimmerte", schrieb Illner. Der Rückflug nach Wiener Neustadt konnte ebenfalls klaglos durchgeführt werden. Nicht nur Anerkennungsschreiben von höchsten Stellen und 1.000 Kronen vom Kaiser bekam Illner für diese Leistung, sondern auch die 1. goldene Sportmedaille vom Österreichischen Aero-Club.
Anschließend gewann er Preise bei verschiedenen Wettbewerben bei denen er auch einige österreichische Rekorde aufstellte. Beim Budapester "1.  Internationalen Flugmeeting" gewann er den 1.  Preis und am 18. September 1910 war er Erster beim Österreichischen Internationalen Flugmeeting mit seinem Überlandflug Wiener Neustadt-Neunkirchen-Wiener Neustadt.
Waren die Flugmotoren bei Etrich I noch ein 24 PS-Antoinette-Motor, so hatte die Etrich II , Taube bereits einen 50 Ps-Clerget-Motor. Für die Etrich III und IV erhielt Illner durch den technischen Direktor der Daimler-Motoren-Werke Ferdinand Porsche einen Austro-Daimler Motor mit 100 kg und 65 PS.
Wie bereits anfangs erwähnt, kam es am 31. Oktober 1910 zum Überlandflug Wien-Horn und zurück. Dabei gewann er den Preis der Stadt Wien mit 20.000 Kronen. Von Kaiser Franz Josef erhielt er noch private Zuwendungen und das goldene Verdienstkreuz mit der Krone.
ImageÜber den Sinkflug beim Rückflug notierte Illner: "Ich ließ den Apparat langsam abfallen, je mehr ich mich Wien näherte. Und dann lag Wien vor mir, von grauen Nebeln überzogen. Es begann schon Abend zu werden und ich sah die ersten Lichter aufflammen."
Am 10. Oktober 1911, wurde in der Nähe des Landeplatzes "im Hopfengarten" der Illner Gedenkstein enthüllt. Es war dies das erste Aviatik-Denkmal in Österreich.
Karl Illner, ein österreichischer Flugpionier, starb am 6. August 1935, mit 58 Jahren an den Folgen eines Motorradunfalles. Das Ehrengrab der Gemeinde Wien befindet sich im 19. Wiener Gemeindebezirk, am Grinzinger Friedhof.

Ausstellung der Museen der Stadt Horn. Der seinerzeit große Überlandflug Wien-Horn-Wien, der vor hundert Jahren am 10. 10. 1910 stattgefunden hat, wurde von der Stadt Horn zum Anlass genommen, dieser fliegerischen Pionierleistung von Karl Illner zu gedenken. Dies, im Rahmen einer Sonderausstellung, in den Räumen der Horner Museen. Ab April 2011 wird die Ausstellung um drei Monate verlängert.
 
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