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Donnerstag, 25. April 2024
Mini Moke & Mini Countryman Cooper D Drucken E-Mail
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

Heft bestellen - Mini Moke & Mini Countryman Cooper D

Ja, dürfen's denn das?

Im Jahr 2010 hat BMW die Freunde des Mini auf eine harte Probe gestellt. Mit der Prämiere des Mini Countryman am Genfer Salon wurde gleich mehrere Tabus gebrochen - ein Mini mit Allradantrieb, ein Mini mit vier Türen, ein Mini mehr als vier Meter Länge, ...
Ulli und Wolfgang Buchta haben sich den großen Kleinen einmal angesehen und setzen ihn in die historische Perspektive.

 

 

 

ImageAls der Mini 1959 präsentierte wurde, war ein minimalistischer Kleinwagen mit rund 620 kg Leergewicht, einer Länge von 306 cm und einer Breite von 140 cm. An jedem Eck‘ des Wagens war ein kleines Rad, wodurch im Inneren der Schachtel überraschender Weise tatsächlich Platz für vier Erwachsene war.
Angetrieben wurde das Vehikel von quer eingebautem Vierzylinder mit 848 ccm und 34 PS. Die Spitzengeschwindigkeit wurde mit 115 km/h angegeben und die Beschleunigung von 0 auf 100 wollt Ihr gar nicht wissen...
Die weitere Geschichte ist bekannt: Der Mini wuchs, zunächst einmal leistungsmäßig. Dank eines gewissen Herrn John Cooper, der einst erfolgreiche Formel 1 Rennwagen baute und jetzt, in den 1960er Jahren, dem Mini Cooper so viel Kraft einplfanzte, dass dieser gleich dreimal die Rallye Monte Carlo gewinnen konnte - Gesamtsieg, versteht sich!
Später wuchs er mit dem Clubman, das war damals der Name für das Modell mit einer eckigeren Schnauze, und dem Countryman, so hieß damals der Kombi, auch äußerlich und viel später schließlich, unter der Regentschaft von BMW, mit dem "New Mini" sowohl in der Motor- und Fahrleistung als auch in der äußeren Größe.
Schon damals unkten die "echten" Minifreunde, dass das je kein mehr Mini sei, sondern eben ein "kleiner BMW". Nun, wer schimpft der kauft, und der "neue Mini", der mittlerweile "der Mini" ist - der "echte" Mini wurde zum "Mini Classic" befördert - verkaufte sich so gut, wie der "alte" wahrscheinlich zu seinen besten Zeiten nicht.
Aber jetzt schockt BMW die Freunde des Mini mit einem "riesigen Ungetüm", bei dem so viele erstmalige Vierer vorkommen - Türen, angetriebene Räder, Meter - dass einem ja Angst und Bang wird.
ImageNun, eine Probefahrt wird auch dem ängstlichsten Minifreund seine Ängste nehmen. Der Countryman fährt sich (fast) wie der gleich motorisierte "normale" Mini - lediglich ein wenig behäbiger (Gewicht) und ein wenig "wackliger" (höherer Schwerpunkt), aber im normalen Fahrbetrieb merkt man das praktische nicht. Und im Inneren finden sich einerseits die Mini-typischen "Spielereien", wie der ebenso nette wie unpraktische Zentraltacho und neu, die "Zubehörleiste", die sich, dezent beleuchtet, durch den ganzen Wagen zieht. Und vier tatsächlich erwachsenentaugliche Sitze gibt‘s auch.
Und auch optisch ist der Countryman, trotz seines Wachstumsschubs, sofort als Mini zu erkennen. Wenn einer entgegenkommt ist der erste Gedanke "Ah, ein Mini!" und als nächstes "Aber da stimmt doch irgendwas nicht?" und erst beim dritten Blick, wenn man dann noch nicht vorbei ist, dämmert es "Ah, das ist ein Countryman!".
Also den Designern kann man wirklich nur gratulieren, wie sie ein vier Meter Auto als Mini "verkleidet" haben.
Und in naher Zukunft soll der Mini Countryman wieder um den Sieg bei der Rallye Monte Carlo mitfahren, un den Gesamtsieg natürlich!
Und ein Blick in die Vergangenheit, versöhnt den wahren Mini Freund vollends mit dem Neuling, denn bereits vor rund 60 Jahren schockte und Sir Alec Issigonis persönlich.
ImageBereits im Jahre der Einführung des Mini, also 1959, kamen die englischen Autobauer von BMC auf die Idee, den Mini irgendwie auch dem Militär "anzudrehen". Und da Militärs bekanntlich nicht auf Kleinwägen mit 10 Zoll Rädern stehen, entstand ein "Mini Moke" genanntes Fahrzeug mit wirklich offener - keine Türen und ein minimales Stoffdach - und eckiger, funktioneller Karosserie.
Da sich Militärs auch gerne abseits der befestigten Straße bewegen realisierten die Mannen um Issigonis auch einen Allradantrieb, allerdings auf äußerst ungewöhnliche Weise: Im "Kofferraum" landete ein zweiter Motor, der die Hinterräder antrieb.
Nun, auch damit konnten sich die potentiellen Kunden nicht anfreunden und blieben lieber bei ihren Land Rovers und als auch ein letzter Versuch - der Mini Moke wäre doch ideal zum Abwurf aus Flugzeugen mittels Fallschirm - scheiterte, wurde das Projekt Mini Moke vorerst einmal eingestellt.  Vom Luftlande-Moke blieben nur einige absurde Photos und das wunderbare Modell von Dinky Toys, das komplett mit Plastikfallschirm heute eine gesuchte Rarität ist ...
Image1963 beschlossen die Verantwortlichen der BMC die Entwicklungskosten doch nicht ganz einfach abzuschreiben, sondern eine Zivilversion des Moke - freizeitgrün statt olivgrün, Vorderradstatt Allrad, Saint Tropez statt Falkland - anzubieten.
Mit 14.518 gebauten Exemplaren - davon 90% Export - war der Moke kommerziell ein moderater Erfolg, aber in der öffentlichen Wahrnehmung - James Bond fuhr Moke, Tony Curtis und Louis de Funes fuhren Moke, Tiny, die Giraffe, fuhr Moke, "The Prisoner" fuhr Moke und Reich und Schön an der Cote d‘Azure und in der Karibik fuhren sowiso Moke - war das kleine, eckige "Eselchen", so die Übersetzung von Moke, ein voller Erfolg.
Lizenzbauten in Rhodesien, Australien und Portugal trugen zwar wenig zum kommerziellen Erfolg bei, aber sorgten, z.B. mit dem für den amerikanischen Markt bestimmten "Californian" Moke, für noch mehr Publicity.
Also "let‘s put the records straight", lasst uns eines klarstellen: Ja, der Mini darf das (und durfte es schon immer). Der Mini definiert sich nicht über irgendwelche Zahlen und Normen, sondern der Mini definiert sich... Tja, vermutlich dadurch, dass er ganz einfach ein Mini ist!
Wahrscheinlich darf der Mini alles. Warten wir ab, was als nächstes passieren wird ...
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