Home arrow Archiv arrow AC 2011/05 arrow Eine Reise durch England in vier Automarken  
Donnerstag, 28. März 2024
Eine Reise durch England in vier Automarken Drucken E-Mail
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

Heft bestellen - Eine Reise durch England in vier Automarken

Familie Buchta war wieder einmal unterwegs ...

 

ImageDas Betrauern der einst stolzen britischen Automobilindustrie hat immer Saison - in Büchern, Zeitschriften und am sprichwörtlichen "Stammtisch", was man dabei allerdings gerne übersieht ist, dass England nach wie vor einer der größten Automobilhersteller ist - nur steht auf den Fahrzeugen halt nicht mehr Austin, Morris oder Rover sondern eben Honda, Nissan oder Ford und bei Rennwagen - von der Formel 1 abwärts - gibt es praktisch nichts anderes als britische Hersteller und Teams.
Und dann gibt es noch - und jetzt wird es für uns interessant - eine Fülle von kleinen, feinen und obskuren Herstellern ...

ImageErste Etappe: Lotus. Die 1952 von Colin Chapman gegründete Firma Lotus war von 1958 bis 1994 als "Team Lotus" in der Formel 1 erfolgreich und "Lotus Cars" baut seit dem legendären Lotus Seven eine ganze Reihe kleiner, leichter und sportlicher Autos.
"Lotus Cars" hat seinen Sitz seit 1966 in Hethel, einem ehemaligen Flugplatz der Royal Air Force und gehört heute zum malaysischen Automobilhersteller Proton, der aber soviel Feingefühl hat, dass Lotus mit den Modellen Elise, Exige oder Evora eigenständig und höchst erfolgreich ist.  Wenige Kilometer vom hochmodernen Werk, wo neben den Lotus-Modellen auch der Tesla Roadster, der auch auf Basis des Elise entstanden ist, gebaut wird, hat "Classic Team Lotus" seinen Sitz in den historischen Gebäuden, in denen schon Colin Chapman seine Rennwagen baute. Hier wird unter der Leitung von Clive Chapman, dem Sohn von Colin Chapman, das historische Lotus-Archiv gehütet sowie historische Rennwagen aller Epochen für den eigenen Rennstall und für Kunden restauriert und in Stand gehalten. Wenn wir heute in Goodwood, Laguna Seca oder am Nürburgring historische Formel 1 von Lotus bewundern dürfen, sind die Chancen groß, das wir dies den Bemühungen den "jungen Herrn Chapman" zu verdanken haben.

ImageZweite Etappe: Aston Martin. Auch Aston Martin hat heute das Werk auf einem ehemaligen Flugfeld - aus der Fabrik auf der ehemaligen V-Bomber-Basis der RAF in Gaydon kommen heute die Modelle DB 9, V-8 und DBS aber bis Juli 2007 war die traditionelle Heimstätte der Marke in der Tickford Street in Newport Pagnell in Buckinghamshire.
Keine fünf Meilen nördlich von Newport Pagnell entfernt liegt der kleine Ort Olney. Neben dem malerischen Ortsbild und einem nahegelegenen Herrenhaus hat Olney auch einen der größten Spezialisten des Landes für klassische Aston Martin-Modelle zu bieten.
Seit 1981 - Alles Gute zum 30. Jubiläum, Desmond!  - hegt, pflegt und restauriert Desmond J.  Smail rare Exemplare der Marke. Zur Zeit unseres Besuchs standen unter anderem der Le Mans DBR9 von 2006, ein DB 2 von 1962 und ein wunderschöner, blauer DB 4 im Showroom.  Letzteren borgte uns Desmond nicht nur für eine kleine "Landpartie", sondern versorgte uns auch gleich mit guten Tipps für die malerischsten Photo-Locations.

ImageDritte Etappe: Bristol. Bristol, unter allen britischen Automarken wahrscheinlich die britischste von allen, residiert seit den 50er Jahren in 368-370 Kensington High Street, London W14 8NL, und der Showroom an der noblen Adresse hat sich seither auch kaum verändert - Evolution statt Revolution, Perfektionierung in kleinen Schritten statt kurzlebiger Modetrends, so könnte der Wahlspruch der exklusiven Marke lauten.
Seit den frühen 60er Jahren werden die Modelle von V-8 Motoren aus dem Hause Chrysler angetrieben - vorher fand der Vorkriegs-6-Zylinder von BMW Verwendung - und an der Tradition wird sich wohl auch in nächster Zeit nichts ändern.  Die derzeitige Palette - Fighter, Blenheim, Blenheim Speedster und Series 6 - werden alle von dem bärenstarken V-8 angetrieben, der den erstaunlich kompakten und handlichen Autos - keine Spur von zwei Meter breiten "klassischen Supercars" - beeindruckende Fahrleistungen verschafft.  Wie viele Modelle jährlich die Werkshallen in Filton verlassen ist kein Thema, aber viele werden es nicht sein - einen Bristol kauft man "für‘s Leben" und die Firma steht auch gerne für Restaurierungen und "Updates" zur Verfügung.
Kürzlich - im April 2011 - wurde Bristol Teil der Frazer-Nash Group, womit nicht nur das längerfristige Bestehen der Marke gesichert sein dürfte, sondern auch die Geschichte wieder an die Wurzeln zurück gekehrt ist, schließlich hatten die frühen Bristols den Motor des BMW 328, einem Wagen, den Frazer-Nash in den 30er Jahren nach England importiert hat ...

ImageEtappe vier: Dutton. Tim Dutton ist ein "Auto Verrückter" im besten Sinn und baut seit nunmehr 42(!) Jahren Autos - von 1969 bis 1989 fertigte er mehr als 8.000 Exemplare der in England so beliebten "Kit Cars" - Phaeton, Melos, Sierra oder Rico um nur einige Typen zu nennen.  Und seit 1989 baut Tim Dutton das, was ihn offenbar wirklich begeistert - Schwimmwagen.  Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung - "And still going strong!" - ist Dutton ohne Zweifel der "längstdienende" Hersteller von Amphibienfahrzeugen.
In seiner winzigen Werkstätte in Littlehampton am Ufer des Arun Rivers sind in den letzten 20 Jahren mehr als 120 Schwimmwagen entstanden, die in alle Welt exportiert werden. Aktuelles "Standardmodell" ist der viersitzige Dutton Surf mit (rostfreier) Kunststoffkarosserie und Allradmechanik von Suzuki - Allrad ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man den Fluss irgendwann einmal vielleicht wieder verlassen will.
 
< voriger Eintrag   weiter >