Rennsport Einsteiger-Formeln |
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Geschrieben von Alexander Korab | |
Heft bestellen - Rennsport Einsteiger-Formeln - Kleine Formeln Die Geschichte der Einsteiger-Formeln und ein Portrait des Lotus 51 Formel Ford von Alexander Korab ![]() Zu allen Zeiten des Motorsports war es schwierig einen der wenigen und sehr begehrten Sitzplätze in einem Grand-Prix-Rennwagen zu ergattern. Schon in den 20er und 30er Jahren versuchten kreative Köpfe mit geringem Kapitaleinsatz und sogenannten "Specials"-Rennwagen, die zu einem hohen Prozentsatz aus seriennahen Teilen bestanden - bei den Großen mitzumischen. Um die Kostenexplosion einzudämmen, welche mit dem Ehrgeiz einhergeht, bildeten sich Vereinigungen, die Rennen nach eigenen Regeln veranstalteten. Eine jener Initiativen war der 1939 in England gegründete "750 Motor Club", der bei seinen Bewerben nur Fahrzeuge zuließ, die auf dem winzigen Modell "Seven" von Austin basierten. Kurz nach dem Krieg fanden sich einige rennbegeisterte Mitarbeiter der Bristol Aeroplane Company im "Club 500" zusammen. Hier sollte alles zugelassen sein, was vier Räder hatte, solange das Hubraumlimit von 500 ccm nicht überschritten wurde. Bis zum Jahr 1947 war die Zahl jener minimalistischen Rennwagen mit Motorradmotoren auf 16 Stück angewachsen, was schließlich die Ausschreibung einer eigenen 500er-Klasse rechtfertigte. Unsere Geschichte der Einsteigerformeln beginnt 1950, als in Paris ein internationales Formel- 3-Reglement beschlossen wurde, welches für die 500er-Singleseater unter anderem ein Minimalgewicht von 200 kg und für die offiziellen Veranstaltungen eine Mindestlänge von 50 km vorsah. Die erfolgreichste Marke der ersten Jahre war die im Südwesten Londons ansässige Cooper Car Company. Aber auch die Firmen Kieft, JBS, Emeryson, Monopoletta und Scampolo konnten beachtliche Erfolge verbuchen. Bald waren es an die 500 Hersteller, die Autos für die Formel 3 bauten. Viele Topstars wie Stirling Moss, Tony Brooks, Peter Collins und Graham Hill gingen aus der 500er-Formel hervor. Immer erbitterter verlief der Konkurrenzkampf, immer aufwändiger wurden die Konstruktionen, immer teurer die Fahrzeuge, immer geringer war die Chance für junge Talente mit schmaler Brieftasche, hier einzusteigen. Wieder einmal war es an der Zeit, eine neue, kostengünstige Rennserie ins Leben zu rufen. Die Weichenstellung dazu wurde diesmal in Italien vorgenommen. ![]() Die Anzahl der Hauptlager durfte nicht erhöht werden, jedoch war ein 5. Gang zulässig, wenn er in einem Seriengetriebegehäuse untergebracht werden konnte. Autos mit maximal 1000 ccm Hubraum mussten mindestens 360 kg, Autos mit maximal 1100 ccm mindestens 400 kg Trockengewicht aufweisen. Später, als die Fahrzeuge schneller wurden, stellte man die Bremsanlage frei. Erstmals in der Geschichte waren auch Überrollbügel verpflichtend. Das Reglement war natürlich auf den Fiat 1100 zugeschnitten und daher dominierten anfangs auch die Italiener diese Serie. Die ersten Rennwagen - es waren ausnahmslos Autos mit Frontmotor - wurden von Stanguellini, Volpini, Taraschi, OS CA, Moretti und Bandini produziert. Manche glichen großen Formel-1-Vorbildern, wie etwa dem Maserati 250F, aufs Haar. Die Formel Junior erfreute sich schon von Beginn an größter Beliebtheit und es dauerte nicht lange, bis auch in anderen Ländern reglementkonforme Konstruktionen auftauchten. In Deutschland waren das die Marken Mitter und Hartmann mit Aggregaten von DKW, aus Frankreich kamen Autos von Ferry und DB (Deutsch & Bonnet) mit Renault-Motoren. Die erste internationale Formel Junior-Meisterschaft (1959) gewann übrigens der Schweizer Michael May auf Stanguellini. Von den britischen Inseln aus beobachtete man die Entwicklung auf dem Kontinent noch einige Zeit, ehe auch dort das Formel-Junior-Fieber ausbrach. Jenseits des Ärmelkanals steuerten Elva, Moorland, Gemini und Lola Autos mit BMC-A-Motoren bei. In jenen Jahren vollzog sich auch der von Cooper ausgelöste, revolutionäre Wechsel vom Front- zum Mittelmotorkonzept. ![]() 1959 wurde Walter Schatz auf Hartmann-DKW erster Staatsmeister. Im gleichen Jahr gründeten Curt Bardi-Barry, Gunther Philipp und Rolf Markl die "Ecurie Vienne" und bestellten in Modena zwei Junior-Rennwagen der Marke Poggi. Die Autos erwiesen sich jedoch leider nicht als konkurrenzfähig und so wurden 1961 zwei Cooper-Ford angekauft. Ab nun gelang es Barry und Markl immer wieder auch bei internationalen Bewerben Plätze im Spitzenfeld zu belegen. 1963 erwarb Jochen Rindt Barry´s Cooper und es zeigte sich bald, aus welchem Holz der blutjunge Fahrer geschnitzt war. Beim ersten Einsatz in Vallelunga errang er gleich Pole-Position und kurz danach in Cesenatico trug er sogar den Sieg davon. Zwar hatte der routinierte Teamkollege Barry mit seinem neuen Cooper damals die Nase vorne, doch der ungestüme und noch relativ unerfahrene Rindt schaffte nach einem Jahr Formel Junior bereits den Sprung in die Formel 2. Im Laufe der Jahre lieferten über 100 Hersteller - heute noch bekannte, aber auch längst vergessene Marken - Autos für die Formel Junior, darunter Alfa Dana (DK), Alexis (GB), Anderson (S), Apache (US ), Autosud (I), Bananen (S); BCM (I), Bode (D), Bond (GB), Brabham (GB), Branca (I), Britannia (GB), Cammarota (I), Caravelle (GB), Ciaffi Bardahl (I), Civet (US ), Condor (GB), Conrero (I), Crossle (IRL ), Dagrada (I), Dalbot (F), Dane (US ), Deep sanderson (GB), Delta (GB), De Sanctis (I), De Tomaso (I), Dolphin (GB), Elfin (GB), Elhoo (FIN), Elios (I), Elprk (US ), Envoy (GB), Faccioli (I), Falk (S), Fairthorp (GB), Focus (S), Foglietti (I), FRM (D), Garford (GB), Halson (GB), Heron (GB), IFA (S), Intermeccanica (I), ISIS (I), Jocko (US ), Joker (S), Julien (F), Kuhnke (D), Lambkin (GB), Liebl (D), Lippi (I), Lucangeli (I), Mallock (GB), Malz (D), Mathé (A), Melkus (DDR), Meub (D), Monteverdi (CH), Moroni (I), Nardi (I), Nova Special (I), Ocelot (US ), Patriarca (I), Raineri (I), Rak (PL), Rispal (F), Saab (S), Sadler (CND), Sauter (CH), Saxon (GB), Scampinato (I), Scampolo (D), Scorpion (GB), Sirmac (F), Sprintauto (I), Swebe (S), TecMec (I), Terrier (GB), Tojeiro (GB), Tomahawk (GB), U2 (GB), Venom (GB), Wainer (I), Weeke (D), Westerham (GB), Wohlin (S), Yimkin (GB) und Zimmermann (D). Diese bunte Auflistung zeigt sehr schön, wie befruchtend der Geist der Formel Junior für viele ambitionierte Konstrukteure und deren Miniaturfirmen war, aber auch wie viele große Hoffnungen sich nicht erfüllen sollten. ![]() 1963 veranstaltete der SCCA (Sportscar Club of America) schon eine nationale Rennserie und 1965 wurde die Formel Vau von Porsche nach Deutschland importiert. 1971 folgte die wesentlich schnellere Formel Super Vau. Mit ihren bis zu 180 PS starken 1,6-Liter-Boxer-Motoren erreichten manche Autos eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Die Formel Vau war für Österreich insofern von Bedeutung, als hierzulande Spitzenfabrikate hergestellt wurden. Kurt Bergmanns geniale Kaimann-Renner waren gut für zahlreiche nationale Meisterschafts- und drei Europapokalsiege. Unter den vielen Formel-VPiloten finden sich bekannte Namen wie Jochen Rindt, Günther Huber, Peter Peter, Erich Breinsberg, Helmut Marko, Dieter Quester, Niki Lauda, Harald Ertl, Helmut Koinigg, Jochen Mass, Nelson Piquet, Marc Surer, Emerson Fittipaldi und Keke Rosberg. ![]() Die Formel Ford breitete sich ebenso rasant über den Globus aus wie einst die Formel Junior. 1969 stellte Lotus den keilförmigen Typ 61 vor und hatte Mühe, sich gegen die immer mächtigere Konkurrenz von Merlyn und Alexis zur Wehr zu setzen. Der 1970 und 1971 produzierte Typ 69 war der letzte von Lotus gebaute Formel Ford. Es war ein Baukasten-Auto, welches auch als Formel 3 und als Formel 2 angeboten wurde. In Österreich und Deutschland wurden ab 1970 Rennen für die Formel Ford ausgeschrieben. Erwähnenswert ist hier das Team von Michael Bulla, Dieter Karl Anton und Gerhard Irsa. Alle drei fuhren in den frühen 1970er Jahren den Lotus 69. Mit mehreren internationalen Siegen und zwei Staatsmeistertiteln war Gerhard Irsa der erfolgreichste. Auch der Werdegang von Hans Binder begann in der Formel Ford und führte den Tiroler bis in die Formel 1. ![]() Kleine historische Singelseater erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und es gibt heute schon zahlreiche Gelegenheiten, diese bei Rennveranstaltungen und nationalen Meisterschaften einzusetzen. In Österreich kann man mit Formel Vau-, Formel-Ford und Formel-3-Rennwagen der Jahre 1961 bis 1988 beim Histo-Cup teilnehmen. Es hat sich bereits eine stattliche Gruppe von Enthusiasten zusammengefunden, die diese Autos dort ziemlich professionell bewegen. |
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