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Freitag, 26. April 2024
Wintertourenfahrt Drucken E-Mail
Geschrieben von Wolfgang M. Buchta   

Heft bestellen - Wintertourenfahrt

Die "Semesterferien" im Februar sind hierzulande die typische Zeit für einen Skiurlaub, aber wie man sieht geht es auch anders. Ein Selbstversuch der Familie Buchta zeigte, dass auch eine Deutschlandfahrt a) unterhaltsam und b) kalt sein kann ...

Wolfgang M. Buchta hat die Reise dokumentiert und Ulli Buchta photographiert - und gefroren hat die ganze Familie.

 

Image1. Etappe - Dresden


Dresden, die Hauptstadt des Freistaat Sachsen hat gut 500.000 Einwohner, liegt an der Elbe und trägt ob seiner (landschaftlichen) Schönheit und Kulturschätze den schmückenden Beinamen "Elbflorenz". Die historische Altstadt wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört aber mittlerweile vorbildlich wieder aufgebaut.
Und in diesem Februar konnte Dresden mit Temperaturen von jenseits der Minus 17 Grad aufwarten - laut Fernsehen, die tiefsten Temperaturen in der Gegend, seit Beginn der Termperaturaufzeichnungen ... Dresden ist also eine Reise wert, aber - so könnte man Fragen - wo ist der Bezug zu unserem Thema?

1. Sonderprüfung
Die Frage nach dem Automobilbezug kann nur jemand stellen, der im Kapitel "Automobilbau der ehemaligen DDR" nicht aufgepasst hat, und daher (noch) nichts von Heinz Melkus gehört hat.
Heinz Melkus (1928-2005) war Dresdner, Fahrlehrer, Rennfahrer und Konstrukteur und Produzent des Sportwagens Melkus RS 1000. Die Firma Melkus war - allen staatlichen Hindernisse zum Trotz - der einzige private Autohersteller der DDR, und vor allem der in 101 Exemplaren gebaute "RS 1000" genießt sowohl im ehemaligen Ostdeutschland als auch im Westen sprichwörtlichen Kultstatus.
ImageDer ursprüngliche Melkus RS 1000 wurde vom Dreizylinder-Zweitakt-Motor des Wartburg angetrieben.  Die Karosserie besteht aus Kunststoff und der Einstieg erfolgt über Flügeltüren.  Wenig überraschend war der RS 1000 auf beiden Seiten der ehemaligen "innerdeutschen Grenze" äußerst gesucht und dementsprechend teuer.
Glücklicherweise hatte a) Heinz Melkus unternehmungslustige Nachkommen und b) waren die Rechte und die Werkzeuge nach wie vor bei der Familie - und im November 2006 wurde im Dresdner Verkehrsmuseum eine auf 15 Stück limitierte Neuauflage des RS 1000 präsentiert.  Über den RS 1600 war der Weg zum aktuellen RS 2000 logisch vorgegeben. Und genau diesen durften wir bei der "Melkus Sportwagen GmbH" - www.melkus-sportwagen.de - in, erraten, Dresden, besuchen. Mittlerweile bauen die Enkel von Heinz Melkus Autos, natürlich Sportwagen mit Kunststoffkarosserien und Flügeltüren ...
Schlussbemerkung: Wer von euch mehr über die Geschichte dieser Sport- und Rennwagen erfahren will, der möge sich noch etwas gedulden.
Mit Hilfe der Familie Melkus, die nicht nur eine wunderbare Geschichte, sondern auch wunderbares historisches Bildmaterial hat, arbeiten wir an einem größeren Beitrag - mit viel Geschichte, den aktuellsten News und weniger Schnee - für eine der nächsten Ausgaben ...

Image2. Sonderprüfung
Habt ihr aufgepasst und die "1. Sonderprüfung" aufmerksam absolviert? Wo wurde die Neuauflage des Melkus RS 1000 präsentiert?  Richtig! Dresden hat ein wunderbares, traditionsreiches Verkehrsmuseum - www.verkehrsmuseum.sachsen.de - direkt in der Innenstadt, in den ehemaligen Stallungen des Dresdner Schlosses.
1952 wurde die "Hochschule für Verkehrswesen" mit dem Aufbau eines Verkehrsmuseums beauftragt, das alle Verkehrszweige - Straßenverkehr, Eisenbahn, Luft- und Schifffahrt umfassen sollte.
In allen Bereichen beinhaltet die Sammlung natürlich schwerpunktmäßig Produkte sächsischer resp. ostdeutscher Firmen - Horch, Wanderer, Trabant, das Düsen-Verkehrsflugzeug 152 (oder zumindest Teile davon), die Lokomotive "Sachsenstolz", "Saxonia" und "Muldenthal", und, und, und ... aber auch internationale Leckerbissen wie eine Megola, eine weiße Mars oder ein Bleriot Eindecker befinden sich in der Sammlung.
Die Fülle der Exponate ist liebevoll auf mehreren Ebenen arrangiert und mit einer Vielzahl Kleinobjekten in Vitrinen garniert. Modelleisenbahnanlage und "Action Stationen" garantieren, dass auch jüngeren Besuchern nicht langweilig wird ...
Und, ach ja, zwei typische Dresdner Technik-Raritäten sind auch im Verkehrsmuseum vertreten - die Schwebebahn und die Standseilbahn ...

Image3. Sonderprüfung
Aber diese Raritäten kann man nicht nur im Museum, sondern viel besser in freier Wildbahn bewundern. Wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt erklimmen die "Standseilbahn Loschwitz - Weißer Hirsch" (seit 1895) und die "Schwebebahn Loschwitz - Oberloschwitz" (seit 1901) die Elbhänge.
Beide Bahnen stehen unter Denkmalschutz und werden von der "Dresdner Verkehrsbetriebe AG" - www.dvbag.de - betrieben, die hauptberuflich für den "normalen" öffentlichen Nahverkehr zuständig ist. Sozusagen als "rollende Museumsstücke"...

Image2. Etappe - Hamburg


Die "Freie und Hansestadt Hamburg" ist die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die größte Stadt der EU, die nicht Hauptstadt ihres Landes ist. Dass Hamburg auch aus Sicht des Technik-Interessierten - Stichwort: Hafen, Stichwort: "Alter Elbtunnel", Stichwort: "Miniatur Wunderland", der größten Modelleisenbahnanlage der Welt, ... - wird niemand bestreiten und auch sonst ist die Stadt eine Reise wert.

1. Sonderprüfung

Ein automobilistischer Höhepunkt jedes Hamburgbesuchs ist aber zweifellos das "Automuseum Prototyp" - www.prototyp-hamburg.de - in einem ehemaligen Fabrikgebäude aus dem Jahre 1906 in der Shanghaiallee 7 in der "Hafencity" - schon die Adresse klingt nach Exotik und Abenteuer ...
Herzstück des Museums sind die Sammlungen der beiden Initiatoren - Oliver Schmidt und Thomas König, die eine gewisse Zuneigung zu den Produkten des Hauses Porsche nicht verleugnen können.
Ebenso wenig können die beiden verleugnen, dass Thomas König von Beruf Architekt ist, der sich auf die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude spezialisiert hat. Prototyp ist daher keine "Ansammlung alter Autos", sondern ein "Gesamtkunstwerk" aus Geschichte, Automobil, Motorsport, Zeitgeist und Architektur, das schon etliche Preise gewonnen hat.
Die Sammlung der beiden "Museumsdirektoren" wird durch Leihgaben und (immer wieder wechselnde) Sonderauststellungen ergänzt und umfasst insgesamt drei Stockwerke. Das Thema Porsche und VW wird durch Kleinrennwagen der 40er und 50er Jahre ergänzt, durch eine starke österreichische Präsenz - Otto Mathe und gleich zwei Denzel Sportwagen - und die aktuelle Sonderaustellung zu Wolfgang Graf Berghe von Trips.
Ein elegantes Cafe und ein recht gut sortiertes Shop ergänzen die Schaustellungen.

Image2. Sonderprüfung
Bescheidener gibt es der "Erfrischungs-Raum", die historische "Großtankstelle Brandshof" aus dem Jahre 1953 - www.tankstelle-brandshof.de - am Billhorner Röhrendamm 4, wo - neben einer auf Oldtimer spezialisierte Prüfstelle - "frisch belegte Brötchen, echter Bohnenkaffee und kleine Imbissgerichte" Montag bis Freitag von 02:30 (morgens!) bis 18:00 (abends) auf die Besucher warten.
Und meist stehen das eine oder andere interessante Fahrzeuge "herum", denn der "Erfrischungs-Raum" ist ein beliebter Treffpunkt der Hamburger Automobilszene.
 
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