Durch den Böhmerwald |
![]() |
![]() |
Geschrieben von Hannelore & Franz Pulkert | |
Heft bestellen - Durch den Böhmerwald "Auf den Spuren des Adalbert Stifter" hätte es eigentlich heissen sollen aber diese Spur haben wir leider bald verloren. Dafür aber boten sich uns auf unserer Tour durch das "Dreiländereck" Tschechien-Deutschland-Österreich zahlreiche andere erbauliche Einblicke ...
![]() ![]() Die Fähre im Ort setzt uns ans andere Ufer, dann geht es weiter nach Schöneben in Österreich. Hier gibt es einen Aussichtsturm mit gutem Blick auf die Moldau. Wir verzichten darauf den Turm zu finden und zu besteigen, schliesslich war der Tag bereits ganz schön anstrengend und es ist heute sehr heiss. Also wenden wir und suchen die Böhmerwaldkapelle welche hier irgendwo versteckt sein muss. Zadní Zvonková - das ehemalige Glöckelberg. Eine sehr liebevoll restaurierte Kapelle mit Friedhof und Museum, umgeben von uralten Laubbäumen strahlt eine friedliche Atmosphäre aus. Im Museum kann man sich über die traurige Geschichte des Ortes informieren: Nach 1945 wurden deutschstämmige Dorfbewohner vertrieben. Glöckelberg, welches zur Gänze "deutsch" war wurde so zur Geisterstadt. Und so knapp am Eisernen Vorhang schlugen auch alle späteren Ansiedelungspläne des Tschechischen Staates fehl. Nach nur wenigen Minuten Fussmarsch durch schattige Wälder rasten wir in einer kleinen Gaststätte mit wundervollem Ausblick über den Naturpark Sumava. Besucht wird diese offenbar fast nur von Radfahrern. Überhaupt begegnen uns auf den engen Straßen hier im Park mehr Radfahrer als Automobilisten. ![]() Drei Kilometer südlich von Nová Pec verläuft der sogenannte Schwarzenbergkanal. Der ursprünglich 45 km lange Schwemmkanal wurde zwischen 1789 und 1822 gebaut um aus dem abgelegenen aber so holzreichen Böhmerwald Brenn- und Bauholz an die Donau zu bringen um dieses dann bis in die aufstrebende Hauptund Residenzstadt Wien zu driften. Heute gibt es davon aber nur mehr winzige Restarme, einer davon hier bei Nová Pec. Weiter geht es nach Volary (deutsch Wallern) - bekannt wegen seiner alten Tirolerhäuser (die ersten Siedler hier waren aus Tirol und nahmen ihren Baustil mit). Leider sind heute nur mehr ganz wenige davon erhalten. Im Schlosshotel Zdíkov bei Vimperk lassen wir uns in gemütlicher Atmosphäre zur Nächtigung nieder. Auch die gute böhmische Küche und die Freundlichkeit des Personals sind hier besonders zu erwähnen. Frisch gestärkt geht es am nächsten Tag weiter über Stachy und Rentice nach Kasperské Hory. Eine zauberhafte Altstadt mit restaurierten Gebäuden erwartet uns hier ebenso wie ein gut bestücktes Motormuseum und - wie man uns ebendort empfiehlt - auch ein reizendes kleines Holzspielzeugmuseum in welchem Kinder aller Altersstufen schon den einen oder anderen Kronen- Geldschein zurück lassen - Man kann hier Spielzeuge auch kaufen. Im Motor- und Fahrradmuseum gab es leider nichts käuflich zu erwerben. Besonders aufgefallen sind uns eine JAC 500 Baujahr 1930 (Zweitakter mit Kegelschieber direkt an der Kurbelwelle, Fuß-Kupplung, Kardanantrieb und dem Tank unter dem Fahrersitz, es soll nur 35 Exemplare davon gegeben haben). Weiters eine Jawa-Schrittmachermaschine mit dazugehörigem, originalen Bahnrennrad der 50er Jahre. Und nicht unerwähnt bleiben soll auch eine prächtige "Böhmerwald"-Maschine. Mit diesem "Ungeheuer" konnten (mit Seitenwagen) ganz legal bis zu sechs Erwachsene reisen! ![]() Die Zeit vergeht uns wie im Flug, es ist bereits Nachmittag und wir beschliessen über Zelezná Ruda (auch hier ein durchaus sehenswertes Motormuseum) weiter nach Bayern zu reisen. Wir wählen der Romantik wegen nach Möglichkeit immer Nebenstrassen, aber es muss darauf hingewiesen werden, dass deren Zustand wirklich zum Großteil hier sehr schlecht ist. Besonders filigrane Fahrzeuge (und ebensolche Reisende) könnten damit Probleme bekommen. Nicht so natürlich unser braver Zweisitzer und seine Passagiere. Die Fahrt geht nun durch ein Meer grüner, alpiner Waldhänge, ein Paradies für Wanderer und im Winter auch für den Schisport erschlossen. Kaum merklich erfolgt der Übertritt in Bayerisch-Eisenstein nach Deutschland. Im Schatten des grossen Arber gelangen wir nach Zwiesel. Ein (zu) großer Ort für uns, wir haben es gerne etwas ruhiger. Im bayrischen Ort Ringelai finden wir was wir suchen - nette Gastlichkeit im Dorfhotel Gross mit angeschlossener Konditorei und traditionellem Biergarten. ![]() Unser nächstes Ziel ist der Dreisesselberg. Über die kurvenreiche Straße geht es immer höher hinauf, das letzte Stück wandert man zu Fuß und erreicht den über 1.300 Meter hoch gelegenen felsigen Gipfel. Auf dem zugigen Aussichtsturm bietet sich ein "grenzüberschreitender" Ausblick auf den Böhmerwald in Tschechien, Bayern und Österreich. Leider ist hier ein großer Teil des Waldes Opfer des Borkenkäfers geworden, die kahlen Stämme der toten Bäume geben ein trauriges Bild. Allerdings kann man auch hier der Reparaturkraft der Natur vertrauen - frisches Grün spriesst aller Orten. Auch hier im Bayerischen Wald sind die Strassen übrigens nicht immer die besten aber hier weisen wenigstens Verkehrsschilder rechtzeitig auf holprige Passagen hin. Beeindruckt von all dem Erlebten befinden wir uns nun auf dem Heimweg. ![]() |
< voriger Eintrag |
---|