O(h)Busse! |
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Geschrieben von Thomas Villinger | |
Heft bestellen - Österreichische Verkehrsgeschichte - O(h)Busse! Ferlach, Kärnten, August 2008: Traurig stehen sie da, die letzten noch erhalten gebliebenen Obusse vom Obusbetrieb 1 (1943-1976) aus Innsbruck; - es gibt sie tatsächlich noch, - Wahnsinn! Photos: Kreutz, Müller, Villinger ![]() An der Stelle möchte ich den Visionären der Nostalgiebahnen Kärnten danken. Sie haben verkehrsgeschichtlich interessante Fahrzeuge erhalten und das in einer Zeit, in der man sich nur zu gerne von allem Alten, lieber früher als später trennte. Durch ihre einzigartige Straßenbahnen- und Bussesammlung mit Exponaten aus ganz Österreich zeigen sie, wie vielfältig die öffentliche Personenbeförderung bei uns war. Zu tun gibt es noch genug. Unzählige unrestaurierte Busse, Obusse und Straßenbahnen warten auf den "errettenden Kuss" aus dem Dornröschenschlaf. Hier findet sicher jeder Österreicher ein Fahrzeug, mit dem er seinerzeit mitgefahren ist oder das er vom Vorüberfahren kennt; - ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle, sowohl im Museum in Ferlach im Rosental südlich von Klagenfurt als auch auf www.nostalgiebahnen.at. Nun zur Geschichte der Obusse, welche Herr Kreutz aus Innsbruck in seinem längst vergriffenen Buch minuziös gegliedert beschreibt. Herr Kreutz schreibt mittlerweile an seiner 3. überarbeiteten Ausgabe. ![]() 1942 wird mit den Fahrleitungsarbeiten begonnen und wegen Materialknappheit werden Abstriche gegenüber dem ursprünglichen Entwurf (Verkürzung der einzelnen Strecken) gemacht. Da aufgrund der Kriegswirren mit den bestellten 18 Henschel-Obussen nicht mehr zu rechnen ist, weist die "Bedarfsgesellschaft" den IVB (Innsbrucker Verkehrsbetriebe) gebrauchte italienische Obusse zu. ![]() Im Dezember 1943 erhält Innsbruck 4 weitere, aber ebenfalls gebrauchte FIAT-Obusse aus Livorno. Diese sind technisch sehr interessant; - der Antrieb erfolgt über zwei nebeneinander liegende Elektromotoren, welche über zwei Kardanwellen über jeweils ein Winkelgetriebe ein Hinterrad antreiben. Der Differentialausgleich wird durch eine verschieden hohe Stromaufnahme der Motoren erreicht. Für die Geschwindigkeitsregelung sind druckluftbetätigte Schütze zuständig. Ein dem Fahrpedal nachgeschaltetes Selbstregulierventil verhindert ein zu rasches Aufschalten. ![]() Im April 1944 wird die erste Obuslinie Linie C eröffnet. Ein weiterer Luftangriff zerstört die neu errichtete Obushalle am Fuße des Bergisels (nahe der strategisch wichtigen Brennerbahnlinie); - mit dem Einsetzen der Bombardements wurden die Busse in die Schottergrube im Stadtteil Arzl auf der anderen Talseite geschafft, so dass die Busse unbeschädigt blieben. Vier weitere, fast neue FIAT-Obusse werden der Tiroler Landeshauptstadt aus San Remo zugeteilt. Sie unterscheiden sich von den ersten durch die äußere Form und der doppelten Motorleistung. Im Juni 1944 wird die Linie A, die Strecke vom Stadtzentrum auf den höher gelegenen Stadtteil Hötting eröffnet. Hier dürfen nur die mit elektrischer Bremse ausgestatten BREDA-Fahrzeuge eingesetzt werden. ![]() Durch die insgesamt 22 Luftangriffe auf Innsbruck kam der Obusbetrieb immer wieder zum Erliegen. Im Mai 1945 konnte nach dem Einmarsch der Amerikaner endlich mit den Aufräumungsarbeiten begonnen werden. Am 17. September konnte die Linie A als erste Obuslinie den Verkehr wieder aufnehmen. 1946 kommt der Verkehr neuerlich gänzlich wegen Reifenmangels zum Erliegen. Nach einer Lieferung von Vollgummireifen können fünf Obusse wieder in Betrieb gehen. Die Materialbeanspruchung durch den einerseits schlechten Straßenzustand und der Überbeanspruchung der Karosserien durch die geringe Federwirkung andererseits, war enorm; - Ausfälle waren die Folge. Ab Mai 1947 können schließlich nach einer Reifenzuteilung wieder alle Obusse normal verkehren. ![]() Im April 1950 wird der letzte Obus angeliefert. Im November 1951 fährt die Linie C in der Hauptverkehrszeit mit einem Lohner-Anhänger. Vor den Olympischen Winterspielen 1964 sollten seitens der IVB neue Obusse angeschafft werden. Da aber von Seiten der Stadt die Fahrleitungen als störend empfunden werden, wird beschlossen den Obusbetrieb auslaufen zu lassen. 1968 sind die FIAT-Busse nur mehr für max. 30 km/h zugelassen. ![]() Damit sind die Obusse aus dem Stadtbild Innsbrucks vorerst verschwunden, bis sie 1985 im Obusbetrieb 2 wieder kommen sollen, um schließlich 2006 endgültig von der Bildfläche zu verschwinden. |
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