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Freitag, 26. April 2024
Grand Prix de Monaco Historique Drucken E-Mail
Geschrieben von Rudi Bromberger   

Heft bestellen - Grand Prix de Monaco Historique - Motor Carlo

Wenn es um tolle Autos und echten Motorsport geht, wird man nie an Monte Carlo vorbeikommen.

Text: Rudi Bromberger
Photos: Helmut Artacker, Rudi Bromberger

 

ImageDas "kleine Städtchen" mit einer sagenumwobenen Geschichte spielte immer schon eine wichtige Rolle, im Motorsport der Anfangsjahre, auch erst recht in der heutigen Zeit und - zusätzlich - aber beachtenswert eine imposante Präsentation von automobilen Kulturgütern und Traumautos, auch mitten im täglichen Verkehrsaufkommen.
Monaco, Faszination und Traumkulisse, eine Welt in welcher der Eindruck entsteht, Geld ist nicht das Thema, man hat es ja, scheinbar auch viel davon. Im Hafen schaukeln die Millionen- Yachten, auf den Straßen und erst recht vor dem Casino stehen die PS-Giganten. Ein Autohaus?  Eine Motorshow? Nein - der Alltag.
Die "Lady" aller Rallies, die Rallye Monte Carlo, knapp über 100 Jahre alt gilt auch heute noch, als DAS Erlebnis schlechthin. Alle der berühmten und legendären Marken und erst recht die klingenden Namen der Rallye-Leute waren und sind es noch heute - Botschafter und Sympathieträger dieser Herausforderung, der man sich immer wieder stellt.
Die Erfolge der Mini-Cooper sind ebenso legendär und unvergesslich wie die Drifts der Renault Alpines oder die sensationellen Lancia-Einsätze, mit Stratos und vielen weiteren Modellen.  Audi mit dem Allrad und Walter Röhrl sind bleibende Erinnerungen, wie auch der col de turini immer noch das Herz jedes Fans höher schlagen lässt.
Dabei begann das ja ganz anders. Es gibt zwei Versionen, über den Beginn der Rallye Monte Carlo. Vor 100 Jahren, also zu einer Zeit, als das Automobil selbst ja erst ein paar Jährchen seines Lebens hinter sich hatte. Die offizielle Variante: Die Hotels in Monte Carlo hatten zu wenig Gäste und baten wohlbetuchte Menschen zu einer Sternfahrt nach Monte Carlo, daraus wurde Jahr für Jahr die Rallye Monte Carlo. Die erzählende Variante: Leuten mit Geld und Menschen mit Abenteuergeist, fehlten Erlebnisse und besondere Ereignisse. Es soll eine spontane Idee gewesen sein, eine kleine Gruppe Pioniere, unterschiedlichster Bereiche und aus verschiedenen Städten, suchte das Abenteuer in der Fahrt nach Monte Carlo.
1911 starteten - mitten in Schnee und Eis - 23 Teilnehmer aus 11 unterschiedlichen Städten mit unterschiedlichen Startzeiten mit dem Ziel Monte Carlo, 18 kamen davon auch an - sensationell, wenn man den Zustand der Autos und der Straßen und erst recht den Schnee in den Bergen beachtet.
Auch zwei Autos aus Wien, weitere aus Genf und Berlin, Paris und weiteren Städten waren dabei.
Die Herausforderung ist geblieben, bis heute.  Verändert haben sich die Wertungsmodelle und - natürlich - die Autos. Jede Zeit hatte ihre Faszination und Abenteuer, von den Anfängen der Automobiltechnik, über die Rallye-Klassiker, die wilden Jahre der PS-Giganten bis zur heutigen Zeit.
ImageDer berühmte Spruch, den wir alle auch aus Büchern von Herbert Völker kennen, sagt wohl immer noch alles aus und weckt Gedanken an eine Zeit von der wir so gerne träumen: " ... die Nacht der langen Messer"...!
Der Geschichte wird Rechnung getragen und Anerkennung gewidmet. Neben der "Rallye Monte Carlo" präsentiert sich die "Histo Monte" immer mehr zum "neuen Abenteuer mit alten Autos".
Es ist wie eine Zeitreise durch die Rallye-Geschichte, wenn nach - wie seinerzeit - wilden, oft auch von Schneemengen geprägten - Szenerien, die Autos von "damals" in Monte Carlo durch‘s Ziel rollen.
Auch wenn es nicht um Bestzeiten geht, es ist purer Sport und mehr denn je das Abenteuer und die Herausforderung. Wie sagte vor kurzem einer, der immer wieder am "heißen Stuhl" von guten Rallye-Leuten sitzt, ja sogar Seite an Seite mit Weltmeistern: "Wir fuhren an der Kante, aber die Zeiten kannst net schaffen." Weil die Herausforderung Monte Carlo Rallye so groß ist, immer mehr das Abenteuer lockt, gibt es auch eine erfolgreiche deutsche Oldtimer-Rallye als "historische Monte Carlo Rallye".
Bewundernswert wieviel an Arbeit und Liebe die Veranstalter auch hier investieren.  Monte Carlo hatte schon im letzten Jahrhundert einen Fahrrad-Club, der später für seine Wettrennen "für pferdelose Wagen" bekannt war, bald in Automobil-Club umbenannt wurde und sich intensiv um Veranstaltungen kümmerte.
Neben der Rallye Monte Carlo selbst, trat auch immer mehr der Gedanke auf, ein Autorennen in Monte Carlo zu machen. Es war klar, das sollte, ja musste, wenn schon, denn schon mitten in der Stadt stattfinden.
Der Gedanke Autorennen zu fahren, entstand ja fast schon gleichzeitig mit der Entwicklung von Automobilen. Das "Feuerross", dem man ja anfänglich so negativ und misstrauisch gegenüber stand, entwickelte sich - scheinbar unaufhaltsam - in unterschiedlichsten Bereichen. Es galt vorerst das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, auch die Zuverlässigkeit des Automobils zu zeigen, den Komfort und die ganz neuen Möglichkeiten "unterwegs" zu sein.
Aber auch gleichzeitig - wie kann es anders sein - das Messen untereinander, der Wettbewerb. So wurden auch die ersten Rennautos gebaut und die waren schon sensationell.
Interessant auch der PS Vergleich und die Entwicklung der Rallye Monte Carlo. Gerade mal 25 PS hatte das allererste Siegerauto, die PS wurden mehr, bald mehr als 800 (pro Auto versteht sich). Letztendlich sind wir aktuell bei rund 300 PS.

ImageAber zurück nach Monte Carlo ... 1929 fand dann das erste Autorennen in Monte Carlo statt.  Das klingt so nach "ist das nicht lange her", ist es auch, oder doch nicht? Stirling Moss wurde geboren, Fangio war gerade mal 18 Jahre alt und Enzo Ferrari hatte knapp seinen 30. Geburtstag hinter sich. Schon das allererste Rennen war eine Sensation, die Weltpresse berichtete umfangreich.
Gewonnen hat dieses Rennen ein Bugatti, wie auch in den folgenden Jahren Bugattis immer wieder in den Siegerlisten zu finden sind. Der Engländer Grover Williams fuhr 100 Runden zum Sieg, immer wieder "verfolgt" von Rudolf Caracciola mit dem Mercedes SS K. Ab 1950 gab es eine Weltmeisterschaft, der klassische Grand Prix war geboren und Monte Carlo immer wieder Mittelpunkt der Serie und sicher einer der imposantesten und eindrucksvollsten in der gesamten Szenerie, bis heute noch.
Auf den Siegerlisten finden sich alle Namen, die wir doch alle so bewundern, schätzen und als "unsere Helden" doch auch verehren, jeder auf seine Art. Allen voran natürlich Niki Lauda aber auch Caracciola, Brauchitsch, Farina, Fangio, Moss, Hill, Stewart und viele mehr.

Gibt es ein Zeitreise? Wissenschaftler, Träumer und "Andersdenker" sind überzeugt, man kann sich "beamen"; irgendwo anders hin, oder auch in eine andere Zeit. Allen Zweiflern sei gesagt, man kann! Alle zwei Jahre beim Monaco Histo Grand Prix. Spätestens nach einer Stunde auf einer der Tribünen ist man in einem anderen Jahrzehnt, mittendrin in der guten alten Zeit der Rennautos. Jeder hat seine Epoche, in die er sich "beamt" und Autorennen - wie damals - hautnah erleben kann. Sie alle sind da und werden gefahren, als gäbe es nichts anderes als das Ziel in Moncao zu gewinnen.
Die "ganz alten", die tollen aus den 30er Jahren, also Bugatti, Maserati, Alfa Romeo, aber auch Raritäten, die man heute kaum noch kennt.  Grand Prix- und Rennwagen aller Jahrzehnte und jeder Marke die schon damals dabei waren, Formel 2 und Formel 3000 und als "Schmankerl" die Formel-1-Autos aus den 70ern. Da steht doch tatsächlich Lauda drauf. Auch wenn Lauda nicht drinnen ist, gefahren wird wie wenn es um die Weltmeisterschaft geht.
Dabei sein, mittendrin, ein Erlebnis, das man sich gönnen sollte. Man ist kein Zuschauer, der weit weg am Rand ein paar Autos vorbeifahren sieht, man ist dran, ja sogar mittendrin im Geschehen, egal ob im Fahrerlager, auf der Tribüne vis-a-vis beim Casino oder im Hafenbecken.  Unser Tipp, wenn es Brieftasche oder Sparschwein zu lassen. Ein Zimmer im Fairmont (Strassenseite statt Meerseite). Vom Balkon aus die Bahnhofskurve und alle Ereignisse hautnah miterleben, am Parkplatz vor dem Hotel, gut sichtbar, der Riesen-Bildschirm. Damit auch das ganze Rennen immer wieder miterleben. Alternative: Rauf in den letzten Stock und mit einem Mix aus "Renn-Auto-Schauen", "Poolspringen und "Drink genießen" einen unvergesslichen Tag erleben. Kleiner Gag am Rande - sogar die Betonwände sind mit Polstern verkleidet, also auch noch gemütliches Lümmeln.
ImageNatürlich es gibt auch Ergebnisse: Julian Bronson, Roger Wills, Alex Buncomble, Andy Middlehurst, Duncan Dayton, Michael Lyons und Ben Parker sind jeweils die Sieger in den Wertungsklassen.  Ein Bravo haben sich aber alle verdient.  Österreicher dabei, ja - Dieter Quester auf einem 328er BMW.
Wer denkt, das ist an diesem Wochenende schon alles, irrt. Die drei bekanntesten Auktionshäuser zeigen und versteigern Kostbarkeiten der "feinsten Art". Das Anschauen vor der Auktion ist ebenso ein Erlebnis, wie die Auktion selbst.  Wo ist die Wirtschaftskrise? Ein Dino geht easy um fast EUR 180.000,- an einen neuen Besitzer, auch die Replica eines 250 GT bringt sage und schreibe EUR 281.000,-; natürlich es geht auch mehrstellig, der Ferrari 625 TR C um über 5 Millionen, der Alfa T33 Prototyp um 1,3 und auch eine 540 K entlockt 2,4 Millionen.

Sonst tut sich nichts Automobiles? Doch, jede Menge. Ganz Monte Carlo ist immer wieder ein rollender Autosalon. Noch mehr Veranstaltungen.
Im Frühling heißt es "Monaco Legends"; eine nette, aber auch gemütliche Sache. Eine kleine, aber feine Oldtimer-Messe mit zahlreichen Ausstellern, unterschiedlichen Autos, auch vieles an "kleinen Franzosen", die man sonst eher selten sieht. Ein Kommen und Gehen, ein Fahren und Schauen begleitet die drei Tage, deren Höhepunkt der Concours d‘Elegance ist.
Top Autos zu toppen, mag seltsam erscheinen.  Aber, es geschieht - und wie. Top Marques ist das Zauberwort der Motorshow in Monte Carlo, bei der sich alles um die ganz tollen Marken und Typen dreht, die man aber - obwohl ohnedies schon in der Oberliga von Preis, Ausstattung, PS und Popularität - noch mehr zu Sensationen macht. Dazu kommen aber auch noch "Edelrenner und Sportler", die man eigentlich gar nicht kennt, die aber dennoch ein "Wooohh” entlocken.
Wer kennt schon einen Tushek Renovatio mit knapp 500 PS, einen Noble M600, oder den neuen Dartz? Gemballa und Koenigsegg sind natürlich genauso dabei, wie Pagani und Veredler wie Merdad Hoodeh. Wenn schon, mitten in der Welt des Geldes, fehlen aber auch Bootsanbieter ebenso wenig wie diamantbesetzte Wasserhähne. Ach so, wenn man in Monaco ist, sollte man ja auch etwas mitbringen. Wie wäre es mit einem Schlüsselanhänger, gesehen bei La Cle? Preiswert, ab EUR 4.500,- bis ca. 10.000,- hat man schon so ein Prachtstück, um Missverständnisse zu vermeiden, nur den Schlüssel für ein Auto.
Aber, wir kommen trotzdem, oder gerade deswegen, gerne wieder.
 
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