Sagitta V2 1944/47 |
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Geschrieben von Hanspeter Bröhl | |
Heft bestellen - Sagitta V2 1944/47 - Das Projekt "Sagitta" Text: Hanspeter BröhlPhotos: Wolfgang M. Buchta
![]() Reinhard Koenig-Fachsenfeld war in den 1930er Jahren Patentvertreter in Deutschland von Paul Jaray‘s Stromlinienideen, vorallem mit auslaufendem Heck. Im Februar 1938 patentierte er als erster und offiziell (bevor er dies auf sanften Druck der Regierung an Prof. Wunibald Kamm und sein Forschungsinstitut (FKFS) weiter geben musste) das abgeschnittene Heck (K-, oder auch K. u. K.-Heck). Wobei sich der Luftwiderstandsbeiwert bei beiden Formen, je nach Ausführung bei Cw = 0,30 einpendelte. Der Freiherr durfte dafür das K-Heck-Patent in Italien anmelden, das ging damals noch. Der Erfolg blieb allerdings aus. Vermutlich blieb er deshalb bei seinen Patenten und Zeichnungen meist bei dem auslaufenden J.-Heck. Neues Projekt. Anfang des Krieges hatten die Beiden ein neues Stromlinien-Projekt. Anfänglich mit oberster Genehmigung, wurde ein Kurierwagen für die Abteilung Flugwesen geplant, hier war Kurt Volkhart offiziell eingeteilt, meist war er in Berlin-Adlershof anzutreffen. Zweisitzig in Stromform mit langer gespreizter Heckflosse. Vom Ford Taunus kam das Antriebsaggregat in den hinteren Teil, schräg darüber der Kühler an der Innenwand. Für drei Fahrzeuge durfte Material bestellt werden. Ein Versuchswagen wurde fertig gebaut und getestet, wobei der Karosseriebauer nicht so rühmlich dabei wegkam, aber es war ja auch eine unrühmliche Zeit, damals. Zum eigentlichen Einsatz kam das Fahrzeug jedoch nicht, angeblich stoppte Rüstungsminister Albert Speer die ganze Sache und irgendwann war das Fahrzeug und das Material für die beiden anderen Fahrzeuge dem Erdboden gleich. ![]() Eine interessante Begebenheit spielte sich in dieser Zeit zwischen Koenig-Fachsenfeld und Kurt Volkhart ab. Die beiden hatten irgendwie nicht mehr dasselbe gute Verhältnis zu einander. Der Hobby-Aerodynamiker hatte vermutlich wegen des langen Wartens das Interesse verloren und wollte nun nicht mehr mitmachen. K. Volkhart meinte "dann mach ich es eben alleine" und war zur Türe hinaus. Der Andere holte ihn ein und meinte "du musst aber aufpassen, ich habe das Patent an BMW verkauft" Die Patentschrift hatte die Nr. 967 968 vom 27. Juni 1941. Tatsächlich konnte BMW darüber verfügen. Wie Figura zeigt störte das Herrn Volkhart nicht im geringsten. Der Kommandant der 1945 einmarschierenden englischen Truppen hatte das unkarossierte Ding bald entdeckt. Volkhart war oft in dessen Nähe, auch als der Vorschlag kam ein Sportgehäuse darüber zu bauen. Volkhart erwähnte nur, dass Zeichnungen bereits bestünden. Der Engländer, hell begeistert, wollte mehr wissen. Er versprach für das Material sorgen zu wollen. So wurde in einer Steinbruch-Baracke in der Nähe von Essen der Wagen mit Kriegs-Aluminium und -Blech vor Augenzeugen hergestellt und Ende 1947 war der Sportwagen fertig karossiert. Trotz des Bauverbotes für zivile Fahrzeuge, das erst im März 1948 aufgehoben wurde. Mit von der Partie waren Helmut Fuchs, gelernter Karosseriespengler, Sattlermeister Paul Butzong, einem ehemaligen Flugzeugmechaniker der Firma Espenlaub (er hatte umgesattelt) aus Wuppertal und ein Mechaniker aus dem ehemaligen Flugzeugwerk Bücker. Alle unter dem Kommando von Kurt Volkhart. Matte lindengrüne Farbe war noch überall praktisch vorrätig. Kurt C. Volkhart hatte bei seiner offiziellen Tätigkeit Holzmodelle anfertigen lassen und Versuche im Windkanal der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) gemacht. Der Luftwiderstandsbeiwert betrug, nach Kurt Volkhart, Cw= 0,165. Später wurden auf der Strasse am fertigen Fahrzeug Wollfäden zu Hilfe genommen und Auslaufversuche gemacht. Der tatsächliche Luftwiderstandsbeiwert dürfte, wie bei allen guten Jaray Stromlinienfahrzeugen um Cw= 0,30 sein. Der Sportwagen hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 138 km/h. Die Aussenmasse betragen L/B/H 4020 mm/1820 mm/1530 mm. Der Verbrauch bei 80 km/h betrug 4,6 Liter und bei 120 km/h 5,2 Liter auf 100 km. Das Gewicht wurde mit 880 kg angegeben. Das Fahrzeug wurde Sagitta V2 getauft. Der Name ist lateinisch und heisst Pfeil. ![]() In den Bonumwerken von H. F. Tigges wurden die Zierleisten und die Stossstangen in Handarbeit hergestellt und hinzugefügt. In den Garagen der Firma Colsmann ist dann das Fahrzeug soweit fertig geworden. Die Umbauten am Getriebe (lange Übersetzung) und die Fahrzeugelektrik wurden vom Kfz.-Meisterbetrieb Hans Daum in Langenberg gefertigt. Dort wurde auch das AUTOLOT 2, ein Antischleudergerät zu hinterst nach dem Käfermotor eingebaut. Dies war eine Konstruktion von Dipl. Ing. Hans Klee aus Württemberg. Der Konstrukteur ist leider 1947 bei Versuchsfahrten auf dem Grossglockner tödlich verunglückt. Herr Tigges pilotierte den Sagitta V2 bis in den Oktober 1953, danach stellte er das Fahrzeug in den Garten, als Unterkunft für die Hühner. Helmut Daum, der Sohn des Kfz.-Meisters hatte viel Freude an dem Wagen und hatte 1955 einen Pneutausch gemacht. Pneu gegen Auto. Er fuhr das Fahrzeug, wechselte die Farbgebung, zuerst ein sattes Blau mit weissem Dach, später in Seeblau. 1959 baute er gemäß dem Trend der Zeit eine Pseudo-Lufthutze auf die Fronthaube. Der 24 1/2 PS-Motor hintendrin bekam natürlich nichts von dieser Luft zu spüren, da dort keine hin kam. Helmut Daum fuhr das sportliche Fahrzeug etwa 10 Jahre. Immer wieder baute er neue, der Sicherheit und dem Komfort dienende Käferteile ein. Helmut Daum war bei seinen Ausfahrten so vernünftig nicht all zu lange auf der rechten Gasrolle (welche die Käfer noch lange hatten) seinen Fuss abzustellen. Der Luftheuler hätte bald schlapp gemacht. Eines Tages wurde das sportliche Einzelstück auf die Seite und unter Dach gestellt. ![]() Das Fahrzeug war dann auch im Museum Prototyp in Hamburg ausgestellt. Anschliessend kam es wieder zurück nach Velbert-Langenberg. Der Restaurierer war nicht mehr bei bester Gesundheit. Nach längerem Hin und Her wurde nun das Einzelstück in Richtung Salzburg verkauft. Der neue Besitzer nimmt sich des Sportwagens liebevoll an und fährt auch wieder damit. |
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