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Dienstag, 19. März 2024
Sobieslaw Zasada Puch 650 TR Drucken E-Mail
Geschrieben von N. G. Mylius   

Heft bestellen - Sobieslaw Zasada Puch 650 TR - "Polens Niki Lauda"

ORF, die lange Nacht der Museen 2012: "Unser Europameister 1966" auf Steyr Puch 650 TR , "Polens Niki Lauda", Sobieslaw Zasada, der Grandseigneur des Rallyesports, begleitet von Ewy, seiner charmanten Gattin und oftmaligen Copilotin. Sie besuchten "RRR ollipop schauen" in Eggenburgs "Nostalgiewelt".

Text & Photos: N. G. Mylius

 

Image"Sobi" war gekommen um sein Puchauto - oder besser gesagt einen der Werkswagen, die ihm 1966 vom Puchwerk zur Verfügung gestellt wurden - wieder sehen, zu signieren und wieder einmal damit zu fahren. Er ist mit vielen anderen Autos auch Rallyes gefahren, bis hin zur Ostafrikasafari 1997 - sagt er - doch keines ist ihm so gelegen, keine Porsches, Mercedes und Mitsubishis liebte er so sehr, wie die kleinen, behenden Puchs. Verständlich: fuhr er doch mit ihnen seinen größten Erfolg ein.
Die Erfolgsgeschichte der Puchautos begann 1957 in Italien, mit dem Erscheinen des "FIAT Cinquecento". In Österreich - und nur in Österreich - hieß er "Steyr Puch 500 MOD.FIAT".  Karosserie, Innenausstattung und Fahrwerk vorn kamen aus Italien, Motor, Getriebe und hinteres Fahrwerk von Steyr Puch, Graz, Thondorf.  Die Grazer betrieben eifrig "Modellpflege der inneren Werte", sodass sich 10 Jahre später ein "Steyr Puch 650 TR " bereits dermaßen von einem "FIAT 500" unterschied, dass er mit der Zusatzbezeichnung "Europa" sogar exportiert werden konnte. Wie der Cinquecento hatte er bereits hinten angeschlagene Türen, ein festes Blechdach mit nur mehr kleinem Faltdach, was eine steifere Karosserie zur Folge hatte.  Beim Europameisterschaftsauto mit der Fahrzeug Nr. 503.7596 handelt es sich allerdings um einen "Steyr-Puch 650 TR II MOD. FIAT" mit hinten angeschlagenen Türen. Ein Werkswagen in Korallenrot, "gefertigt am 19. Jan. 1962 ohne Serienmeldung", von der Versuchsabteilung des Puchwerks in Graz, Thondorf. Er ist "der TR mit der niedrigsten Fahrzeugnummer überhaupt" und ist am 15. Februar 1965, als "Steyr-Puch 650 TR " typisiert worden. In der Puchwerbung aus 1967 wurden er und seinesgleichen jedoch gern fälschlicherweise als Modell "Europa" bezeichnet.
ImageVorher, 1964, ist "503.7596" 1½ Monate lang der Abfahrtskiweltmeisterin und Olympiasiegerin Christl Haas zur Verfügung gestellt gewesen.  Leihweise. Christl Haas ist 1962 in Chamonix Abfahrtsweltmeisterin und im Jänner 1964, in Innsbruck, Abfahrts-Olympiasiegern geworden.  Auf Blizzard Ski 1962 auf dem Fiberglasski Super Epoxi und 1964 auf einem Super-Metall-Ski.  1966 wird "503.7596" ein zweites Mal auf die Puchwerke Graz Thondorf zugelassen, diesmal mit dem Kennzeichen G-14892, und er dient Sobieslaw Zasada zur Teilnahme an der Rallye-Europameisterschaft 1966 "(verbesserte) Tourenwagen Gruppe II " (ohne cm³ Beschränkung). Er ist einer von mindestens drei gleich aufgebauten Wettbewerb-Puchs aus der Versuchsabteilung des Werks.
Mit ihm starten in der Nacht vom 22. zum 23.  April 1966 Sobieslaw Zasada mit Ehefrau Ewy bei der Tulpenrallye. Sie führt von Zandvoort an Hollands Küste durch die Alpen nach Genf und retour; mit diversen Sonderprüfungen auf Rennstrecken wie z. B. Zolder, Spa-Francorchamps oder Nürburgring.
5 Tage später, am 27. April, hatte "Sobi" seine Klasse Tourenwagen bis 700 ccm gewonnen. In der Gesamtwertung "(verbesserte) Tourenwagen Gruppe II " belegt er Platz 3. Die Tulpenrallye war der 3. Lauf von insgesamt sieben. Über weitere Einsätze von "503.7596" bei anderen Europameisterschaftsläufen liegen keine authentischen Berichte vor.
Ende 1966 hat schließlich "Sobieslaw Zasada ausschließlich auf Steyr-Puch 650 TR " die Europameisterschaft Gruppe II "(verbesserte) Tourenwagen" gewonnen. Die Puchwerke ziehen sich vom Rallyesport zurück, Puch gibt seine "Super-TR II " an Bevorzugte ab.
"503.7596", der "Schönste im Stall", gelangt 1967 "in den Besitz eines Medizinstudenten und heute bereits emeritierten Universitätsprofessors.  Zwecks besserer Alltagstauglichkeit baut ihn das Puchwerk auf "serienmäßiger TR II " um. Betroffen von diesen Maßnahmen sind der querschnitterweiterte, weil ansaugtrichterlose Vergaser, die Albert-Nockenwelle, der 2. Tank und das unsynchronisierte 5-Ganggetriebe. Es wird ersetzt durch das synchronisierte 4-Gang-Berggetriebe mit 8er-Triebling und größerem Sprung Dritte/Vierte (Zähneanzahl 25:28 anstatt 26:28). Vom Zasada-Motor bleiben Bohrung 82 und Hub 66 mm = 697 cm³, anstatt serienmäßig 81 x 64 = 660-cm³, auch der 36er-Vergaser bleibt anstatt des 32ers. Weiters das tief gesetzte, hart gedämpfte Fahrwerk, korrigierte Radstürze, die Torsions- und Querstabilisatoren vorn, die Motoraufhängungsführungen hinten, der Monte-Carlo-Auspuff, heizungslos und vierportig, sowie erweiterte Radausschnitte: vorn für Pirelli 155/70/SR 12 und hinten für Dunlop Racing Reifen 4,50L-12 CR65.
Image1984 oder 17 Jahre später, wird "503.7596" bei Walter Niessner, Wien, "Nachf. von Joh.  Niessner, offz. Steyr Puch und Steyr Fiat Kundendienst, Rep. Werkstätte, Nussdorf" originalgetreu bzw. dem Original getreu nachempfunden restauriert und 1997 an die Sammlung RRR Wien weiter verkauft. Dieser Ex-Zasada-Europameister-Puch ist noch immer gut für zumindest für 40 PS. 5800/min entsprechen 140 km/h, in den unteren Gängen kann kurzfristig bis 8.000/min gedreht werden.
Am 6. Oktober 2012 signiert Sobieslaw Zasada in der Nostalgiewelt "seinen" Puch und fährt ihn nach 46 Jahren wieder, wieder mit Ehefrau Ewy am "heißen Stuhl", nunmehr mit dem Kennzeichen "MD RRR 1". Es wurden an die 20 km, die ihm sichtlich Spaß machten. Auch mit 82 Jahren! Zu Hause, in Krakau sind seine Autos, dem Wohlstand entsprechend, größer.

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