Home arrow Archiv arrow AC 2013/03 arrow Bruce Weiner MicroCars  
Donnerstag, 25. April 2024
Bruce Weiner MicroCars Drucken E-Mail
Geschrieben von NG Mylius   

Heft bestellen - Bruce Weiner MicroCars - Versteigert!

Die weltweit größte Sammlung der kleinsten Autos - verstreut in alle Winde!
Auktionserlös: 9,1 Millionen US -Dollar.
Die Agierenden: RM AUCTIO NS & Bruce Weiner, USA


Text: NG Mylius
Photos: wenn nicht anders angegeben: "RM AUCTIONS"

 

ImageUS$ 1.000,- sind ca. EUR 770,-. Die Rekordsumme von "$ 9.1 M" oder $ 9,100.000 setzt sich zusammen aus: Hammerpreise + 15% Auktionsgebühren + $ 1 Mio. Versteigerungserlöse aus diversen Automobilia.
Microcars sind Rollermobile und verwandte Kleinstwagen aus der Post War Epoche bis in die 1960er Jahre hinein.
Auch wenn’s so mancher nicht recht wahrhaben will, einer beeinflusst ihre Preise wie keine anderer: Bruce Weiner, 54, Millionär, Sammler und Geschäftsmann zugleich. Vormals hat er Jaguars und Ferraris gesammelt. 1991 wechselte er mit einer ersten Isetta zu den Microcars. Kaum hatte er 43 beisammen, ließ er die ganze Sammlung, wie er sagte, gleich versteigern. Zum ersten Mal, das war 1997. Als Anhängsel bei einer Versteigerung von Rolls-Royce und Aston Martins bei Christie’s in London. Als sehr munteres Anhängsel, die Hälfte der Bieter für Microcars fand in den Auktionsräumlichkeiten gar keinen Platz mehr.
Jean Hammond vom Register of Unusual Microcars, Kent, machte uns aufmerksam: "Wir haben von 8 Autos nur 1 zum Fahren gebracht!" RRR ersteigerte trotzdem was: zwei makellos Restaurierte, schöner als neu, reine Schaustücke.  Die waren als Franzosen in England verhältnismäßig "billig". Was wir zahlten hat gewiss nicht einmal die Restaurierungskosten gedeckt. Sie zu Hause dann zum Fahren zu bringen bedurfte der erwarteten Mechanikerstunden und eines unerwarteten Motorkaufs auf der Retro in Paris. Dies den heutigen Bietern ins Stammbuch!  Die "Philippsen-Prophezeiung". 1998, im Jahr eins nach Christie’s kam Mr. Christian Philippsen, Consultant bei Christie’s auf "Kundenbesuch" nach Wien und zu RRR . "Ob wir nicht das eine oder Stück zu versteigern hätten. Gut betuchte Sammler hochkarätiger Oldtimer hätten nämlich die Microcars entdeckt und würden nun zunehmend Geldbeträge ins Spiel bringen, wie sie unter ihresgleichen üblich sind. Es dürfte chic geworden sein - oder noch werden - sich zwischen Mercedes SS K, 300 SL , Ferrari 250 oder Porsche 911 was von Isetta, Messerschmitt oder Nobel (i. e. Lizenz Fuldamobil) dazu zustellen.  Die einst unterbewerteten Microcars sind am besten Weg, Prestigeobjekte zu werden, für die man bereit ist, auch angemessene Summen zu bezahlen. Nur schön anzusehen sollten sie sein! Diese Lehren hätte Christie’s aus der Versteigerung gezogen."
RRR zog nicht, Bruce Weiner schon, den erwarteten Schluss. Mit dem großen US-Markt im Rücken, wo eine Klassik-Szene das Automobil nicht nur eng, als historisches Kulturgut ansieht, sondern einfach als "altes Auto", als Spaß zur Freizeitgestaltung oder als Prestige-Objekt zur Befriedigung persönlicher Eitelkeiten. Und die liegen bei den Microcars selten auf der Ebene des Fahrens.
Image
Brütsch Mopetta Replika, verkauft um USD 66.125,-
Verständlich also, dass ein Bruce Weiner von Zeit zu Zeit seine Sammlungen versteigern lässt.  So wie jetzt wieder, 2013, in Madison. "Einfach damit ich weiß, was sie wert sind!" Meint er.  Und, der Wahrheit näher kommend:
Die "Bruce Weiner Philosophie": "Ich könnte auch wieder Kleinwagen sammeln, nur diesmal selektiver." Und wieder verkaufen. Versteht sich doch! Einfach aus Spaß an der Freud’! Und zu seinem Spaß gehört dazu auch noch, sie vorher auf hohem Niveau zu restaurieren: "Ja, so mussten sie einst ausgeschaut haben!" Sein kongenialer Partner seit Jahrzehnten: Peter Svilans.
Das Bruce Weiner Museum steht in Madison, 50 Meilen entfernt von Atlanta, Georgia, USA.  Gegründet 1997, unmittelbar nach der Londoner Versteigerung. Bruce Weiner behauptet, mit 200 Microcars wäre jetzt "Alles" versteigert worden. Abgesehen von 10 Favorites für ihn selbst. Aber das "Alles" waren vor etwa fünf Jahren doch noch 300 gewesen! Alles gemäß Bruce Weiner himself und seinen Videos im Internet des Museums. Da waren oder sind noch z. B. ein roter und ein gelber Tiger zu sehen, ein zweiter, ein blauer Reyonnah, ein Fend Flitzer, die Hoffmann Kabine 1951, der rote David, ein A.W.S.  Shopper und andere mehr! Sie "alle" fehlten bei der Versteigerung! Die Fama erzählt von Freihandverkäufen.
Wer’s glaubt! Eher bleibt die nächste Versteigerung abzuwarten, denn Bruce Weiner machte auf Verknappung des Anbots.  Wie am rosafarbenen Top-Objekt mit den schwarzen Flügeln ersichtlich. "Painstakingly restored", Schätzpreis bis USD 150.000. Nachdem der vorletzte Bieter, ein Russe, ausgestiegen war, zahlte der letzte am Telefon USD 322.000.  Weltrekord für einen Kabinenroller! Wenn auch den schnellsten! Erzeugte Stückanzahl: 300, davon noch vorhanden: ca. 110!
Mit einer cleveren Marketing-Strategie nutzte RM AUCTIO NS, Blenheim, Ontario, Canada, professionell aus, dass auf Auktionen besondere Gesetze herrschen. Gegenüber 500 Saalbietern und weiteren 500 am Telefon und im Internet.  Anleger und Sammler, in erster Linie aus Amerika und dann aus der ganzen Welt. Und da es so viel Geld auf der Welt gibt, gaben es die Wohlhabenden unter ihnen für die Objekte ihrer Begierde auch aus. Selbst wenn deren Wert weit darunter lag. Mr. Philippsen von Christie’s hat’s prognostizert. 1968!
Alles ging weg. Alles "without reserve", ohne Mindestpreis. Das Ergebnis: "Überraschend!
Angenehm überraschend", wertet es McKeel Hagerty, Chief Executive of Hagerty Insurance, ein anerkannter Versicherer von Autosammlungen.  So was festigt natürlich auch bei uns, in Europa die steigende Tendenz der Microcarpreise, die ohnedies schon vorher fester war als bei vergleichbaren Oldtimern größeren Kalibers.  Unabhängig von den bei uns unbekannten Topobjekten und ihren atypischen Auktionspreisen, eine Kaffeesudprognose für den Einzelhandel: ab nächstem Jahr werden in Europa für Microcars inflationäre EUR 40.000 zum neuen Mittelmaß von morgen.
Image
Bruce Weiner (Photo Robbie Brown)
Man nehme ein Microcar von RM AUCTIO NS, "fully and professionally restored to factory correct specification. Sold for USD 51.750", wie der Zündapp Janus, ersetze Abstriche bei der Vollrestaurierung durch adäquate Fahrtüchtigkeit, warte ein Weilchen zu: dann passt’s geldmäßig auch bei uns.
Der Janus als letztes, echtes Rollermobil - "kommt er oder geht er?" - ist ein brauchbarer Anhaltspunkt. Überschaubar in Stückzahl, Bauzeit und Typenvielfalt, kleines, stabiles Marktsegment.  Gut restaurierbar, im Blech nicht allzu einfach, keine verborgenen Schwächen, kein Blender, keine Spekulanten. Mittlere Clubbetreuung, verlässlich im Betrieb, im Handel rar.
Janus, das europäische Mittelmaß, gilt mit Plus und Minus für alle Microcars. Kryptisch genug?  Eine weitere Besonderheit der Auktion war das Auftreten verhältnismäßig vieler "Microcoches" spanischer Provenienz. Mehr, als es ihrer Bedeutung im internationalen Microcar-Konzert entspricht: 13 Stück! Auch ein Rekord! Beruhend auf einer Freundschaft zwischen dem Präsidenten des größten spanischen Oldtimerclubs in Manresa und Bruce Weiner. Sie öffnete dem neuen Clubmitglied und "grande amigo" Tür und Tor zu einer vergleichsweise "jungen" Oldtimerszene.  Anders als etwa in England und im deutschsprachigen Raum, wo Etablierte dem Newcomer Weiner als Sammler und Museumsmann eher misstrauisch begegneten - und noch begegnen.
Zweifelsohne wird jetzt rund um Manresa ein Umdenken einsetzen, wenn so mancher Verkäufer seines Lieblings einst geglaubt hatte, an ein großes Museum in Amerika zu verkaufen, und jetzt enttäuscht feststellt, eigentlich nur einem gewieftem Dealer von historischem Kulturgut einen Gefallen getan haben. Einer, der dazu auch noch auf seiner Jagd nach Beute hin und wieder auf ethische Grundsätze verzichtete. Aber gut zahlte! Rekord!
Bruce Weiners "Zusatz-Verdienst": der Katalog.
Was in den Fünfzigerjahren den "Arme-Leute-Geruch" nicht loswerden konnte, findet sich 60 Jahre später in einem dicken, 13 x 13 cm-Katalog, ausgezeichnet abgebildet wieder. Viele Detailaufnahmen, ein bunter Almanach der Kleinwagenszene, auf 828 Seiten Hochglanzpapier.
Image
Rollera, 1958
Der Text dazu ausführlich, ein guter Verkaufskatalog amerikanischen Zuschnitts. Begründete Einwände sachkundiger Sammler aus allen Ecken und Enden der Welt bleiben nicht aus.  Die Objekte sind nach ihren Lots, ihren Los-Nummern geordnet, so wie sie der Reihe nach, 2 Tage lang versteigert wurden. Marken und Baujahre kunterbunt gemischt, dazwischen die Automobilia. Erhöht die Vielfalt des Angebots noch weiter, erschwert tatkräftig den Überblick.  Man fand sie kaum, versteckt unter den 15 Isetten aus Deutschland und Spanien, die italienische Original ISO -Isetta: "A rare early example, it is the Isetta as Raggi and Preti intended it."
Geeignet zum Mitfahren bei der historischen Milla Miglia, weil drei ihrer Art 1954, bei der echten Mille Miglia, mitgefahren sind. Eine gewöhnliche Isetta Hispana gab’s ums selbe Geld.  Sagt alles!
Die Topobjekte. Zwei davon landeten bei einem Sammler von Kindertretautos: die englischen Peels. Am ersten Tag der "P50" ("cheaper than walking"). Ein Einsitzer, so einer wie ihn Jeremy Clarkson, "Presenter" bei BBC London auf http://www.youtube.com/watch?v=dJfSS0ZXYdo durch seine-Studios fährt: USD 120.750,-.
Am zweiten Tag der Trident. Das Bubblecar per excellence, noch gesuchter, noch teuerer: "Nur" USD 103.500! Gut versteckt, zu gut für andere, 482 Katalogseiten nach dem "P50"! Da dürfte Gary Hillman, "neuer, glücklicher Besitzer" zweier Peel, echt Glück auf hohem Level gehabt haben!
Versteckt unter all den Biscootern und Biscutern und genau so auf die beiden Tage verteilt waren auch zwei hässliche, doch äußerst seltene, französische Originale: die Voisin Biscooter. Als solche erkannt und entdeckt: USD 66 und 81.000.  Der Teuerste von 5 spanischen Biscutern kostete USD 31.625, und das war der Biscuter Pegasin, ein kleiner Pegaso Z-102, "Spaniens Ferrari!".  Motor wie üblich, Villiers Hispana, 2-T, 200 cm³, aber eine GFK- Sonderkarosserie von Pegasus!  Einst Spaniens größter LKW-Erzeuger. Zur Befriedigung von Sonderwünschen der Bonzen des Francoregimes leistete man sich auch eine Edelschmiede. So wurde der Pegasin zum schönen Schnäppchen auf angemessenem Level. Und zu einem seltenen dazu.
Image
Transporter, 1958
Aus Spanien kam auch ein schön hergerichtetes Topmodell der anderen Art: ISO Isettacarro, der Klein-LKW-von "Isetta Hispana": USD 97.750.  Der teuerste aller Isetten. In Italien ist nur mehr einer bekannt, zwei noch in Spanien.  Ein weiterer Rekord waren die zwei Dutzend Messerschmitt, die versteigert wurden. 24 Stück! Ob Regensburg jemals an 2 Tagen hintereinander soviel gegen so schnellen cash verkauft hat! Und dazu ohne irgendwelche Garantien!
Findige haben es entdeckt: Lot 298, das "Messerschmitt Servicecar", mit Abschleppvorrichtung und Stange! "Was? Das verschollene Ding gibt’s auf einmal wieder!" Ja! Im Katalog überschrieben mit: "the only existing original tow bar", 5 Seiten weiter heißt’s allerdings dann, dass "tow bar", die Stange - und die restlichen Technik auch - eigentlich eh nur "rebuilt", nachgebaut sind. Macht nix: Top! USD 95.000. Da haben wohl einige beim Lot 298 nicht zu Ende gelesen!
Der Billigste aller Schmitts, ein unrestaurierter 175er, Originalzustand, gut erhalten, in unscheinbarem Beige: USD 23.000. Ein lichtgrüner hingegen kam auf USD 83.000: der war auch ein Mivalino aus Brescia. Das einzige Lizenzprodukt von Messerschmitt - RS M-FMR überhaupt. Der Motor ohne den üblichen Sachs
Wurzeln, auch ein Italiener! Stand unverkauft herum, stets im Besitz des ersten Händlers. Ist schon was!
Zu der Fülle von 4 Stück Goggo Transportern, alle Topobjekte, war’s sicherlich deshalb gekommen, weil Brucens achtjähriger Sprössling 1997 mir gegenüber Klage geführt hatte, dass ihm sein Transporter versteigert worden wäre, "wo er ihm doch zum Transport seiner Ziegen gedient hat." Papa besorgte ihm andere, gleich 4! Davon gab’s damals genug, alle von ihren Gewerbe treibenden Vorbesitzern bis zum "Geht nicht mehr" zu Schanden gefahren. Den Ziegen reichten sie.  Mit dem Erwachsenwerden der Kinder schwand ihr Interesse an Microcars und "Ziegentransportern".
Gut erhaltene Goggo-Transporter wurden immer seltener bis gänzlich "vergriffen".  Da griff Bruce Weiner auf sein Lager zurück und ließ sich, verspielt wie Microcarsammler nun einmal sind, einen mit den Insignien seiner früheren Kaugummi-Firma "Doubble Bubble" bemalen, dann einen mit"Pez", einen mit "Coca Cola", und ein "Krispy Kreme"-Transporter entstand auch. Sämtliche "rebuilt to the highest standards" und "authentic in every respect". Resultat: summa summarum unvorstellbare USD 535.000 für die vier!
Image
Mochet Type K, 1948
Topangebot Nr. 2, der Reyonnah. Seine variable Spurweite ist’s, die dieses Dreirad auszeichnet.  Sie hätte das Abstellen in den schmalen Pariser Hausfluren erleichtern sollen. Unter Bruce Weiners Restauratoren zu einem amerikanischen Showcar mutiert, schöner als im Original. Geschaffen zum Hin- und Herschieben mit weißen Handschuhen, die Vorderräder eingeklappt oder nicht. Nur zwei, drei Hand voll konnten verkauft werden. Seinerzeit. Jetzt wurde einer auf USD 100.000 geschätzt und um USD 184.000 verkauft. Siehe oben!
Weiter im Aufputzmaterial für Museen, Empfangshallen und bessere Wohnzimmer: die japanische Fuji Cabin (machten die nicht nur Filme?): USD 127.000. Der einsitzige, deutsche Jurisch (ja, der mit den geraden Hinterradfederungen für Motorräder!), diesmal mit Hinterachsaggregat und Motor von Heinkel: USD 104.000.
Oder der herrliche "Fuchs", der italienische Volpe.  Wie allen Volpes fehlt auch ihm ein kleiner, heulender, fahrtwindgekühlter Zweitakter.  1947 von Pietro Vassena extra mit 2 liegenden Zylindern für ihn konstruiert. Später in den ersten Rumi-Motorrädern wieder zu finden. Das weiß man, wenn man Rumi-Roller sammelt.  Bruce Weiner sammelt keine Roller. Deshalb steht auch seine Victoria Peggy, seinerzeit mit der "Sammlung Helmut Knäuper" aufgekauft, heute bei RRR . Hätte sein Volpe einen Rumi-Motor, wäre er Top 100.000. So langte es kaum für die Hälfte.
2 Stück BMW 600, beide "in factory correct and fully restored condition". Der Top: USD 92.000, der andere "nur" USD 46.000. Warum? Der eine hatte ein stabiles Nachbauarmaturenbrett amerikanischer Fertigung aus Polyester, der andere nicht. Eine unrestaurierbare Schwachstelle, das originale, reißfreudige Armaturenbrett aus Papiermaschee!  Viele Dollars für so wenig Unterschied! Inter, der französische Messerschmitt. Er ist viel seltener als diese: USD 161.000(!). Außerdem: er schaut anders aus als jene Franzosen, die daher-kommen, als ob sie die "Vorläufer von Prototypen des hässlichen 2CV von Citroen" wären: die Mochet und Biscooter, Solyto und Motobécane.  Auch ganz anders gestylt und auch Franzose, der Paul Valleé Chantecler. Ein knuffeliges Bubblecar!  Resultat: Top USD 98.000!
Image
Manresa 2005 - v. r. Toni Tachó, Bruce Weiner und NG Mylius
Zu den Schönheiten ähnlichen Stils zählt auch noch eine Französin: die Brütsch Rollera mit AMC Motor. Erfunden von Egon Brütsch, in Stuttgart, doch "Made in France": "nur" USD 63.250.
Die Bieter. Einer war reiner Anleger: 20 Stück.  Ein anderer ließ sich gleich 31 Microcars "einpacken".  Etwa 50% der Objekte gingen oder blieben im angelsächsischem Raum.  Das zahlungskräftige Publikum war und blieb auf die Marke "glänzendes Hutschpferd" fixiert.  Lot 560 zeigt’s: USD 66.125 für eine der viel gesuchten Brütsch Mopettas, nur jüngst gefertigt von den Brüdern Bittner im bayerischen Stopfenheim: eine Replika! Der Katalog verheimlicht’s nicht. Trotzdem!  Andy Carter verkauft auch Brütsch Mopetta Replikas.  In seinem Bubblecarmuseum in Byard‘s Leap, Cranwell, Lincolnshire, England: USD 21.000, Original getreu, schöner als neu, fertig, fahrbereit.
Aus Kreisen der Sammler und Museumsbesitzer kaufte auch Kollege Jeff Lane vom Lane Motor Museum in Nashville, Tennessee (US A), ein. Er investierte "nur" USD 103.000 in 6 Wagen aus dem "Billigsegment". Fast seinem Budget entsprechend.  2005 war Jeff bei der Microcar Fernfahrt Liège-Brescia-Liège mein Mitbewerber.
Auf Heinkel Kabine. Eine tadellos restaurierte, fehlerfrei und gut fahrbereite. Resultat: Klassensieg.  So eine hätte jetzt USD 54.050 gekostet, eine Trojan sogar etwas mehr. Um USD 20.700 gab’s aber schon ein "Restaurierungsobjekt" in originalem Orange. Ja, auch so was gab’s in Madison. Die große Anzahl von "billigen" Franzosen.  Eine sehenswerte Vielfalt, die unbelohnt blieb. Im Match "Erhaltenswerter Originalzustand" vs. "Totalrestaurierung à la Bruce Weiner" reagierte das frankophile Käuferpublikum oft mit Preisen unter den unteren Schätzwerten.  Abgesehen von den erwähnten Ausnahmen im Bubblecar-Stil.
Lot 257, eine unzureichend gewürdigte Rarität, professionelle Totalrestaurierung: USD 35.650.  Dunkelgrüner Mochet aus 1948, der erste Ganzstahl-Mochet, noch mit Holztüren - eine weitere Rarität - aber schon, erstmals(!), ohne Fahrradpedale.  Und bereits mit 125-cm³-Motor! Ob er jetzt fährt oder nicht, ist das bei dem Preis und all der neu entstandenen Schönheit wirklich wichtig? Niemand würde so was noch einmal machen!
Der Gleiche in Rot, eine französische "Restauration", kostete nur ein sichtbar angemessenes Drittel. Ohne die berühmten Holztüren. Ob er fährt? Auch nicht wichtig, bei dem Preis!
Image
Bond Minicar Mk. A, 1950
Ein anderes Microcar kann es sichtbar nicht können, das Fahren: das Elektromobil Peugeot VLV, wie Voiture Légère de Ville, das leichte Stadtauto: Baujahr 1942! Originalzustand, kleine Stückzahlen. Unter der "Motorhaube" vier große, kurzlebige 12-V-Batterien: fehlten. Wie bei Elektromobilen üblich. Sie würden halb so viel wie das ganze Auto wiegen. Ein historischer Peugeot, geschätzte USD 30.000 aufwärts: sold for USD 20.125.
Um nur USD 185.000 gingen 13 Stück Mochet weg. Um das Geld hätte man gerade den blauen PEZ-Transporter von Goggomobil bekommen.  Ähnlich ärmlich ging’s auch bei 7 englischen Bonds zu. USD 4 bis 20.000 in Summe. Darunter so was wie ein Ur-Bond aus 1950, ein "MKA". Von Haus aus zu tief geschätzt: USD 10.350(!).
Ganz gut gefielen eigentlich französische Roadsters im "Tante Daisy Stil" der Vorkriegszeit. 4 Rolux, geschätzt auf USD 15 bis 25.000 pro Stück, versteigert mit USD 18 bis 49.000. Ein 1946er Julien, voll restauriert, kaum noch anzutreffen: USD 54.625, nur USD 375 unter dem höchsten Schätzwert.
Die kleinen Rovins mit Boxermotor und Wasserkühlung wie Große: für den D2 aus 1947(!) von der "Tante Daisy" Art: USD 44.000. Der spätere D4 "art deco": USD 30.000. Erwartungsgemäß.  Gut und billig auf Normalniveau: französischer Ardex, 1953, "eceptionally rare, original, unrestored", in Türkis. Anstatt mit geschätzten USD 15 bis 25.000, ging er um USD 13.800 weg!  Mit 50-cm³-Sachs. Da konnte nix schiefgehen!
Bei den "billigen unteren Zehntausend" fällt ein Lloyd Kombi Leukoplastbomber auf. Leicht eingedrückter Kotflügel, Motorhaube von einem gleichartigen Ersatzteilspender, sonst Original.  Anstatt um USD 15 bis 25.000 kostete er USD 9.200. Eine unterbewertete Rarität.
Ums gleiche Geld gab’s auch das englische Opperman Unicar, Baujahr 1959, fragmentarische Bodenplatte und Excelsior 2-T-Motor. Später gab’s sie mit Fließheck und Puch 500 Motor!
Die Lots wurden billiger, je mehr Teile eklatant fehlten: Reifen, Räder, Türen. Oder wenn der Motor in einer Schachtel lag.  Billigstes Microcar war ein amerikanischer Eshelman: mit USD 2.300 um USD 700 billiger als die billigste Schätzung. Ein Teilespender.

Image
Lightburn Zeta Sports, 1964
Ohne Kommentar Teil I

Der dreizehnjährige Lebenslauf eines "Scheunenfunds": "RRR sammelt keine Japaner" > Bruce Weiner > RM AUCTIO NS, Die Preise: 12.000 > 15.000 > 29.000.
Die Währungen im Zeitverlauf: ATS in 2000>DM in 2001>USD in 2013
Wo: Maurerberg, Wien > Kleinwagentreffen Störy, BRD > Madison, USA
Die Käufer: RRR Wien > Bruce Weiner > Bieter bei RM AUCTIO NS.
Das Microcar: ein Mazda R-360 Coupe, Bj.  1962. RRR beschrieb ihn vor Ort: "Gebrauchtwagen-Eigenimport, ~22.800 km, blockierende Bremsen. Gangbar gemacht. Sitztapezierungen verschlissen. Motor steckt, Rechnungen von vergeblichen Reparaturbemühungen. Öst. EG, Name der Vorbesitzerin, Handbuch u. Autoschlüssel(!) vorh. Schlecht ausgebesserter Bugschaden, ansonsten sichtbarer Lack OK, original.  Unterboden, Fahrwerk, Getriebe, Elektrik unkontrolliert. Kein auffallender Rost, Fall für eine Totalrestaurierung? Rechtslenker!"
Bruce Weiner ließ ihn 30 Jahre lang unverändert wie er war, nicht einmal den Kofferraumdeckel schloss er. Dann beschrieb ihn der Katalog des Auktionshauses folgendermaßen: "This car is a very good, original, unrestored example finished in the body/roof two-tone character-istic of the model. Interesting details appear everywhere, from the triangular buried taillights through to the flat lie-down parking lamps contrasting with the stand-up larger lamps and the speed-ometer pod above the steering column.
It is indeed a very significant car and was purchased from a well-respected collector in Germany (i.e. RRR , Wien; der Autor). As a one-owner car, he had the original photos of the car upon delivery, as well as its original owner’s manuals, service books, and other impeccable, extraordinary documentation. There is most certainly no other Mazda R-360 as well documented as this one."

Image
A.L.C.A. Volpe, 1947
Ohne Kommentar - II:
Aus der letzten Heinkel-Info Nr.1/2013 vom Heinkel Club Deutschland: "Verkaufe Kabine 153, Bj. 57, Laufleistung 9544 km, mit Gepäcksnetz, Heizung, Originalpapieren, Motor dreht, gute Substanz zum Restaurieren.  VB EUR 2.300, usw. und sofort"
Aus der letzten Austro Classic, Heft April/Mai, Verkäufe: "Puch 650 TR , Bj. 1968, rot, restauriert, Top Zustand, öst. Zulassung, Standort: Nähe Wien, Preis: EUR 27.650, usw. und sofort".
Jetzt aber hinaus, in die Garagen, zu den "Kräuwerln"!  Fahren! Verkaufen! Verkaufen? Bin ich der Bruce Weiner?
 
< voriger Eintrag