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Freitag, 29. März 2024
NSU-Jahreswelttreffen 2014 in Bayern Drucken E-Mail
Geschrieben von Jürgen Splet   

Heft bestellen - NSU-Jahreswelttreffen 2014 in Bayern

Kalt, aber schön!

Text: Jürgen Splet
Photos: Wolfram Salz, Jürgen Splet

  ImageDie Menschen, die sich für Fahrzeuge der Marke NSU begeistern, hatten es in den letzten Jahren nicht immer leicht - aufgrund unsachgemäßer Verwendung dieses Kürzels durch faule Journalisten (mangelhafte Recherche und dann noch Abkürzen ohne Rücksicht auf Markenrechte) rückte so mancher Träger einer Sportkappe mit dem Kürzel NSU ins rechte Eck, ohne zu wissen, wie ihm geschah! Auch Sachbeschädigungen an NSU -Fahrzeugen kamen vor - stand ja NSU drauf ...
Umso wichtiger waren daher die Treffen der Fans dieser Fahrzeugmarke, um klarzulegen, was sich hinter dieser Abkürzung wirklich verbirgt - eine über 100 Jahre alte, traditionsreiche Firma, die zumindest namentlich nicht mehr existiert - in den Werkshallen baut man jetzt Audi etc.  Die NSU-GmbH verwaltet eigentlich nur die Historie. Die Treffen dieser Fahrzeuge gibt es in ganz Europa - aber das große Treffen wandert alljährlich in ein anderes Land Europas. 2007 waren es die Kärntner NSU -Freunde, die diesen Event nach Österreich holten - und dieses Jahr nahm der Ro80-Club die Arbeit auf sich - und es ist Arbeit!
Da es selten vorkommt, dass das Jahrestreffen so nah an unserem Wohnort liegt (läppische 380 km), entschlossen wir uns nach längerer Pause wieder einmal dabei zu sein - an sich bevorzugen wir ja eher Fahrzeugtreffen in kleinerem Rahmen. Zu diesem Zweck wurde nicht nur der brave 1200er wieder einmal als Zugpferd verwendet, sondern auch der Eriba Puck Wohnwagen wurde aktiviert! Dieses Gespann ist erprobt und der 1200C spielt sich mit diesem Zuggewicht geradezu - für 90-100 auf der Autobahn reichen die 50 PS problemlos, da gibt es noch ausreichend Reserve ...
ImageWaging am See - uns bislang unbekannt, aber im Freundeskreis dafür umso bekannter, egal, wen ich fragte, jeder war schon mal da ... nun, diese Wissenslücke galt es zu schließen! Und da es Ende Mai-Anfang Juni war, sollte doch der Wohnwagen als Unterkunft ausreichen! Nahmen wir an ...
Der Wetterbericht offenbarte für die Anreise am Donnerstag einen guten Grund, das Fahrzeug entgegen der Bräuche bei solchen Treffen nicht zu reinigen - und recht hatten wir: so ab Höhe Tulln begann es ausgiebig zu regnen. Kurz ertappte ich mich bei dem ketzerischen Vorschlag, dass wir ja immer noch umkehren können - der Rückweg wäre überschaubar gewesen ... aber dann - wir sind doch keine Weicheier! Weiter ging´s - und ein Wolkenloch bei St. Pölten ließ uns hoffen ... Es war das letzte Wolkenloch für die nächsten 36 Stunden. Der Himmel gefiel sich darin, unserem Fahrzeug entgegen seiner Konstruktion eine Wasserkühlung zu verpassen - so hoch war die Luftfeuchtigkeit zeitweise!  Aber der NSU zog ohne Murren dahin - und der Wohnwagen musste mit, ob er wollte oder nicht, er hing dran.
Noch eine kurze Stippvisite in Oberndorf bei einem HMW-Fan, der ebenfalls mit NSU zu tun hatte (eine andere Geschichte, die auch bald hier zu lesen sein wird) - natürlich in strömendem Regen - und dann übersetzten wir die Grenzbrücke - nur um festzustellen, dass das Wetter keinen Unterschied zwischen Österreich und Deutschland macht.
Ca. 25 km weiter waren wir dann beim Campingplatz - mit unserem sehr lückenhaften Wissen über die Vorgangsweise auf modernen Campingplätzen gab es da ein paar Anfangsschwierigkeiten, aber die wurden gelöst und so standen wir ziemlich verloren mit unserem Gespann auf einer riesigen Parzelle im Bereich des NSU -Prinz-Clubs Schwaben - dort sind wir seit Jahrzehnten Mitglieder, in Österreich gibt es leider keine so gut organisierte NSU -Szene - die IG NÖ ist da die rühmliche Ausnahme, aber auch lokal begrenzt.  Die Parzelle war für Wohnmobil plus Doppelachser-Wohnwagen plus Vorgartenzelt ausgelegt - ok, unser Vorzelt ist relativ groß im Vergleich zum Wohnwagen - aber eben im Vergleich - nicht absolut.
ImageUnd wieder halfen uns die erfahrenen Campingkollegen bei der Vorzeltmontage - und wir erhielten einen Vorgeschmack ... Zeltaufbau im Regen bei quatschnasser Wiese - das macht Spaß! Und dass die Wiese dann auch nicht mehr trocknet ist ohnehin klar...
Nun, wir ließen es uns nicht verdrießen, gingen auf Erkundung, begrüßten diverse NSU -Kollegen, die wir ewig nicht mehr gesehen hatten, die sich aber trotzdem an uns erinnerten (peinlich, wenn man selbst aber keine Ahnung hat, wer das Gegenüber ist). Auch die wirklich sensationellen Sanitärräume wurden bewundert - der Platz war gesamt sehr luxuriös für einen Campingplatz - oder haben wir da eine Entwicklung nicht mitbekommen? Egal ... die Nacht kam, es regnete nach wie vor und wir verzogen uns in unser Winzheim in die Schlafsäcke. Und ja, es war saukalt mit einer Luftfeuchtigkeit, die kaum zu steigern war.
Über die Nacht breiten wir den Mantel des Schweigens - ich sage nur: 8° im Wohnwagen ... Freitag - im Programm waren einige Ausflugsvorschläge für die Umgebung aufgelistet - eine ausgezeichnete Idee des Veranstalters - und Ro80-Freunde hatten vor, eine dieser Routen zu befahren. Wir hatten nichts Besseres vor und schlossen uns als Beifahrer an - es hatte mittlerweile zumindest zeitweise zu regnen aufgehört, die Wiese war aber mittlerweile ziemlich aufgeweicht und ein trockener Fahrzeuginnenraum eine wunderbare Alternative. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Sammelzelt der Schwaben - die hatten zwei Partyzelte zusammengehängt und es war trotz des Wetters sehr unterhaltsam - fuhr eine kleine Gruppe von Ro‘s los - Richtung Berge ... doch schon nach etwa 20 km war plötzlich Schluss: der Wagen, in dem wir mitfuhren, verlor das linke Vorderrad!!
ImageBei der späteren Bestandsaufnahme stellte sich heraus, dass der Mechaniker, der den Wagen servisierte, wohl den Achssplint vergessen hatte - und dadurch eine sehr gefährliche Situation heraufbeschwor! Zum Glück waren wir zum Zeitpunkt des Defektes relativ langsam unterwegs und es kam niemand entgegen - das gleiche etwas später, als eine Gruppe Motorradfahrer aus der Gegenrichtung kam hätte groben Schaden verursachen können - und dieser Vorfall auf der Autobahn bei Tempo 130 mit einem entsprechend schneller wegspringenden Rad - nein, danke! Glück im Unglück nennt man so etwas.
Zum Glück war Andreas Bertsch mit von der Partie, ein Ro-Kenner, der die Technik in- und auswendig kennt und so rasch die Reparatur organisierte - zuerst behelfsmäßig montieren und dann zu einem nahen VW-Reparaturbetrieb, wo die Sache ordentlich erledigt wurde - inkl. neuem Reifen, da der alte zuvor an der Karosserie geschert hatte - und dabei aufgeschlitzt wurde ... klingt hier alles so nach Blitzaktion, war es aber nicht - alleine die Organisation der neuen Radmutter vom NSU -Sammelplatz verbrauchte ziemlich Zeit. Kein Schaden ohne Nutzen: wir verbrachten die Mittagspause in einem gemütlichen Lokal, das uns in der Werkstätte empfohlen worden war - und änderten, da es bis zum Abschluss doch ziemlich spät geworden war, die Planung in einen Ausflug zum nahen Chiemsee.
Der Ro schnurrte wieder vor sich hin und der Vorfall war bald vergessen. Für eine schöne Fernsicht war es immer noch zu bewölkt, aber es hatte immerhin kaum mehr geregnet und so war zumindest die Möglichkeit eines Spaziergangs vor Ort möglich - man wird ja bescheiden ...  Zurück am Gelände wieder ein wenig tratschen - nach dieser Aktion hat man ja etwas zu erzählen - und dann auf zum Abendessen mit Programm in der Festhalle - es war ein wirklich gelungener Abend, nur die Aussicht auf die Nacht trübte die Laune etwas. Denn im Wohnwagen war es: sehr kalt und sehr feucht. Tja, da mußten wir durch - mittlerweile war es sternenklar und die Temperatur sank noch tiefer als in der Nacht zuvor ...
ImageSamstagsmorgen, die Sonne scheint und ich stehe auf der Wiese vor dem Wohnwagen und genieße die Wärme auf der Haut - jetzt ahne ich, wie sich wechselwarme Lebewesen des Morgens fühlen müssen ... Auch die Wiese gab erstmals keine schmatzenden Geräusche beim Gehen von sich und das Wetter zog die Leute richtiggehend aus ihren Unterkünften - die Wege waren voller Schaulustiger. Nun, ich hatte knapp vor der Abfahrt ein paar Kisten mit Teilen, die ich wohl nie benötigen werde, eingepackt und baute flugs einen "Verkaufsstand" am Wegesrand auf - mit dem Effekt, dass sich nicht nur eine Reihe interessanter Gespräche ergaben, sondern auch die Kosten des Treffens bis zum Nachmittag mehr als beglichen waren - so kann´s gehen!  Der Nachmittag war dann mit dem "üblichen" Programmpunkt ausgefüllt: der große Fahrzeugkorso und danach das Sammelfoto auf dem Parkplatz. So eine NSU -Kolonne sorgt schon mal für etwas Aufregung - sieht man ja nicht alle Tage - und wenn man dann noch als Entgegenkommender links abbiegen möchte.... Aber es gab ja auch immer wieder Lücken oder Teilnehmer, die mitdachten!
Schlussendlich waren alle zufrieden und der Abend sah uns wieder bei einem sehr guten Essen im Festsaal - mit Musik, Festreden etc. ...  ohne geht‘s einfach nicht bei dieser Größenordnung.  Diese Nacht war dann nicht mehr ganz so kalt und die Wiese im Zelt zeigte erste Anzeichen von festem, trockenem Boden.
ImageWaren schon am Samstag manche abgefahren, so war der Sonntagmorgen von einer steten Unruhe gekennzeichnet - einpacken, abbauen, verabschieden allerorts - wir ließen uns Zeit, war doch der Heimweg für uns überschaubar - selbst die meisten Deutschen hatten einen weiteren Heimweg als wir! Wir warteten zu, unter anderem, um das Zelt doch noch in der Sonne trocken zu bekommen - es klappte! Und wieder bewährte sich der NSU - diesmal hatte er auch trotz des Sonnenscheins keine Kühlprobleme - und die beiden Regengüsse steckte er auch ohne Murren weg ... ein echter Reisewagen eben - es gibt einfach nichts weiter zu berichten über diese Fahrt!
Daheim galt es zuerst einmal, die vielen Eindrücke und neuen Kontakte zu ordnen - und dann begann das Pläneschmieden - nächstes Jahr ist dieses Treffen - das 35.!! - von 4. bis 7. Juni in Italien - am ehemaligen Lido NSU in Cavallino - das Werk betrieb damals einen eigenen Campingplatz nahe Venedig! Den gibt es immer noch - und ich schätze, wir werden wieder dabei sein - das wäre dann mein erster Italienurlaub - nach sechs Jahrzehnten wird es langsam Zeit ...
Wer kommt mit?
 
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