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Freitag, 26. April 2024
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Geschrieben von Christian Spatt   

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 "Nein"
"Ja"
"Nein"
"Ja"
"Nein"
"Doch"

Wir sind uns jetzt selbst nicht sicher, ob es DAS beste Motorrad aller Zeiten nicht vielleicht doch geben könnte.  Aber falls ja, dann haben wir hier einen Kandidaten vor uns.

Der Blick ins Prospekt ist ehrfurchtgebietend. Die Nennwerte versprechen den puren Irrsinn. Unverantwortlich und sinnlos viel Kraft, nackter Wahnsinn und die absolute Anarchie auf 2 Rädern. 180 PS, 190 KG.  Um Gottes Willen, wer soll das fahren...  Die Antwort ist so einfach wie enttäuschend: Jeder!  ...sobald die Super Duke R mittels Elektronik in die Zivilisation zurückgeholt wird.

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Die eigentliche Geschichte dieses Motorrades findet allerdings ganz wo anders statt. Diese Geschichte heißt nicht nackte Leistungskennzahlen, sie heißt Ergonomie und Aerodynamik.  Es beginnt bereits beim Aufsteigen. Anderswo steigt man auf, hier wird man vom Motorrad umfangen. Die Sitzposition ist perfekt, man hat von Anfang an das Gefühl, das Motorrad ist um einen herumgebaut.  Die Tankform unterstützt das noch und schmiegt sich absolut an den Rumpf.

Dazu muss man natürlich sagen, daß auch die Super Duke R hoch gebaut ist. Nicht ganz so wild wie eine Adventure, aber es ist eine KTM, entsprechend versinkt man dann auch hinter dem Tank.

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Es ergibt sich eine relativ aufrechte Sitzposition. Auf einer nackten würde man jetzt erwarten, daß irgendwo relativ knapp über 100 kmH aufgrund des Gegenwindes und der üblichen Verwirbelungen am Helm Schluss ist mit lustig. Wenns schneller sein soll, dann würde man sich halt über den Tank legen (müssen).  Doch hier beginnt der Spaß erst so richtig.  Es ist den Aerodynamikern von KTM offensichtlich gelungen, daß man die Luftsäule mittels Licht, Blinker und Tacho so teilt, daß man praktisch keine Verwirbelungen an Rumpf und Helm hat. Und das bis weit in einen Bereich, wo es normal sogar Führerscheine verwirbeln würde.

Neben den absurd guten Fahreigenschaften ist die Duke auch mit elektronischen Helferchens ausgestattet, die reuefreie Fortbewegung ermöglichen. Solange man sich in der Zivilisation, bzw nicht auf der Rennstrecke bewegt, ist man mit dem Modus "Street" mehr als ausreichend gut versorgt, der Modus "Sport" teilt dann halt zwischen Rennfahrern und Konsumenten. Dazu kommen im Modus "Street" noch Helferlein wie ESP, die der Gesundheit Normalsterblicher ebenfalls äusserst zuträglich sind.

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Das samtige Ansprechverhalten ist dem Ride-by-wire geschuldet, es macht dann doch einen Unterschied, ob ein Seilzug ruckelt, oder ob Elektronen stufenlos kribbeln.  Das ABS mit Supermoto-Modus lässt sich am Hinterrad abstellen, was gesittetes Driften erlaubt. Wenn mans kann...

Allerding muss - und das gilt für jedes 2-Rad - der Modus "Gehirn eingeschalten" auf "ON" bleiben.

Nach tageweisem Kennenlernen quer durch den Wienerwald stand dann also eine längere Tour an. Hier zeigte sich leider die einzige Schwäche.  Gepäck? Falscher Bahnhof...  Ein Topcase? Undenkbar. Sidecases? Geschmacksverwirrung pur. Bleibt eigentlich nur ein Rucksack, mit entsprechender Limitierung (oder wenn verfügbar, ein Begleitfahrzeug...)



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So ging es dann, nur mit einem Rucksack mit dem notwendigsten bestückt, wieder einmal via Schneebergland und Höllental die klassische Motorradroute Richtung Steiermark. An diesem Tag sollte das Wetter wunderbar sein, einer der schönsten Motorradtage des Jahres.  Wenig Verkehr noch dazu, die Strecke lud daher zum beschwingten Tanz durch die Kurven.  Nach der Mittagspause ging es dann südlich des Semmering über die Grenze, genau genommen über den Feistritzsattel. Die Strecke bis Birkfeld mäanderte dann noch rhythmischer als die Vormittagsetappe, was eine gefühlt gemächliche Fahrt in Wirklichkeit zu einer wilden Raserei ausarten ließ.  Vermutlich sind Strecken wie diese nahe am Ideal, wenn es darum geht, die Vorzüge dieses Motorrads zu "erfahren". Neben dem Rundkurs natürlich. Aufrechte Sitzposition, Mehr als ausreichend Kraft, um quasi immer das Gefühl zu haben, daß es vor einem keine sich bewegenden Hindernisse mehr gibt. Immer Übersicht (Sitzposition!). Und die perfekte Straßenlage. Die Grenzen werden definiert durch den eigenen Mut zur Physik (und ein bisserl auch vom Respekt vor der StVO...)

Mit dem Straßegg wartete noch ein wunderbarer Abschluss, ein Geheimtipp, der mit der Landschaft rundherum begeistert. Gut, 'home of the Stoakogler' in Gasen und 'KTM von heute' passten jetzt nicht so perfekt, aber so groß ist Gasen jetzt auch wieder nicht.

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Der nächste Tag stand ebenfalls im Zeichen der steilen kurvigen Anstiege, Maria Rehkogel vulgo Frauenberg bzw. der Pogusch und sein Steirereck. Auch wenn das kein klassisches Bikertreff ist, ein Häferlkaffee im Gastgarten ist bei dem Wetter immer drinnen.

 Der folgende Tag sollte dann die einzige Schwäche gnadenlos offenlegen: Der Himmel trübte ein und die Rechnung für fehlende Ausrüstung - konkret Regengewand - sollte bitter, kalt und feucht werden. Der Plan war via Mariazell nach Sigmundsherberg ins Motorradmuseum zu fahren, aber gleich nach Mariazell schlug der Standardwetterbericht des Sommers zu: Regen!  Spätestens am Annaberg war klar, daß es unmöglich werden würde, auch nur über die Donau zu denken. Fahrerisch war die Duke weiterhin unkritisch, bei vernünftigem Tempo war kein Rutschen, keine Unsicherheit zu spüren, aber spätestens im Regen merkte man dann halt doch, daß man auf einer nackten sitzt. Allerdings sei auch hier positiv bemerkt, es war eigentlich nicht notwendig in den Modus "Rain" zu wechseln. Trotz teilweise stehendem Wasser auf der Fahrbahn.

Am Ende waren wir dann derartig durchnässt, daß bereits jeder Schaltvorgang unangenehm war, da das Wasser sogar in den Stiefeln stand.  Und besonders warm war es dann auch nicht mehr...

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Glücklicherweise beruhigte sich die meteorologische Situation wieder ein wenig, so blieben doch noch ein paar Tage, die Kennenlernfahrten durch den Wienerwald vervollzuständigen.

Hier nun und heute schließt sich der Kreis. Etwa ein Jahr ist es her, daß wir am 23.12. die freudige Nachricht erhielten, nächstes (also dieses) Jahr die Gelegenheit zu ausgedehnten Testfahrten zu haben.  Ein Jahr, im Zeichen der Vorfreude, Freude und der herbstlichen Nachbegeisterung beim Gedanken an jene 2 Wochen im Sommer.

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Technische Daten:

Motor: 2-Zylinder 4-Takt Otto-Motor, 75° V-Anordnung
Hubraum: 1290 cm³
Kühlung: flüssigkeitsgekühlt
Leistung: 132 kW (180 PS)
Max Drehmoment: 144 Nm
Max Geschwindigkeit: > 200 km/H
Eigengewicht (fahrfertig, ohne Betankung): 189 kg
Tankvolumen: 18 l
Radstand: 1.482 mm
Sitzhöhe: 835 mm

 
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