Wenn bei Geelong die rote Sonne im Meer versinkt ... |
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Geschrieben von Wolfgang M. Buchta | |
Heft bestellen - Wenn bei Geelong die rote Sonne im Meer versinkt ... Der Modellname „Capri“ - Assoziationen mit der mediterranen Insel sind wohl nicht ganz unbeabsichtigt - hat im Hause Ford eine gewisse Tradition. Wolfgang M. Buchta hat sich einen weitgehend unbekannten Capri von der australischen Tochter der „FoMoCo“ näher angesehen. Ulli Buchta hat die raren Stücke photographiert ...
1952 verwendete die Ford-Tochter Lincoln den Namen erstmals für ein Serienmodell, von 1962 bis 1964 gab es von der britischen Ford-Niederlassung den „Ford Consul Capri“, ein Coupé des barocken Ford Consul Classic, und von 1968 bis 1986 durfte das populäre, europäische Sportcoupé in drei Generationen den Namen tragen. Der vierte, weitgehend unbekannten Capri stammt von der australischen Tochter der „FoMoCo“. Anfangs wurde in Geelong der Ford T aus von Kanada gelieferten CKD-Bausätzen assembliert. 1928 wurde - parallel mit anderen Werken - auf den Ford A und 1932 auf den Ford V8 umgestellt. Aber nicht nur „amerikanisches“ fand sich im Programm von Ford Australia - die Firma übersiedelte übrigens 1959 von Geelong in das knapp 100 km entfernte, nördlich von Melbourne gelegene Campbellfield - sondern bei den kleineren Modellen holte man sich Anleihen in England - Anglia, Escort, Cortina, ... - und später bei Konzernschwester Mazda in Japan. Aus dem Mazda 626 wurde der Ford Telstar, und - allmählich kommen wir zu unserem Titelhelden - auf Basis des Mazda 323 entstand der Capri. Der Ford (Mercury) Capri, firmenintern als Typ SA30 benannt, war ein kleines Cabriolet, dessen Mechanik - Motor, Frontantrieb, Achsen, etc. von der sechsten Generation des Mazda Familia (alias Mazda 323) entstammten, und den Capri so zum „Halbbruder“ des (australischen) Ford Laser machte. Mit Servolenkung, elektrischen Fensterhebern und Aussenspiegeln, serienmäßigem Radio, Airbag, Alufelgen, ... - Hardtop, Tempomat und Klimaanlage waren optional - war der Capri für seine Zeit gut ausgestattet, aber auch nicht ganz billig. 1991 kam der „normale“ Capri in Deutschland auf DM 38.500,- - ein Golf Cabrio - immerhin ein vollwertiger Viersitzer - lag in diesem Jahr je nach Ausstattung zwischen 34.800 und 40.235 DM. Der durchschlagende Erfolg wollte sich dort allerdings nicht einstellen, denn einerseits erwarb sich der Capri rasch einen wenig beneidenswerten Ruf als unzuverlässiges Fahrzeug - teilweise zu Unrecht, denn technisch und motorisch war der Capri tadellos, aber das Verdeck erwies sich als nicht besonders wasserdicht. Ford behob die Probleme rasch, aber das Image hatte bereits gelitten. Für 1990 wurde aus dem „B6-2E“ der „B6D“ mit nunmehr zwei obenliegenden Nockenwellen und einer auf 102 PS gesteigerten Leistung. Ein Jahr später gab es für den Capri nur mehr mit diesem Motor.
Von den in Summe 66.279 gebauten Exemplaren blieben gut 10.000 (rechtgesteuerte) in Australien, Neuseeland und Südostasien, der Löwenanteil - mehr als 55.000 Stück - ging in die USA, und einige Exemplare fanden ihren Weg nach Europa, eine handvoll davon sogar nach Deutschland und Österreich, wo sie heute umhegte Raritäten sind.
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