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Donnerstag, 25. April 2024
Borgward Welttreffen Drucken E-Mail
Geschrieben von Joe Mecl   

Heft bestellen - Borgward Welttreffen

Das 2. Borgward Welttreffen fand im Mai 2016 in der Hansestadt Bremen statt.

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Borgward ist ein Markenname unter dem zwischen 1939 und 1963 rund um Bremen Personen- und Lastkraftwagen hergestellt wurden. Borgward war von 1920 bis 1969 Namensbestandteil verschiedener Unternehmen, die teils nacheinander, teils nebeneinander existierten. Alle diese Unternehmen waren durch anteiligen oder vollständigen Besitz oder durch Gründung mit dem Ingenieur und Automobilfabrikanten Carl Friedrich Wilhelm Borgward (1890 – 1963) verbunden.


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Das Ziel: „Ich will Autos bauen“, setzte er sich schon als Heranwachsender und verfolgte es gradlinig, nur unfreiwillig und durch seine Militärdienstzeit unterbrochen: Schlosserlehre, Ingenieurausbildung am Technikum, Tätigkeit als Konstrukteur und Ingenieur. 1919 wurde er Teilhaber einer kleinen Bremer Firma. Dieses Unternehmen, das er später übernahm, baute er zum Zulieferbetrieb für die Autoindustrie aus, – bekannt die Kühler! Ab 1924 stellten sie das Dreiradfahrzeug „Blitzkarren“ her mit einer Ladekapazität von fünf Zentner. 1925 trat der Kaufmann Wilhelm Tecklenborg in das Unternehmen ein. Tecklenborg verkaufte eine größere Anzahl von Blitzkarren an die Reichspost. Ab 1931 produzierte Borgward den„GoliathPionier“, einen Zweisitzer mit 200-ccm-Ilo-Zweitakter im Heck, Leistung 5,5 PS. Dieser war 1931/32 das meistproduzierte Personenauto in Deutschland. 1930 schloss man das Hansa-Lloyd-Werk in Varel. Die beiden Unternehmen Hansa-Lloyd und Goliath wurden verschmolzen und firmierten ab 31. Dezember 1931 als „Hansa-Lloyd und Goliath-Werke Borgward & Tecklenborg OHG“. Fünf Jahre später erzeugte er bereits kleine Lieferwagen und in weiteren fünf Jahren richtige Personenwagen. Um dieses Ziel auf Dauer zu garantieren, musste er seine Fahrzeuge mit Gewinn verkaufen. Dabei wollte Carl Borgward die höchstmögliche Freiheit haben, oder: er wollte, dass ihm niemand ins Geschäft hineinreden konnte.


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Deshalb machte er sich frei von Teilhabern, verzichtete auf die Gründung einer Aktiengesellschaft, und lehnte jegliche Fusion mit anderen Automobilfabriken ab. Er verzichtete auf eine Hausbank und auf Bankkredite. Seine Strategie war einfach: Das Geld, das hereinkam, wurde zur Zahlung der Löhne und Materialkosten verwendet. Was übrig blieb, investierte er in Werkzeugmaschinen, Gebäude und Entwicklung. Darum war er von Lieferanten unabhängiger und immer mehr Teile wurden in seinen Betrieben produziert. Eine eigene Leichtmetallgießerei gehörte zur Borgward-Gruppe, war der Zusatzeffekt eine Reduzierung der Umsatzsteuer. Er bevorzugte viele kleine Kunden, statt einiger weniger Großkunden. Großkunden können Einfluss auf Geschäftspolitik und Konstruktion nehmen. Auf einen Großkunden allerdings ließ sich Borgward ein: seine Firma entwickelte und baute Lastkraftwagen und Waffen für das deutsche Militär. Ein Bereich, der ihn von der Technik-seite wenig interessierte, der aber als Geldbringer willkommen war.


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In den Jahren 1933 bis 1934 baute Borgward das erste vierrädrige Automobil: Hansa 400 und 500 mit 12 bzw. 14 PS. Am 23. September 1933 machte Hitler den Spatenstich zur ersten Autobahn. Das Projekt „Reichsautobahn“ wird Millionen Arbeitslose von der Straße holen. Dem aufstrebenden Carl Friedrich Wilhelm Borgward kommt die gesamte politische und wirtschaftliche Entwicklung entgegen. Von einem Aschenbrödeldasein der Automobilindustrie konnte keine Rede mehr sein. In dem Borgwardwerk macht sich ein Produktionsschub bemerkbar. Borgwards und Tecklenborgs Auftragslage im ersten Quartal 1934 hatte sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Den Hauptanteil in ihren Bestellbüchern bildeten Lastkraftwagen. In den Jahren 1934 bis 1940 baute man den Hansa 1100 mit 27,5 PS als Limousine und als 2-Fenster Cabriolet. Mit dem Hansa 1100 war der Durchbruch zum „richtigen Auto“ gelungen. „Das Bestechende an ihm ist der Motor“ lobt die Allgemeine Automobilzeitung und fährt in diesem Tenor fort ... „Beim Hansamotor ist festzustellen, dass er an Laufruhe, mechanischer Geräuschlosigkeit, aller Motoren die uns bekannt sind, überlegen ist“. Dieser Testbericht stellte den Ritterschlag Borgwards dar. Er war nun endlich angekommen, wo er von Jugend an hingewollt hat: bei der Konstruktion und Produktion von komfortablen Automobilen. Dem für RM 2.950,- angebotene Hansa 1100 folgte alsbald der um RM 500 teurere, gleichfalls vorne und hinten mit Schwingachsen versehene 6-Zylinder-Pkw Hansa 1700, der schon auf eine Geschwindigkeit von mehr als 100 Kilometer pro Stunde schafft. In diesen Jahren gab es drei separat geführte Produktionen: den Hansa Lloyd Lastwagen, die Hansa Personenwagen und die Goliath Lieferwagen.


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Die Firmenpartnerschaft mit Tecklenborg wurde 1937 aufgelöst und Tecklenborg bekam eine Abfindung von vier Millionen Reichsmark (ca. EUR 16,5 Mio). Borgward war nun alleiniger Eigentümer und setzte seinen Erfolgskurs fort. Die produzierten Fahrzeuge wurden immer größer. Dies zeigt sich mit den Sechszylindermodellen Hansa 1700, Hansa 3500 „Privat“ und Borgward 2300. Im Lkw-Bereich war Borgward einer der bedeutendsten Produzenten im Deutschen Reich.


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Im zweiten Weltkrieg, im Oktober 1944 wurden das Werk Bremen zu 58 Prozent und das Goliath-Werk in Hastedt zu 87 Prozent zerstört. Nach Kriegsende bauten Mitarbeiter aus noch vorhandenen Teilen im Werk Sebaldsbrück das frühere Lkw-Model B 3000 weiter und fertigten mit den wieder instandgesetzten Maschinen neue Teile. Da Carl Borgward wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP neun Monate in amerikanischer Haft war, wurden von Wilhelm Schindelhauer als Verwalter die Betriebe weiter geführt. Im Sommer 1948 nach der Entnazifizierung durfte er wieder seine Werke betreten. Während der Haftzeit entstand der Entwurf für den Borgward Hansa 1500. Ab 1952 baute man den Borgward Hansa 2400, Isabella, P 100, und „Arabella“.

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Im Jahre 1951 entschied Carl Borgward in den Rennsport einzusteigen Schon vor dem Zweiten Weltkrieg träumte Carl Borgward von Erfolgen auf den internationalen Rennpisten. Im Sommer 1952 realisierte er schließlich seine Motorsportaktivitäten. Zahlreiche Rekorde konnten seine Rennsportwagen erzielen und eine Vielzahl von Spitzenplatzierungen nach Bremen holen. Der INKA-Rekordwagen auf Basis Hansa 1500, auf der Rekordstrecke von Monthléry bei Paris, auf dem Nürburgring belegten Karl-Günther Bechem/Theo Helfrich/Adolf Brudes aus Hansa 1500 RS Platz 3 im Gesamtklassement, oder beim Avus-Rennen in Berlin. Die 24 Stunden von Le Mans zählten ebenso dazu. Borgward lieferte die Motoren für das britische BRC-Cooper-Team, mit dem Stirling Moss 1959 den Formel-2-Titel sicherte. Dieser RS-Motor wurde weiter entwickelt und 1963/64 beim Team Borgward-Kuhnke-Lotus im Lotus 18 in der Formel 1 eingesetzt.

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 Mit dem Goliath-Rekordwagen von 1951 stellte man 38 Geschwindigkeitsrekorde in den Klassen bis 750 und 1200 ccm auf. Für die Teilnahme an der Rallye Monte Carlo wurden vier Alexander TS angemeldet, jeder fuhr von einen anderen Startort ab: Lissabon, Den Haag, München und Stockholm. Die Alexander TS waren im Werk vorbereitet worden. Auf dem Dach waren angeschlagene Reservescheibenwischer und es gab noch Jodscheinwerfer. Da Spikes verboten waren, hatte man Metallspäne in das Profil hineingearbeitet, welche die Sportkommissare bei den neuen Reifen am Start nicht sehen konnten. Erst mit etwas Abnutzung kamen sie zum tragen und halfen gerade bei Glatteis die Spur zu halten. Die 12 Stunden von Hockenheim war eine Dauer- und Verbrauchprüfung: am Start ein Lloyd Kombi, der auf Geschwindigkeit fuhr und unangefochten den 1. Platz erreichte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 115,1 km/h und Verbrauch von 7,7 l/100 km, dicht gefolgt von einen Alexander TS. Den dritten Platz erfuhr ein NSU Prinz. Dieses Team zweifelte den Erfolg der beiden Alexander an. Die Autos wurden überprüft, dabei stellte sich heraus, dass der NSU nicht seriennah war. Somit rückte ein weiterer Alexander TS auf Platz 3 auf. Die Sportkommission bestätigte, dass Lloyd die Siege mit reinen Serienfahrzeugen gewonnen hatte.


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1959 auf der IAA in Frankfurt stellte man den Borgward P 100 2,3 Liter Prototyp mit dem neu entwickelten Luftfederungssystem vor und wurde in diesen Modelltyp verbaut. Noch im Juni 1959 werden die ersten Angebote für den Serienhubschrauber KOLIBRI verschickt. Für DM 198.000,- bietet Borgward den dreisitzigen Hubschrauber an, der für Polizei-, Zoll- und Grenzeinsätze, Luftraumverteidigung, Rettung sowie Feuerschutzdienste konzipiert wurde.


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Es ist erstaunlich welche Anzahl an Fahrzeugtypen in den verschiedenen Kategorien, ob PKW oder LKW, auch während des Krieges gebaute Fahrzeuge entstanden. Halbkettenfahrzeuge, 30-Tonnen-Panzer mit abnehmbaren Ketten somit die Weiterfahrt auf schusssicheren lenkbaren Reifen, mit Ketten angetriebenen Minenräumfahrzeuge, der Schwimmwagen Typ 509, ja selbst Torpedos wurden in den Borgward-Produktionshallen gebaut.


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Carl F. W. Borgward – er war der Boss, der Alte, der Dicke. Hinter seinen Namen verbirgt sich ein Weltkonzern mit drei Automobilmarken, „Hansa, Lloyd und Borgward“. Und ein Mythos, der heute noch, mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Untergang des Bremer Imperiums, kaum an Strahlkraft und Legende verloren hat. Das Lebenswerk ist sagenumwoben, ebenso seine Person. Er gilt als hemdsärmeliger Selfmademan, begnadeter Konstrukteur, innovativer Techniker. So außergewöhnlich seine Biographie und sein Wirken war, so bemerkenswerter ist auch sein automobilistisches Schaffen: Die ersten Fahrzeugkonstruktionen in den 20er-Jahren und der steile Aufstieg in den 30ern. Rüstungsbetrieb in den Kriegsjahren und die nahezu vollständige Zerstörung der Produktionsstätten durch Luftangriffe. Der Neuanfang, der Höhenflug in der Zeit des Wirtschaftswunders, der aufsehenerregende Konkurs 1961.


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1961 geriet die Unternehmensgruppe, welcher der größte Arbeitgeber in Bremen war (mit bis zu 22.000 Mitarbeiter), in finanzielle Schwierigkeiten, die nach einem bis heute umstrittenen Krisenmanagement zum Untergang des Unternehmen und der Marke Borgward führte.

Zum 125. Geburtstag von Carl F. W. Borgward veranstaltete das ARGE Borgward-world-meeting und die Stadt Bremen/Bremer Touristik-Zentrale, zum Gedenken das 2. Borgward-Welt-treffen.


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Rund 460 Teilnehmer präsentierten die Fahrzeuge aus der Borgward-Palette – vom PKW bis hin zum LKW. Aus sechzehn Nationen kamen die Borgwardbesitzer und Sammler zu dieser 125. Geburtstagsfeier von Carl F. W. Borgward. Mit Sonderausstellungen, Podiumsdiskussionen mit ehemaligen Mitarbeitern, einen Teilemarkt, dem Bühnenprogrammen: Borgward – anders als immer? Wie Goliath, Arabella und Co ins „Rollen“ kamen! Mehrere Ausfahrten in Gruppen und eine Autoversteigerung von 10 Borgward-Oldtimern aus der „Kröll“ Sammlung fanden statt. An der „Waterfront“ haben sich die Teilnehmer eingefunden sowie ein überaus fachkundiges Publikum. Das vielfältige Programm mit Live-Musik, Theater sowie die Präsentation der Fahrzeuge auf diesem Gelände. Die Begrüßung zu dieser Geburtstagsfeier von Carl F.W. Borgward wurde von Frau Monica Borgward/Tochter) und Herrn Christian Borgward (Neffe) vorgenommen, und die Produktion des neuen Borgward vorgestellt welcher ab kommendem Jahr im Handel ist. Der Stammtisch in der Union Brauerei ist bestens angekommen, ein angeregter Gedankenaustausch und ein gemütlicher, an einem frühlingshaften Abend, verleiteten zu einem längeren Verbleib. Ein Schiffshuttle-Verkehr mit historischen Schiffen brachte die Teilnehmer zum Schuppen EINS in dem eine Sonderausstellung mit seltenen Borgward-Fahrzeugen und der Saisoneröffnung dieser gezeigt wurden. Bremen, das pulsierende Herz Nordwestdeutschlands und der Heimatstadt der weltberühmten Bremer Stadtmusikanten, hat viele Gesichter. Eine Großstadt mit 1200 Jahren Tradition und Weltoffenheit, Geschichte, Tradition, Wissenschaft und HighTech. Bremen mit Bremerhafen ist das kleinste der 16 deutschen Bundesländer. Das unverwechselbare Wahrzeichen ist das prächtige Rathaus im Stil der Weserrenaissance und die ehrwürdige Figur des Roland auf dem prächtigen Marktplatz (UNESCO Welterbe seit 2004), der Schnoor – Bremens ältestes Stadtviertel, die ungewöhnliche Architektur der traditionsreichen Böttcherstraße oder der Bremer Dom. Der Seefahrerflair ist bis heute lebendig, Schiffe schauen, Schmausen, bummeln – kurz: Die Seele baumeln lassen.


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Die Korsofahrt mit den verschiedenen Autotypen, vom Dreirad, LKW, Bus und so manches seltene Automodel zum historischen Bremer Marktplatz mit Rathaus und Roland bildete den Abschluss der dreitägigen Geburtstagsfeier.

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