Die Frage nach dem ersten Automobil ist nur beantwortbar, wenn man sich darüber klar ist, was man unter Automobil versteht. Wenn man einen motorisierten Handwagen als Automobil bezeichnen will, hat eben Marcus um 1870 das erste Auto der Welt gebaut. Nach meinem persönlichen Dafürhalten, aber da bin ich völlig leidenschaftslos - war der Dampfwagen von Cugnot der erste nicht schienengebundene Selbstfahrer und das Benz-Dreirad mit seiner Fahrt von 1888 das erste Auto, und, wenn man auf vier Rädern besteht, dann halt Daimler?s Motorkutsche. Lenoir und Marcus liegen dazwischen. Ich bin weder der Meinung Karl Eders, daß sich die Sache im Kreis dreht, noch der von Charlie L., daß keine Seite positive Beweise anbieten kann. Hans Seper hat in den 1950/60er Jahre begonnen, das Marcusthema quellenkritisch aufzuarbeiten. Seither wird der ?Erste Marcus Wagen? mit 1870 und der zweite, bekanntere und im Wiener Technischen Museum ausgestellte, mit 1888/89 datiert. Jüngere Forschungen von Grössing, Bürbaumer, Hardenberg und andere haben Seper bestätigt. Die als offen angesehenen Frage nach dem Ursprung des unter Denkmalschutz stehenden ?Zweiten Marcus Wagen? ist beantwortet und die Aussage ist durch primäre Geschichtsquellen belegt: Die Geschichte des Wagens kann bis zum Kauf von der Erzeugerfirma durch den Österreichischen Automobilclub im Jahr 1898 lückenlos zurück verfolgt werden. Er wurde 1888/89 in Adamsthal, damals Mähren, heute Tschechische Republik, gebaut und erstmals, 10 Jahre später, nämlich 1898 auf der Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläums-Gewerbeausstellung einem breiten Publikum präsentiert. Primärquellen, welche auf ein anderes Baujahr schließen lassen könnten, gibt es nicht ? woher denn auch. Auch Alfred Buberl bleibt sie trotz gegenteiliger Behauptung in seinen beiden letzten Büchern schuldig. Der Spaß hört dort auf, wo Österreich lächerlich gemacht wird, nämlich mit der unrichtigen Behauptung, hier sei 1875 das Auto erfunden worden. Es nicht richtig, wenn in Deutschland Marcus außerhalb seiner Heimatstadt Malchin ?nicht einmal ignoriert? wird. Mit unbegründeten Behauptungen stößt man aber auf Ablehnung und erreicht gar nichts, wenn man Marcus den ihm zustehenden Stellenwert verschaffen will. Wen die Sache wirklich interessiert, soll sich das Buch von Hardenberg ?Siegfried Marcus? ? Mythos und Wirklichkeit - zu Gemüt führen. Für Leser mit wenig Zeit hat Seper die Sache sowieso im AC Dember 99/Jänner 00 unter ?Hofrats Geburtstag? (interviewt von Wolfgang Gruber) auf den Punkt gebracht. Eine Information zu Marcus habe ich mit Mattihas Drengk unter http://www.siegfried-marcus.de/ aufgebaut. Dort sind auch jede Menge Hinweise auf Literatur. Ich bin gerne dazu bereit, über das Marcus-Thema ?endlos? zu diskutieren, sofern Fakten anerkannt werden und auf unbewiesene Behauptungen verzichtet wird ? auf Polemik und rhetorischen Untergriffen sowieso. Günter Rott, Lichtenfelsgasse 9 8010 Graz