Im Daimler-Benz Museum in Stuttgart wurde mir von einem Führer des Hauses das bekannte Dreirad als erstes benzinbetriebene Automobil vorgestellt. Im Internet famd ich div. Beiträge eines Grazers über Siegfried Marcus, der lt. dessen Meinung zwar das erste benzinbetriebene Fahrzeug aber nicht Automobil bewegt habe soll. Da ich bislang der Meinung war, Siegfried Marcus hätte das erste Benzinautomobil geschaffen, wäre sicher nicht nur ich an einer Klärung der strittigen Frage interessiert

Hallo anonymer Interessent! Ich nehme an Du hast die Beiträge im oldtimerinfo.de Forum gelesen, dort gibt es auch ein Posting von mir, daß die Sache (Buberl contra Historiker) sich ziemlich im Kreis dreht (oder sich gar nichts tut). Aber vielleicht hast Du Zugang zu Informationen, die den Expertenstreit einer Klärung zuführen.

Ja, ja - das gute, alte Thema >>Marcus Wagen<<. Um das Erbauungsdatum der sogenannten Zweiten Marucs Wagen wird seit Jahrzehnten erbittert gestritten. Die Proponenten der verschiedenen Theorien bieten Jahreszahlen von 1875 bis 1888 (oder vielleicht soger früher oder später) an. Positive Beweise im Sinn von Quellen kann keine Seite anbieten! Also: Weniger Polemik und weiterforschen!

Die Frage nach dem ersten Automobil ist nur beantwortbar, wenn man sich darüber klar ist, was man unter Automobil versteht. Wenn man einen motorisierten Handwagen als Automobil bezeichnen will, hat eben Marcus um 1870 das erste Auto der Welt gebaut. Nach meinem persönlichen Dafürhalten, aber da bin ich völlig leidenschaftslos - war der Dampfwagen von Cugnot der erste nicht schienengebundene Selbstfahrer und das Benz-Dreirad mit seiner Fahrt von 1888 das erste Auto, und, wenn man auf vier Rädern besteht, dann halt Daimler?s Motorkutsche. Lenoir und Marcus liegen dazwischen. Ich bin weder der Meinung Karl Eders, daß sich die Sache im Kreis dreht, noch der von Charlie L., daß keine Seite positive Beweise anbieten kann. Hans Seper hat in den 1950/60er Jahre begonnen, das Marcusthema quellenkritisch aufzuarbeiten. Seither wird der ?Erste Marcus Wagen? mit 1870 und der zweite, bekanntere und im Wiener Technischen Museum ausgestellte, mit 1888/89 datiert. Jüngere Forschungen von Grössing, Bürbaumer, Hardenberg und andere haben Seper bestätigt. Die als offen angesehenen Frage nach dem Ursprung des unter Denkmalschutz stehenden ?Zweiten Marcus Wagen? ist beantwortet und die Aussage ist durch primäre Geschichtsquellen belegt: Die Geschichte des Wagens kann bis zum Kauf von der Erzeugerfirma durch den Österreichischen Automobilclub im Jahr 1898 lückenlos zurück verfolgt werden. Er wurde 1888/89 in Adamsthal, damals Mähren, heute Tschechische Republik, gebaut und erstmals, 10 Jahre später, nämlich 1898 auf der Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläums-Gewerbeausstellung einem breiten Publikum präsentiert. Primärquellen, welche auf ein anderes Baujahr schließen lassen könnten, gibt es nicht ? woher denn auch. Auch Alfred Buberl bleibt sie trotz gegenteiliger Behauptung in seinen beiden letzten Büchern schuldig. Der Spaß hört dort auf, wo Österreich lächerlich gemacht wird, nämlich mit der unrichtigen Behauptung, hier sei 1875 das Auto erfunden worden. Es nicht richtig, wenn in Deutschland Marcus außerhalb seiner Heimatstadt Malchin ?nicht einmal ignoriert? wird. Mit unbegründeten Behauptungen stößt man aber auf Ablehnung und erreicht gar nichts, wenn man Marcus den ihm zustehenden Stellenwert verschaffen will. Wen die Sache wirklich interessiert, soll sich das Buch von Hardenberg ?Siegfried Marcus? ? Mythos und Wirklichkeit - zu Gemüt führen. Für Leser mit wenig Zeit hat Seper die Sache sowieso im AC Dember 99/Jänner 00 unter ?Hofrats Geburtstag? (interviewt von Wolfgang Gruber) auf den Punkt gebracht. Eine Information zu Marcus habe ich mit Mattihas Drengk unter http://www.siegfried-marcus.de/ aufgebaut. Dort sind auch jede Menge Hinweise auf Literatur. Ich bin gerne dazu bereit, über das Marcus-Thema ?endlos? zu diskutieren, sofern Fakten anerkannt werden und auf unbewiesene Behauptungen verzichtet wird ? auf Polemik und rhetorischen Untergriffen sowieso. Günter Rott, Lichtenfelsgasse 9 8010 Graz

Die diskussion wird sich auch weiterhin im Kreis drehen, weil etstens Daimler Benz ein wirtschaftliches Interesse daran hat, im Stammbaum das erste Benzin-Automobil zu besitzen und zweitens mancher Forscher subjektiv und eigenwillig zwischen Fahrzeug und Automobil unterscheidet. Bei einer deratigen Interessenslage und Argumentation wird der unbefangene Interessent nur schwer zu überzeugen sein. Wieder winmal hat Meister Eder recht, eine dikussion wird sich auch in Zukunft leider im Kreis drehen. Schade um das Anliegen des Siegfried Marcus.

Die Tatsache, dass bedeutende Technikpioniere im Stammbaum großer Konzerne stehen, ist kein Zufall. Beispiele sind Bell, Linde, Siemens und Hatschek. Es ist für diese Firmen legitim, sich auf diese Wurzeln zu berufen, sofern sie bei der historischen Wahrheit bleiben. Mir ist nichts bekannt, dass sich DaimlerChrysler nicht daran hält. Im Gegenteil, diese Firma hat große Verdienste bei der Forschung über Siegfried Marcus erworben. Es ist jedoch ein großer Fortschritt, wenn sich die österreichische Oldtimerszene in der Diskussion über die sog. Erfindung des Automobils auf den Ersten Marcus Wagen konzentriert und dass der im Wiener Technischen Museum ausgestellte Zweite Marcus Wagen mit dem lange kolportierten Entstehungsjahren zwischen 1870 und 1875 in diesem Zusammenhang kein Thema mehr ist. Eine Tatsache, die auch Alfred Buberl und die Siegfried Marcus Forschungsgesellschaft durch Schweigen auf die Bücher von Bürbaumer, Hardenberg, Seper-Pfundner-Lenz zur Kenntnis genommen hat. Ich stimme zu, dass sich die Diskussion im Kreise dreht, wenn die unbeantwortbare Frage gestellt wird: - Wann war ein Fahrzeug zum ersten Mal ein Auto? - und damit vom eigentlichen Thema ablenkt, nämlich, welchen Anteil Marcus an der Entwicklung des Autos hatte. Auch die vom Interessent gestellte Frage nach dem ersten Auto ist so nicht beantwortbar, weil das erste Auto genau so wenig identifizierbar ist wie der erst Mensch. Sollte jedoch mit - im Kreise drehen - suggeriert werden, dass die jüngeren Forschungsergebnisse aus dem Kreis der Wiener Universitäten und der Technischen Universität Stuttgart auf einer Stufe und somit in einer Pattstellung mit der Behauptung - Der Zweite Marcus Wagen war 1870/75 das erst Auto der Welt - stehen, ist das eine Manipulation des uniformierten Interessenten, weil damit Tatsachen negiert werden. Wer sich wirklich für Marcus interessiert, kann über genug Literatur und Infos im Web verfügen. Günter Rott, Lichtenfelsgasse 9, 8010 Graz.